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hab’ nix gegen junge Leut’«, fuhr Pfarrer Trenker fort. »Im Gegenteil, ich freu mich, wenn’s ihre Gaudi haben. Aber net, wenn’s auf Kosten der Gesundheit anderer Leut’ geht. Denk’ mal daran, wenn die Abstimmung im Gemeinderat ist.«

      Er ging durch die Tür und ließ einen nachdenklichen Sepp Reisinger zurück.

      *

      Maria Devei empfing den Geistlichen in ihrem Zimmer. Sebastian fand, daß sie wesentlich besser aussah, als am Tag ihrer Ankunft. Das lag in erster Linie daran, daß Marias Miene deutlich froher und entspannter war. Der Pfarrer fragte sich, woran es liegen mochte. Alleine das Wiedersehen mit der alten Heimat konnte diesen Umschwung im Gemüt der Sängerin nicht bewirkt haben.

      »Wie ich seh’, scheint’s Ihnen besserzugehen, als vor zwei Tag’«, sagte er zur Begrüßung.

      Maria schmunzelte und bot ihm einen Platz an.

      »Ich fühle mich seit Wochen erstmals wieder besser«, bekannte sie. »Die Ruhe tut mir gut, der Streß ist regelrecht von mir abgefallen.«

      Sie setzten sich.

      »Das ist doch wunderbar, Maria. Wissen S’, ich hab’ mir schon Gedanken gemacht, und überlegt, wie man Ihnen helfen könnt’.« Er sah ihr aufmerksam ins Gesicht und nickte unmerklich, bevor er fortfuhr.

      »Wir haben hier, in Sankt Johann, einen sehr fähigen, jungen Arzt, und stellen S’ sich vor, er hat bei Ihrem Professor Bernhard seine Ausbildung gemacht.«

      Die Sängerin war erstaunt.

      »Wirklich…?«

      »Ja«, nickte Sebastian Trenker. »Ich möcht’ Sie bitten, sich noch einmal untersuchen zu lassen. Von unserem Dr. Wiesinger. Ich hab’ schon mit ihm gesprochen, und selbstverständlich ist er dazu bereit, wenn Sie einverstanden sind. Er würd’ sich dann auch die Befunde aus Frankfurt kommen lassen.

      Bitte, Maria, sprechen S’ mit ihm.«

      Sie saßen sich gegenüber. Der Pfarrer spürte, wie die junge Frau mit sich kämpfte. Nervös knetete sie die Hände, während ihre Augen unstet durch den Raum huschten.

      »Warum?« fragte sie schließlich. »Warum noch einmal diese endlosen Untersuchungen, die Tests, das Blutabnehmen, die quälende Warterei auf die Ergebnisse? Es würd’ doch nichts an den Tatsachen ändern.«

      Sie richtete sich auf und sah den Geistlichen an.

      »Sie freuten sich vorhin über meinen Gemütszustand«, sagte sie. »Es ist net nur die Ruhe, die ich hier genieße, und die dafür verantwortlich ist. Ich hatte heut’ morgen ein Erlebnis, das ich, solange ich noch lebe, net vergessen werd’.

      Ein Mann, den ich nur ganz kurz gesehen hab’ – es war in der Bahn, auf dem Weg hierher – hat sich in mich verliebt. Er setzte alles in Bewegung, um herauszufinden, wer und wo ich bin. Er ist mir hierher gefolgt, und heut’ morgen hat er mir eine Liebeserklärung gemacht. Dieser Mann ist mir ungeheuer sympathisch. Ja, ich glaub sogar, ich hab’ mich ein wenig in ihn verliebt. Und auch das ist ein Grund für meinen momentanen Zustand.

      Doch ich habe ihn abgewiesen. Wie kann ich einen Mann an mich binden, in dem Wissen, daß er mich von heut’ auf morgen wieder verlieren kann. Ich muß und werde alleine mit meiner Situation fertig.«

      »Aber, das ist doch das schönste, was einer Frau widerfahren kann, daß ein Mann ihr sagt, daß er sie liebt«, wandte Pfarrer Trenker ein. »Maria, glauben S’ net, daß es sich dafür lohnt, die Strapazen der Untersuchung noch einmal auf sich zu nehmen? Meinen S’ net, daß es sich dafür lohnt, zu leben?«

      Die Frau schaute ihn an, Tränen liefen über das schöne Gesicht, und die Hände waren zu Fäusten geballt.

