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wobei die Betroffenen dabei Gefühle wie Angst und Schutzlosigkeit erleben und in Ermangelung ihrer subjektiven Bewältigungsmöglichkeiten Hilflosigkeit und Kontrollverlust empfinden.«2

      GEFÄHRDETES LEBEN

      Von allen biblischen Personen scheint mir niemand prädestinierter für eine PTBS als Isaak. »Schließlich kamen sie an die Stelle, die Gott Abraham genannt hatte. Dort baute Abraham einen Altar und schichtete das Holz darauf. Dann fesselte er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Abraham nahm das Messer, um seinen Sohn als Opfer für den Herrn zu töten« (1. Mose 22,9-10 NLB).

      Was für eine Horrorvorstellung: Dein eigener Vater fesselt dich, legt dich auf einen Altar und zückt ein Messer, um dich zu schlachten und seinem Gott als Opfer darzubringen. Da mischt sich Todesangst mit tiefster Enttäuschung und völligem Unverständnis. Ein solches Erlebnis wirst du dein Leben lang nicht mehr los, und eigentlich machst du angesichts eines solchen religiösen Fanatismus auch um Gott und seine Leute einen hohen Bogen.

      Doch Isaak scheint von alldem unberührt. Wir wissen nicht viel über Isaak. Von allen Patriarchen des Alten Testaments ist sein Leben am kürzesten und unspektakulärsten berichtet. Es ist ein gutes Leben. Isaak ist erfolgreich, glücklich verheiratet und Vater von Zwillingen. Er scheint ziemlich gesund zu sein, auch was seinen Glauben betrifft.

      Vielleicht wird bei der Auslegung der Geschichte mitunter übersehen, dass Isaak bereits 37 Jahre alt war. Also kein ergebenes Opfer, sondern ein erwachsener Mann, den sein alter Vater kaum ohne seine Zustimmung überwältigen konnte. Suizidal scheint er nicht gewesen zu sein. Vielmehr scheinen Isaak und sein Vater Abraham trotz der grotesken Situation, die wir Heutigen einfach nicht nachvollziehen können, von einem echten Vertrauen beseelt gewesen zu sein, dass Gott eine Lösung schafft. Woher nimmt Isaak dieses Vertrauen? Was macht ihn resilient gegenüber einer PTBS?

      GELIEBTES LEBEN

      Isaak ist ein Wunschkind. Seine Mutter liebt ihn über alles. Er ist von Kindesbeinen an religiös erzogen worden, als erster Jude wurde er am achten Tage beschnitten. Er ist der Träger einer Verheißung, die Gott der Familie gegeben hat. Wer mit einem solchen emotionalen Gerüst ausgestattet ist, den haut so schnell nichts aus der Bahn.

FRAGEN:• Gibt es Übertragungen in meinem Leben? Schlechte Erfahrungen mit Menschen, Verletzungen, die mein Gottesbild geprägt haben?• Welche guten, heilsamen Erfahrungen stehen dem gegenüber?

      POWERBANK

      Werde ein Erbsenzähler! Wenn die Seele verwundet ist, nimmt sie selektiv wahr. Wir beziehen negative Erfahrungen auf uns, verstärken diese, während wir positive Erlebnisse ausblenden. Man kann aktiv gegensteuern. Eine Zeit lang habe ich Erbsen gezählt: In meiner Hosentasche hatte ich einige Erbsen. Immer, wenn ich etwas erlebt habe, wofür ich dankbar war, habe ich eine Erbse in die andere Tasche gesteckt. Ich war erstaunt, wie schnell sich die eine Tasche leerte und die andere füllte – ohne den Erbsentrick hätte ich diese vielen tollen Momente glatt übersehen.

      Ähnlich habe ich es beim Bibellesen gemacht: Mit einem Textmarker habe ich die positiven Aussagen über Gott und mit einem anderen seine Zusagen an mich herausgestrichen. Ich war sehr erstaunt, wie farbig meine Bibel wurde – und wie sich mein Gottesbild veränderte.

