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Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten. Ernst-Otto Constantin
Читать онлайн.Название Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten
Год выпуска 0
isbn 9783347116788
Автор произведения Ernst-Otto Constantin
Жанр Биографии и Мемуары
Издательство Readbox publishing GmbH
Fritz wurde 18. Er musterte auf der MS Drossel der Reederei Neptun an. Das war ein Küstenmotorschiff. Dies war ganz sicher nicht das große Los. Jedes Mannschaftsmitglied hatte in der kleinen Messe ein kleines Fach, mit einer Drahttür versehen und einem Hängeschloss davor. Die Box enthielt die Wochenration an Brot, Butter, Marmelade, abgezählte Teebeutel und etwas Käse. Das musste für jeden eine Woche lang reichen.
Das Schiff lag in Rotterdam hinter einem Schiff der Norddeutschen Lloyd. Die hatte Bananen geladen, die dort gelöscht wurden. Er beobachtete, dass so ca. 15 Menschen anstanden und nach und nach mit einer Staude Bananen davonzogen. Nichts wie geduldig anstellen und warten. Tatsächlich lud man ihm eine Staude auf. So schnell es ging, auf die Drossel damit und die Staude beim Koch in der Kombüse abgeliefert. Der hing sie am Oberlicht auf. Am nächsten Tag bekam jeder eine halbe Banane. Der Kapitän, der Steuermann und der leitende Maschinist jeweils eine ganze. Fritz war empört. Nichts wie rein in die Kombüse, die Staude rausgeholt und in den „Bach“ (Hafenbecken) geschmissen.
Das Schiff ging nach Rouen in Frankreich, um Wein zu laden. In Bremen musterte Fritz wieder ab. Das war wirklich nichts für ihn.
Angemustert wurde jetzt als Jungmann auf der Heddernheim, einem Schiff der Unterweser-Reederei. Dieses Schiff war halb so groß wie die Lichtenfels. Es ging durch die Ostsee nach Schweden, um Erz für Emden zu laden. Man schlief in Kammern mit 5 Mann auf Strohsäcken. Die waren nicht mehr ganz frisch und durchgelegen. Auch das war eine Fehlentscheidung. Nach 14 Tagen verließ er das Schiff wieder. Wie auf der Drossel, auf der er vorher gefahren war, gab es an Bord ein Zweiwachesystem. Das hieß 2-mal 6 Stunden Seewache und 4 bis 5 Stunden Decksarbeit. In Emden musterte er nach 2 Wochen wieder ab. Das war nicht seine Welt. Er wollte wieder auf große Fahrt.
Der Elektriker
Er fuhr nach Hamburg. Die Heuer reichte, um für eine Woche im katholischen Seemannsheim Stella Maris zu wohnen und ein Bauernfrühstück zu genießen. Danach besaß er keinen einzigen Pfennig mehr. Fritz ging zum Seemannspastor. Der rief das Arbeitsamt an. Dort wurde er hinbestellt. Er war mit leerem Magen pünktlich da. Die hatten auch gleich Arbeit für ihn. Er musste nach Barmbek – das waren fast 2 Stunden Fußmarsch –, um sich bei seinem potentiellen Arbeitgeber vorzustellen. Geld für ein U-Bahn-Ticket hatte er nicht. Ein Elektromeister war das. Der wollte seinen Gesellenbrief sehen.
„Oh, das wird schwierig, der liegt zu Hause in Bad Oeynhausen. Ich habe ihn nicht bei mir, weil ich eigentlich zu See fahre.“
Zwei Stunden Fußmarsch zurück. Ins Seemannsheim. Hunger nagte.
„O.k., versuchen wir es miteinander. Morgen bist du um 7: 00 Uhr hier in meiner Werkstatt.“
Also wieder 2 Stunden Laufen. Ein kleiner Laster wurde beladen mit Kabeln, Gipssäcken, Spachteln und anderem Werkzeug. Es ging zur Baustelle. In einem Neubau sollte in einem Friseursalon die Elektroinstallation verlegt werden. Während der Meister mit einem Plan in der Hand lauter Zeichen an unglaublich vielen Stellen markierte, lud Fritz die ganzen Materialien ab.
„Also, pass auf: Hier kommen die Steckdosen hin und hier die Schalter, dort die Abzweigdosen. Fang schon mal an, ich komme so gegen 14: 00 Uhr wieder.“ Weg war er. Fritz war wie gelähmt. Sein Leben lang hatte er noch nie eine Abzweigdose gesehen, auch keine Steckdose und schon gar keinen Schalter von innen. Es erschien der Polier. „Blitz, was ist los? Wir wollen verputzen. Wir arbeiten im Akkord.“ Fritz beichtete seine missliche Lage. Der Polier organisierte vier Maurer. Die kannten sich aus. Die Maurer verputzen schon die Wände, bevor der Meister kam. Alle Dosen waren im Lot.
Der Polier: „Fritz, wenn der Meister kommt, verlangst du 30 DM Vorschuss und erklärst, sonst nicht wiederzukommen. Wehe, wenn du kneifst.“ Um 14: 30 Uhr erschien der Meister. Der war sprachlos. Keck, aber höflich verlangte Fritz einen Vorschuss. Er brauche noch heute dringend 30 DM. Noch an Ort und Stelle zahlte der Meister, was verlangt war, überzeugt davon, einen super Handwerksgesellen gefunden zu haben. Jetzt hatte Fritz wenigstens was zu essen.