      »Es gibt keine Hoffnung, hat der Professor gesagt«, flüsterte sie. »Keine Hoffnung.«

      »Nein, nein, nein«, widersprach Sebastian Trenker energisch. »Es gibt immer Hoffnung. Wo blieben wir denn alle, wenn es net so wär?«

      Maria Devei blieb die Antwort schuldig.

      *

      Max Trenker hielt unten am Weg, der zur Mühle hinaufführte. Aus seinem Dienstwagen heraus schaute er zur Sägemühle hoch. Sie war sehr alt und schon lange nicht mehr in Betrieb. Valentin Hofthaler hatte sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt, nachdem das Geschäft mit dem Holz durch Billigimporte aus den östlichen Nachbarländern immer mehr zurückging. Der Alte war in der kleinen Wohnung geblieben, obwohl sein Neffe immer wieder versucht hatte, ihn zu einem Umzug in ein Altenheim zu bewegen. Berthold Siebler war der einzige Verwandte des Sägemüllers. Allerdings kümmerte er sich recht wenig um seinen Onkel. Max hatte läuten hören, daß Berthold nur dann zu Besuch kam, wenn er knapp bei Kasse war.

      Der Polizist von St. Johann sah einen Kastenwagen oben an der Mühle stehen, und zwei, drei Männer, die etwas ausluden. Max startete den Wagen und fuhr den Weg hinauf. Zwei Männer standen an dem Kleinlaster, ein dritter verschwand gerade in der Sägemühle. Auf der Plane des Lasters stand der Name eines Baubetriebes aus Waldeck. Die beiden Männer, sie trugen Arbeitskleidung, schauten neugierig, als der Polizeiwagen herangefahren kam.

      Der Beamte stieg aus und setzte seine Dienstmütze auf. Er ging auf die Männer zu und hob grüßend die Hand an den Mützenschirm.

      »Pfüat euch, miteinand«, sagte er. »Hauptwachtmeister Trenker, vom Polizeiposten Sankt Johann. Wer ist denn der verantwortliche Bauleiter?«

      Einer der Männer deutete auf die Mühle.

      »Der Joseph«, sagte er. »Er ist gerad in der Mühle drin.«

      Im gleichen Augenblick kam der Mann wieder heraus. Max begrüßte auch ihn und fragte nach dem Namen.

      »Raitmayr, Joseph Raitmayr«, antwortete der Mann. »Was gibt’s denn eigentlich?«

      Max kratzte sich am Kinn.

      »Tja, ich hätt’ gern gewußt, in wessen Auftrag Sie hier arbeiten.«

      »Warum fragen S’ uns das? Ist etwas net in Ordnung?«

      »Gerad’ das möcht’ ich ja herausfinden. Sehen S’, die Mühle gehört dem Valentin Hofthaler, der seit ein paar Tagen verschwunden ist, obwohl er mich vorher angerufen hat, um mich herzubestellen, weil er etwas Wichtiges bereden wollt’. Nun komm’ ich schon das vierte Mal her, und vom Valentin keine Spur, dafür seid’s ihr da.«

      Die beiden anderen Arbeiter hatten sich dazu gesellt. Die drei sahen sich ratlos an. Schließlich ging der Bauführer zum Wagen und holte eine schwarze Ledermappe aus dem Führerhaus. Er öffnete sie und nahm einen Auftragsbogen heraus.

      »Also, der Bauherr heißt Otto Hövermann.«

      Er zeigte Max den schriftlichen Auftrag.

      »Ja, den Herrn kenn’ ich. Vom Namen her«, sagte der Polizist. »Was mich wundert – soweit ich informiert bin, liegt noch gar keine Baugenehmigung vor.«

      Joseph Reitmayr zuckte die Schultern.

      »Das mag sein. Aber, wir wollen auch noch gar net bauen«, erklärte er. »Es ist nur so, daß der Herr Hövermann es sehr eilig hat. Er rechnet jeden Tag mit der Genehmigung durch die Gemeinde. D’rum hat unser Chef, was der Herr Brunnengräber ist, g’sagt, wir sollen schon mal Material hier anliefern, damit der Herr Hövermann zufrieden ist.«

      Er beugte sich zu Max vor.

      »Wissen S’, Herr Wachtmeister, die alte Mühle zu einer Diskothek umzubauen, das kost’ schon eine hübsche Stange Geld. Das will der Chef sich natürlich net durch die Lappen gehen lassen.«

      »Das kann ich mir denken«, nickte Max Trenker. »Ich fürcht’ nur, das Material könnt’ ihr in den nächsten Tagen wieder abholen.«

      Die drei sahen ihn mit offenen Mündern an.

      »Wieso…?«

      Max machte eine skeptische Handbewegung.

      »Ich

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