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      Der Grundstücksmakler wurde von seinem Stiefsohn abgeholt. Ehe er mit ihm zum Wagen ging, schaute er noch rasch bei Dr. Berends rein, um sich von ihm zu verabschieden.

      Der Chefarzt blickte von den medizinischen Testbögen hoch, die er vor sich liegen hatte.

      „Ich will nicht lange stören, nur auf Wiedersehen sagen“, erklärte Alfons Eppler und streckte dem Leiter der Wiesen-Klinik die Hand entgegen.

      Dr. Berends ergriff sie, nachdem er sich erhoben hatte. „Werden Sie Herrn Stassen unter die Arme greifen?“

      „Wir setzen uns morgen in seiner Fabrik zusammen und besprechen die Angelegenheit noch mal ausführlich und in aller Ruhe“, erwiderte der Mann. „Aber für mich ist das im Grunde genommen nur noch eine reine Formsache. Steht mal wieder eine Blinddarmoperation auf Ihrem Plan?“

      „Zwei. Morgen“, antwortete der Chefarzt.

      „Vielleicht sollte ich den Patienten ein paar aufmunternde Worte zukommen lassen. Es ist das reinste Vergnügen, sich von Ihnen den Blinddarm herausschneiden zu lassen. Schade, dass ich nur diesen einen hatte.

      Dr. Berends schmunzelte. „Wir stehen Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.“

      „Davon bin ich überzeugt. Es gäbe noch eine ganze Menge, was sich herausschneiden ließe“, sagte der Grundstücksmakler und ging.

      Zwei Tage später traf er Dr. Berends zwischen zwei Operationen auf dem Flur wieder.

      „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Angelegenheit mit Sigfrit Stassen nun perfekt ist. Davon profitieren seine Tochter, er und ich. Nur das Finanzamt guckt in die Röhre. Aber die Sache ist vollkommen legal. Gabriele und Waldemar sollten Sie sehen. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Es ist eine Freude, sie zu beobachten. Was Sie mit Ihrer Wiesen-Klinik alles zustande bringen, sprengt den Rahmen des Üblichen bei weitem. So, und nun sage ich noch rasch meinem netten Zimmerkollegen guten Tag. Ich hoffe, Sie haben ihn noch nicht entlassen.“

      „Ich denke, wir werden ihn noch eine Woche hierbehalten“, erwiderte Dr. Berends.

      Das Bett neben Volker Ahlert Epplers Bett war noch frei. Der Grundstücksmakler wies lächelnd darauf.

      „Die scheinen noch keinen gefunden zu haben, den sie Ihnen zumuten können. Ja, ja, es ist nicht leicht, Alfons Epplers Platz einzunehmen. Wie geht es Ihnen?“

      „Ganz gut“, sagte Volker Ahlert.

      „Ich habe soeben mit Dr. Berends gesprochen. Eine Woche will er noch zusehen, wie Sie hier faul herumliegen, aber dann fliegen Sie in hohem Bogen raus.“

      „Einen größeren Gefallen könnte er mir nicht tun.“

      „Wie geht’s ihrer Braut?“, erkundigte sich der Grundstücksmakler. „Haben Sie ihr schon einen Heiratsantrag gemacht?“

      „Nein, noch nicht“, entgegnete der Befragte.

      „Ich würde mir damit an Ihrer Stelle nicht allzu viel Zeit lassen, sonst schnappt sie Ihnen ein anderer vor der Nase weg.“

      „Das brauche ich nicht zu befürchten“, sagte Volker überzeugt.

