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Jeder der beiden Brüder gibt als Zeichen des Dankes etwas von dem zurück, was Gott geschenkt hat: Abel von den Tieren seiner Herde, Kain von der Ernte seines Ackers. Gott reagiert allerdings unterschiedlich. Abels Opfer sieht er gnädig an, Kains Opfer verweigert er.

      Warum macht Gott diesen Unterschied? Diese Frage wird weder gestellt noch beantwortet. Man kann lange rätseln. Hat Kain nur minderwertige Gaben geopfert, Abel aber sein Bestes gegeben? Die spätere Deutung weist in diese Richtung (vgl. 1. Johannes 3,12; Hebräer 11,4). In der alttestamentlichen Geschichte bleibt diese Frage unbeantwortet. Vielleicht mit Absicht? So als wollte der Erzähler sagen: »Es gibt Ungleichheit und unfaire Situationen, die wir nicht erklären können. Gott schenkt dem einen ein lockeres Leben, den anderen mutet er ein schweres Schicksal zu. Die Warum-Frage ist von außen nicht zu beantworten!«

      Stattdessen stellt die Bibel umso dringender die Wie-Frage: Wie gehst du, Kain, mit dieser Ungleichheit um? Wie reagierst du, Mann, wenn anderen etwas besser gelingt, wenn sie bevorzugt werden, wenn sie es scheinbar einfacher haben?

      VERGLEICHEN VERHINDERT FREUDE

      Vergleiche nicht! Denn es wird immer jemanden geben, der dich in den Schatten stellt. Robert Gernhardt hat dies sehr treffend in einem Gedicht ausgedrückt: Es ist immer einer begabter, berühmter, betuchter, beliebter, besser als du! Wenn du dich vergleichst, kannst du dich nicht mehr mit anderen freuen. Die innere Spannung wächst. »Warum er und nicht ich?« Es droht die unkontrollierte Entladung – vielleicht an einer ganz anderen Stelle in deinem Leben. Allzu oft entlädt sich der Frust über ungerechte Behandlung auf der Arbeit als aggressive Stimmung zu Hause.

      Gott traut Kain und uns Männern zu, die Wut im Griff zu haben: »die Sünde [lauert] vor der Tür und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie« (1. Mose 4,7). Aus eigener Kraft können wir an diesem Anspruch nur scheitern. Doch ein Gebet zur rechten Zeit kann einen Kurzschluss verhindern.

GEBET:Jesus Christus. Ich spüre Wut und Frust in mir. Ich fühle mich ungerecht behandelt. Einem anderen gelingt, woran ich scheitere. Beherrsche mich und lass die Spannung in mir nicht zu einer zerstörerischen Energie werden. Hilf mir, darauf zu vertrauen, dass du mich den richtigen Weg führst. Amen.

      POWERBANK

      Das Gedicht »immer« von Robert Gernhardt lässt sich leicht im Internet finden. Prädikat: Sehr lesenswert.

      Der Film »A History of Violence« erzählt, wie ein harmloser Familienvater jede Kontrolle verliert. Prädikat: Sehr sehenswert.

      DR. DIRK KELLNER

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      03. ABEL – Neidgeplagt – »Raus aus dem Angebermodus, rein in die Bescheidenheit.« – Bibelstelle: 1. Mose 4Kap

      VON ABEL wissen wir nur wenig. Abel (der erste Mensch mit Bauchnabel!) und sein jüngerer Bruder Kain opfern (vgl. 1. Mose 4). Beide haben etwas von Gott empfangen – seine Hilfe und seinen Segen bei ihrer Arbeit als Schäfer bzw. als Bauer. Davon wollen beide Gott etwas zurückgeben. Dankbarkeit bestimmt ihre Beziehung zu Gott. Warum Gott Abels Opfer annimmt und das Opfer Kains verwirft, bleibt im Bibeltext offen. Ging es um die Gaben an sich oder um die Herzenshaltung hinter dem Opfer? In der weiteren Erzählung kommt Kain jedenfalls nicht gut weg. Was war vorher geschehen?

