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hatte ja vorher keine Ahnung, wohin wir fliegen würden“, verteidigte er sich. „Ich wurde von einem gewissen Scott abgeholt und mit einer Privatmaschine direkt hier abgesetzt. Scott flog sofort wieder zurück. Ich erfuhr erst hinterher, dass Mister Stanley gar nicht tot war. Kein Wunder, dass ich an einen Betrüger glaubte.“

      „Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet“, beharrte Bount. „In welcher Verfassung befand sich Mister Stanley, als Sie ihn verließen?“

      „Ich habe ihn gar nicht gefunden. Mister Lynch schickte mich ins Kaminzimmer, aber dort war er nicht. Da hörte ich auch schon den Schrei. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

      Es war seltsam. Alle Anwesenden schienen unter nicht zutreffenden Vorwänden hergelockt worden zu sein. Wer dahintersteckte, lag vorläufig noch im Dunkeln. Ein Motiv zeichnete sich aber bereits ab. Der Mörder wollte seine Spur verwischen. Es sollten sich genügend Menschen auf der Ranch aufhalten, die keine stichhaltige Erklärung für ihr Hiersein hatten.

      Bount war gespannt, welche Geschichten Strother Lynch und der Bursche in Jeanskleidung erzählen würden. Bevor er sie fragen konnte, tauchte Jim auf.

      Als er den Toten entdeckte, sah es aus, als wollte er davonlaufen.

      „Bleiben Sie hier, Jim!“, befahl Bount. „Uns interessiert brennend, was Sie während der letzten Viertelstunde gemacht haben.

      „Holz!“, kam es dumpf, beinahe drohend zurück.

      „Dabei waren Sie aber ausgesprochen leise. Ich habe nichts gehört. Was haben Sie denn da in der Hand?“ Er deutete auf den Briefumschlag, den der Neger in seiner mächtigen Faust hielt.

      „Er lag auf der Treppe“, berichtete Jim. „Ich wollte ihn Mister Stanley bringen.“

      „Immerhin erstaunlich, dass Sie wussten, wo der Ermordete zu finden war“, meldete sich Peter Brass. Offensichtlich war es ihm recht, dass ihn noch keiner verdächtigt hatte.

      „Ich habe gesucht“, gab Jim zurück.

      „Geben Sie her!“, verlangte Bount.

      Er nahm den Brief entgegen und öffnete den zugeklebten Umschlag. Ein unscheinbarer Zettel kam zum Vorschein. Auf ihm standen nur wenige Zeilen:

      „Ich begrüße Sie als meine Gefangenen. Ich habe nicht die Absicht, einen von Ihnen zu töten. Wer jedoch versucht, die Ranch zu verlassen, wird dies bereuen. Keiner Ihrer Angehörigen oder Freunde weiß, wo Sie geblieben sind. Man wird Sie also nicht finden. Behalten Sie die Ruhe und die Nerven! Ich melde mich wieder. Dann werden Sie erfahren, was ich von Ihnen verlange.“

      Gladys Taylor gab einen Seufzer von sich und fiel in Ohnmacht.

      Im nächsten Moment schrien alle durcheinander.

      7

      „Ich haue hier ab!“, brüllte Peter Brass und blickte sich gehetzt um. „Den möchte ich sehen, der mich daran hindert. Ich habe mal ein Buch von einer Agatha Christie gelesen. 'Letztes Weekend' hieß das. Da waren auch ’ne Menge Leute in einem Haus zusammengekommen. Einer nach dem anderen wurde umgebracht. Ich bin doch nicht verrückt, darauf zu warten.“ Er rannte los, bevor sich ihm jemand in den Weg stellen konnte.

      Bount sprintete hinterher. Der Bursche war für ihn noch ein unbeschriebenes Blatt. Keinesfalls ließ er zu, dass der Mann sich absetzte und vor allem mit Stanleys Chevrolet das einzige Fahrzeug mitnahm, das ihnen zur Verfügung stand. Wenn, dann fuhren sie alle.

      Peter Brass war ein flinker Bursche. Bount holte zwar auf, aber der andere erreichte den Wagen vor ihm und warf sich hinters Lenkrad.

      James Stanley hatte den Zündschlüssel nicht abgezogen. Brass startete. Der Anlasser gehorchte zwar, aber der Motor sprang nicht an.

