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garantiert uns, dass dort nicht andere Grigori auf uns warten? Um Zeyda zu töten, ehe wir den Schutz des Oberhauptes von L.A. erreichen?«, verlangte Rahul zu wissen, woraufhin die Zigeunerin – oder Strigoi, wie er sie genannt hatte – amüsiert lachte.

      »Ein bisschen viel Aufwand, den ich dafür betreiben würde, meinst du nicht, Azrae? Die Flugtickets sind nicht gerade billig, und so ein Schutzzauber kostet eine wie mich viel Kraft. Wenn mir euer Leben gleichgültig wäre, könnte ich euch auch denen da draußen überlassen.«

      »Es sei denn, jemand bezahlt dich gut dafür, dass du uns auslieferst.«

      Wenn seine Worte sie beleidigten, zeigte Kizmet es nicht. »Niemand bezahlt mich. Das solltest du doch wissen. Eine Strigoi dient nur einem Herrn, und einen Uriel interessiert kein Geld.«

      »Und wo ist dein Uriel jetzt?«

      Kizmet antwortete nicht, sondern kam noch näher, bis sie direkt vor Zeyda stand. Dass Rahul sich schützend vor sie stellen wollte, ignorierte die Strigoi einfach und schob ihn beiseite, als wäre der Todesengel nichts anderes als eine Strohpuppe. Instinktiv wollte Zeyda zurückweichen, aber Kizmet packte ihr Handgelenk und legte die Finger ihrer anderen Hand an Zeydas Schläfe. Unvermittelt setzte eine Flut von Bildern ein, die sie mit sich fortrissen. Rahul, Veer, das Zimmer, sogar die Grigori draußen in den Straßen und die Todesschreie der Menschen, die ihr vor Minuten noch Seelenqualen und Schuldgefühle bereitet hatten, wurden jäh bedeutungslos. Es gab nur noch sie und Kizmet und das, was sie von der Hexe erfuhr. Über ihre blonde Schwester und eine Bestimmung, die sich wie ein gähnender Abgrund unter ihr öffnete.

      Kapitel 6

      »Ich hasse Kinder!«, erklärte Prue mit Nachdruck und ließ sich stöhnend in einen der Sessel fallen.

      Greco schmunzelte amüsiert. »Dieses Kind solltest du lernen zu lieben. Es ist unser Schlüssel zur Macht. Vor allem jetzt, wo wir Beth verloren haben.«

      Die Antwort der Strigoi war ein abfälliges Schnauben. »Bedauerlicherweise. Aber wenn du mir mehr freie Hand gelassen hättest, wäre uns dieses Balg erspart geblieben. Und Beth sicher in unseren Händen.«

      Er verkniff es sich, die Notwendigkeit dessen erneut zu erläutern. Sie hatten das alles schon so oft durchgesprochen. Die Mühen nahm man schließlich nicht ohne Grund in Kauf. Den Zorn einer Hexe auf sich zu ziehen, die an niemanden gebunden war. Auch wenn sie inzwischen tot war, sie konnte ihnen immer noch Ärger machen und ließ nichts unversucht, das auch zu tun. Er blieb auf der Hut.

      »Ich hätte dieses Gör in der Mitte des Genfer Sees ertränken sollen, statt es zu retten«, schimpfte Prue weiter. Was seine Begleiterin störte, war eindeutig, dass dieses Kind keine Angst vor ihr hatte. Warum sollte es auch? Mit dem Blut, das durch seine Adern floss … Es musste solch ein Gefäß sein. Jedes andere würde bersten unter der Macht, die er dort hineinleiten wollte. Aber es war in der Tat nicht ganz unproblematisch, die Kleine gefügig zu halten. Nach den wenigen Stunden, die sie gemeinsam mit Beth verbracht hatte, entwickelte sie eine derartige Willensstärke …

      Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie auch Beth behalten hätten, doch was dort am See geschehen war, warf ein völlig neues Licht auf alles. Eröffnete neue Möglichkeiten, über die er erst noch genauer nachdenken musste. Eines nach dem anderen. Jetzt galt erst einmal Heather seine Aufmerksamkeit.

