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für Sie!«

      »Wieso? Was? Was?«

      »Erinnern Sie sich nicht?«

      »Woran?«

      »An jenes Gutachten, das vor fünf Jahren …«

      »Ach so! Ja, ja … J. H.! Ja, das. Hm! Und da vergleicht man mich wirklich mit ihm?«

      Er strich sich lachend über die Magengegend.

      »Hm, hm! Eine große Ehre für mich … aber den J. H. hätte ich für längst vergessen gehalten. Fünf Jahre sind es her, daß …«

      »… daß sämtliche Redaktionen der Welt sich den Kopf zerbrechen, Tag und Nacht, über die eine Frage: ›Wer ist J. H.?‹«

      »Nun, das kann ich Ihnen sagen.«

      »Was? Was? Sie wissen?«

      »Nun, das ist eben ein Mann, der … hm!« Der Chefredakteur war in höchster Spannung aufgesprungen und starrte den Sprecher an. »… der die Ehre nicht voll zu schätzen weiß, von der Geburt bis zum letzten … nun, sagen wir mal, Räuspern … in einer verehrlichen Presse verewigt zu werden …«

      »Herr Tredrup!«

      »Herr Doktor … Ich habe die Ehre … Der edle Lord geht fort zu Schiff nach Spitzbergen …«

      Er war im Begriff, die Tür zu schließen. Aber mit einem Tigersatz war auch der Chefredakteur an der Tür.

      »Herr Tredrup! Wohin? Nach Spitzbergen?«

      »In der Tat, Herr Doktor, nach Spitzbergen.«

      »Einen Augenblick bitte! Wollen Sie wieder Platz nehmen!«

      Tredrup setzte sich.

      »Jawohl, mein Herr! Meister Tredrup geht nach Spitzbergen … aber nicht als Journalist, sondern wieder als ehrlicher Ingenieur, als Bohringenieur der Firma Jacob Jeremias Uhlenkort & Söhne … Ihnen gesagt, Herr Chefredakteur.«

      »Außerordentlich interessant, Herr Tredrup. Lassen wir alles vorher Gesprochene! Sie kennen doch die letzten Nachrichten aus Spitzbergen?«

      »Keine Ahnung, Herr Doktor.«

      »Na ja. Aber Sie kennen doch Spitzbergen?«

      »Keine Ahnung, Herr Chefredakteur. Bin noch nie dort gewesen.

      Weiß gerade nur, daß es da oben eine Insel Spitzbergen gibt.«

      »Aber Sie wissen doch, wo es liegt. Und Sie wissen vielleicht auch, daß fünfzig Knoten westlich davon auf dem siebenundsiebzigsten Breitengrad Black Island liegt?«

      »Herr Doktor, es dürfte, niedrig gerechnet, wenigstens hundert Inseln in der Welt geben, die auf den Namen Black Island hören.«

      »Glaube ich Ihnen gern, Herr Tredrup, ohne jede Nachprüfung. Aber hier handelt es sich um jenes Black Island auf siebenundsiebzig Grad acht Minuten nördlicher Breite und zwölf Grad vierzehn Minuten östlicher Länge von Greenwich.«

      Tredrup legte die Hand an die Stirn.

      »Ah! So. Richtig! Ich erinnere mich, richtig! Wenn ich nicht gleich im Bilde war, Herr Doktor, so muß ich Ihnen sagen, damals, als die wundersame Mär durch die Welt eilte, durchlebte ich gerade Momente, Momente, Herr Doktor, die, wenn ich sie in wohl gebauten Feuilletons Ihren Lesern vorsetzen würde, von diesen vielleicht auch nur für eine Bowle aus Essenzen gehalten würden … Was Neues von Black Island, Herr Doktor?«

      »Aber ja! Hier das Neueste.« Er griff nach einer noch druckfeuchten Fahne.

