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mir, dass Sie eine bittere Enttäuschung hinter sich haben - genau wie ich. Wir sollten uns gegenseitig trösten«, antwortete Lutz.

      »Ich habe keinen Trost nötig«, sagte Antje barsch. »Ich will nur meine Ruhe haben.«

      »Tut mir leid, die kann ich Ihnen nicht geben«, meinte Lutz Bendokat.

      »Dann... dann werde ich mich an die Polizei wenden«, ereiferte Antje sich.

      »Warum geben Sie der Liebe keine Chance, Fräulein Büchner. Ich verspreche Ihnen, dass Sie es diesmal nicht bereuen werden«, entgegnete der Mann.

      »Ich will Sie nie wieder sehen und nie wieder etwas von Ihnen hören, ist das klar?«, schrie Antje wütend und legte den Hörer erneut auf.

      Seine Blumensendungen wurden immer teurer, die Briefe wurden immer länger. Antje warf sie alle ungelesen weg, aber irgendwann las sie einen. Lutz schrieb voller Wärme und Gefühl. Er verstand sich großartig auszudrücken, und seine Zeilen weichten Antjes Widerstand auf.

      Aber dann sagte sie sich unglücklich, sie könne diesen Mann unmöglich lieben, da sie doch von einem anderen Mann schwanger war.

      Wenn ich ihm das sage, zieht er sich bestimmt zurück, dachte Antje Büchner. Wer möchte schon der Vater eines Kuckuckseies sein.

      Sie rief ihn wieder an, drohte, schimpfte und versuchte ihm klarzumachen, dass er sich vergeblich um sie bemühte. Aber trotz ihrer barschen Art war sie nicht abweisend genug.

      Dennoch ließ er sie nach diesem Anruf eine Zeitlang in Ruhe, aber wenn sie ernstlich angenommen hätte, er hätte aufgegeben, wäre das weit gefehlt gewesen.

      Er besuchte seinen Freund, in der Wald-Klinik und nahm die Gelegenheit wahr, mit Dr. Anders über seine Gefühle zu sprechen, die er Antje Büchner entgegenbrachte.

      Er erwähnte auch, wie Antje darauf reagierte. »Können Sie mir sagen, warum sie so kalt und abweisend zu mir ist?«, fragte er sodann.

      »Die Geschichte ist ein wenig verzwickt«, meinte der Chefarzt.

      »Sie wurde von einem Mann enttäuscht, hab’ ich recht?«, fragte der Architekt.

      »Ja«, antwortete der Mediziner.

      »Und nun hat sie Angst vor einer neuen Beziehung, Das verstehe ich zwar, aber ich werde es nicht akzeptieren, denn ich liebe Antje Büchner. Auch ich habe eine Enttäuschung hinter mir. Ich bin geschieden, aber ich wäre jederzeit bereit, es mit einer so wunderbaren Frau wie Antje nochmal zu versuchen, und ich bin sicher, dass diese Ehe halten würde. Ich spüre, dass mich diese Frau mag. Sie brauchte ihrem Herzen nur einen winzigen Stoß zu geben.«,

      »Vielleicht würde sie das tun«, sagte Dr. Anders. »Aber...«

      »Aber?«, fragte der Architekt gespannt.

      »Sie wissen von Fräulein Büchner nicht alles, Herr Bendokat.«

      »Ich weiß genug. Ich weiß so viel, dass ich sie vom Fleck weg heiraten würde. Sie ist anständig, und ich sehe nicht ein, warum wir, weil wir einmal Pech gehabt haben, keinen zweiten Anlauf nehmen sollten«, meinte Lutz Bendokat.

      »Ich nehme an, Fräulein Büchner weist Sie aus einem ganz bestimmten Grund ab, Herr Bendokat«, erwiderte der Chefarzt.

