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nach und nach erfuhr Jutta alles, und sie war empört.

      »Es gibt ein altes Lied, in dem behauptet wird: Die Männer sind alle Verbrechen«, sagte Jutta entrüstet, »und ich weiß wirklich nicht, ob ich das bestreiten soll. Gideon Arendt lässt dich einfach wegen dieser leichtlebigen Künstlerin sitzen. Das darf doch nicht wahr sein. Die Beziehung mit Kitty Kolbert ist doch nur ein Strohfeuer, nichts weiter. Das ist bestimmt nichts auf Dauer. Wie kann er so dumm sein, eine so anständige Frau wie dich gegen Kitty Kolbert einzutauschen? Noch dazu, da du ein Kind von ihm erwartest.«

      »Davon weiß er nichts«, verteidigte ihn Antje.

      »Na schön, aber ich spreche ihn von der Schuld dennoch nicht frei. Er ist ein Halunke«, erwiderte Jutta Sibelius.

      »Diese Malerin hat ihm den Kopf verdreht«, meinte die werdende Mutter.

      »Deinen Äußerungen kann ich unschwer entnehmen, dass du ihn nach wie vor liebst. Du würdest diesen gewissenlosen Schurken jederzeit mit offenen Armen zurücknehmen«, sagte Jutta.

      »Er ist der Vater meines ungeborenen Kindes«, entgegnete Antje.

      »Na und? Man heiratet nicht wegen eines Kindes. Das war einmal. Früher war ein uneheliches Kind eine Schande. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute heißt die Frau, mit der er dich betrügt, Kitty Kolbert. Morgen hat sie einen anderen Namen. Manche Männer können einfach nicht treu sein. Gideon Arendt gehört zu dieser Sorte. Es wird in seinem Leben immer eine Kitty Kolbert geben. Seine Frau wird ihn nie für sich allein haben«, erwiderte Jutta lautstark.

      »Du bist wütend auf ihn, aber so schlecht ist er nicht«, verteidigte Antje Büchner Gideon.

      »Du findest also, er hat - obwohl er dir so schrecklich weh getan hat - einen guten Kern?«, fragte Jutta Sibelius ihre Freundin.

      »Ja«, antwortete Antje. »Ja, das glaube ich. «

      »Warum hast du ihm dann verschwiegen, dass du schwanger bist? Damit hättest du ihn vielleicht halten können«, meinte die junge Bankangestellte.

      »Das wollte ich nicht«, entgegnete die werdende Mutter.

      »Mädchen, weißt du überhaupt, was du willst?«, wollte Jutta wissen.

      »Ich fürchte nein«, gab Antje kleinlaut zu.

      Sie wusste wirklich nicht, was sie wollte. Sie hätte Gideon Arendt gern an ihrer Seite gehabt, als Ehemann, als Vater des Kindes, das im Mai zur Welt kommen würde.

      Nicht wegen der Leute, wegen irgendwelchen Geredes, das war ihr egal. Sie wäre gern Teil einer glücklichen Familie gewesen. Eigentlich wusste sie schon, was sie wollte, aber es war so schwierig, es zu bekommen.

      Würde sie ein Leben mit einem Kind und ohne Ehemann führen müssen? Oder sah Gideon seinen Fehler ein und kehrte zu ihr zurück? Sie wäre nicht zu stolz gewesen, seine Entschuldigung anzunehmen.

      Konnte noch alles gut werden? Hatte die >Familie Arendt< noch eine Chance?

      Um Antje abzulenken, erzählte ihr Jutta von Erich Gloger. »Er ist Krankenpfleger, arbeitet in der Wald-Klinik. Du warst doch vor einem Jahr da, müsstest ihn eigentlich kennen.«

      »Ich kenne nicht das gesamte Personal«, meinte Antje Büchner.

      »Er hat blondes Kraushaar«, sagte Jutta und beschrieb Gloger so genau wie möglich.

      Es dämmerte bei Antje. »Ich glaube, er fiel mir damals auf.«

      Jutta sprach über den ungewöhnlichen Umstand, der sie mit Erich Gloger zusammengeführt hatte.

