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brauchte keine Arbeiter zu entlassen.“

      „Können Sie morgen wiederkommen?“, fragte Dr. Berends.

      „Aber selbstverständlich“, beeilte sich Sigfrit Stassen zu sagen. „Wann immer Sie wollen. Herr Dr. Berends, wenn Sie ... wenn Sie mir wirklich helfen könnten, würde ich Ihnen das nie vergessen. Meine Tochter und ich würden tief in Ihrer Schuld stehen.“

      „Also das können Sie gleich wieder vergessen“, sagte der Chefarzt. „Von Schuld und solchen Sachen möchte ich nichts wissen. Ich helfe gern, wenn ich kann. Es muss nicht immer mit dem Skalpell sein. Manche Leute denken, wir Chirurgen wären ganz versessen aufs Aufschneiden, aber das ist eine irrige Ansicht.“

      Stassen trank nach dem Kognak seinen Kaffee. Dann sagte er: „Ich will Ihre kostbare Zeit nicht länger in Anspruch nehmen, Herr Dr. Berends. Wir sehen uns morgen. Um die gleiche Zeit?“

      „Ja, das kann ich einrichten“, sagte der Leiter der Wiesen-Klinik.

      Der Besucher verabschiedete sich.

      „Bestellen Sie Ihrer Tochter einen Gruß von mir“, sagte Dr. Berends.

      „Mach’ ich. Darüber wird sich Gabriele freuen.“

      Der Chefarzt reichte dem Papierfabrikanten die Hand, und Sigfrit Stassen verließ das Büro.

      Dr. Berends unterschrieb einige Briefe, die ihm seine Sekretärin vorlegte. Dann begab er sich zu Alfons Eppler. Erfreut stellte er fest, dass der Grundstücksmakler und der Supermarktleiter sich angefreundet hatten.

      Es gab nichts Schlimmeres, als wenn sich zwei nebeneinander liegende Patienten nicht verstanden. Dr. Berends erkundigte sich bei der Gelegenheit gleich nach Volker Ahlerts Befinden.

      „Ich merke, wie ich mich erhole“, sagte der junge Mann.

      Eppler grinste. „Ich gebe mir alle Mühe, ihn aufzuheitern. Wie mir scheint, gelingt mir das auch ganz gut. Ach, Leute, das Leben könnte so herrlich sein, wenn die blöde Steuer nicht wäre.“

      Dr. Berends lachte. „Er kann es nicht lassen.“

      „Die liebe Steuer“, sagte Alfons Eppler stöhnend. „Ein Leiden, von dem Sie mich nicht heilen können.“

      „Nun, vielleicht kann ich Sie von diesem Leiden nicht ganz befreien, es aber möglicherweise erheblich lindern“, erwiderte der Chefarzt und trat an Alfons Epplers Bett.

      „Tatsächlich?“, sagte der Patient sofort interessiert. „Lassen Sie hören.“

      „Sie kennen doch bestimmt die Stassen-Papierfabrik.“

      „Selbstverständlich“, sagte der Patient. „Jedermann in Bergesfelden kennt sie. Ein grundsolides Unternehmen.“

      „Ich bin zufällig mit Herrn Sigfrit Stassen, dem Besitzer, gut bekannt“, sagte Dr. Berends. „Eben erst war er bei mir. Er hat eine kranke Tochter, für die er tun möchte, was nur irgend möglich ist. Leider fehlen ihm die Mittel dafür.“

      „Stassen?“, fragte Alfons Eppler überrascht. „Aber seine Fabrik muss doch eine Menge Gewinn abwerfen.“

      „Das tut sie zur Zeit leider nicht. Herr Stassen hat sich finanziell übernommen, und nun produziert sein Unternehmen genau die Verluste, die Sie brauchen könnten. Herr Stassen wäre an Ihrem Geld sehr interessiert.“

      „Sie haben mit ihm schon über mich gesprochen?“

      „Hätte ich das nicht sollen? Aber ich habe keinen Namen genannt.“

      „Doch, doch, das war völlig in Ordnung“, sagte Alfons Eppler.