      In der Zwischenzeit war Bount heran. Er riss die Tür auf und zerrte Brass heraus. Der Blonde schlug kurzerhand zu, verfehlte den Detektiv aber, weil Bount seinen Kopf zur Seite nahm und seinerseits seine Faust vorschnellen ließ. Brass stieß pfeifend die Luft aus. Er verfärbte sich grünlich und hob beide Unterarme hoch, um sich zu decken.

      Bount ließ von ihm ab.

      „Es sind auch zwei Frauen hier“, sagte er wütend. „Wollten Sie die ihrem Schicksal überlassen?“

      Peter Brass winkte verächtlich ab.

      „Die Weiber sind die schlimmsten. Die sind doch nur hier, um den Toten zu beerben. Bevor die ihren Rachen nicht voll haben, verschwinden sie nicht freiwillig. Außerdem sollen irgendwo zwei Millionen herumliegen. Die stammen von dem Viehverkauf.“

      „Sie sind ja bestens informiert, Brass. Verraten Sie mir auch noch, aus welchem Grund Sie hier sind?“

      Peter Brass zuckte zusammen.

      „Das geht Sie nichts an. Ich sollte hier einen Job erhalten.“

      „Sind Sie denn Cowboy?“

      „Naja. Mit Pferden kann ich besonders gut umgehen.“

      Bount drehte die Arme des Mannes herum und sah sich die Handflächen an. Nicht eine einzige Schwiele war zu sehen.

      „Ihren letzten Job hatten Sie wohl zur Zeit des Bürgerkriegs?“

      Seine Hände tasteten blitzschnell an dem Mann herunter und förderten eine Pistole zutage. In dem Magazin fehlte eine Patrone.

      „Ich war es nicht!“, kreischte Brass und versuchte, sich loszureißen. „Ich bin kein Mörder.“

      Bount hielt ihn fest.

      „Das werden Sie noch beweisen müssen. Wer hat Sie hergeholt?“

      „Das weiß ich nicht. Ich habe mit dem Mann nur telefonischen Kontakt gehabt. Er bot mir einen Job an, ließ sich über die Art aber nicht näher aus. Am Flugplatz in Los Angeles hinterlegte er das Ticket für mich. Ich schöpfte keinen Verdacht. Ich war froh, Arbeit zu bekommen. Das ist heutzutage gar nicht so leicht.“

      „Und die Pistole?“

      „Ich habe Stanley nicht erschossen. Ich habe ihn doch hier erst kennengelernt.“

      Bount ließ nicht locker.

      „Wem galt dann Ihr Schuss?“

      Peter Brass presste die Lippen zusammen und schwieg.

      „Okay! Sie werden Zeit genug haben, sich die Antwort zu überlegen. Der unbekannte Briefschreiber hat nämlich recht. Wir sind gefangen. Im Tank dieses Wagens befindet sich bestimmt kein Tropfen Benzin. Und ich wette, dass wir auf der ganzen Ranch keinen Treibstoff finden.“

      „Dann gehe ich eben zu Fuß. Wenn Sie mich aufhalten wollen, Reiniger, müssen Sie mich schon abknallen.“

      „Das werde ich nur tun, wenn Sie mich dazu zwingen. Seien Sie vernünftig! Solange Sie mir nicht die Wahrheit sagen, dürfen Sie nicht erwarten, dass ich Ihnen glaube. Haben Sie einen Verdacht?“

      „Das sagte ich doch schon. Die Taylors. Stanley wurde von vorn erschossen. Eins von den Weibern hat ihm schöne Augen gemacht und dann abgedrückt. Jetzt suchen sie nach dem Zaster, und irgendwo haben sie bestimmt auch einen Kanister mit Benzin versteckt. Irgendwann werden die beiden verschwunden sein. Verlassen Sie sich drauf!“

      Bount schloss die Frauen nicht aus dem Kreis der Verdächtigen aus. Er glaubte aber, dass sie alle noch eine riesige Überraschung erleben würden. Der Mörder hatte nicht den enormen Aufwand getrieben, einen Haufen Menschen auf die Ranch zu locken, wenn sie in seinem Spiel nicht noch eine Rolle spielen sollten. Er vermutete, dass Jim schon bald einen neuen Brief bringen würde. In ihm würde der Killer dann seine Karten aufdecken.

      8

      Trotz der allgemeinen Aufregung fiel das Abendessen nicht aus. Alle verspürten Hunger. Nur Gladys Taylor blieb auf ihrem Zimmer.

      Bount

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