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purem Egoismus nicht loslassen konntest, obwohl es die bessere Entscheidung gewesen wäre.«

      Proud holte tief Luft, er stand kurz vorm Explodieren, weil er diesen Müll einfach nicht mehr hören wollte und sie Wichtigeres zu tun hatten, als über Dinge zu lamentieren, die sowieso nicht mehr zu ändern waren.

      »Ich weiß nicht, was dein Problem ist, Kyle. Ob du den Scheiß glaubst, den du von dir gibst, oder ob du bloß eine Rechtfertigung suchst. Aber noch einmal vor die Wahl gestellt, würde ich wieder so handeln und Beth mein Blut geben. Weißt du, warum? Weil ich ganz genau weiß, dass Beth leben und kämpfen will. Dass sie längst begriffen hatte, wie viel von ihr abhängt und nicht der Typ ist, der vor so einer Verantwortung einfach davonläuft.«

      »Ich wollte nicht, dass sie stirbt«, erklärte Kyle mit einer Stimme wie Sandpapier, in der auch eine Art Rechtfertigung mitschwang, warum er nicht gehandelt, Proud aber letztlich auch nicht aufgehalten hatte. »Trotzdem hätte sie niemals ein Azrae werden dürfen. Das können die Seraphim nicht ungesühnt lassen.«

      Proud schnaubte verächtlich. »Und jetzt? Pisst du dir ins Hemd, weil ich gegen himmlische Gebote verstoßen habe? Na ein Glück für dich, dass ich mal wieder die Rolle des bösen Buben übernommen habe, der die Regeln missachtet. Soviel zu deiner Theorie des Heilsbringers. Die erfülle ich demnach wohl eher nicht. Wie schön, dass deine Weste dabei rein bleibt. Vielleicht macht man dich ja zum General, wenn die letzte Schlacht losgeht. Oder sie verleihen dir im Himmel einen Orden, wenn du ihnen meine Verfehlung bis ins Detail schilderst. Achte nur darauf, dabei ausreichend zu betonen, wie groß dein Opfer war, trotz deiner unendlichen Liebe ihren Tod in Kauf zu nehmen.«

      Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Kyle ihm nun doch die Faust gegen den Kiefer rammte. So hart, dass Proud mitsamt dem Stuhl nach hinten fiel. Mit einem Satz überwand sein Cousin den Tisch und schien ihn buchstäblich in den Boden stampfen zu wollen, aber er war schnell genug wieder auf den Beinen und konterte den Angriff, indem er Kyle am Arm packte und ihn einmal quer durch den Raum schleuderte. Krachend landete er im deckenhohen Bücherregal und blieb keuchend am Boden liegen.

      »Hör auf!«, brüllte Proud. »Wir stehen auf derselben Seite, verdammt noch mal. Glaubst du, ich wüsste nicht, wie sehr du leidest? Denkst du, es kümmert mich nicht? Ich lebe jeden Tag in der Angst davor, dich für immer an diesen Dreckskerl Greco zu verlieren. Oder jetzt an Magnus. Oder wer weiß, wer sonst noch versucht, jemanden von uns zu manipulieren und uns dann gegeneinander auszuspielen. Verdammt, Kyle, du und Beth, ihr bedeutet mir beide mehr als mein eigenes Leben, und ich tue, was immer ich für nötig erachte, damit wir alle heil aus der Sache rauskommen. Wenn ich dafür in der Hölle brenne, von mir aus. Ich hab’ diese verdammte Prophezeiung nicht gewollt und auch nicht die Rolle, die ich nun offenbar darin einnehmen soll. Aber weißt du was? Allmählich begreife ich, wie wichtig dieser Kampf ist. Wie wichtig er für Beth ist. Ich scheiß drauf, was sie ist, und erst recht auf das, was in den Schriften steht und gegen welche Gesetze ich damit womöglich verstoßen habe. Hauptsache, sie lebt. Der Rest ist mir egal. Sie ist mir jedes Opfer wert und wenn ich tausend Jahre dafür leiden muss. Was auch immer da auf uns zurollt, wir können es nicht aufhalten, aber wir werden das verdammt noch mal gemeinsam durchstehen, also reiß dich zusammen und hör auf, den Moralapostel zu spielen oder in Selbstmitleid zu versinken.«

