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die Erfolge der westlichen Siegermächte? Mehrfach inhalierte ich die Ereignisse in den Filmen „Die Brücke von Remagen“ oder „Die Brücke von Arnheim“.

      Letztendlich könnte ich zu meinem Ich von einer Art Erleuchtung sprechen, die dazu führte, dass sehr viele Jahre später bei mir ein Informationsbedürfnis einsetzte. Details über jene Filme produzierten eine neue Erkenntnis über gravierende Sachverhalte. Der erstmals im November 1969 in der Bundesrepublik gezeigte Streifen über den legendären ersten Rheinübergang über die Ludendorffbrücke durch Heeresverbände der amerikanischen Streitkräfte verursachte kein Mitleid mit dem Schicksal deutscher Soldaten. Eher betrachtete ich die Aktion zu Beginn des Jahres 1945 als Erlösung.

      Obwohl ein Krieg das Grausamste für die Menschen ist, (wir erleben täglich die schrecklichen Bilder der weltweiten Kriege und Menschenverfolgungen) verstärkte sich bei mir ein ausgeprägtes Interesse, sogar Wohlgefallen an US-Kriegsfilmen, worin ich deren Sieg zu sehen bekam. Die GIs waren erstaunt und konnten die aus dem Ersten Weltkrieg stammende Ludendorffbrücke ohne Schwierigkeiten überqueren. General Dwight D. Eisenhower soll damals gerufen haben: „Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert.“ In späteren Jahren wurde immer vermittelt, wie froh wir sein durften, dass die Alliierten uns von dem grausamen Regime befreiten. Heute gibt es zu meinem Entsetzen so manche Verklärer, welche ignorieren und den Holocaust21 leugnen. Der filmisch dargestellte Erfolg der Alliierten zeigte eine große Portion Gerechtigkeit. Filme mit Erfolgen des Naziregimes bescherten mir hingegen nur Entsetzen. Ein Schauer lief mir erst recht über den Rücken, als in dem Film die Landung der westlichen Befreiungsallianz in der Normandie zu sehen war. Die jungen Soldaten wurden wie Freiwild durch deutsche Soldaten von der Küste aus abgeschossen.

      Damals überschattete völlig Blindheit meine Augen und die Ohren hörten nur wenig über die Kriegsmaschinerie der Alliierten. Von den überaus grausamen Bombardements der britischen Bomberflotte, welche im November 1944 tausendeinhundertachtundachtzig Spreng- und mehr als hundertzwanzigtausend Brandbomben auf Jülich und fast einhundertfünfzigtausend Sprengbomben auf Düren warf, fehlte mir jegliche Information. Diese Städte wurden innerhalb von nur einer halben Stunde komplett zerstört,22 dort verloren mehr als siebentausend Menschen ihr Leben. Für die damaligen Kleinstädte eine hohe Zahl. Fast täglich hören wir alle von den Bombardements auf die Zivilbevölkerung in Syrien. Nur ältere Menschen vermögen sich an die massenhaften Bombenabwürfe der britischen Royal Air Force unter der Führung deren Oberbefehlshabers Sir Arthur Travers Harris, genannt Bomber-Harris23 (erst im Jahr 1984 verstorben) zu erinnern. Unter seinem Kommando wurden beispielsweise die Städte Frankfurt am Main am 22.04.1943, Leipzig am 04.12.1943, Dresden am 13./14. Februar 1945 – just vor fünfundsiebzig Jahren während meines Buchentwurfs – und Würzburg am 16. März 1945 mit vier- bis fünftausend Toten im Bombenhagel zerstört. Sein erklärtes primäres Ziel beinhaltete bewusst, die zivile Bevölkerung und Infrastruktur zu treffen. Logisch mag es klingen, dass er die Moral und den Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung brechen wollte (sogenanntes Moral Bombing). Für ihn war es die Antwort auf die „naive Vorstellung der Nazis, dass sie jeden anderen nach Belieben bombardieren könnten und niemand würde zurückbomben“. In seinen Memoiren schrieb er sogar: „Trotz allem, was in Hamburg geschehen ist, bleibt das Bomben eine relativ humane Methode.“

      Sehr verwundert war ich über die Drehorte der von mir gern gesehenen kriegerischen Filme, Prag und Dave an der Moldau in Tschechien. Trotz der Schilderung der tatsächlichen Geschehnisse des Jahres 1945 sehe ich keine Minderung der Filmqualität wegen der nicht authentischen Orte. Dies ist und scheint eine vielfache Praxis in Filmen zu sein. Später erfuhr ich, dass die von mir viele Jahre so beliebten Wild-West-Filme im heutigen Kroatien, an den Plitvicka jezera (Plitwicern Seen) produziert wurden.