      »Ich werde ihr niemals weh tun. Ist es das, was sie befürchtet?«

      Der Chefarzt schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Bendokat. Es ist etwas anderes. Diese Verbindung, die in die Brüche ging, blieb nicht ohne Folgen. Verstehen Sie, was ich meine?«

      »Heißt das, Antje Büchner ist schwanger?«

      »Ja, Herr Bendokat, das ist sie.« Dr. Anders sprach über Antjes Leidensweg. »Begreifen Sie nun, warum Fräulein Büchner sie permanent abweist? Sie trägt das Kind eines anderen Mannes unter ihrem Herzen.«

      »Sie erwartet ein Kind, sie ist schwanger, bekommt ein Baby ... O mein Gott. Jetzt liebe ich sie nur noch mehr, Herr Doktor Anders. Wissen Sie, warum sich meine Frau von mir scheiden ließ? Weil ich zeugungsunfähig bin. Ich konnte ihr kein Kind schenken. Wir litten darunter sehr, vor allem ich, denn ich wünschte mir nichts sehnlicher, als das Oberhaupt einer Familie zu sein. Ein Kind das wäre für mich das höchste Glück, und Antje könnte mir eines schenken.«

      »Einen Jungen«, sagte Dr. Anders.

      »Junge, Mädchen egal. Hauptsache ein Kind, Oh, ich würde den kleinen Wurm mit all meiner Liebe überschütten. Ich würde Antjes Kind der beste Vater sein. Bitte, helfen Sie mir, das Herz dieser wunderbaren Frau zu gewinnen«, bat Lutz Bendokat den Chefarzt ernsthaft.

      31

      Nach unendlich langem Zögern hatte Antje den Brief abgeschickt, und dann begann das bange Warten auf die Antwort. Würden die Eltern auf ihr Schreiben reagieren?

      Jeden Tag schaute die werdende Mutter in den Postkasten, und sie war enttäuscht, wenn sie nur Prospekte und Bettelbriefe diverser Organisationen, die einem wohltätigen Zweck dienten, vorfand.

      Davon, dass sie ein Kind erwartete und keinen Vater dazu hatte, hatte sie in ihrem Brief nichts erwähnt. Darüber konnte sie später schreiben, wenn das Eis gebrochen war.

      Am vierten Tag hielt sie dann den heißersehnten Brief in ihren zitternden Händen. Sie erkannte die krakelige Schrift ihres Vaters und brachte eine Zeitlang nicht den Mut auf, den Umschlag zu öffnen.

      Aber dann schlitzte sie ihn mit einem scharfen Messer auf - und erfuhr, dass ihre Mutter nicht mehr lebte, dass sie gestorben war an einer >bösen< Krankheit.

      Erschüttert ließ Antje Büchner den Brief sinken. Selbst den Tod ihrer Mutter hatte ihr Vater verschwiegen. Wann hätte sie davon erfahren, wenn sie sich nicht zum ersten versöhnlichen Schritt entschlossen hätte?

      Einsamkeit, Verbitterung, Trauer vermittelte der Brief. Sehr viel schrieb Antjes Vater nicht, aber er erwähnte, dass er sich über ihren Brief gefreut habe.

      Das bedeutete, dass er ihr verziehen hatte. Noch am gleichen Tag rief sie ihren Chef zu Hause an und bat ihn um Urlaub. Sie sagte, ihre Mutter sei gestorben, und sie müsse ganz dringend nach Hamburg fahren.

      Früh am nächsten Morgen reiste sie ab. Sie traf ihren Vater zu Hause nicht an. Im Laden stand eine magere Verkäuferin, die ihr sagte, dass der alte Mann sehr viel Zeit auf dem Friedhof verbrachte.

      Dort sah Antje ihren Vater dann. Ein gramgebeugter Mann, dem das Leben nicht mehr wichtig war. Antje hatte ihn nicht so klein in Erinnerung.

      Im Alter wird der Mensch kleiner, dachte sie, und sie hatte Mitleid mit dem weißhaarigen Mann, der ihr fremd geworden war. Mit tränenerstickter Stimme sprach sie ihn an.

      »Vater.«

      Er drehte sich langsam um. »Antje.«

      Sie stürzte ihm in die Arme, und dann weinten sie beide.

      Antje Büchner blieb vier Tage in Hamburg, und sie kamen einander wieder näher, aber noch nicht so nahe, dass Antje über ihre Schwangerschaft sprechen mochte.

      Sie bot ihrem Vater an, zu ihr nach Bergesfelden zu ziehen, doch er sagte, einen alten Baum solle man nicht mehr verpflanzen, und außerdem wolle er sich nicht so weit von Mutter entfernen.

      Als

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