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ihm seine Pistole nicht zurückgegeben. Er wollte auch nicht schießen. Aber ganz ohne Waffe fühlte er sich auch nicht wohl. Immerhin trieb sich auf der Ranch ein Killer herum. Und der hatte gegen alle eine eindeutige Drohung ausgesprochen.

      Der Mann verschwand in dem Schuppen und suchte nach einem handlichen Knüppel. Er fand einen zerbrochenen Spaten, dessen Stiel ihm für seine Zwecke geeignet erschien. Er verließ den Schuppen und schlich geduckt weiter.

      Rapid City befand sich in südwestlicher Richtung. Diese Seite bot sich daher für eine Flucht an.

      Aber damit rechnete zweifellos auch der mysteriöse Killer. Deshalb entschied sich Peter Brass für die entgegengesetzte Richtung. Er wollte absolut sichergehen. Er hatte eine so weite Strecke vor sich, dass es auf zwei Meilen mehr auch nicht ankam. Er würde einen Bogen schlagen, sobald er sich in entsprechender Entfernung von der Ranch befand.

      An den Schuppen schlossen sich die Ställe an. Vieh befand sich nicht mehr in den Boxen. Leider! Brass hätte ohne weiteres sogar einen Ritt auf einem Rind riskiert, wenn er auf diese Weise schneller vorangekommen wäre. Aber die Ställe bildeten ein ideales Versteck für einen, der auf der Lauer lag.

      Oder handelte es sich um mehrere? Er war nicht so neugierig, dieser Frage nachgehen zu wollen. Er hatte nur einen Gedanken: Sie durften ihn nicht erwischen.

      Er hastete an den Holzgebäuden vorbei und atmete erst auf, als er sie hinter sich gelassen hatte, ohne dass ein Schuss gefallen war. Seine Sorge war unbegründet gewesen.

      Er wandte sich ein letztes Mal um. Das Haupthaus wirkte gespenstisch. Ein sicherer Schütze konnte ihn von einem der Fenster noch mit einem Gewehr treffen. Aber bei der Dunkelheit hätte ihn der Killer wohl erst gar nicht so weit kommen lassen.

      Peter Brass schüttelte die letzten Bedenken ab. Das Land vor ihm war flach wie ein Brett. Er musste die Corrals hinter sich bringen. Dann hatte er es geschafft. Das war kein Problem. Die Weidezäune waren nicht sehr hoch.

      Peter Brass bedauerte, dass er sich nichts Essbares für unterwegs mitgenommen hatte. Er würde Hunger bekommen. Doch bei Tage stieß er bestimmt auf Menschen, denen er etwas abkaufen konnte. Er schwang ein Bein über den Zaun und schrie entsetzt auf.

      Knapp vor ihm stach ein greller Blitz in den Nachthimmel. Eine unsichtbare Faust packte ihn und schleuderte ihn zwanzig Yards zurück. Er überschlug sich ein paarmal, aber das bekam er schon gar nicht mehr mit. Als er auf dem Boden aufprallte, war er längst tot.

      10

      Bount merkte schnell, dass die Sprengung nicht in unmittelbarer Nähe stattgefunden hatte. Keine Trümmer stürzten auf ihn herab. Alles blieb ruhig. Nicht lange. Dann wurde es im Haus lebendig.

      Er stürzte aus der Küche und prallte mit Tessa zusammen. Von oben erklangen Rufe. Er hörte auch seinen Namen.

      „Licht!“, forderte er.

      Es gab auf der Ranch leider noch keine Elektrizität. Jim kam mit einer Petroleumlampe angerannt. Seine Augen waren unnatürlich groß.

      „Es kam von den Corrals“, verkündete er. „Jim hat einen riesigen Blitz gesehen.“

      „Tatsächlich?“, hakte Bount misstrauisch nach. „Haben Sie nicht geschlafen?“

      „Ich habe ihn gesehen“, beharrte Jim. Eine Rechtfertigung hielt er nicht für nötig.

      Bount nahm die Lampe und spurtete los. In der Faust seine Automatic. Vielleicht sollten sie nur zu den Corrals gelockt werden.

      Er fand den Toten schnell.

      „Er wollte fliehen“, vermutete Bount. Wilde Wut keimte in ihm auf. Was hier geschah, war gespenstisch. Da war ihm ein handfester Gangster, den er durch die Slums von Manhattan jagte, lieber.

      Reverend Pool schüttelte fassungslos den Kopf.

