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ihr Partner, wartete schon ungeduldig auf sie. Sie gingen zur Bar, und er hob sie auf den Hocker. Er legte den Arm um ihre Schultern und streichelte ihre runden Knie.

      »Was möchte mein Mäuschen denn jetzt trinken?«

      Anja lehnte sich für einen Augenblick an ihn. Die Regale begannen vor ihren Augen zu tanzen und zu kreisen. Ich darf nichts mehr trinken, dachte sie.

      »Ich weiß nicht!«, murmelte sie.

      Klaus gab eine Bestellung auf. Kurze Zeit später stand ein winziges Glas mit einer giftgrünen Flüssigkeit vor ihr.

      Als sie es in sich hineingoß, glaubte sie zu verbrennen. Wenn Klaus sie nicht gehalten hätte, wäre sie glatt von dem Hocker gekippt. Sie hustete und bekam kaum noch Luft.

      »Was war denn das?«, keuchte sie nach geraumer Zeit.

      »Teufelswasser, eine Spezialität des Hauses«, lachte Klaus. »Ich dachte, du würdest es schon kennen?«

      »Igitt, igitt, ich bin wie ausgehöhlt. Komm, lass uns zum Tisch zurückgehen! Ich halte es hier nicht mehr aus!«

      Sofort war er an ihrer Seite. Er legte beschützend den Arm um sie und führte sie. Anja glaubte, wie eine Elfe durch den Raum zu schweben. Aber sie hatte arge Last mit ihren Füßen. Sie kamen sich immer in die Quere.

      »Du bist ja betrunken«, sagte Sybille streng.

      »Nein, bloß mein Kopf wackelt so schrecklich.«

      »Ich glaube, wir sollten das Lokal wechseln«, meinte Peter und zog Sybille an sich. »Na, was hältst du von einem kleinen Ruhestündchen? Das dürfte auch deiner Freundin guttun.«

      Sybille verstand, das waren die Worte zum eigentlichen Geschäft! Sie krümmte ihren kleinen Finger und drohte ihm neckisch.

      »Du kannst es wohl nicht abwarten, wie?«

      »Warum sollte ich! So hübsche Mädchen wie euch findet man bei uns nicht! Wie hoch ist der Kurs?«

      »Wie üblich für einen Abend.«

      »Also wieviel?«, fragte Klaus.

      »Meine Herren, ich sehe, Sie kommen selten in die Kreisstadt und kennen unsere Taxe nicht. Hundert für jede.«

      »In Ordnung!«, kam es ohne Zögern zurück.

      Sie standen alle auf.

      3

      Anja hatte wortlos zugehört. In ihrem Kopf schien plötzlich ein Bienenschwarm zu nisten. Das Denken fiel ihr schwer. Jetzt mussten sie aufstehen. Die Männer bezahlten die Rechnung. Es war nicht wenig, was sie auf den Tisch blättern mussten. Aber seltsamerweise störte sie es nicht, sie hielten das für selbstverständlich.

      Für Anja war ein neues Leben angebrochen. Das frühere hatte sie wie ein altes Kleid von sich gestreift. Alles lag so weit zurück. Gab es noch die alte Anja? Sie kicherte vor sich hin, als sie die Stufen hinunterstolperte. Klaus musste sie stützen.

      »Sieh mal, die Laternen wackeln hin und her!«

      Wie aus dem Nichts hingezaubert stand plötzlich ein Taxi vor ihnen. Sie stiegen ein, und Anja kuschelte sich gemütlich in die Polsterecke. Irgendwo war Sybille, aber es war ihr egal, was sie machte. Das Blut brauste durch ihre Adern.

      Klaus zog das schlanke Mädchen an sich und begann es zu küssen. Er hatte Erfahrung in diesen Dingen, und sie spürte die Erregung in sich aufsteigen. Sie erwiderte diesen Kuss und lächelte vor sich hin. Er schloss sie in seine Arme, sein Atem ging erregt, auch er war von ihr angezogen.

      »Wohin fahren wir?« War das noch ihre Stimme?

      »Zum Hotel, später bringe ich dich nach Hause, einverstanden?«

      Irgendwo war doch etwas gewesen, dumpf fühlte sie eine Frage in sich hochsteigen. Aber sie war so müde und überließ sich lieber den Liebkosungen des Mannes.

      Es war das größte und teuerste Hotel in der Stadt. Sie stiegen aus und gingen durch die Halle. Anja wunderte sich, dass um diese Zeit noch so viele Menschen unten waren. Sie kamen und gingen, niemand schien sich um die Männer zu kümmern. Der Nachtportier reichte ihnen wortlos die Schlüssel. Er hatte viel zu tun. Die Gäste mussten selbst wissen, was sie taten. Im Lift sah sie Sybille wieder. Sie hatte sich bei Peter eingehakt. Sie sah sie an, die Freundin kniff ein Auge zu.