      Entgegen seinem Willen hatte er sich regelrecht in Rage geredet, während Kyle sich langsam wieder auf die Füße rappelte und ihn anstarrte wie ein geprügelter Hund. Wut und Scham wechselten auf seinen Zügen, aber tief in Kyles Augen stand vor allem eines: Hilflosigkeit. Und die war es letztlich, die Proud wieder milder stimmte. Er rieb sich mit der Hand übers Gesicht, wobei die Stelle, an der Kyles Faust ihn getroffen hatte, unangenehm pochte. Es fiel ihm nicht leicht, sich innerlich zur Ruhe zu zwingen, aber wenn sie weiter aufeinander losgingen, half das niemandem. Am wenigsten Beth.

      »Hör zu, diese verdammte Prophezeiung ist auch nur von irgendwem geschrieben worden, der irgendwas erreichen wollte, Kyle. Die sind alle genauso verlogen wie weltliche Politiker. Uriel, Seraphim, Grigori, vermutlich sogar die Cherubim und unseresgleichen. Jeder hofft auf seine eigenen Ziele. Wir hängen da drin, und ich bin entschlossen, dass wir auch wieder da rauskommen. Aber dazu müssen wir zusammenhalten.«

      Er drehte sich um und ging zur Bar, um sich und Kyle einen Drink einzuschenken. Immer noch sichtlich verbittert, nahm sein Cousin das Glas zumindest entgegen.

      »Ich weiß, wir lieben sie nun mal beide«, sagte Proud. Es gab keinen Grund, das Offensichtliche zu leugnen. »Das mag uns zu Rivalen machen, aber ich bin ganz sicher nicht dein Feind. Begreif das endlich. Die Wahl trifft sie allein, wenn sie wieder aufwacht. Egal, wie die ausfällt, ich werde zu ihr stehen bis zum bitteren Ende. Ich denke, das siehst du genauso. Wir haben uns das nicht ausgesucht, aber Fakt ist, dass wir nicht zurück können. Du und ich, wir sind an Beth gebunden. Vielleicht macht gerade das ihre Einzigartigkeit in dieser Sache aus, und so sehr wir es uns auch wünschen, wir können nicht vor der Verantwortung davonlaufen, die uns auferlegt wurde. Aber wir haben wie Wahl, ob wir uns dabei von irgendwem benutzen lassen, oder ob wir selbst entscheiden, was wir tun. Also was ist? Kann ich auf dich zählen, Kumpel?«

      Er hob Kyle sein Glas entgegen und wartete. Nach kurzem Zögern gab sein Cousin endlich nach und stieß mit ihm an. »Für Beth.«

      Proud nickte. »Für Beth.«

      Synchron kippten sie den Drink hinunter.

      Einen Moment breitete sich Stille zwischen ihnen aus. Ein Nachfühlen, ob der Friede echt oder nur gespielt war – von beiden Seiten.

      »Es stimmt«, sagte Kyle schließlich, den Blick fest auf den Boden gerichtet. »Magnus hat mir eine Nachricht zukommen lassen.«

      Proud nickte, auch wenn Kyle es nicht sehen konnte, und wartete, ob sein Vetter noch ins Detail gehen würde.

      »Ich hab’ sie verbrannt. Ich denke, das spricht für sich, oder nicht?«

      Tat es das? Bei dem alten Kyle ja, bei dem Mann, der vor ihm stand … Proud wusste es nicht. Was er wusste war nur, dass sich gerade ein sehr fragiler Friede zwischen ihnen bildete, den sie dringend brauchten, wenn sie das hier überstehen wollten. Also schob er seine Zweifel beiseite und nahm Kyle wortlos in den Arm, der die Geste ebenso stumm erwiderte.

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