      „Welcher Teufel treibt hier sein Unwesen?“, raunte er. „Mister Brass hat mir ein Geständnis gemacht. Jetzt ist er tot. Es ist also nicht länger nötig, dass ich darüber schweige. Er hat in Kalifornien einen Mann erschossen. Versehentlich, wie er behauptete. Ich glaube ihm. Er war ein Einbrecher, aber kein Mörder. Er floh vor der Polizei. Ein Unbekannter bot ihm Hilfe an. Aus diesem Grunde landete er hier. Er hat geschworen, Mister Stanley nicht getötet zu haben.“

      „Sein eigener Tod scheint das zu bestätigen“, meinte Bount.

      „Wir sollten alle gemeinsam von hier fortgehen“, schlug der Reverend vor. „Er kann uns nicht alle töten. Wie will er uns aufhalten, wenn wir uns einig sind?“

      „Mit Hilfe der Minen“, antwortete Bount. „Wahrscheinlich ist hier im Umkreis alles verseucht.“

      „Aber wenn wir hereingekommen sind, müssen wir auch wieder hinauskommen“, fand Doc Caan nachdenklich. „Wir brauchen nur denselben Weg zu benutzen.“

      Die Idee hatte etwas für sich. Trotzdem meldete Bount seine Bedenken an.

      „Keinesfalls, solange es dunkel ist. In der Zwischenzeit kann sich eine Menge verändert haben. Jetzt den Durchbruch zu versuchen, wäre glatter Selbstmord.“

      „Sie sind ein erbärmlicher Feigling, Reiniger“, schmähte Strother Lynch. „Ich frage mich, worauf sich Ihr Ruhm gründet.“

      „Sie haben die ganze Nacht Zeit, um über diese Frage nachzudenken“, gab Bount ungerührt zurück. „Sie wird uns aber kaum bei der Lösung dieses Problems helfen.“

      Bount schlug vor, den verstümmelten Leichnam sofort zu beerdigen. Er kannte die Gegend nicht. Es war durchaus denkbar, dass Wölfe oder Kojoten durch den Blutgeruch angelockt wurden. Sie würden eine zusätzliche Gefahr bedeuten, da kein einziges Gewehr zur Verfügung stand.

      Jim begann sofort, eine Grube auszuheben. Er ließ sich dabei nicht helfen, und keiner verspürte übergroße Lust dazu.

      Bei der Trauerfeier waren die Frauen nicht anwesend, was ihnen keiner verübelte.

      Reverend Pool beschränkte sich auf die notwendigen Worte. Keiner hatte den Ermordeten näher gekannt. Er war als Fremder gekommen und auch gestorben.

      Als die Männer ins Haus zurückkehrten, wurden sie von Tessa und den Taylors empfangen. Die Negerin hielt einen Brief in der Hand. Sie hatte ihn gerade gefunden.

      Bount ließ sich die Stelle zeigen. Der Umschlag hatte vor Peter Brass’ Zimmertür gelegen.

      Bount riss ihn auf und las den Text zunächst leise.

      „Wir haben das gleiche Recht, zu erfahren, was in dem Brief steht, wie Sie, Reiniger“, fauchte Strother Lynch. Er versuchte, ihm den Zettel aus der Hand zu reißen.

      „Vielleicht kennen Sie den Inhalt auch schon“, konterte Bount. Er schloss inzwischen aus, dass es sich bei dem geheimnisvollen Mörder um einen völlig Fremden handelte. Es wäre ihm kaum gelungen, die ganze Zeit unentdeckt zu bleiben. Zumindest musste der Briefschreiber und Mörder unter den Anwesenden einen Helfer haben. Und für diese Rolle kam nach wie vor jeder in Frage. Nur war Bount Strother Lynch von vornherein verdächtig, weil der Halunke mit allen trüben Wassern gewaschen war.

      Lynch warf ihm einen giftigen Blick zu, hielt aber den Mund.

      Bount las zu Ende. Dann hob er den Kopf. Er vergewisserte sich, dass niemand fehlte. Lynch hatte recht. Die Zeilen gingen alle an.

      „Unser Freund kommt zur Sache“, begann er. Er beobachtete jeden einzelnen. „Er schreibt Folgendes: Einige scheinen meine Warnung in den Wind geschlagen zu haben. Das hat sich jetzt gerächt. Damit ich nicht noch mehr Narren in die Luft jagen muss, will ich Ihnen meinen Plan enthüllen. Einen Plan, in dem jedem von Ihnen eine Aufgabe zufällt. In Alliance in Nebraska befindet sich ein Gefängnis. Dort sind ein paar Männer inhaftiert. Sie sollen sie befreien. Dies wird ohne Gewaltanwendung geschehen. Machen Sie sich über die Durchführung keine Gedanken! Sie werden motorisiert sein, und Sie werden alles bestens vorbereitet finden. Glauben Sie aber nicht,

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