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Frontschweine. Léon Lancee
Читать онлайн.Название Frontschweine
Год выпуска 0
isbn 9783347098985
Автор произведения Léon Lancee
Жанр Контркультура
Издательство Readbox publishing GmbH
Die Kradfahrer Einheit war mit einer Kompanie Panzergrenadiere zusammengefügt worden, um mit ihren vier schweren Maschinengewehren für mehr Feuerkraft im ihr zugewiesenen Teil der Schützengrabenstellung zu sorgen.
Die Tür des Bunkers wurde aufgerissen, und Kurt Hausser trat ein und ließ sich auf einen der Stühle beim rohhölzernen Tisch fallen.
„Alle Positionen sind eingenommen, und die Mannschaften sind auf die Bunker verteilt, also von mir aus kann der Iwan kommen. Sie waren auf jeden Fall so anständig, hübsch zu warten, bis die Ablösung geregelt worden war, und das ist nach all den schweren Kämpfen, die sie hier geliefert haben, eine verpasste Chance für die Jünger von Onkelchen Josef Stalin. Aber ich bleibe dabei, dass es reine Verschwendung ist, uns als Kradfahrer Einheit in einem Stellungskrieg einzusetzen. Wir sind auf Schnelligkeit und Bewegung trainiert und nicht für diesen Quatsch. Unsere Seitenwagenmotoren verstauben hinter der Front nur so, und wir werden hier demnächst während der russischen Artilleriebeschüsse ziemlich sinnlos verheizt, genauso wie die Infanteristen, die wir abgelöst haben. Und die sind wohlgemerkt dafür ausgebildet, wir nicht! Das einzige Positive, was ich hier bisher gesehen habe, sind die Stellungen und die Bunker. Die Pioniere haben diese Stellung prima ausgebaut. Wir wollen nur hoffen, dass wir hier ein paar ruhige Tage verbringen. Es wäre gut für die Mannschaften, dass sie sich nach sechs Wochen ununterbrochenen Krieg endlich mal ausruhen könnten. Und dann schnell nichts wie abhauen von dieser Stelle, um wieder das zu tun, worin wir gut sind. Aufklären, unerwartet zuschlagen und die Sowjets aufhetzen, bis wir vor den Toren des Kremls auf dem Roten Platz stehen.“
Michael richtete sich auf und lachte freudlos.
„Reg’ dich nicht auf, Kurt. Aber ruhig verschnaufen in einer soliden und vor allem ruhigen Stellung, darauf kannst du lange warten. Das wird hier noch lausig genug für uns, denn der Iwan hat keine andere Wahl als diesen Brückenkopf zu zerstören und uns von hier fortzujagen, um so zu verhindern, dass wir von hieraus Richtung Moskau weiterrollen können. Und um das Ganze noch etwas schlimmer zu machen, habe ich noch eine nette Überraschung für dich. Hauptsturmführer von Prelow hat unserer Gruppe aufgetragen, in der kommenden Nacht eine Erkundungsfahrt zu den russischen Linien an der Überseite zu machen, um zu sehen, was dort genau los ist. Wir sind hier gerade angekommen und wissen zu wenig von der Situation hier. Die Informationen der Infanteristen, die wir abgelöst haben, waren schon ein paar Tage alt und sind also eigentlich wertlos. Der Chef möchte wissen, ob kurzfristig ein Angriff zu erwarten ist, und es ist die Absicht, dass wir uns an der Überseite ein paar Sowjets schnappen und zur Vernehmung hierherschleppen. Ich hatte für diesen Job an dich, Max und Willy gedacht. Und auch an mich selber, und als fünfter Mann ist Klaus natürlich mit dabei, weil er gut Russisch spricht, gerade noch etwas besser als du. Wir legen um Mitternacht los und sind angesichts der Distanz höchstens zirka vier Stunden unterwegs, wenn alles gut geht. Mit einer kleinen Gruppe haben wir mehr Chancen. Und mehr als einen oder maximal zwei Gefangene können wir sowieso nicht mitnehmen.“
Kurt zuckte gelassen die Achseln: „Befehl ist Befehl, daran lässt sich sowieso nichts ändern. Aber dann müssen wir die anderen, die heute Nacht mit uns kommen, jetzt wohl ablösen lassen, sodass sie in Ruhe essen können und sich dann auch noch ein paar Stunden ausspannen können, denn sie stehen in diesem Moment alle drei Posten.“
Michael sah auf seine Uhr.
„Das wollen wir denn auch gleich tun. Es ist jetzt fast fünf Uhr, das Essen wird gleich gebracht, und so sind wir dann rechtzeitig fertig.“
Zusammen gingen sie zum nächsten Maschinengewehrposten, wo Willy Asschenbach und Max Mohring Posten standen.
Die Posten bestanden aus einem überdachten Schießstand am Ende eines sechs Meter langen Teils eines Schützengrabens, der in einem rechten Winkel auf den wichtigsten Schützengraben der Stellung traf.
Der Posten selbst war mit einer dicken Schicht Baumstämme abgedeckt, über die eine Erdschicht angebracht worden war.