      „Wären Sie an einer finanziellen Beteiligung interessiert?“, erkundigte sich Dr. Berends.

      „Ich denke schon. Ich müsste mich mal eingehend mit Herrn Stassen unterhalten“, sagte der Grundstücksmakler.

      „Das ließe sich einrichten. Er kommt morgen wieder.“

      „Wunderbar. Können Sie dann eine Zusammenkunft arrangieren?“, fragte der Mann.

      „Das mache ich sehr gern“, antwortete der Chefarzt.

      Wenn aus dem, was er anbahnte, etwas würde, wäre Alfons Eppler, Sigfrit Stassen und Gabriele Stassen geholfen. Drei Fliegen mit einer Klappe.

      Alfons Eppler wandte sich lächelnd an Volker Ahlert.

      „Was sagen Sie dazu? Es gibt anscheinend nichts, was man in der Wiesen-Klinik nicht in Ordnung bringen könnte.“

      18

      Tilla Deltgen verließ das Haus, und ihre Nerven vibrierten. Heute war der große Tag. Wenn es keine Komplikationen gegeben hatte, durfte sie Volker sehen.

      Sie freute sich schon wahnsinnig auf ihn, hatte aber auch ein bisschen Angst davor, ihn zu sehen. Wie würde er aussehen? Wie würde er sich fühlen?

      Ich liebe ihn, dachte Tilla erregt. Warum wurde mir das erst in dem Augenblick bewusst, als ich erfuhr, dass ich ihn beinahe verloren hätte?

      „Tilla!“, rief jemand.

      Sie blieb stehen und drehte sich um. Elmar schon wieder, durchzuckte es sie.

      Gut, sie waren jetzt Freunde, aber sie konnte Elmar Spira jetzt nicht brauchen. Sie musste in die Wald Klinik. Er ging auf sie zu, freudig lächelnd, weil er sie sah.

      „Tilla! Schön, dich zu sehen!“, sagte Elmar.

      „Tut mir leid, Elmar, ich hab’s eilig“, erwiderte sie.

      „Hast du eine dringende Besorgung zu machen? Verfüge über mich und meinen Wagen. Ich bringe dich, wohin du willst.“

      „Das ist nicht nötig“, sagte Tilla. „Ich nehme ein Taxi.“

      „So ein Unsinn!“, empörte sich Elmar. „Ein Taxi will sie nehmen. Das Geld will sie zum Fenster hinausschmeißen. Wo es doch Elmar Spira gibt. Nichts da. Du fährst mit mir. Komm. Nun komm schon.“

      Er nahm ihre Hand und zog die Frau mit sich. Er sagte, er habe reichlich Zeit, wisse damit ohnedies nichts anzufangen und würde ihr schrecklich gern gefällig sein.

      Als sie neben ihm im Wagen saß, fragte er: „Nun, wohin soll die Fahrt gehen?“

      „Zur Wiesen-Klinik“, antwortete sie.

      Er nickte. „Ich verstehe. Zu Volker Ahlert. Deshalb wolltest du meine Dienste nicht in Anspruch nehmen. Du hast Bedenken ... Brauchst du nicht zu haben. Wirklich nicht.“ Er startete den Motor. „Wirst du ihm von mir erzählen?“

      „Das weiß ich noch nicht“, antwortete Tilla. „Ich muss erst sehen, wie er sich fühlt. Aber er wird alles erfahren. Wenn nicht heute, dann in den nächsten Tagen. Ich will keine Geheimnisse mehr haben.“

      Elmar Spira fuhr los. „Ich würde ihn gern mal kennenlernen.“

      „Du solltest damit noch warten“, sagte Tilla.

      „Natürlich. Wir haben so lange nichts voneinander gewusst. Da kommt es auf ein paar Tage mehr nicht an. Er ist sehr nett, nicht wahr?“

      „Ja“,

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