      »Tzetzetze!«, tadelte Greco seine Strigoi und hob drohend den Zeigefinger. »Vergiss nicht, wie wichtig sie für uns ist. Wo uns die hübsche Lieblingstochter von Onkel Samuel nun leider abhandengekommen ist.« Für Beth’ Tod würde noch jemand bluten, das stand fest. Sehr oft – und sehr lang. »Die Surferin bist du ja bald wieder los. Aber auch sie wird uns unserem Ziel näherbringen. Bald ist es so weit, und wir können uns auf den Weg machen. Es wäre schön, wenn wir dem dunklen Prinzen dann um eine Nasenlänge voraus wären.« Der Gedanke an Proud löste gemischte Gefühle in ihm aus. Er konnte nicht umhin, ihn zu bewundern, obwohl er ihn gleichzeitig hasste, weil er seinen Plänen im Weg stand. Er hatte sein Mädchen verloren, und dennoch gab er nicht auf, für das zu kämpfen, woran sie geglaubt hatte. Das, wofür sie stand. Er bewahrte ihr Erbe. Schon etwas, wofür er ihm Respekt zollte. Vor ein paar Monaten hätte er eher gedacht, dass Proud sofort wieder zum süßen Leben zurückkehren würde, dankbar seine Pflichten los zu sein. Entweder er hatte sich getäuscht, oder aber der kleine Halbengel hatte den dunklen McLean-Bruder mehr verändert, als sie alle vermutet hatten.

      Ärgerlich schüttelte Greco den Kopf, um seinen Widersacher zu vertreiben. »Das bringt mich übrigens zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung. Wir brauchen jemanden, der sich um die kleine Surferin kümmert. Sie ist noch nicht an einen Azrae gebunden«

      Prue war anzusehen, was sie davon hielt. Sie mochte sich fügen, das bedeutete nicht, dass sie entzückt war.

      »Sie hat noch kein Mal. Woher willst du wissen, dass sich die Mühe überhaupt lohnt?«

      Er konnte darüber nur den Kopf schütteln. »So versessen wie sie auf das Wasser war? Es sollte schon mit dem Teufel zugehen, wenn sie dann urplötzlich ihre Verbundenheit zur Erde, dem Feuer oder dem Wind entdeckt.«

      Sein eigenes Wortspiel amüsierte ihn. Mit dem Teufel zugehen … Apropos, wo sie gerade davon sprachen.

      »Wir sollten nach unseren Gästen sehen. Du nach den Mädchen. Und ich … werde im Keller ein wenig für Zerstreuung sorgen.« Das würde ein Spaß werden. Danach kümmerte er sich um den passenden Gefährten für Kim. Er hatte da schon jemanden im Auge, der zumindest vielversprechend war. Sofern er sich ködern ließ.

      »Ach, und bevor ich es vergesse. Kyle wird bald ein neues Elixier brauchen. Ich denke doch, du möchtest mir beweisen, dass du Lillith nicht unterlegen bist, nicht wahr?«

      Prue verengte ob dieser Herausforderung ihre Augen wütend zu Schlitzen. Es war immer gut, wenn man einen gewissen Anreiz schaffen konnte.

      »Perfekt! Ich sehe, ich kann wie immer auf dich zählen.«

      »Lillith!« Samuel war sichtlich überrascht, sie zu sehen. Sofort blickte er hinter sie in die Dunkelheit, doch Lillith beruhigte ihn, dass sie allein war.

      »Magnus ist nicht hier, er darf auch nicht erfahren, dass ich zu dir komme, denn worum ich dich bitten möchte, wird ihm nicht gefallen.«

      Samuel runzelte die Stirn, bat sie jedoch herein. Lillith betrat das Haus mit gemischten Gefühlen. Ihre Gedanken weilten bei Malory … bis zu dem Moment, als sie den Salon betrat und Valerie mit dem Mädchen dort sitzen sah. Ihre Augen weiteten sich vor Verblüffung. Sie blieb im Türrahmen stehen und wandte sich fragend Sam zu, der ihr lächelnd folgte.

      »Du hast es nicht erwartet, wie ich sehe.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Es war Valeries Idee, und ich denke, es ist gut so.«

      Sie sah die Wärme in seinem Blick und musste schlucken. Sein Herz wusste längst, was sein Verstand noch nicht begriffen hatte. Doch es war nicht an ihr, ihn darauf hinzuweisen. Er würde es früh genug erkennen. Jetzt galt es, Beth zu helfen. Prouds Bitterkeit berührte sie sehr, denn es war nicht die Wut auf sie oder der Spott, weil sie versagt hatte. Es war seine Sorge und Angst um die Frau, die er liebte. Die Furcht, ihr mehr geschadet als genutzt zu haben. So war es nicht. Das würde er bald schon erfahren.

      »Können wir ungestört reden?«, fragte Lillith und wandte Valerie und Malory wieder den Rücken zu, ohne die beiden auch nur begrüßt zu haben. Das mochte unhöflich sein, was nicht in ihrer Absicht lag, doch die Zeit drängte.

      Sam runzelte erneut die Stirn, diesmal ernsthaft besorgt, da der Ton in ihrer Stimme die Dringlichkeit verdeutlichte.

      »Sicher. Komm mit.«

      Sie verließen die beiden Frauen, wobei Lillith noch einmal prüfend auf den Bauch der jungen Nephilim blickte. Sie lauschte. Der Herzschlag des Kindes war ruhig und gleichmäßig. Es ruhte. Es nahm sich Zeit. Das war gut. Mehr

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