Auf diese Weise waren die Posten vor Granaten und Kugeln geschützt, aber auch vor der brennenden Sonne und Regenschauern.
Im Schießstand war sogar eine kleine Holzbank in der Wand angebracht worden.
Alle hundert Meter war ein solcher Maschinengewehrposten eingerichtet, und weil diese Posten mehrere Meter vor der eigentlichen Schützengrabenstellung im Niemandsland hervorstanden, waren die Schützen imstande, bis knapp vor den eigenen Stellungen ein mörderisches Kreuzfeuer zu legen.
Max Mohring drehte sich um, als Michael und Kurt die Posten betraten, und legte seinen Feldstecher hin.
„Hier ist nichts zu erleben. Der Iwan zeigt sich nicht, und es wurde den ganzen Nachmittag in diesem Teil der Stellung eigentlich kein Schuss abgefeuert. Es ist hier bisher schön ruhig, sogar ein bisschen langweilig, wenn ich ehrlich bin. Auf jeden Fall eine nette Umgebung, um sich nach allem, was wir in den letzten Wochen erlebt haben, ein paar Tage auszuruhen.“
Michael lachte: „Du fängst an zu einem echten Draufgänger zu werden, Max. Aber ich habe gute Nachrichten für einen Abenteurer wie dich, denn wir dürfen heute Abend mal beim Iwan in die Küche schauen, und du, Willy und Klaus werden mit dabei sein.“
Max grinste breit: „Das hört sich wieder vertraut an. Ich hatte erwartet, dass wir hier nicht so lange arbeitslos herumsitzen würden. Wir sollen wohl mal an der Überseite herumschnüffeln und ein paar Sowjets zur Vernehmung mitnehmen, oder?“
„Ja, und deshalb werdet ihr jetzt sofort abgelöst. Wir brechen um Mitternacht auf, also haben wir Zeit genug, um ruhig zu essen und noch ein paar Stunden zu pennen. Wenn du Klaus warnst und ablösen lässt, dann machen Kurt und ich noch eine Runde durch die Stellung. Kurz vor zwölf Uhr in leichter Ausrüstung bei diesem Posten versammeln. Sobald wir losgehen besetzen Rainer und Armin diesen Posten, sodass keine Fremden hinter dem Maschinengewehr hängen, wenn wir aus dem Niemandsland zurückkommen. Dies, um zu verhindern, dass in der Dunkelheit aus Versehen auf uns geschossen wird. Die Parole ist “Wintersturm“. „Merk dir das und gib sie nach Mitternacht an den Rest der Besatzung weiter für den Fall, dass wir zufällig vor einem anderen Posten auftauchen. Alles klar soweit?“
Max Mohring und Willy Asschenbach nickten.
„Mach’ dir keine Sorgen, das geht alles in Ordnung, und wir stehen hier gegen Mitternacht bereit.“
„Prima, dann werden wir Rainer, Armin und Klaus die erfreuliche Nachricht einer zusätzlichen schlaflosen Nacht überbringen. Und dafür sorgen, dass sie im Auftrag des Hauptsturmführers sofort abgelöst werden.“
Michael und Kurt setzten ihre Inspektion der Stellung fort.
„Weißt du, Kurt, ich muss, meine ich, mal mit dem Hauptsturmführer über Klaus reden. Der arme Kerl soll bei jedem kleinen Abenteuer antanzen, weil er fließend Russisch spricht, aber irgendwann geht das mal schief. Wenn sie ihn weiter mit jeder Erkundungsfahrt mitschicken, verlieren wir ihn demnächst, denn das Risiko wird mit jedem Streifzug größer. Ich denke, dass es besser ist, wenn er etwas öfter in der Stellung bleibt und, wenn nötig, hier die Gefangenen verhört. Max und du sprechen ziemlich gut Russisch, aber weiter gibt es eigentlich niemand in unserer Einheit, der sich auf dem Gebiet zu helfen weiß. Für unsere Aufklärungseinheit ist es verdammt wichtig, dass wir mit denen die gut Russisch sprechen schonend umgehen.“
Kurt bejahte das: „Da hast du natürlich recht, und das müsste der Hauptsturmführer auch wissen. Aber der denkt wohl nicht mal dran, weil er selbst gut Russisch spricht, und das wahrscheinlich kinderleicht findet. Aber mach’ das dann nach unserem Zug von heute Nacht, denn es ist gut denkbar, dass wir unsere künftigen Opfer vernehmen müssen, um herauszufinden, wer von ihnen am wertvollsten ist und am meisten über die Pläne des Iwans in dieser Region weiß. Dazu reichen meine Russischkenntnisse nicht aus, obgleich ich ziemlich gut Russisch kann. Mehr als einen oder zwei Gefangenen können wir mit fünf Mann sowieso nicht zu unseren Linien mitnehmen, also müssen sie vor Ort verhört werden, bevor wir sie eventuell mit viel Mühe mitschleppen. Vorausgesetzt, dass wir überhaupt imstande sind, heute Nacht Gefangene zu machen.“
Es war genau Mitternacht,