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auch einen kleinen Vorteil, da man ab und zu den Spargel, der nicht gut genug war, um ihn zu verkaufen, mit nach Hause nehmen durfte. Dies war damals etwas Neues für uns, da es keinen Spargel in Danzig gab, und es war jedes Mal wie ein Sonntagsessen, wenn meine Mutter mit Spargel zurückkam. Dies ging wie gesagt ein halbes Jahr so, bis auf einmal mein Vater vor uns stand. Er hatte den Krieg überlebt, das hatte er den Amerikanern zu verdanken. Denn er war während des Krieges in amerikanische Gefangenschaft geraten und hatte deshalb überlebt. Nach dem Krieg glaubten sie, es sei nicht mehr nötig, die Soldaten, die meistens gezwungen wurden zu kämpfen, weiterhin festzuhalten. So kam mein Vater frei und machte sich auf die Suche nach uns. Als er über das Rote Kreuz erfuhr, wo wir uns befanden, machte er sich direkt auf den Weg.

      Um uns aus diesem Lager holen zu können, brauchte er spezielle Zulassungspapiere, die er natürlich nicht hatte. Er schaffte es aber trotzdem, dem Zuständigen so überzeugend zu vermitteln, dass er die Papiere hätte, dass er ihm glaubte. So nahm er uns mit nach Frankfurt, da dort die Besatzungszone der Amerikaner war. Mein Vater war nach dem Krieg kaum wiederzuerkennen. All seine Haare waren ihm ausgefallen, aber das waren nicht die einzigen Spuren, die der Krieg hinterlassen hatte. Doch er wollte nicht mehr zeigen und reden tat er auch nicht darüber. Er bekam von den Amerikanern einen Job am Flughafen von Frankfurt, wo er die nächsten dreißig Jahre arbeitete. Ich konnte endlich eine Schule besuchen, das war etwas ganz Besonderes für mich. Besonders, als ich mit meiner eigenen Schultüte vor der Schule stand. Das Foto von diesem Moment habe ich bis heute in meiner Wohnung an der Wand hängen. Ab dem Zeitpunkt konnte es nur noch Berg auf gehen. Nun lebe ich schon 73 Jahre in Frankfurt und erzähle meine Geschichte mit Freude meinen Enkeln. Doch diese Geschichte rührt mich immer wieder, weil ich mir jetzt bewusst sein kann, wie gut es uns geht und dies auch ihnen vermitteln kann.

      (Jón Seckin)

       Vierte Geschichte

       Diese Geschichte hat uns alle unglaublich berührt, eine Kriegsgeschichte aus eigener Erfahrung zu hören, ist ein unglaubliches Gefühl. Ich denke, eine solche Geschichte prägt einen auf eine ganz besondere Art. Ein Kommentar von einer Person mit mittellangem blondem Haar reißt mich aus meinen Gedanken. „Dankeschön, dass Sie Ihre Geschichte auch mit uns geteilt haben!“ Als Nächster möchte ein Junge eine Geschichte über seine ganz persönliche Flucht erzählen. Er nennt seine Geschichte „Alleingänge“.

      Der Tag begann wie jeder andere Tag von Mike. Doch dieser Tag sollte nicht wie jeder andere enden…

      Mike ist 18 Jahre alt. Er lebt bei seiner Familie in New Orleans. Seine Familie Randall ist sehr wohlhabend und besteht aus vielen Familienmitgliedern, darunter auch Mike Randall. Mike ist ein witziger, entspannter, etwas arroganter, zuverlässiger und loyaler Mensch. Er lernt nicht allzu viel für die High School, aber dennoch hat er in allen Fächern gute Noten. Er prahlt gerne mit seinen sportlichen Fähigkeiten, da er Kapitän der High-School-Basketballmannschaft ist, jedoch niemals mit dem Vermögen seiner Familie, weil er weiß, dass das Geld nicht selten auf illegalem Wege gewonnen wird. Aus Loyalität gegenüber seiner Familie meldet er Verbrechen wie Waffenhandel, Drogenhandel, Bestechung, Erpressung und Mord nie der Polizei. Sein Plan für die Zukunft ist Jura zu studieren und ein erfolgreicher Anwalt zu werden, um sich von seiner machthaberischen Familie loszureißen.

      Wie jeden Morgen geht Mike als erstes zum Grab seiner 16-jährigen Schwester. Ihr Name war Jenny. Sie hatte vor einem halben Jahr einen tragischen Autounfall. Sie fuhr in einer Nacht mit dem Auto von ihrem Freund Trevor Griffith auf der Autobahn. Die Randalls und die Griffiths sind jahrzehntelange Konkurrenten, denn beide sind die mächtigsten Familien in New Orleans. Als Jenny und Trevor zusammen waren, schien sich die Situation zwischen ihnen zu beruhigen. Doch nach dem Tod von Jenny entstand ein hässlicher Machtkampf zwischen ihnen.

      Nachdem Mike Blumen auf das Grab seiner Schwester gelegt hat, nimmt er seine Schultasche und fährt mit seinem Motorrad zur High School. Als er dort ankommt, geht er in seinen Kurs und holt seine Sachen raus. Mike hat keine Freunde, die ihm nahestehen oder viel über ihn wissen. Sein einziger guter Freund war Trevor, doch nach dem Tod von Jenny haben sie sich auseinandergelebt, obwohl sie auch in derselben Basketball-Mannschaft spielen.

