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erneuerte Tina unermüdlich die Umschläge. Tat es auch noch, als die Herrin eingeschlafen war. Und der Schlaf war bei diesem frischfröhlichen Menschenkind genauso fest wie der Appetit gut.

      Doro erwachte auch nicht, als der Gatte eintrat.

      »Schläft wie ein Murmeltierchen«, lachte er unterdrückt. »Sie können gehen, Tina, ich bleibe jetzt hier. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht, Herr Graf. Wenn ich gebraucht werden sollte, bin ich jederzeit bereit. Ich habe sie ja so lieb, meine schöne, süße Frau Gräfin.«

      Dabei warf die schwärmerische Maid Edzard einen Blick zu, der erkennen ließ, daß er in diese Liebe mit eingeschlossen war. Dann ging sie, und er lächelte amüsiert.

      *

      Es war schon gegen Morgen, als Edzard aus tiefem Schlaf auffuhr. Hatte Doro nicht geschrien?

      Angestrengt lauschte er zur Glastür hin, die er heute offengelassen hatte, doch alles blieb still. Trotzdem stand er auf, warf den Morgenmantel über und ging ins Nebenzimmer.

      Der Schein der Ampel erhellte matt den luxuriösen Raum. Tauchte das breite, seidengepolsterte Bett in rosenrotes Licht und ließ die Schläferin darin märchenhaft hold erscheinen. Leise erzitterte das Spitzengeriesel des Nachtkleides unter den ruhigen Atemzügen, das im Schlaf gelöste Gesicht trug den Ausdruck von kindlicher Süße.

      Schon wollte der Mann wieder gehen, als Doro auffuhr, ihn, noch halb im Traumland weilend, anstarrte und dann flüsterte:

      »Geh weg – laß mich träumen – ich hüte mein Herz.«

      »Na, zuerst hüte mal deinen Fuß«, lachte er amüsiert, und da wurde sie erst richtig wach.

      »Du… Edzard«, dehnte sie.

      »Ja – ich. Wundert dich das?«

      »Allerdings. Ich habe dich nicht gerufen.«

      »Nein, nur geschrien«, versetzte er.

      »Dann wahrscheinlich nur, weil mein Fuß weh tut.«

      »Laß mal sehen.«

      Ehe sie es verhindern konnte, hatte er die Decke vom Fuß gezogen.

      »Kein Wunder, daß er weh tut. Er liegt nämlich nicht mehr auf dem Kissen und hat somit keinen Halt. Wollen wir den Tyrannen mal gleich in die alte Lage bringen – ist es nun besser?«

      »Ja, danke. Es tut mir leid, dich in deiner Nachtruhe gestört zu haben.«

      »Mein liebes Kind, das ist nun wieder zu viel Bescheidenheit«, bemerkte er achselzuckend. »Sitta tat es bestimmt nicht leid, daß ich mir ihretwegen so manche Nacht um die Ohren schlug.«

      »Das war ja auch Sitta«, entfuhr es ihr ungewollt, worauf sie ein Blick traf, der ihr das Blut heiß ins Gesicht schlug. Und die Worte, die der Mann dann langsam und betont sprach, empfand sie wie eine Ohrfeige.

      »Eben, das war Sitta – ein mir fremder Mensch. Du aber bist meine – Frau.«

      Gelassen wandte er sich ab, tauchte das Tuch ins Wasser und legte es dann vorsichtig auf den Fuß, dessen Geschwulst schon erheblich zurückgegangen war.

      »Hast eine gute Heilhaut«, stellte er sachlich fest. »Das merkt man schon an der Nase, die schon fast ihre alte Form wieder hat. Allerdings trug wohl auch Ambrosius’ Salbe viel zu dieser raschen Heilung bei. Kann ich noch etwas für dich tun?«

      »Nein, danke. Ich möchte jetzt schlafen.«

      »Das Beste, was du machen kannst. Dann hältst du wenigstens den Fuß still.«

      Damit ging er, die breite Glastür offenlassend, was Doro ein beruhigendes Gefühl gab. Da sie keine Schmerzen verspürte und sehr müde war, schlief sie sofort wieder ein und erwachte erst wieder, als die Zofe vor ihrem Bett stand. Heller Sonnenschein durchflutete das Gemach. Beide Flügel der Tür, die zum Altan führte, waren weit geöffnet. Auf dem Servierwagen stand ein Frühstück, wie Doro es liebte – delikat und reichlich.

