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du mir eine fürchterliche Szene machen würdest.«

      »Aber wieso denn? Ich sehe weit und breit kein Problem. Du willst mich nicht mehr und ziehst dich von mir zurück. Warum sollte ich dich zwingen, bei mir zu bleiben? Du würdest mich deswegen nur hassen«, sagte sie.

      »Du siehst die Sache sehr realistisch. Das gefällt mir. Ich würde gern dein Freund bleiben, Antje. Wäre das möglich?«

      »Wozu? Ich glaube, es ist besser, wenn jeder seinen eigenen Weg geht. Ich bin nicht für halbe Sachen«, meinte die junge Frau.

      »Das muss ich akzeptieren«, sagte Gideon. »Jetzt, wo ich es los bin, fühle ich mich ungemein erleichtert. Ich wollte dir nicht weh tun.«

      Er hatte ihr weh getan. Oh, er hatte ihr einen Schmerz zugefügt, der so groß war, dass sie ihn am liebsten laut herausgeschrien hätte. Er schien das aber nicht mitzubekommen.

      Bin ich eine so großartige Schauspielerin? fragte sich Antje Büchner. Oder schenkt er mir so wenig Beachtung, dass ihm nicht mehr auffällt, wie ich leide?

      Sie wollte wissen, wie weit seine Offenheit ging, deshalb fragte sie: »Du hast eine Andere, nicht wahr?«

      Er senkte den Blick und nickte kaum merklich.

      Ihr gab es einen Stich. Eine glühende Nadel schien ihr Herz zu durchbohren.

      An diesem Tisch kann noch nie ein unglücklicherer Mensch gesessen haben, als ich es bin, dachte die werdende Mutter verzweifelt.

      »Verrätst du mir ihren Namen?«, fragte Antje mit zitternder Stimme.

      »Kitty«, antwortete Gideon Arendt. »Kitty Kolbert«

      »Die Malerin?«, wollte sie wissen.

      »Ja«, antwortete der Mann kurz.

      »Eine Schönheit«, bemerkte Antje.

      »Das hat damit nichts zu tun. Auch du bist schön«, meinte Gideon Arendt

      »Was hat sie, das ich nicht habe?«, wollte Antje wissen.

      Er hob die Schultern. »Das lässt sich nicht so einfach erklären. Bei Kitty ist alles. . . irgendwie anders.«

      »Wie lange geht das schon mit euch beiden?«, fragte die Grafikerin.

      »Darüber möchte ich nicht sprechen«, antwortete Gideon.

      Aber auch diese Antwort war für Antje ein Schlag ins Gesicht, denn nun wusste sie, dass Gideon einmal mit ihr und dann wieder mit Kitty Kolbert geschlafen hatte.

      Was für ein Gefühl musste das für ihn gewesen sein? Aus dem einen Bett raus, in das andere hinein ... Hier und dort gekeuchte Liebesbeteuerungen, die zumindest in einem Fall nicht ehrlich gemeint gewesen sein konnten.

      »Liebst du sie?«, fragte Antje mit belegter Stimme.

      »Ja«, antwortete Gideon.

      »Ist es nicht so ein... Strohfeuer wie bei mir?«

      »Ich glaube nicht. Sicher kann man natürlich nie sein. Im Augenblick weiß ich lediglich, dass mich keine Frau jemals glücklicher gemacht hat.«

      So ehrlich hätte Gideon Arendt nicht zu sein brauchen. Antje presste die Lippen zusammen, um nicht laut aufzuschreien. Um sie herum lag die Welt in Trümmern.

      14

      Sie schaffte es bis nach Hause. Dort erst brach der Damm, und die Tränen überfluteten sie. Gideon, der Mann, den sie liebte, der Vater ihres Kindes, hatte eine Andere. Wie hatte er ihr das nur antun können?

      Er hatte ihr beteuert, dass sie keine Schuld traf. Das Rad des Lebens hatte sich einfach weitergedreht, und einiges hatte heute keine Gültigkeit mehr.