      Nach der Schule geht Mike zur Basketballhalle, weil heute Training ist. Sie trainieren drei lange Stunden ihre neuen Taktiken, da am nächsten Wochenende das Spiel gegen ihren größten Rivalen der Liga stattfinden soll. Alle Spieler geben 100% und sie spielen alle unglaublich gut. Der Einzige, der negativ auffällt, ist Trevor. Es scheint ihn etwas zu bedrücken und deshalb wartet Mike nach dem Training vor dem Auto von Trevor auf ihn.

      Mike fragt: „Hey Trevor. Schienst eben beim Training nicht ganz konzentriert gewesen zu sein. Alles gut?“ Trevor antwortet: „Ach… Ich glaube, ich bin momentan einfach nicht in meiner Bestform. Und meine Familie stresst mich in letzter Zeit ein wenig. Du weißt ja, wie das ist, wenn sie einen langsam in die Geschäfte reinziehen.“ „Ja, da kenn ich mich verdammt gut aus“, sage ich wahrheitsgemäß.

      Trevor steigt in sein Auto und sagt: „Dann weißt du ja, wie es mir geht. Das alles ist echt nicht einfach. Tut mir leid… Ich hab’s zwar noch nie gesagt, aber mein Beileid für das mit deiner Schwester.“

      „Danke… Mein Beileid mit deiner Freundin“, meine ich.

      Daraufhin fährt Trevor los. Mike hat nach dem Gespräch mit Trevor ein komisches Gefühl, weil er sich etwas anders verhalten hat als sonst und ihm nicht richtig ihn die Augen sehen konnte. Mike denkt, dass es daran liege, dass sie im letzten Jahr nicht viel Kontakt hatten.

      Mike fährt zu den Anwesen seiner Familie und geht in sein Zimmer. Es ist schon Abend und es dauert nicht lange, bis das Anwesen von der Polizei gestürmt wird. Die Familienmitglieder werden nacheinander festgenommen. Als Mike die Schüsse der sich wehrenden Familie wahrnimmt, schnappt er sich sein Erspartes, steigt aus dem Fenster und klettert runter zu seinem Motorrad. Er fährt stundenlang einfach nur geradeaus, weil er geschockt ist. Wenn seine ganze Familie festgenommen worden ist, kann er nicht zurück, da er auch ein Teil der Familie ist und sie ihn festnehmen würden. Sein ganzer Körper tut weh und er kann nicht glauben, was gerade passiert ist.

      Schließlich kommt er an einem Motel an und ruft aus Instinkt Trevor an. Trevor geht mit einem „Hallo?“ ans Telefon. Mike ruft ganz aufgebracht: „Verdammt, Trev! Ich habe ein riesengroßes Problem. Du glaubst nicht, was mir gerade passiert ist.“ Trevor antwortet: „Ach, weißt du… Ich kann es mir eigentlich ganz gut vorstellen.“

      Mike ist sichtlich erstaunt: „Was redest du!? Die Polizei hat gerade meine ganze Familie festgenommen, wahrscheinlich auch einige getötet.“ „Warum rufst du mich an“, fragt Trevor daraufhin kalt. „Ich brauche deine Hilfe, was denn sonst“, sage ich verwundert. Trevors nächster Satz trifft Mike hart: „Jetzt hör mir mal zu! Meine Familie hat deine mit stichfesten Beweisen an die Polizei verpfiffen.“ „Ich verstehe nicht… Woher hattet ihr denn die Beweise?“ Trevor antwortet: „Das jetzt zu hören fällt dir wahrscheinlich schwer, aber sie hatten sie von mir. Ich war mit deiner Schwester zusammen, um Informationen zu bekommen. Zu meinem Glück war sie wie ein offenes Buch, wenn es um eure Geschäfte ging. Wir haben auf den richtigen Zeitpunkt gewartet und der war nun mal heute. Als deine Schwester Wind von der Sache bekommen hat, habe ich die Bremsen von meinem Auto zerstört, da ich wusste, sie würde mit dem Wagen wegfahren. Wie gesagt, mein Beileid für die Sache mit deiner Schwester, aber ich bereue nichts und ich habe jetzt ein höheres Ansehen in der Familie. Viel Spaß dir in deinem weiteren Leben, Mike.“

      Mike schreit: „Ich hätte dir und deiner Familie so etwas niemals angetan! Du warst mein bester Freund.“ Trevors letzte Worte sind: „Die Zeiten ändern sich. Auch für uns.“ Dann legt er auf. Die Welt schien sich von gleich auf jetzt um 180 Grad gedreht zu haben.

      Mike gehen hunderte Dinge durch den Kopf. Er spürt Schmerz, Verrat und Trauer um seine Schwester. All diese Gedanken formen sich zu einem Gefühl. Tiefer Hass. Und dieser Hass bringt Mike dazu, dass er Trevor in der Zukunft dazu bringen wird, all seine Taten zutiefst zu bereuen und ihn anzuflehen, sein Leben nicht zu vernichten.

      (Samuel Rivera)

       Fünfte Geschichte

      

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