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Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten. Ernst-Otto Constantin
Читать онлайн.Название Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten
Год выпуска 0
isbn 9783347116788
Автор произведения Ernst-Otto Constantin
Жанр Биографии и Мемуары
Издательство Readbox publishing GmbH
„Wir wollten nur mal fragen, was man tun muss, um hier erst mal Seesteuermann auf Großer Fahrt zu werden.“
Das mit dem Kapitän trauten sie sich dann doch nicht. Die Sekretärin stapelte einen Haufen Unterlagen für jeden, als die Tür aufging und der Direktor – Kapitän Berger – erschien.
„Meine Herren, wo fahren Sie zurzeit, und haben Sie Ihren Matrosenbrief?“
„Na klar“, log Fritz, „den haben wir. Ich habe gerade von einem schwedischen Tanker abgemustert.“
Kapitän Berger stellte klar, dass man die Fahrzeit auf dem schwedischen Schiff nicht anerkennen würde, es sei denn, man mustere jetzt beim Norddeutschen Lloyd an. Das war Deutschlands Nobelreederei.
Fritz hat nach völliger Ausnüchterung seinen Matrosenbrief gemacht und sich in Ruhe diesen Berg an Materialien angesehen. Resigniert stellte er fest, dass die mit Buchstaben rechnen. Das hielt er dann doch für schwarze Kunst. Er fuhr nach Hause, zu Mutter in Bad Oeynhausen. Urlaub war angesagt. Einen Führerschein wollte er machen und die Materialien legte er in irgendeine Kiste im Keller, froh, das Zeug los zu sein.
Mutter hatte den Namen ihres zweiten Mannes längst wieder abgelegt. Die Pension lief sehr gut. Fritz machte seinen Führerschein ohne Probleme.
Fritz ist jetzt Matrose
Natürlich besuchte er in Hannover das Mädchen seiner Träume. Aber mehr als einen flüchtigen Kuss auf die Wange erhielt er nicht. Doch welch ein Fortschritt. Sie schien sich zu freuen und bedankte sich für die Schallplatte aus New York und die vielen Briefe, die alle sehr interessant seien. Mehr kam aber nicht rüber.
Er fuhr zu seiner Patentante, der Schwester seiner Mutter, – nach Göttingen, zu der er schon viele Jahre ein liebevolles Verhältnis hatte. Dort suchte er etwas Trost. Sie war so etwas wie eine Ersatzmutter, – eine, der er alles erzählen konnte, die zuhörte und ihn immer herzlich aufnahm. Sie hatte einen Sohn, Jens, der sein Vetter ist. Der war für ihn aber noch viel mehr, er war so etwas wie sein Bruder. Die beiden mochten sich sehr und sind einander bis heute verbunden. Ihre Mütter aber, die beiden Schwestern, waren sich seit vielen Jahren spinnefeind und wechselten kein Wort mehr miteinander. Da war auch nichts mehr zu flicken. Die Tante jedoch blieb sein Mutterersatz bis zu ihrem Tod.
Fritz fuhr wieder nach Bremen, wohnte ein paar Tage bei seiner Großmutter, mit der er sich immer besser verstand, weshalb sich ein immer engeres Verhältnis zu ihr entwickelte. Auch mit ihr hatte Mutter aus unerfindlichen Gründen komplett gebrochen. Mit der Schwester seines Vaters auch. Er verstand das nicht.
Schließlich ging er tatsächlich zum Norddeutschen Lloyd und musterte als Matrose auf der MS Bartenstein an.
Er machte zwei Reisen voller Erlebnisse an die Westküste Südamerikas, nach Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile.
In Guayaquil standen die Pier und die Schuppen auf Pfählen. Der ganzen Besatzung wurde geraten, beim Landgang äußerst vorsichtig zu sein und niemals alleine zu gehen.
Fritz hatte nachts die Deckswache. Im Morgengrauen hörte er aus der Richtung des Schuppens mehrmals ein Zischen und Rascheln, bis plötzlich einer seiner Kollegen angelaufen kann. Der sah ziemlich ramponiert und zerzaust aus. Er steckte in einer Zementtüte, deren Ecken abgerissen waren, und musste tüchtig Prügel bezogen haben. Fritz bog sich vor Lachen, denn in der Tüte war er vollkommen nackt.
Der gute Mann war gegen jeden Rat alleine losgezogen und bei der erstbesten Lolita hängen geblieben. Während er sich vergnügte, verschwanden seine ganzen Klamotten, und sein Geld war auch weg. Schließlich bauten sich zwei Kerle vor ihm auf, vermöbelten ihn und trieben ihn nackend in Richtung Hafen. Zum Glück fand er unterwegs diese leere Zementtüte. Ganz klar, in diesem Hafen würde Fritz immer Deckswache gehen.
In Peru wagte sich Fritz an Land. Auf nach Lima. Er fand diese Stadt wunderschön. Die Sonne schien. Es war angenehm warm. Der Hafen von Lima war wenige Kilometer weit weg und hieß Callao. Lange Strände säumten den Pazifik. Unzählig viele Pelikane schwebten über dem Wasser und stürzten plötzlich in die Fluten. Die mussten reichlich Fisch gebunkert habe, denn sie taten sich unheimlich schwer, wieder Luft unter ihre Flügel zu bekommen. Manche gaben es auf und blieben auf dem Wasser. Die waren offensichtlich so vollgefressen, dass nichts mehr ging. Nein, Lima hatte ihm gut gefallen.
