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Wer A sagt, sollte auch weitergehen. Winfried Niebes
Читать онлайн.Название Wer A sagt, sollte auch weitergehen
Год выпуска 0
isbn 9783347095281
Автор произведения Winfried Niebes
Жанр Биографии и Мемуары
Издательство Readbox publishing GmbH
Es gab eine ungeschriebene Vereinsparole, dass die Spieler nicht noch selbst an der baulichen Vorbereitung und Gestaltung der Bühne wirken sollten. Aber wie in fast jedem Verein üblich, existierte nur eine kleine Handvoll Akteure, während die Übrigen der Auffassung waren, mit dem Mitgliedsbeitrag wäre der Pflichten Genüge getan. So blieb der Künstlerschar doch die Aufgabe, zum gesamten Gelingen und zur rechtzeitigen Fertigstellung der Ausstattung selbst Hand anzulegen, damit das große Vorhaben gelingen möge.
Unsere unter schwierigen Umständen beschafften Kinosessel stellten sich nicht nur als Gewinn dar. Aus mir nicht mehr aus der Erinnerung abrufbaren Gründen musste im Laufe der Zeit ein Ersatz durch anderes Mobiliar erfolgen. Der Ärger mit der Familie, welche die Schenkung der Stühle organisiert hatte, war vorprogrammiert. Wie beleidigte Leberwürste15 geriet diese mit einem großen Teil der Dorfgemeinschaft in Fehde. Neuer Ärger zu anderen Gemeindeprojekten putschten den Zwist in größere Dimensionen hoch bis zur überörtlichen Verwaltung.
14 Lesehinweis
15 Lesehinweis
Freiwillige Feuerwehr und Musik in Schüller
Es schien zunächst keine leichte Mission zu werden, als ich den Wunsch äußerte, Mitglied der freiwilligen Feuerschutztruppe zu werden. Im Gegensatz zur damaligen Zeit werden heutzutage händeringend junge Menschen zur Mitarbeit in den freiwilligen Wehren gesucht. Die Volksstimme.de aus dem Jahr 2016 berichtete bereits, dass in der kleinen Stadt Kroppenstedt (1.399 Einwohner 31.12.2018) eine behördliche Verpflichtung zum Feuerwehrdienst erfolgen soll. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist in der Braunschweiger Zeitung vom Januar 2020 zu lesen. Die Insel Wangerooge kündigt ebenfalls eine Zwangsverpflichtung an, falls sich nicht genug Freiwillige melden. Die jungen Leute haben wahrscheinlich einerseits kein Interesse, zu unliebsamen Zeiten zur Brandbekämpfung oder zu schweren Unfällen gerufen zu werden, andererseits Sorge, ihren Arbeitsplatz bei häufigen Abwesenheiten zu gefährden. Selbst wenn ihr Chef die Abwesenheit tolerieren muss, könnte er dennoch möglicherweise im stillen Kämmerlein eine Negativliste erstellen.
Jedenfalls bedeutete es für mich eine Ehre, dabei sein zu dürfen. Es steckte in mir ein Wunsch nach Anerkennung, etwas Ruhm und in der vorderen Reihe stehen zu dürfen, dessen ich mir bewusst war. Mir war sehr wohl bekannt, dass keine Vorschrift zur Aufnahmeprüfung existierte. Vitamin B, also Fürsprecher, in den neuen jüngeren Zeiten als Netzwerk geäußert, war vonnöten. Meine Handicaps zähle ich im Nachhinein auf mit der fehlenden körperlichen Stabilität und dem Attribut Büromensch. Wenn ich mich recht entsinne, sprach mich mein Onkel Johann nach einigen Monaten des Wartens an: „Hör mal, Winfried, mir erzählte neulich jemand, dass du Mitglied unserer Wehr werden möchtest. Ist das so?“
„Auf jeden Fall, das ist mein Wunsch, ich will dabei sein“.
„Nun gut, ich habe mit dem Brandmeister gesprochen und noch andere Kameraden gefragt. Es gibt keine Beschränkung, du musst nur eine kleine Feuertaufe bestehen.“
„Was ist das denn? Muss ich etwas Gefährliches tun?“
„Nein, warte ab, das Notwendige wirst du dann früh genug erfahren.“
Er brach also für mich eine Lanze oder hatte seinen Hut in den Ring geworfen, wie man so sagt. Gefreut habe mich riesig und wartete mit erheblicher Spannung den Termin ab, an welchem ich das erste Mal erscheinen sollte. Es kam der erwähnte Antrittstag. Die passende Uniform hatte ich schon vorab zur ordentlichen Aufbewahrung erhalten. Im untersten Fach meines Kleiderschrankes lagen ausschließlich die Feuerwehrutensilien, um alles jederzeit griffbereit zu haben. Eile war geboten, da ein oder zwei Mal im Jahr eine nicht terminierte Übung stattfand. Wie lief diese ab? Sonntags um sechs Uhr heulte die in allen Häusern nicht zu überhörende Sirene. Im Affenzahn hüpfte ich aus dem Bett, zog rasant Hose und Hemd an, griff nach der links auf dem Bügel hängenden Jacke, rasch schnappte ich noch den Helm vom Schrankboden und spurtete im Laufschritt zum Fahrrad in der Garage. Es bestand mangels Autos um diese Zeit keine Gefahr, sodass ich flott das Gerätehaus – Spritzenhaus – erreichen konnte. Ohne überheblich sein zu wollen, darf ich meine eigene Beurteilung getrost mit pünktlich und immer anwesend beschreiben. Nach der einstündigen Übung war es üblich, mit aus der Kornflasche gefüllten kleinen Schnapsgläschen ohne Frühstück anzustoßen. Bereits damals zeigte mein Magen keine Schwäche. Die strapaziöse Aufregung eines zum Hausbrand gerufenen Feuerwehrmannes blieb mir – Gott sei Dank – während meiner aktiven Mitgliedschaft erspart, wenngleich mich die Bewältigung als Herausforderung gereizt hätte.