      NEID IST GEFÄHRLICH

      Dann wird der gerechte Abel (vgl. Matthäus 23,35), der Gottes Anerkennung erfahren hat, zum Opfer des Neides und Zorns seines eigenen Bruders. Nein, Kain kann und will sich nicht mitfreuen! Er ignoriert Gottes Warnung und erschlägt bei nächster Gelegenheit seinen Bruder Abel. Bei solchen Brüdern braucht man keine Feinde! Sein Neid und Zorn setzen in ihm Energie für das Handeln frei, das aber verheerende Folgen hat. Schon mancher hat energisch das Unglück anderer und seinen eigenen Untergang vorangetrieben. Nach der Tat hat sich auch für Kain alles verändert. Gott zieht ihn zur Rechenschaft und er verliert alles. Mehr sagt die knappe Erzählung nicht. Wir wissen nicht, ob es Gespräche zwischen den Brüdern oder mit Gott gab.

      Neid verzerrt und ist gefährlich: Neider sehen – oft nur selektiv – das Glück anderer, vergleichen mit ihrer eigenen Situation – oft ebenfalls nur in Auswahl. Sie gönnen anderen nicht, was sie selbst gerne hätten, aber scheinbar nicht haben, obwohl sie es vermeintlich verdient hätten: die gute Gesundheit, die gut aussehende, gesunde, gut verdienende und so liebevoll wirkende Ehefrau, die gelungene Karriere in der richtigen Branche, die Begabungen, Kinder bzw. die klugen und gut geratenen Kinder, den Wohlstand und die damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten.

      NEID RAUBT ENERGIE

      Wie klein und erbärmlich erscheint mein eigenes Leben im Vergleich zu XYZ! Neid engt den Blick ein, frisst Dankbarkeit und Freude auf, kostet Energie, vergiftet Beziehungen und Freundschaften – unter Brüdern, Freunden, Kollegen, Nachbarn usw. Ich kenne Neid. Ich sehe, was andere sind, können und haben – und was ich weder bin, kann noch habe. Ich sehe die Anerkennung, die andere bekommen und die mir verwehrt bleibt.

Mir hilft immer wieder eine Strophe eines alten Kirchenlieds, die ich freilich nicht einfach herunterbete (und dann ist alles gut), sondern durchbuchstabieren muss. Paul Gerhardt dichtete im Jahr 1666: Lass mich mit Freuden ohn alles Neiden sehen den Segen, den Du wirst legen in meines Bruders und Nächsten Haus.Nicht gequälte Anerkennung, sondern echte Freude an Gottes Segen im Leben anderer (und in meinem eigenen Leben, wenn ich den Segen Gottes in meinem Leben denn sehen kann und sehen will und nicht nur neidisch auf die anderen blicke!) gibt mir Energie für mein eigenes Leben.Tipp die Verse ab, pinn sie dir an den Spiegel. Verinnerliche sie.

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      Der Neid anderer lässt sich nur bedingt vermeiden. Provozieren sollte Mann ihn allerdings nicht. Ich muss nicht alles, was ich bin, kann und habe (genauer: was Gott mir geschenkt hat!), vor mir hertragen und zur Schau stellen. Raus aus dem Angebermodus, rein in die Bescheidenheit. Stattdessen kann ich das, was ich bin, kann und habe, zur Ehre Gottes und zum Wohl meiner Mitmenschen einsetzen – geteilter Segen ist doppelter Segen.

      CHRISTOPH STENSCHKE

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      04. Noah – Energiegeladen – »Bis zur Vollendung des Schiffs reicht die Geduld Gottes.« – Bibelstelle: 1.Mose 6Kap

      NOAHS ENERGIE – das ist ganz großes Kino! In verheerend gottlosen Zeiten ist da einer, der Gnade vor Gott findet, ein frommer Mann, ohne Tadel, der mit Gott lebt (Vers 8-9). In 2. Petrus 2,5 lesen wir, dass Noah seine Beziehung mit Gott und sein Leben mit anderen geteilt hat: Er war ein Prediger der Gerechtigkeit und der gelingenden Beziehung mit Gott.

      GEGEN DEN AUGENSCHEIN

      Noah bekommt einen ganz großen Auftrag: Ein riesiges Schiff mit mehreren Decks soll er bauen. Gott weiht Noah in seine Pläne ein: Eine große Flut wird es geben; mit dem Schiff soll Noah mit seiner Familie und vielen Tieren überleben. Das ist definitiv jenseits aller Erfahrungswerte und der Komfortzone! Am Ende dieses großen Auftrags an Noah steht ein scheinbar lapidarer Satz: »Und Noah tat alles, was ihm Gott gebot« (Vers 22). Er lässt sich darauf ein – gegen seine eigene Kompetenz und bisherigen Erfahrungen.

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