      Dicke Teppiche verschluckten jedes Geräusch auf den Gängen. Da war eine Tür, und dann war sie plötzlich mit Klaus allein. Seltsam, plötzlich erwachte sie und sah alles ganz deutlich vor sich. Sie befand sich mit einem fremden Mann in einem fremden Zimmer.

      Werner! Eiskalt lief es ihr den Rücken herunter. Nein, sie wollte es nicht, sie war nicht so eine, sie musste es ihm sagen, jetzt, sofort, sie wollte nach Hause! Sie müsste schreien, wenn er sie anrühren würde.

      Das Geld! Wie das Herz pochte! Wie sich die Nerven zusammenzogen! Warum fand sie nicht den Mut zu fliehen? Jetzt konnte sie es noch. Wo war der Mann überhaupt? Er war nicht im Zimmer. Sie sah die Doppelbetten, weiß und weich schimmerten sie im warmen Schein der Lampe.

      Hinter ihrem Rücken ging eine Tür, und sie drehte sich um. Klaus kam aus dem Badezimmer. Er war nackt! Vollständig nackt! Wie anders er plötzlich aussah. Das Mädchen schluckte, die Augen quollen ihr bald aus den Höhlen. Ein pelziger Geschmack war in ihrem Mund. Krampfhaft umklammerte sie ihre kleine Handtasche. Ein hilfloses Lächeln schwebte auf ihren Lippen.

      Wenn sie doch nicht so ein Schwindelgefühl hätte. Der Boden schwankte unter ihren Füßen. Klaus kam näher, sie sah die nackten Füße auf sich zukommen.

      »Na, meine Kleine, komm!« Seine Stimme war weich und zärtlich. Er streckte seine Hände nach ihr aus. Die Handtasche fiel zu Boden. Sie fühlte nur seine erfahrenen Hände. Ein Zittern war in ihren Gliedern. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie so lange, dass sie glaubte, zu ersticken. Die Sinne schwanden ihr. Sie fühlte nur noch das heiße Begehren des Mannes, mehr nicht. Und das Feuer sprang auf sie über.

      Der Mann entkleidete sie behutsam und geschickt. Nun stand sie nur noch im Höschen vor ihm. Er nahm sie in seine Arme und trug sie zum Bett. Willenlos ließ sie alles mit sich geschehen. Er küsste ihre Augen, ihre Lippen, den Hals, die Brüste, ein Verlangen stieg in ihr hoch. Überall waren seine Lippen. Sie stöhnte lustvoll auf. Sie konnte nicht genug davon bekommen. So hatte sie es noch nie erlebt. Sie schwebte im siebten Himmel.

      Klaus spürte, dass sie noch neu war im Geschäft. Sie kannte noch keine Raffinessen. Sie war noch unerfahren wie ein Kind, auf der Suche nach einem Abenteuer, um sich dabei den Männern preiszugeben. Einen Augenblick hatte er Mitleid mit dem jungen Ding. Es hätte seine Tochter sein können. Aber er bezahlte ja dafür. Warum sollte er da noch Gewissensbisse haben?

      Er streifte das Höschen ab und nahm sie zärtlich und wild. Sie schrie auf, klammerte sich an ihn, stöhnte, fiel in einen tiefen Abgrund. Anja hatte jedes Gefühl für den zeitlichen Ablauf verloren.

      Als sie wieder erwachte, lag der Mann ruhig an ihrer Seite. Er hatte sich auf einen Arm gestützt und rauchte. Dabei sah er ihr ins Gesicht. Sie schlug die Augen nieder und errötete. Nackt lag sie vor ihm, und er streichelte ihre zarten Brüste.

      »War es schön?«

      Anja blieb starr liegen. Nun war es doch geschehen! Sie wollte aufspringen und sich vor ihm verbergen. Sie schämte sich entsetzlich. Sie ertrug ihn nicht mehr, sie kam sich so niedrig vor. Mit ihren Händen bedeckte sie ihre Blöße. Als er sie wild an sich ziehen wollte, stieß sie ihn von sich.

      »Lass mich!« Ihre Stimme klang spröde.

      Sofort ließ er sie los. Sie sprang auf und lief ins Badezimmer. Ich muss mich reinwaschen, dachte sie, rein von dem allem da! Sie stellte sich unter die Dusche und rieb sich wie verrückt. Aber das schale Gefühl verging nicht. Kalt rieselte das Wasser über ihren Körper. Sie sah ihr Gesicht im Spiegel. Bin ich noch dieselbe? Ich muss mich doch verändert haben. Man muss es mir doch ansehen können. Nein, nichts hatte sich geändert, nichts, nur ihr Gewissen würde jetzt schlagen.

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