      »Guten Morgen«, grüßte das Mädchen fröhlich. »Wie mir scheint, geht es der Frau Gräfin gut.«

      »Dann scheint es Ihnen richtig, Tina. Ist es denn schon so spät?«

      »Neun Uhr«, kam es von der Tür her, durch welche die Gräfin soeben schritt, lachend über das ganze Gesicht.

      »Guten Morgen, du kleiner Siebenschläfer! Zweimal war ich bereits hier oben, um nach dir zu sehen. Aber du schliefst so fest, daß du mich gar nicht hörtest. Jetzt ist es aber Zeit, daß du frühstückst.«

      »Mit Wonne«, kam es vergnügt zurück. Und dann ließ sie es sich so lange gut schmecken, bis all die delikaten Dinge restlos verputzt waren.

      »Bist du jetzt wenigstens satt?« fragte die Schwiegermutter lachend, während die Zofe den Servierwagen hinausschob.

      »So halbwegs«, kam es gleichfalls lachend zurück. »Was meinst du, Mama, ob ich wohl aufstehen kann?«

      »Ich glaube nicht, Doro. Wenn dein Fuß sich auch erheblich gebessert hat, wie Edzard sagte, wirst du dennoch nicht auftreten können. Gedulde dich also noch ein wenig. Edzard versprach, so um zehn herum hier zu sein, um dich nach unten zu tragen.«

      »Er soll sich aber meinetwegen nicht bemühen«, wehrte Doro so heftig, daß die andere sie erstaunt ansah.

      »Na, wer denn sonst, mein Kind? Dazu ist er als Mann seiner Frau gegenüber direkt verpflichtet.«

      In dem Moment traten Doros Eltern ein, welche die Sorge um ihr Kind hertrieb.

      »Gottlob, sie ist munter«, seufzte die Mutter so befreit, als hätte sie eine Todkranke vorzufinden erwartet, und Doro lachte.

      »Wieder einmal ganz meine Ma, die so gern aus einer Mücke einen Elefanten macht.«

      »Ei, Dörth, werde nicht ungezogen«, rügte der Vater. »Wie mir scheint, bist du so treue Liebe und Sorge gar nicht wert.«

      »Ist sie auch nicht«, sprach diesmal der junge Graf von der Tür her. »Aber da wir allesamt Menschen sind, die keinen Dank begehren, üben wir Barmherzigkeit aus Güte.«

      Am liebsten hätte Doro ihm die schroffe Antwort gegeben, die sie gerade noch im letzten Moment verbiß. Aber ihren Augen konnte sie denn doch nicht gebieten – und so quittierte er mit amüsiertem Lächeln den funkelnden Blick.

      »Verschwindet, ihr beiden Männer, damit wir unser Liebes ankleiden können«, gebot Ruth resolut. »Nach ungefähr zwanzig Minuten kannst du wieder erscheinen, um deine Frau auf Händen zu tragen, Edzard.«

      »Als ob ich das nicht schon immer täte, verehrte Schwiegermama.«

      Ihr einen seiner bewußten Blicke zuwerfend, ging er mit dem Schwiegervater davon, und sie sah ihm lachend nach.

      »Ist das ein gräßlicher Bengel! Aber man muß ihn gern haben, ob man will oder nicht. Und nun wollen wir mal das schwere Werk beginnen.«

      »Überlaßt das lieber Tina, Ma. Ich fürchte nämlich, daß ihr mir mit eurer Überängstlichkeit mehr weh tun könntet, als unbedingt nötig ist.«

      »Da hast du sogar recht«, gestand die Schwiegermutter ohne weiteres zu. »Gehen wir also, Ruth.«

      »Ihr gönnt mir aber auch gar nichts«, beklagte diese sich. »Wie schön war es doch, als ich mein Liebes so recht von Herzen verhätscheln und betreuen durfte.«

      »Daher konnte aus mir auch so ein Scheusal werden«, spottete Doro. »Und ich wäre es geblieben, wenn die Jo sich nicht meiner erbarmt hätte.«

      »Schon ganz nett von Edzard abgefärbt«, war die Mutter nun gekränkt. »Dem ist auch nicht wohl, wenn er nicht ironisieren kann. Aber du wirst schon sehen…«

      Was, das bekam Doro nicht zu hören, weil Linda die gekränkte Frau lachend mit sich zog.

      »Verschwende keine schönen Worte, Ruth. Die fallen hier genauso

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