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angeleitet, sollte mit einem merkantilistischen, nach außen die heimische Wirtschaft schützenden Konzept einen solchen, deutsch geführten Großraum schaffen. Der Gedanke des Nachholens gegenüber den kolonialen Weltmächten Großbritannien und Frankreich findet sich in vielen Schriften auch der 1930er-Jahre wie z. B. bei Carl Schmitt. Sein 1938 veröffentlichter Aufsatz »Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte«91 leistete den Nationalsozialisten Vorschub für ihre völkisch argumentierte Expansionsstrategie, obwohl Schmitt diese nicht teilte, sondern von einer völkerrechtlichen Legitimation sprach.92 Seine Großraumordnung sah das Deutsche Reich im Kern, das sich auf die angrenzenden deutschen Siedlungsgebiete erweitern und diese Erweiterung durch Verträge mit den Nachbarstaaten absichern sollte.

      Auch während grausamster Kriegsverbrechen operierte die Berliner Propagandaabteilung mit dem Europabegriff und ließ Flugschriften entsprechenden Inhalts mit ihren Bombern über feindlichen Städten abwerfen. So z. B. während der eineinhalbjährigen Belagerung Leningrads, bei der über eine Million Menschen, meist am Hungertod, starben. Die Nazis glaubten offenbar, der russischen Zivilbevölkerung den »Endsieg« als gemeinsame europäische Zukunft vorgaukeln zu können.

      Oranienburg liegt eine knappe Autostunde von St. Petersburg entfernt direkt am Finnischen Meerbusen. Die abgewrackten Schiffe im kleinen Hafen zeugen von besseren Zeiten, als der kleine Ort noch Lomonossow hieß, benannt nach dem hier aufgewachsenen Michael Lomonossow, der zum Sinnbild des sozialistischen Aufstiegs geworden war, vom (tatsächlich gar nicht so) armen Bauernjungen zum weltweit bekannten Wissenschaftler. Heute heißt die Siedlung wieder Oranienburg, sicherheitshalber stehen beide Bezeichnungen auf dem kleinen Bahnhofsgebäude. Touristen verschlägt es hierher wegen des großen Palastes, den Peter der Große Anfang des 18. Jahrhunderts für seinen engsten Vertrauten, Fürst Alexander Menschikow, erbauen ließ. In keinem Reiseführer wird hingegen das interessante städtische Museum in der Innenstadt erwähnt, dessen größtes von drei Zimmern von der Belagerung Leningrads durch die Wehrmacht erzählt. Diese im sowjetischen wie postsowjetischen Diskurs als Blockade bekannte Aushungerung einer europäischen Großstadt dauerte vom September 1941 bis Anfang 1944 und kostete 1,1 Millionen Menschen das Leben. Auch Oranienburg war in dieser Zeit von deutschen Truppen eingeschlossen, von der Außenwelt abgeschnitten. In einer Vitrine des Stadtmuseums

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