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sein Gewand von sich und rennt davon. Für Josef ist klar: Er war zwar ein Arbeitersklave, aber er will nicht zum Sklaven der (fremden) Lust werden.

      DER FLUCHT FOLGT GEFÄNGNIS

      Mich beeindruckt, mit welcher Nüchternheit Josef die Situation durchschaut. Bestimmt war Potifars Frau schön, vermutlich sogar ziemlich hübsch. Aber Josef lässt sich davon nicht blenden. Er denkt nicht daran, wann er zum letzten Mal mit einer Frau zusammen war. Er erfindet auch nicht irgendwelche fadenscheinigen Ausreden wie »Einmal ist keinmal. Das ist doch nicht so schlimm!« Josef bleibt eine loyale und integre Persönlichkeit. Er schläft nicht mit der Frau seines Chefs, sondern ergreift die Flucht. Er weiß, welchen Schaden sein Verhalten zur Folge hätte: Er würde seinen Chef betrügen, dem er viel zu verdanken hat, und letztlich würde er gegen Gott sündigen (vgl. 1. Mose 39,9). Josef bleibt integer, obwohl ihn sein Verhalten später ins Gefängnis bringt.

      Auch wenn ich im Alltag nicht in einem Palast in Versuchung geführt werde, so ist das Grundproblem doch auch heute dasselbe: Als Mann bin ich für visuelle Reize empfänglich und ein Klick im Internet, ein Kinospot oder ein Besuch im Freibad genügen, um viel nackte Haut zu sehen. Die Bibel spricht hier ein heikles Thema für uns Männer an: Wie steht es um unsere Sexualität? Welchen Stellenwert hat sie im Vergleich mit Gott? Josef achtet Gottes Gebot, dass Sexualität jenseits des eigenen Ehepartners keinen Platz hat. Dass Josef davonrennt, mag drastisch aussehen, aber vermutlich ist es genau das Richtige: Josef flieht, wo die Versuchung zu groß wird. Das will ich mir zum Vorbild nehmen und keinen zweiten Blick riskieren, wenn ich das nächste Mal auf diesem Gebiet versucht werde. Wenn es stimmt, dass unsere Gedanken von heute unsere Taten von morgen prägen und mitbestimmen, dann will ich Gott für das Geschenk der Sexualität danken und sie exklusiv im Rahmen der Ehe freudig erleben.

CHALLENGE:Such dir einen guten, verschwiegenen Freund, mit dem du über das Thema sexuelle Versuchung sprechen kannst. Mögliche Fragen: Wo bin ich in einer ähnlichen Gefahr wie Josef? Wo sind meine Blicke und Gedanken bei anderen Frauen anstatt bei meiner eigenen? Wo bin ich als Mann versucht, mich an etwas zu vergreifen, was mir nicht gehört? Wie gehe ich mit dem Internet um?

      POWERBANK

      Filmtipp: Die biblische Josef-Geschichte als moderner Spielfilm im 21. Jahrhundert auf DVD: »Der Träumer« (SCM Hänssler)

      ANDREAS SCHMIERER

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      09. MOSE – Vom Trauma zum Segenträger – »Der Name ist ein Makel. Er ist kein Adels- und Schönheitsprädikat.« – Bibelstelle: 2. Mose 2-3Kap

      MOSES START ins Leben würde man heute als frühkindliches Trauma bezeichnen. Augenfällig wird das Trauma besonders im Namen: Das Kind hat keinen; zumindest ist er uns nicht überliefert. Als das Kind aus dem Gröbsten raus ist und von seiner Mutter im Palast abgeliefert wird, bekommt er einen ägyptischen Namen verpasst: Mose – der aus dem Wasser Gezogene. Was für ein Makel! Mose war sicher alles andere als begeistert, wenn es hieß: Aus-dem-Wasser-gezogen – bitte reinkommen zum Essen. Der Name ist ein Makel. Das ist kein Adels- und Schönheitsprädikat. Mit diesem Namen wird der Junge jedes Mal an seine unsaubere, unklare, zweifelhafte Herkunft erinnert. Dieser Name prägt Moses Sein.

      Ja, die inneren Wunden, die uns zugefügt wurden, die Makel, die über unserem Leben ausgesprochen wurden, können wehtun und schmerzen. Doch an Mose wird deutlich: Die Verletzung trägt auch den Kern eines großartigen Retters in sich. Gott hat nämlich die Größe, sich für seine Rettungspläne diejenigen herauszugreifen, die offensichtlich einen Sprung in der Schüssel haben, die erniedrigt worden sind, die sich zerrissen und unheil vorkommen. Die Heils- und Heilungsgeschichte Gottes kann aus »Aus-dem-Wasser-Gezogenem« »Aus-dem-Wasser-Zieher!« machen.