      „Die ganz große Liebe, wie?“

      „Oja, auf jeden Fall.“

      „Na, dann genesen Sie mal schön weiter vor sich hin, und grüßen Sie Ihre Braut herzlich von mir.“

      „Mach’ ich“, sagte Volker Ahlert. „Und vielen Dank für Ihren Besuch.“

      „Hatte ich doch versprochen.“

      24

      Als Elmar Spira hörte, dass Volker Ahlert entlassen würde, ließ er es sich nicht nehmen, ihn zusammen mit Tilla abzuholen. Sie wäre lieber allein zur Wiesen-Klinik hinaus gefahren, und sie hätte das auch tun können, aber dann wäre ihr Elmar hinterhergefahren und gleichfalls dort aufgetaucht. Also konnte sie gleich mit ihm fahren.

      Sie hatte Volker inzwischen von Elmar erzählt, und er hatte darauf gesagt:

      „Ich bin glücklich, dass du dich für mich entschieden hast, mein Schatz. Ich würde ihn gelegentlich gern kennenlernen und ihm in Freundschaft die Hand entgegenstrecken.“

      „Auch Elmar möchte deine Bekanntschaft machen“, hatte Tilla erwidert. „Ich denke, wir werden uns mal auf neutralem Boden treffen.“

      „Damit wir uns beschnuppern können.“

      „Ja.“

      So hatte es Tilla geplant, doch nun war sie mit Elmar Spira zur Wald Klinik unterwegs, und sie hatte ein flaues Gefühl im Magen. Wie würde es Volker aufnehmen, wenn sie mit Elmar „angerückt“ kam? Würde er daraus falsche Schlüsse ziehen?

      Ich werde allein in die Wiesen-Klinik gehen und Volker darauf vorbereiten, sagte sie sich, und als sie die Klinik erreichten, wandte sie sich an Elmar: „Aber du wartest hier draußen, klar?“

      „Ganz, wie du willst“, erwiderte Elmar Spira artig.

      Tilla war in Volkers Wohnung gewesen, um ihm etwas zum Anziehen zu bringen. Er trug himmelblaue Jeans und einen gelben Shetland Pullover und sah längst nicht mehr so aus, als hätte sein Leben eine Zeitlang an einem seidenen Faden gehangen.

      „Du siehst großartig aus, Liebling“, sagte Tilla erfreut.

      „Jetzt, da du da bist, fühle ich mich auch so“, gab er lächelnd zurück. Er nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste ihre weichen, warmen Lippen. Sie wagte nicht, sich gegen ihn zu lehnen, weil sie Angst hatte, ihm weh zu tun.

      Er schob seine Hand unter ihren Arm.

      „Bringe mich fort von hier“, verlangte er. „Bringe mich bitte nach Hause.“

      „Ja“, sagte sie mit belegter Stimme. Aber sie blieb noch stehen. „Volker ... Da ist noch etwas, das ich dir sagen muss ...“

      Er sah sie abwartend an. „Ich höre.“

      „Unten wartet Elmar Spira. Ich wollte nicht, dass er mitkommt, aber er ließ sich nicht abweisen. Er will dich unbedingt in seinem neuen Wagen nach Hause bringen. Ich weiß nicht, warum er das tut. Vielleicht will er dich damit zum Freund gewinnen.“

      „Wir wollen ihn nicht warten lassen“, sagte Volker Ahlert und begab sich mit Tilla zum Lift.

      Als sie wenig später aus der Wiesen-Klinik traten, winkte ihnen Elmar Spira zu.

      „Das ist er also“, sagte Volker. „Der Mann, an den ich dich möglicherweise verloren hätte. Ich muss sagen, du hast einen guten Geschmack. Er sieht großartig aus.“

      Die Situation war Tilla unangenehm. Sie hätte Volker viel lieber ganz für sich allein gehabt.

      Elmar ging ihnen ein paar Schritte entgegen und streckte dem Mann die Hand entgegen.

      „Ich bin Elmar Spira. Freut mich, Sie endlich kennenzulernen. Ich hätte Sie gern in der Wiesen-Klinik besucht, aber das hat mir Tilla verboten“, erklärte der Lehrer.

      Sein Händedruck war fest, der Blick offen und ehrlich.

      „Guten

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