      Wenn jemand Schuld hatte, dann höchstens das Schicksal, und dagegen durfte man sich nicht auflehnen, man musste sich fügen. Nun, solange Antje mit Gideon zusammen gewesen war, hatte sie Haltung bewahrt und sich gefügt, doch jetzt schrie sie und schlug mit den Fäusten auf das Kissen ein, und sie stellte sich vor, es wäre Gideon - oder Kitty Kolbert - oder beide.

      Ich wünschte, ich wäre tot. dachte Antje Büchner verzweifelt, aber sie hatte nicht vor, sich wirklich etwas anzutun.

      Mit bester Laune und einer Reisetasche voll Wein, Schnaps, Likör, Knabbergebäck, Shrimps, Austern, Oliven und so weiter traf Jutta Sibelius Punkt zwanzig Uhr ein.

      Sie fiel aus allen Wolken, als sich die Freundin ihr an den Hals warf und schrecklich aufheulte. Sie stellte die Tasche ab, stieß die Tür zu, umarmte Antje und versuchte sie zu beruhigen, ohne zu wissen, warum diese so unglücklich war.

      Sie nahm an, Antje hätte mit Gideon über das Kind gesprochen, worauf dieser sie sitzenließ. Sehr viel riet sie damit nicht daneben, wenn auch der Grund ein anderer war.

      Erst einmal konnte Antje Büchner überhaupt nicht reden. Sie weinte und schluchzte ununterbrochen und reagierte nicht auf Juttas Worte. Die Freundin begab sich mit Antje ins Wohnzimmer.

      Die werdende Mutter klammerte sich so fest an Jutta, als befänden sie sich in tiefem Wasser und Antje könne nicht schwimmen. Es dauerte sehr lange, bis sich Antje einigermaßen beruhigt hatte.

      Jutta Sibelius hatte pausenlos auf sie eingeredet und sie gebeten, sich zu setzen, und nun brachte sie der Freundin einen Scotch, nachdem sie ihre Reisetasche geholt hatte.

      »Trink das«, riet sie ihr» »Das wird dir guttun. Und dann musst du mir alles erzählen.«

      Antje leerte das Glas, als befände sich Tee darin. Erst als der Scotch unten war, riss sie erschrocken Augen und Mund auf, japste nach Luft und hustete.

      »Feuerwasser«, sagte Jutta scherzhaft.

      Sie setzte sich neben Antje aufs Sofa und legte den Arm um sie. Sie sagte ihr, dass sie sich gleich ein bisschen besser fühlen würde.

      »Der Scotch ist ein guter Krampflöser«, erklärte Jutta Sibelius. »Er wird dich auf die Beine stellen.«

      »Ach, Jutta«, meinte die Freundin und seufzte. »Ich bin so unglücklich.«

      »Du weißt, du kannst mit mir über alles reden«, sagte Jutta. »Deine Verabredung mit Gideon verlief anders, als du es dir vorgestellt hast, hab’ ich recht?«

      »Du kannst dir nicht vorstellen ...«

      »Wie gemein Männer sein können? O doch, meine Liebe, davon kann ich ein Lied singen«, behauptete Jutta. »Du hast bei Gideon Arendt den falschen Zeitpunkt erwischt, wie mir scheint. Er war geschockt. Ein Kind. Liebe Güte, du bist schwanger, wo er, der Egoist, doch noch so viel vom Leben erwartet. Was für eine Vermessenheit von dir. In diesen Dingen sind wir Frauen ja immer ganz allein schuld. Und ... wer weiß ... Vielleicht ist das Kind nicht einmal von ihm. Vielleicht gibt es da noch einen anderen Mann. Ging Gideon so weit, dir auch das zu unterstellen?«

      »Es... es gibt keinen anderen Mann....«

      »Weiß ich doch, du bist eine treue Seele. Aber hat Gideon etwas in der Art gesagt?«, fragte Jutta.

      »Ich habe ihm nichts von dem Kind erzählt«, antwortete die Freundin.

      Jutta sah die Freundin verwirrt an. »Ach nicht? Dann verstehe ich nicht.. .«

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