      »Ich werde ihn Wiedersehen«, sagte sie.

      »Hoffentlich hast du mit ihm mehr Glück als ich mit Gideon«, erwiderte Antje seufzend.

      »Was auch immer passiert, du kannst auf mich zählen. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man denkt, ganz allein auf der Welt zu stehen Ich möchte nicht, dass du dir das einbildest. Wenn du ein Problem hast, - Anruf genügt - komme sofort.«

      Antje umarmte die Freundin dankbar. »Ich bin sehr froh, dass ich dich habe, Jutta.«

      »Ich bin zwar keine streitsüchtige Emanze, aber ich finde, dass wir Frauen zusammenhalten müssen. Wir dürfen uns von den Männern nicht unterkriegen lassen. Egal, was passiert, wir fallen immer wieder auf die Beine - wie Katzen«, sagte Jutta Sibelius ehrlich.

      15

      Dr. Katja Anders, die attraktive Frau des Leiters der Wald-Klinik kam später als üblich nach Hause. Therese Mansfeld, die gute Seele des Hauses, sagte, sie habe sich schon Sorgen gemacht.

      »Zwei Stunden habe ich mit dem Essen auf Sie gewartet«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. »Jetzt ist der Braten trocken und unansehnlich.«

      »Ich weiß, dass er zur Mittagszeit hervorragend roch, lecker schmeckte und großartig aussah«, sagte Katja. »Tut mir ehrlich leid, nicht nach Hause gekommen zu sein.«

      »Da steht man stundenlang in der Küche und gibt sein Bestes .. .«

      »Was alle in diesem Haus zu würdigen wissen«, fiel Katja der Haushälterin ins Wort.

      » .. .und dann war die ganze Arbeit für die Katz.«

      »Seien Sie doch nicht so streng mit mir«, bat die Medizinerin lächelnd. »Es wird bestimmt nicht wieder Vorkommen. Ich habe jemanden getroffen, eine ehemalige Patientin. Die Ärmste macht zur Zeit eine Krise durch. Ich musste mir ihren Kummer anhören, und das hat eben seine Zeit gedauert. Aber ich glaube, ich konnte der jungen Frau damit ein wenig helfen.«

      »Sie müssen hungrig sein. Den halben Tag in der Wald-Klinik. -«

      »Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich außer Haus eine Kleinigkeit gegessen habe. Hoffentlich nehmen Sie mir das nicht übel«, meinte die Ärztin.

      Die grauhaarige, gepflegte Haushälterin schüttelte verständnislos den Kopf.

      »Was reißen denn da für Unsitten ein?«, fragte sie streng.

      »Wie gesagt, es wird nicht wieder vorkommen«, erwiderte Katja, und dann wechselte sie rasch das Thema, indem sie sich nach ihrem kleinen Sohn erkundigte.

      Der kleine Michael Robert war der Stolz der Familie - und auch Frau Mansfeld erlaubte sich, stolz auf ihn zu sein, schließlich war sie ja den ganzen Tag mit ihm zusammen. Er befand sich die meiste Zeit in ihrer Obhut, und sie passte auf ihn auf, als wäre er ihr eigenes Fleisch und Blut.

      »Am Vormittag war er quicklebendig«, erzählte Therese Mansfeld. »Nach dem Mittagessen protestierte er zwar lauthals - wie immer -, aber nun genießt er den Schlaf, unser kleiner Prinz.«

      »Er hat Sie sehr gern«, meinte die Internistin ehrlich.

      »Na ja, ich gebe mir ja auch redlich Mühe, mir seine Sympathien zu erhalten«, bemerkte die Haushälterin schmunzelnd. »Wenn Sie schon gegessen haben, darf s dann vielleicht Kaffee sein, mit einem Stück Apfelkuchen? Ich habe Frau Köberl ein Rezept abgeluchst.« Therese Mansfeld küsste ihre Fingerspitzen. »Ein Gedicht, sage ich Ihnen.«

      Wenn sie das behauptete, dann stimmte das mit Sicherheit, denn sie kochte und buk ausgezeichnet.

      »Ich bin schon überredet«,

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