Tags darauf ging es in einen Büro-Neubau. Das gleiche Spiel wie tags zuvor. Nur, hier waren irre viele Leitungen unter der Decke zu verlegen. Zuvor musste für die Leitungen die Betondecke mit Hammer und Meißel geschlitzt werden, alles über Kopf. Das ging gewaltig in die Arme. Gerade mal 5 Meter hatte er geschafft, als der Meister kam. Der sah, was geschafft worden war, und Fritz war wieder arbeitslos.
Im Seemannsheim hörte er, dass die Schiffsreinigung Leute suchte. Fritz hatte sofort wieder einen neuen Job. Er nahm die Spätschicht. Das gab mehr Geld, aber wichtiger war Zeit für den Vormittag, um die Reedereien abzuklappern und nach einer neuen Heuer zu suchen.
Neue Heuer auf TS Dagmar Salén
Beim Frühstück bekam er mit, dass sich 5 Mann auf den Weg zu Hapag an den Ballindamm machten. Sein Instinkt verriet ihm: Da ist was zu holen. Und richtig. Gleich rechts am Eingang befand sich eine Schiffsagentur. Alle fünf saßen artig auf einer Bank. „Die Plätze sind vergeben. Wir warten nur noch auf unseren Heuerschein.“ Unbeeindruckt klopfte Fritz an die Scheibe des Schalters und sagte: „Hier bin ich, Fritz. Ich habe gehört, ihr braucht Seeleute. Hier ist mein Seefahrtbuch. Ich hatte eine gute Ausbildung auf dem Segelschulschiff Deutschland.“ „Moment“, hieß es. „Ja, wenn du willst, kannst du als Jungmann auf der Dagmar Salén anmustern. Das ist ein schwedischer Tanker. Der liegt zurzeit in der Stülken-Werft im Dock.“ Fritz strahlte, endlich wieder zur See fahren. In no time hatte er seinen Heuerschein, schnell am Seemannsheim vorbei, den Seesack geschultert, und los ging es.
Beim Bootsmann gemeldet, wurde er erst zum Ombudsmann geschickt. Der legte einem ohne viele Worte ein Formular zum Eintritt in den Swenska Sjöfolkverbundet (die Seeleute-Gewerkschaft) vor. Er unterschrieb sofort. Nach und nach kamen auch die anderen Gesellen, die er aus dem Seemannsheim und der Agentur kannte. Das Ritual wiederholte sich. Bloß von der Gewerkschaft wollten die nichts wissen. Sie hatten errechnet, dass der Monatsbeitrag eine Kiste Bier ausmachte. Also, das kam für sie nicht in Frage. „Du kannst uns zu nichts zwingen. Wir leben doch in einem freien Land.“ Der Ombudsmann ging zum Kapitän und erklärte ihm, was ihm widerfahren war. Eine Stunde später konnten die ihre Seefahrtbücher wieder abholen. Diese schöne Heuer war dann für sie Geschichte. Mit solchen unsolidarischen Leuten wollte man nicht zur See fahren.
Fritz war 1957 im 2. Lehrjahr. Die Heuer war monatlich netto höher als die eines 3. Offiziers auf einem deutschen Schiff brutto. Die Dagmar Salén, ein Tanker, hatte 25.000 Tonnen Tragfähigkeit. Das Essen war prima, die Kammer schick, alle Seeleute waren sehr kameradschaftlich und hilfsbereit. Fritz hatte das große Los gezogen. Er fühlte sich anerkannt.
Der Kamerad in seiner Kammer kam aus der Karibik, aus Trinidad. Er war von hellbrauner Farbe. Francis, das war ein richtig guter Kerl. Die Besatzung bestand aus 7 Nationen. Fritz ging mal wieder die 12/4-Wache mit dem 2. Offizier, einem Norweger. Kapitän Schile war Schwede, ein toller Seemann, so um die 55 Jahre. Die erste Reise ging mal wieder zum Persischen Golf. Wer stand bei der Suez-Kanalfahrt wieder am Ruder? Am Ruder eines Schiffes, das mehr als doppelt so groß war wie die Lichtenfels? Fritz. Warum immer er, und wieso keiner der Matrosen? Fritz war aufgeregt, aber hochkonzentriert. Bei dem ersten Entgegenkommer hatte er sich fast in die Hose gemacht. Auch dieses Mal stand der Kapitän neben Fritz an der Rudersäule. Als die Begegnung vorbei war, legte der Kapitän seine Hand auf Fritz‘ Schulter mit einem „Mükke bra“ (sehr gut). Ein bisschen stolz war er schon.
Das Schiff war ein sogenannter Never-come-backliner, also kein Linienschiff. Gleich auf der ersten Reise stand Fritz am Ruder, als der Lotse am Ausgang des Suezkanals ins Rote Meer abgesetzt wurde. Es war nachts, gegen 2: 30 Uhr. Der Kapitän brachte das Schiff auf Kurs und wünschte gute Wache. Fritz stand noch eine Weile am Ruder. Es war nicht schwer, das Schiff