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S. Kompagnie!« verbesserte Isenbrandt. »Nicht Chartered Company! Der Name hat einen schlechten Klang in der Geschichte. Europäische Siedlungsgesellschaft, bitte.«

      »Meinetwegen! Aber es kommt doch auf was Ähnliches heraus. Eure Gesellschaft ist mit staatlichen Hoheitsrechten ausgestattet, hält auf eigene Rechnung Soldaten und … wird vielleicht eines Tages Krieg führen … auf eigene Rechnung.«

      »Laß, Fox! Deine Vergleiche hinken zu stark!«

      »Na! Jedenfalls gibt diese Fahrt mir Stoff für einen guten Bericht nach Chikago. Etwa so … Beim Streifkommando der E. S. C. … mit dem schnellsten Schiff der Kompagnie von Europa nach Asien … Die Streitkräfte der Kompagnie … Eine wirksame Sache wird das … Fehlt nur noch ein regelrechtes Abenteuer.«

      Georg Isenbrandt saß bequem in einem Korbsessel und verfolgte mit sachkundigen Blicken das Zeigerspiel der mannigfachen Apparate in der Zentrale, während er ab und zu halblaute Worte mit dem Kommandanten des Schiffes, dem baltischen Baron von Löwen, wechselte.

      Der Kommandant und der wachthabende Offizier trugen schmucke Uniformen militärischen Schnitts, wie sie in ähnlicher Art nur bei den stehenden Heeren der Staaten zu finden waren. An den Mützen bei beiden ein eigenartiges Wappen mit den verschlungenen Buchstaben der E. S. C. Militärisch waren die Uniformen der beiden Offiziere, militärisch auch ihre Haltung und Sprachweise ebenso wie diejenige der Unteroffiziere und Maschinisten, die gelegentlich mit einer Meldung in den Raum kamen.

      Nach den wenigen Worten, die er mit dem Baron von Löwen wechselte, konnte kein Zweifel bleiben, daß das Kompagnieschiff unter dem Befehl Isenbrandts stand.

      Wellington Fox sprach weiter:

      »Mein Kompliment, Herr von Löwen! Ich kenne unsere amerikanischen Kreuzer … Ich kann beurteilen, was ich hier gesehen habe … Die Maschinen … vorzüglich … Ihre Ausrüstung … unübertrefflich. Sie müssen bei forcierter Fahrt siebenhundert Kilometer in der Stunde hinter sich bringen …«

      Georg Isenbrandt und Archibald Wellington Fox waren seit zwanzig Jahren eng befreundet. Ihre Freundschaft datierte schon aus der Zeit, in der beide noch in Deutschland auf derselben Schulbank saßen. Aus einer Zeit, in der Archibald Wellington Fox noch auf gut deutsch August Wilhelm Fuchs hieß.

      Das Leben hatte die beiden Schulfreunde später getrennt. Walter Isenbrandt hatte in Deutschland als Assistent des Professors Frowein an der Verbesserung des Dynotherms mitgearbeitet. Jenes künstlich hergestellten radioaktiven Stoffes, der in seinen letzten Auswirkungen zur Gründung der großen europäischen Siedlungsgesellschaft geführt hatte.

      Wellington Fox war eines Tages in den Vereinigten Staaten gelandet. Leute, die ihm vielleicht nicht wohl wollten, behaupteten, es habe damals hinter ihm merklich nach verbrannten Schiffen gerochen. Jedenfalls war er im Hexenkessel des amerikanischen Lebens nicht untergegangen und heute der angesehene und hochbezahlte Korrespondent der Chikago-Preß für die Dinge in Asien.

      Fox wandte sich wieder an den Kapitän.

      »Ein wunderbares Schiff, Herr von Löwen. Es muß Freude machen, so etwas zu führen.«

      »Gewiß, Mr. Fox. Es macht mir Freude, einen der schnellsten Kreuzer der Company zu führen. Aber der Dienst wird auf die Dauer eintönig. Es passiert nichts Aufregendes mehr, seitdem wir die neue Flotte haben.

      Wir patrouillieren vom Balkasch bis zum Altai. Tagein, tagaus der gleiche Dienst. Es passiert nichts mehr. Die Zeiten der guten alten Lufträuberromantik sind dahin. Vor zehn Jahren kam es noch öfters vor, daß die Postschiffe zwischen dem Aral- und Balkaschsee über der Hungersteppe überfallen wurden. Damals mußten Postschiffe mit größeren Werttransporten noch im Konvoi fahren. Heute ist das längst vorbei … und ich möchte auch keinem dazu raten. Unsere Kreuzer würden den Spaß schnell verderben … Es ist jetzt viel sicherer, aber, unter uns gesagt, auch viel langweiliger.«

      Ein leichtes Lächeln zog über die Züge Georg Isen»Brandts, während er die grauen Augen einen Moment auf dem Kommandanten ruhen ließ.