Die überaus große Überraschung erfuhr ich als Feuertaufe nicht beim ersten Übungstag, sondern zu einem von mir nicht erahnten Termin.
„He Winfried, komm mal her“, rief Johannes, eines der älteren Wehrmitglieder, begleitet von Christian, welcher nach meiner Kenntnis ein halbes Jahr zuvor Mitglied geworden war. „Du bist ja seit Beginn eingeteilt, um die C-Schläuche aufzurollen. Heute darfst du endlich mal den dicken A-Schlauch mit der Spritze halten.“
Mir wurde kommentarlos dieses kurze schwarze Stück in die Hand gedrückt. Die Art und Weise zeigte mir, dass eine Nachfrage zum Sinn und Zweck erfolglos sein würde. Die Kameraden hatten sich auf meine Kosten ein für sie vergnügliches Spiel ausgedacht. Die Richtung zum Spritzen war mir eindeutig angezeigt. Plötzlich drehte jemand den Hydranten auf zwölf Atü. Der Druck war so gewaltig, dass dieses Ungetüm in Windeseile aus meinen Händen entglitt. Wie eine Schlange schlängelte sich mein kurzer Feuerwehrschlauch auf dem Erdboden, abwechselnd nach links und nach rechts. Wasser spritze natürlich quer über den Platz. Die Bösewichte hatten sich selbst in entsprechende Position gebracht, um nicht nass zu werden. Geraume Zeit ließen sie mich wie einen Bären von einem Bein auf das andere tanzend hüpfen – fehl schlug mein Versuch, Herr der Lage zu werden. Nach einer mir nicht mehr bewussten Zeit und einem Gelächter aus vollem Hals war plötzlich Ruhe auf dem Boden, der Wasserdruck erheblich reduziert. Es gelang mir nun, das vermaledeite Stück aufzunehmen. Mein impulsives Aufatmen hörten die Anwesenden mit Genugtuung. So hatten viele ihre helle Freude während der morgendlichen Übung; die Feuertaufe war beendet.
Musikvereine im eigentlichen Sinne existierten nicht im Ort. Einige Mitglieder der Feuerwehr waren aktive Spielleute im Spielmannszug. Unter guter Leitung war ich nach einiger Zeit in der Lage, meine schwarze Querflöte zu blasen. Wir übten fleißig während fast jeder Probestunde, bei gutem Wetter auf der Straße, bei schlechtem im Gemeindehaus. Perfekte Beherrschung war angesagt. Welch jämmerliches Bild hätten wir ansonsten Betrachtern am Straßenrand während der Aufmärsche bei auswärtigen Feuerwehrfesten geboten? Noten hatte niemand der Musiker während des Umzuges. Wo hätten diese befestigt werden sollen? Querflötenspieler mit Notenständer kenne ich nur von den sitzenden Flötisten der Sächsischen Bläserphilharmonie in Bad Lausick. In Erinnerung an meine damaligen Übungen sehe ich mich zu Hause in der Küche mit einem auf dem Tisch abgelegten Übungsheft. Der Erfolg zeigte sich, als ich das kleine Lob des Meisters mit dem Tambourstab, dessen bunte Quasten je nach Schwung und Wind wedelten, bekam. Der interne Speicher in meinem Kopf entließ bedarfsgerecht alle Kompositionen. Besonders gut erinnere ich mich an den Torgauer und den Radetzky-Marsch. Zu Beerdigungen führten wir „Ich hatt’ einen Kameraden, einen bessern findst du nit“ auf.
Sobald ich meinen Feuerwehrdress irgendwo präsentieren konnte, schwoll meine Brust in besondere Breite; halt stolz wie Oskar. Ein Pfau hätte sein buntes Gefieder nicht breiter auffächern können. Während unserer Musikauftritte zeigte ich mich wem wohl besonders? Natürlich, sobald ich an den am Straßenrand uns bewundernden Schönheiten vorbeimarschierte, zeigte ich stolz meine Uniform wie ein König sein Gewand. Meine ehrenamtliche Mitwirkung endete etwa im Jahr 1970, da ich nach meinem Wechsel von Ennepetal in der erzbischöflichen Großstadt Köln mein Geld verdiente und infolge meiner unregelmäßigen Besuche nicht mehr mitwirken konnte. Mit Freude und Stolz hörte ich die Anfrage des Brandmeisters zur Anfertigung einer kleinen Chronik als geschichtlicher Überblick über die Wehrgeschichte der vergangenen achtzig