      Jedem Leser dürfte der Name Peter Altmeier bekannt sein. Ich denke aber nicht an den aktuellen Bundes-Wirtschaftsminister, sondern seinen Namensvetter, den ehemaligen Rheinlandpfälzischen Ministerpräsidenten. Er war der Landesvater bis zu meinem Abschied im Rathaus Stadtkyll im Herbst 1969. Auch in der Schule war uns von ihm berichtet worden. Altmeier gehörte zu den zwölf Länderchefs, welche im Juli 1948 im Hotel „Rittersturz“ in Koblenz zu einer Konferenz einluden. Die „Koblenzer Beschlüsse“ plädierten für die Konstituierung eines Weststaates der drei Westzonen; gleichwohl als Provisorium (Hinweis: spätere Präambel im Grundgesetz). Möglich war dies nur aufgrund der „Erlaubnis“ der drei Besatzungsmächte USA, Großbritannien und Frankreich, welche Bedingungen zum Zusammenschluss zu einem „Weststaat“ formuliert hatten.

      Mit der nun bereits seit einem Jahrzehnt verstorbenen Mama sprach ich häufig über den Untergang der Kommunisten in der DDR und dass es schade wäre, dass mein Vater das nicht mehr erleben durfte. Seine Meinung hatte mich, ohne mir dessen bewusst zu sein, stark geprägt und völlig gegen alles, was irgendwie nach Sozialismus und Kommunismus riecht, gestimmt. Gerne hätte ich ihm nach der Wende erzählt, wie sich mein Berufsalltag und mein Leben in Leipzig vollzogen. Wenn ich intensiv überlege, haben wir uns damals nicht ausführlich zum Sozialismus oder Kommunismus unterhalten. Diese Systeme waren eben nicht gut wie das in Westdeutschland. Ich denke, er war überzeugt, dass die politische Ideologie und Weltanschauung in der DDR nicht gut sind für ein Volk. Wenn ich dementgegen die Forderungen Gleichheit, Solidarität und Gerechtigkeit betrachte, sollte ein Sozialismus erstrebenswert sein. Aber in welchem Staat der Welt funktionierte mit diesen Kriterien bisher ein Sozialismus? Lehrte uns die Geschichte nicht, dass die Mächtigen versuchten, alles Gute für sich zu ergattern? Beispiele erscheinen mir überflüssig. Hätte unser Familienoberhaupt zumindest nicht noch ein halbes Jahr mit dem Sterben warten können, um die Wende zu erfahren?

      Meine intensive Meinungsbildung wurde auch durch die westdeutsche Presse zum politischen System der DDR geprägt. Mich interessierte, was jenseits der Grenze geschah. Ob mich mein Vater von oben im Himmel sehen kann und zu meinem weiteren Lebens- und Berufsweg applaudiert hätte?

      Nachdem mein Vater bereits mit achtundsechzig Jahren verstarb, durfte meine Mutter fünfundachtzig Jahre alleine in dem großen Haus leben. Viele Jahre nach seinem Tod stand ich irgendwann mit einem Gebet vor seinem Grab und dachte an die Verse von Ringelnatz:

      „Ach steh noch einmal auf ins Leben,

      Du toter Papa!

      Der Krieg ist aus.

      Dann hat sich viel begeben.

      Ob du wohl weißt, was mir geschah?“

      Gruselig war mir vor seinem Grab bei der Vorstellung, dass sein Körper vielleicht schon von Würmern verzehrt wurde. Solche Situationen brachten bei mir die ersten Überlegungen zur späteren Bestattungsart.

      20 Lesehinweis

      21 Lesehinweis

      22 Lesehinweis

      23 Lesehinweis

       Zugreise ins Unbekannte

      „Es fährt ein Zug nach Nirgendwo“, sang Christian Anders im Jahr 1972. In dem fast vergessenen Song sehe ich einen zutreffenden Start für meine Erinnerungen an den Wegzug aus den Eifelgefilden Ende August des Jahres 1969.

      Zwar hatte ich aufgrund der Grenzlage meiner Heimat bereits Ausflüge nach Luxemburg, Belgien und Elsass-Lothringen gemacht, aber nur ein einziges Mal entferntere Regionen kennengelernt. Es war im Jahr 1967, als ich mit Eltern und Schwestern in Österreich am Attersee herrliche Urlaubszeit erlebte.

       Nicht nur durch die Abdankung der Kaiserkrone durch Lothar I ist mein ehemaliger Wohnort bekannt. Sogar mein früherer Berufsschulschort Prüm wurde im Spiegel im Jahr 2017 erwähnt. Dort lautete die Samstagsfrage: „Wozu braucht Tesla deutsche Ingenieure?“ Der TeslaGründer Elon Musk hat viel erreicht. Der US-Konzern kaufte ein Unternehmen in Prüm, die Zulieferfirma Grohmann Engineering. Somit wurde diese ehemalige Kreisstadt überregional, vielleicht sogar weltbekannt.

      Nun sollte ich also meine vertraute Umgebung verlassen. Das qualmende Dampfross mit acht voll besetzten Wagen setzte sich aus dem zwei Kilometer entfernten Bahnhof Jünkerath auf Bahnsteig 2 langsam, überaus langsam in Bewegung. Ich erlebte dies schon wie eine Fernreise. Die vielen Pendler, Studierenden und sonstigen Passagiere

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