      »Es wäre nicht ganz ausgeschlossen, Herr von Löwen, daß der heutige Tag eine kleine Abwechslung in Ihren Dienst bringt.«

      Der Kommandant sah ihn einen Augenblick erstaunt, fragend an.

      Mit einem leicht hingeworfenen, gleichgültig klingenden »Oh …« tat Isenbrandt die unausgesprochene Frage ab.

      Herr von Löwen sprach weiter: »Hm … Es war mir schon eine angenehme Abwechslung, Herr Isenbrandt, als ich den Befehl bekam, in forcierter Fahrt nach Moskau zu gehen und Sie an Bord zu nehmen.«

      Isenbrandt zog seine Uhr.

      »Das Postschiff Nummer achtzehn muß in fünfundvierzig Minuten in Orenburg landen. Wie stehen wir?«

      Der Kommandant beugte sich über die Karte, auf der das Besteck der Fahrt vom Log fortlaufend und selbsttätig aufgetragen wurde.

      »Wir stehen zwanzig Kilometer hinter Nummer achtzehn.«

      »Halten Sie den Abstand bis Orenburg, wenn nicht …«

      Das Wellentelephon schlug an. Scharf und abgehackt kamen die Morsezeichen.

      »Nummer achtzehn, tick tick tick, tä tä tä, tick tick tick, tä tä tä …«

      Herr von Löwen starrte abwechselnd auf den Apparat und auf den Oberingenieur. Georg Isenbrandt blieb unbewegt sitzen. Nur seine Augen blitzten.

      »Also doch … äußerste Fahrt voraus! Dem Postschiff nach … Ihre Kanoniere bekommen Arbeit, Herr von Löwen!«

      Ein jäher Ruck ging durch das Wachtschiff und warf Wellington Fox gegen den Türpfosten. Jetzt rissen die mächtigen Maschinen den schnittigen Bau plötzlich mit siebenhundert Kilometer durch den Raum. Und jetzt sahen sie, was geschah. Es war ein Raubüberfall in bester Form. Ein schnelles, gut bewaffnetes Schiff ohne Flagge feuerte unablässig hinter dem schwerfälligen Postschiff her, das sich durch scharfe Wendungen und eine Flucht nach Norden dem Angriff zu entziehen versuchte.

      Wellington Fox war an das Fenster gesprungen und verschlang das Raubschiff mit den Augen. Herr von Löwen sprach durch den Apparat mit den Batterien. Unablässig arbeiteten die automatischen Entfernungsmesser und gaben von Sekunde zu Sekunde die errechneten Entfernungen zu den Geschützen weiter.

      »Halte dich fest, Fox!«

      Die Warnung Isenbrandts kam zu spät. Der schwere Donner eines Schusses, und gleichzeitig führte das Schiff unter der Gewalt des Rückstoßes eine Schlingerbewegung aus, die den Berichterstatter der Chikago-Preß der Länge nach auf den Fußboden schleuderte. Mit der Gewandtheit einer Katze sprang er wieder auf und klammerte sich an der Fensterbrüstung fest.

      »Dicht Backbord vorbei, Georg!«

      Schon rollte ein zweiter Donner, und der Rückstoß des zweiten Schusses legte das Kompagnieschiff schwer über.

      Wellington Fox vergaß alle Vorsicht und machte einen Freudensprung.

      »Hurra, der hat gesessen! Ein Backbordpropeller ist beim Teufel … kolossale Frechheit! Die Hunde lassen nicht locker … Schießen wie verrückt auf das Postschiff …«

      Beim letzten Worte machte Wellington Fox wieder Bekanntschaft mit dem Fußboden. Ein dritter Schuß war aus den Rohren des Kompagnieschiffes gefahren.

      »Ich rate dir wirklich, dich festzuhalten, Fox.«

      Georg Isenbrandt sagte es mit unerschütterlicher Ruhe, während er durch ein gutes Glas die Schußwirkungen auf dem Raubschiff beobachtete.

      »Auch ein Steuerbordpropeller … gut! … Das hat in die Batterie geschlagen …«

      Ruhig und leidenschaftslos stellte er die einzelnen Treffer fest. Ohne Pause krachten jetzt die acht Schnellfeuergeschütze des Kompagnieschiffes und schleuderten einen Strom von Stahl und Dynamit auf das Raubschiff hin. Aber obschon schwer getroffen, setzte dies den Angriff auf das Postschiff fort.

      Nur noch aus einem Rohr vermochte es jetzt zu feuern, aber es feuerte, bis ein

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