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mehrfach mit Preisen und Anerkennungen ausgezeichnet, u.a. mit einem internationalen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Schwanenstadt und 2008 mit der Kulturmedaille des Landes Oberösterreich. Die vielseitige Autorin begrüßt die Gäste auf ihrer Homepage mit dem Statement: „Ich schreibe, weil ich muss, aber auch, weil ich es kann.“

      *

      Wo ist Papa?

      Jedes Jahr, wennʼs draußen schneit,

      die Natur im weißen Kleid,

      kommt der liebe Weihnachtsmann

      mit dem großen Schlitten an.

      Hat Geschenke mitgebracht,

      viel zu tun damit die Nacht.

      Er verteilt die Gaben dann.

      So ist halt der Weihnachtsmann.

      Ist der Gute endlich da,

      frag ich: „Wo ist denn Papa?“

      „Der nur kurz nach draußen ist“,

      sagt die Mutter, „doch ihr wisst,

      er kehrt wieder. Komm, fang an,

      lieber guter Weihnachtsmann!“

      Die Bescherung nun beginnt

      und die Zeit ganz schnell verrinnt.

      Endlich ist es dann geschehn,

      auf dem Tisch Geschenke stehn.

      Eingewickelt in Papier

      liegen viele Dinge hier.

      Spannung liegt jetzt in der Luft.

      Weihnachtskerzen, Weihnachtsduft.

      Und der Alte will hinaus,

      sagt Ade, geht aus dem Haus.

      Da kommt auch schon der Papa.

      „Warum warst du denn nicht da?“,

      frag ich Papa. Doch der lacht:

      „Ich hab nur noch Holz gemacht

      für den Ofen, denn der Frost

      bringt uns kalte Winterkost.

      War der Weihnachtsmann schon hier?

      ʼs stand ʼn Schlitten vor der Tür.“

      „Ja, der Alte ist schon fort,

      muss noch weiter in dem Ort.

      Schau mal die Geschenke an,

      die gebracht der Weihnachtsmann!

      Nur eins, das versteh ich nicht,

      trotz der Larve im Gesicht

      sah der Mann fast aus wie du!“

      Mutti zwinkert drauf mir zu.

      Ulli Lanin

      *

      Was für ein Geschenk!

      Adil mochte Weihnachten nicht. Zu Hause hatte Weihnachten nie eine Rolle gespielt. Er verstand nicht, warum die anderen hier so ein Bohei darum machten. Aber nach den Weihnachtsferien kamen sie mit neuen Schuhen, neuen Pullovern, neuen Etuis, neuen Handys in die Schule. Manche hatten auch eine neue Frisur.

      Adil hatte nichts Neues. Er würde auch nichts vom Weihnachtsbraten erzählen können. Er musste sich aus allen Gesprächen über Weihnachten heraushalten. Wer den höchsten Weihnachtsbaum hatte, die dicksten Kugeln, die meisten Geschenke, den meisten Besuch.

      Adil und seine Mutter bekamen nie Besuch, die ganzen dreizehn Monate nicht, seitdem sie hier angekommen waren. Der Rest der Familie, auch Adils Vater, sein Bruder, seine Cousinen und Vettern, war immer noch unterwegs. Über das Mittelmeer oder die Balkanroute.

      Adil wusste nicht, wie viele Weihnachten sie noch ohne Besuch bleiben mussten. Wenn sein Vater, sein großer Bruder und seine Onkel und Tanten kämen, sähe Weihnachten sicher ganz anders aus. Es gäbe Tee, Umarmungen, viel Gelächter und Lammbraten. Vielleicht endlich auch eine eigene Wohnung.

      Solange das nicht so war, mochte Adil Weihnachten nicht. Niemand hatte etwas von der Familie gehört – trotz Handys. Nur ein früherer Nachbar hatte angerufen. Er saß irgendwo in einem Ankerzentrum fest. Also würde auch er nicht zu Besuch kommen.

      Schön war, dass Adils Mutter bald aus dem Krankenhaus entlassen werden würde. „Am 24. Dezember bin ich wieder bei dir“, hatte sie gesagt, als sie die Krankenhaustasche gepackt hatte.

      Jetzt war der 24. Dezember, also Weihnachten. Keine Mutter in Sicht, kein neuer Pullover, kein Etui, kein Lammbraten.

      Adil malte alles auf ein Stück Papier. Sogar einen Weihnachtsbaum mit roten Kugeln. Der Pullover unter dem Baum war auch rot. Seine Mutter trug ein neues rotes Kleid und neue Schuhe. Adil malte auch Tiere, Hunde, Katzen und einen Vogel.

      Adil sang beim Malen. Er sang sich Weihnachten schön. „Alles wird gut werden“, dachte er.

      Kaum hatte er das gedacht, ging die Tür auf und Adils Mutter kam ins Zimmer. Sie lächelte und legte den Finger auf die Lippen. Pst!

      Hinter ihr stand jemand. Es war Baschar, der große Bruder.

      Gerade als Adil ihm entgegenstürzen wollte, um ihn zu umarmen, schüttelte Baschar den Kopf. „Hier, dein Weihnachtsgeschenk“, sagte er und stellte einen Karton auf den Tisch.

      In dem Karton fiepte etwas. Adils Hand stieß auf etwas Weiches, Felliges.

      „Die kleine Hündin lief mir auf Schritt und Tritt auf dem langen Weg über die Berge nach“, sagte Baschar. „Sie wollte zu dir. Sie heißt Inaaya.“

      Und genauso sah Inaaya auch aus. Etwas struppig, eben ungekämmt, aber was für ein Geschenk!

      Gudrun Güth hat Anglistik und Romanistik an der Ruhr-Universität Bochum und der University of Bristol/England studiert. Promotion mit der Dissertation „Typen des englischen Arbeiterromans“. Bis 2013 war sie als Fremdsprachenlehrerin an Gymnasien und einer Gesamtschule sowie an der Deutschen Schule Brüssel tätig. Fachleiterin für Englisch am Studienseminar Recklinghausen (Lehrerausbildung). Literarisches Schaffen in den Sparten Lyrik und Prosa: Veröffentlichungen in Zeitschriften, in Anthologien und im Rundfunk. Bücher: ein Kinderbuch, ein Krimi, zuletzt Spike Dickus & Co.

      *

      Weihnachtsküche

      Oh, wie gut riecht es in unsʼrer Küche!

      Weihnachtsplätzchen backen. Oh, wie fein!

      Jedes Jahr zur Weihnacht die Gerüche

      stimmen uns aufs Weihnachtsfest jetzt ein.

      Weihnachtsplätzchen riechen gut,

      Weihnachtspätzchen schmecken fein.

      Wer nicht Weihnachtsplätzchen isst,

      steckt der Weihnachtsmann,

      steckt der Weihnachtsmann,

      steckt der Weihnachtsmann

      in den großen Sack hinein!

      Oh, wie gut riecht es in unsʼrer Küche!

      Weihnachtsstollen backen. Oh, wie fein!

      Jedes Jahr zur Weihnacht die Gerüche

      stimmen uns aufs Weihnachtsfest jetzt ein.

      Weihnachtsstollen

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