Schicke Mädchen traf er auch. Manche machten eindeutige Annäherungsversuche. Verlockend war das schon, aber Fritz hatte sich beherrscht; er dachte, wer weiß, wo man da landet.
Valparaiso war ein Erlebnis. Ein riesiger Botanischer Garten, an einem Hang gelegen mit einem berauschenden Blick über die Stadt und den Hafen.
In den Hafenkneipen bekam man sofort Kontakt zu den Menschen. Alemanos waren offensichtlich sehr beliebt. Und dann die Mädchen. Dieses Mal wurde Fritz schwach. Er tanzte und scherbelte, was das Zeug hielt. Magdalena hieß sie. Sie nahm ihn mit zu sich nach Hause und fragte auch nicht nach Geld. Es wurde eine wunderbare Nacht, die sogar mit einem Frühstück endete. Fritz hatte das Gefühl, dass mehr daraus werden könnte, und blieb für den Rest der Liegezeit lieber an Bord. Aber Magdalena war schon eine tolle Frau. Eben drum: hiergeblieben!
Die zweite Reise mit der MS Bartenstein ging wieder an die Westküste Süd. An Bord kam jetzt ein Offiziersanwärter, Arnd hieß er. Fritz freundete sich rasch mit ihm an. Überhaupt hatte er zu allen Besatzungsmitgliedern ein gutes Verhältnis.
In Arica in Chile lag das Schiff ein paar Tage. Arnd und er beschlossen, einen Trip auf der Panamericana zu machen. Die Straße führte unterhalb der Anden durch eine hügelige Hochebene. An vielen Stellen war der Boden weitflächig grünblau. Kupfer oxidierte an der Oberfläche. In dieser Gegend wurde sehr viel Kupfer abgebaut. Den hatte die Bartenstein auf der Heimreise auch geladen. In Valparaiso wurden die Palmöltanks gereinigt und mit Zitronensäure gewaschen, um Wein zu laden. Der wurde mit Tanks auf LKWs angefahren und mit Schläuchen an Bord gepumpt. Barsak hieß die Sorte. Er schmeckte hervorragend. Wie aus dem Nichts tauchten einige 10-Liter-Demions (Glasballonflaschen) auf. Es war immer genug in den Schläuchen, um sie zu befüllen. In Peru wurde Fischmehl geladen. Das Zeug stank fürchterlich. Und in Arica eben – Kupfer.
Die Reise von Fritz und Arnd sollte nach Calama gehen, in die chilenische Bergarbeiterstadt. Transportiert wurden alle Passagiere auf einem LKW. Dicht gedrängt fing die Reisegesellschaft an zu raten, woher die Fremden kämen und wer sie seien. Americanos, no, no, Swegos, Norwegos, bis die beiden schließlich ihre Nationalität preisgaben. Sofort gab es ein freudiges Geschrei und freundschaftliches Schulterklopfen. Es war eng, weil auch Schafe, Ziegen und Hühner mitfuhren. Eine Rückfahrt war erst am nächsten Morgen möglich. Es war heiß. Die Fahrt war anstrengend. Sie wollten so schnell wie möglich ins Hotel und sich etwas ausruhen. So landeten sie in dem einzigen und besten Hotel dieser Stadt und bekamen ein Doppelzimmer.
Eine Dusche gab es nicht. Arnd machte die Schranktür auf und hatte sie in der Hand. Gut, ein Waschbecken gab es wenigstens. Fritz drehte den Wasserhahn auf und unter dem Becken pladderte es. Das Wasser floss in einen Eimer, der schon halbvoll war. Lausig die Unterkunft, und auch sonst war in dem Kaff nichts los. Sie fanden eine Bodega, tranken Cola Libre und begegneten dort vielen netten Leuten, die von ihrer schweren Arbeit im Kupfertagebau erzählten.
Sie gingen früh zu Bett. Aber da verspürten die beiden ein Jucken an allen möglichen Körperstellen. Sie orteten Flöhe. Jedenfalls benannten sie die so. Kakerlaken kannte man ja von Bord. Es gab kein Schiff, auf denen die nicht mitfuhren. Zunächst versuchten sie, die Viecher zu fangen. Aber es waren viel zu viele. Dazu kam, dass man offenbar ein gewisses Geschick brauchte, denn die waren blitzschnell und konnten geschickt springen.
Eine böse Nacht! Zurück an Bord ging es zuerst zum Koch. Er war neugierig wie Schmidts Ziege, holte kühles Bier, und sie machten es sich ganz gemütlich in seiner Kammer, bis er anfing, sich zu jucken. Schnell fanden sie einen Grund, ihre Kammern aufzusuchen. In Wahrheit flüchteten sie in den Duschraum, zogen sich aus, und runter unter die Dusche. Alle Klamotten kamen in eine Pütz (Eimer) mit ganz viel Seifenpulver und heißem Wasser. Sie wurden die Biester los und hüteten sich, an der Kammer des Kochs vorbeizuschauen.
Als