      DIE CHANCE DES ERSCHRECKENS

      Irgendwann als junger Mann macht es bei Mose Klick. Er erkennt: Ich bin zwar als Ägypter erzogen, aber von der Hautfarbe, vom Denken und vom Sein bin ich ein Hebräer. Er identifiziert sich schließlich mehr mit den Unterdrückten als mit den Unterdrückern. Auf einer Baustelle kommt es zum Crash. Sein Kindheitstrauma, sein Frust, seine Zerrissenheit … alles bricht sich in einem unreifen Konfliktverhalten Bahn. Mose tickt aus. Er erschlägt einen Ägypter. Damit schießt er sich in zweifacher Weise ins Abseits: Er verliert seinen Status als Adoptivsohn und die, für die er glaubte zu kämpfen, lehnen den Rächer der Entrechteten ab (vgl. 2. Mose 2,14).

      Mose stürzt ab in der Gunst der Ägypter und der Hebräer. Er wollte das Gute, doch heraus kam das Schlechte. Er erschrickt. Er flieht. Er rastet schließlich an einem Brunnen – im Alten Orient der Mittelpunkt des sozialen Lebens. Die Aus- und Reifungszeit bedeutet, nicht abzutauchen ins Abseits, sondern sich gerade in den Alltäglichkeiten, im normalen neu zu bewähren. Jetzt gilt es, selber Wasser zu schöpfen und anderen das Wasser zu reichen. Dort, im Vollzug des Alltags, reift der Charakter nach. Am Brunnen tritt er wieder als Beschützer der Unterdrückten auf. Aber diesmal ganz anders. Nicht mehr sein Ego, sein Bedürfnis oder seine unverarbeitete Geschichte steht im Vordergrund, sondern der Andere, die Anderen. Die Konfliktbewältigung geht diesmal ohne einen Toten vonstatten (vgl. 2. Mose 2,17). Im Gegenteil: Mose fliegen die Herzen zu. Es scheint so, als wäre Gott im Geheimen bereits dabei, Moses Wesen und Temperament für dessen Lebensaufgabe, die Befreiung aus der Sklaverei, vorzubereiten.

      VOM HERAUSGEZOGENEN ZUM HERAUSZIEHER

      Mose arbeitet an sich und lässt an sich arbeiten. In der Mitte und in der Hitze des Lebens reift er zum Retter. Der Spottname »der aus dem Wasser Gezogene« wandelt sich hin zum »der andere aus dem Wasser zieht!« Gott verwandelt die Defizite in Stärken. Nun heißt es über ihn: »Er war ein zurückhaltender Mann, demütiger als alle anderen Menschen auf der Welt« (4. Mose 12,3 HfA).

FRAGEN:• Welche Kindheitswunden schleppst du mit dir herum? Was haben sie mir dir gemacht?• Wo hat Gott aus diesen Schwächen Stärken werden lassen?

      POWERBANK

      Notiere oder fotografiere dir diesen Satz. Halte dir diese Wahrheit in der kommenden Woche vor Augen:

      »Es kommt im Leben nicht so sehr auf die Siege an, sondern vielmehr darauf, wie man nach den Niederlagen weitermacht.«

      MIKE YACONELLI

      RÜDIGER JOPE

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      10. AARON – Eine echte Bank im Hintergrund – »Ohne Arons Nebenrolle hätte Mose längst aufgegeben!« – Bibelstelle: 2. Mose 4,13-17; 2. Mose 17,8-16Kap

      ICH werde es nie vergessen: Zusammen mit einem Freund wurde ich in eine Leitungsfunktion gewählt. Wir waren ein starkes Führungsduo – und was für eins. Offenbar erkannten das auch die anderen. Jedenfalls sparten sie nicht mit Lob. »Ihr seid wie Mose und Aaron«, meinte einer. Was für ein Kompliment! Ich freute mich, zumindest im ersten Moment, bis ich stutzig wurde und dachte »Moment mal! Wer ist nun eigentlich mit Mose gemeint und wer mit Aaron?« Ich wäre so gerne Mose gewesen …

      DER TEAMPLAYER HINTER DEN SIEGERN

      Während das Leben von Mose in mehrstündigen Millionen-teuren

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