      UWE HEIMOWSKI

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      07. JAKOB – Segen für einen schiefen Typen – »Gott kämpft für dich!« – Bibelstelle: 1. Mose 32,23-32Kap

      JAKOB ist eine faszinierende Person. Ein Typ mit Ecken und Kanten. Ein raffinierter Geschäftsmann, der seinem hungrigen Bruder das Erstgeburtsrecht für einen Teller Linsen mit Spätzle abluchst. Ein listiger Mann, der mit leckerem, gefälschtem Wild und angeklebtem Fell seinen blinden Vater täuscht, sich als Erstgeborener ausgibt und den Familiensegen erschleicht. Jakob bekommt den Segen und der Haussegen hängt schief! Jetzt muss er fliehen. Jahrelang arbeitet er bei seinem Onkel Laban, der ihn seinerseits übers Ohr gehauen hat. Jakob revanchiert sich und tritt den Heimweg an. Vor der Rückkehr zu Esau kommt es zum Showdown: Jakob kämpft mit Gott (vgl. 1. Mose 32,23-32).

      NEUER NAME, NEUES LEBENSPROGRAMM

      Jakob kämpft am Flussufer des Jabbok und ringt mit einer unbekannten Gestalt. Aus dem Kontext wird klar: Es geht um Gott. Ein heftiges Hin und Her. Schließlich bekommt Jakob einen neuen Namen: »Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel« (1. Mose 32,29). Warum bekommt er einen neuen Namen? Aus Jakob dem Lügner wird Israel. Dies bedeutet wörtlich »Gott wird streiten/kämpfen«. Das macht mich sprachlos! Der Jakob, der alles in der Hand haben will (z. B. seinen Bruder Esau bei der Geburt – deshalb heißt er auch Jakob, wörtlich Fersenhalter), bekommt von Gott die Zusage: »Ich kämpfe für dich! Deine Sorge um deinen Bruder, der auf dich wütend ist; deine Angst um deine Frau und die Kinder kannst du an mich abgeben. Hab keine Angst, vertrau mir. Meine Kraft genügt!« Das ist stark – Gott schenkt Gnade und zeigt: Es kommt letztlich nicht auf meine Energie und Leistung an. Jakobs Weltbild bekommt in diesem Moment eine unerwartete 180-Grad-Wendung. Sein ganzes Leben lang hat er sich abgerackert und mit Händen und Füßen versucht sein Leben in die Hand zu nehmen und jetzt sagt Gott: »Ich kämpfe für dich.« Heute. Hier. Jetzt. Im Beziehungsalltag, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz mit dem anstrengenden Kollegen …

      ENTLASTET UND VERÄNDERT

      Das entlastet mich, weil ich mich selbst so oft verkämpfe. Ich will, wie Jakob, ein Macher sein und bemerke dabei gar nicht, dass ich keinen Zentimeter vorwärtskomme. Jakobs Leben ändert sich nach dieser Begegnung mit Gott: Er erkennt, dass er von Gott geliebt ist; dass sein Wert nicht davon abhängt, wie raffiniert und klug er ist. Löst das alle Probleme Jakobs? Nein. Aber es ändert seine Perspektive und lässt ihn erwartungsvoll auf Gott schauen.

Nimm dir ein paar Minuten Zeit an einem ruhigen Ort und überlege, wo du in deinem Leben gerade Gottes Kraft und seine Weisheit besonders brauchst, z. B. am Arbeitsplatz, in der Ehe oder der Gemeinde. Bitte Gott dann, dass er sich der Sache annimmt, und sprich ein kurzes Gebet: Gott, du weißt, wie ich mit … zu kämpfen habe. Danke, dass du jetzt für mich streitest! Oder noch etwas plastischer: Nimm dir ein paar große Kieselsteine und schreib mit einem wasserlöslichen Stift deine Sorge drauf. Und dann mit viel Schwung ab damit ins Wasser! Gott kümmert sich – er wird für dich streiten!

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      Lesetipp: Wer in die ganze Jakob-Story eintauchen will, dem empfehle ich das Buch von Leo Bigger (Fontis).

      ANDREAS SCHMIERER

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      08. JOSEF – Versucht, aber integer – »Wie steht es um unsere Sexualität?« – Bibelstelle: 1. Mose 39,7Kap

      IHR VERHALTEN war klar! Sie wollte mehr. Potifars Frau hatte nicht nur ein Auge auf Josef geworfen, sondern ihrem Begehren deutlich Ausdruck verliehen: »Schlaf mit mir!« (1. Mose 39,7 HfA). Der Sklave Josef, der nach Ägypten verkauft wurde, kommt in eine brenzlige Situation. Potifar, der Finanzminister des Pharaos, hat ihn zum Verwalter seines Hauses bestimmt und jetzt soll er mit dessen Frau schlafen? Josef reagiert schnell:

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