      »Erscheint heute im Mittagsblatt. Black Island wieder um hundert Meter gestiegen, Herr Tredrup.«

      »Hm! Noch mal … na ja, Herr Doktor. Aber das ist schließlich nichts besonders Verwunderliches. Das hat man schon tausendmal in der Südsee gesehen. Da steigen die Inseln auf und ab wie die Pfannkuchen im heißen Fett. Allerdings, gesehen hat es selten einer. Es ist eine brenzlige Sache, wenn man nahe dabeisitzt. Ohne Seebeben und etwas Feuerwerk pflegt das gewöhnlich nicht abzugehen. Wie weit waren denn die Leute davon entfernt, als die Insel sich hob?«

      »Beim ersten Mal kaum fünf Kilometer, Herr Tredrup.«

      »A la bonne heure! Alle Wetter! Aus solcher Nähe … das ist ja wirklich wunderbar. Und beim zweiten Mal?«

      »Beim zweiten Mal waren Augenzeugen nicht zugegen. Erst nach vierundzwanzig Stunden stellte ein Walfänger die neuerliche Steigung fest. Ist das nicht rätselhaft?«

      »Rätselhaft! Was sagen denn die Herren Schriftgelehrten dazu?«

      »Nun, eben … rätselhaft!«

      »Das ist gerade nicht viel. Und Sie meinen, Herr Doktor, die Nuß zu knacken, das wäre etwas für Klaus Tredrup?«

      »Ungefähr meine ich das so, Herr Tredrup. Wenn Sie jetzt nach Spitzbergen gehen, so besuchen Sie Black Island und schicken uns Artikel von … der richtigen Mischung.«

      »Ansehen werde ich mir dieses merkwürdige Eiland jedenfalls, Herr Doktor. Ob ich Ihnen Artikel darüber senden werde … senden kann, weiß ich noch nicht.«

      »Aber ich bitte dringend darum, Herr Tredrup.«

      »Vielleicht, Herr Doktor … vielleicht … vielleicht auch nicht. Ich habe die Ehre, mich Ihnen zu empfehlen.«

      Klaus Tredrup trat aus dem Gebäude wieder ins Freie. Mit stillvergnügtem Lächeln stopfte er die Pfeife und setzte den Tabak in Brand. Vergnügt sah er den blauen Rauchwölkchen nach. Dann vergrub er behaglich die Hände in den Rocktaschen und schlenderte über die Straße. Seine Lippen bewegten sich im Selbstgespräch.

      »Wieder mal eine Etappe deines Lebens beendet. Kurz, aber vergnügt!

      Klaus! Klaus! Nun bist du auch Journalist gewesen. Na … Schwamm drüber! Jetzt hin zu Uhlenkort, den Vertrag machen! Dann weiter nach Spitzbergen!

      Aber … Black Island … Black Island …«

      Immer wieder kam der Name von seinen Lippen, »’ne Sache! Das Black Island, ’ne Sache für Klaus Tredrups Nase … von der in drei Weltteilen die Sage geht … vielleicht nicht mit Unrecht, daß sie sehr wißbegierig und neugierig sei.«

      »Bitte, Herr Tredrup!« Das alte Faktotum des Hauses Uhlenkort öffnete die Tür zum Chefzimmer.

      »Herr Tredrup!« rief er durch den Spalt und ließ den Besucher eintreten. Tredrup kam ins Zimmer. Es war leer. Aus dem Nebenraum hörte er die Stimme Uhlenkorts am Telefon. Ein längeres Gespräch, wie es schien. Er ließ sich in einen Klubsessel fallen und horchte nach dem Nebenzimmer. Na! Vorläufig kein Schluß abzusehen.

      Hm! Da auf dem Schreibtisch der »Hamburgische Kurier« … mal her damit! Er beugte sich über den Tisch und ergriff das Blatt. Banausen, ihr! Die Ehre, Klaus Tredrup zu eurem Mitarbeiter zu rechnen, wußtet ihr nicht zu schätzen. Möge es euch leid tun! Er wandte die Seiten des Blattes. Olle Kamellen! murrte er und schob das Blatt verächtlich zurück.

      Da … sein Blick blieb auf einem Blatt haften, das unter der Zeitung gelegen hatte. Gleichgültig glitt sein Auge darüber hinweg. Die Unterschrift. H … Er prallte zurück. Sekundenlang. Tausend Gedanken durcheilten sein Gehirn. J. H … J. H … Wie Magnetpole zogen ihn die beiden Buchstaben an. Er wehrte sich … Er kämpfte. Langsam, wie von einer unwiderstehlichen Macht gezogen, beugte er sich immer mehr nach vorn.

      Bei Gott! J. H.! Seine Augen blickten über das Papier nach oben.

      »Spitzbergen, den …

      Lieber Walter! …«

      Fieberhaft eilten seine Blicke über das Folgende … Black Island …

      Wie ein Schlag durchzuckte es ihn. Seine Augen öffneten sich unnatürlich weit.

      Black Island … Er suchte das Wort wieder … Experiment! … Der Beweis?

      Sekundenlang saß er so. Die Stimme Uhlenkorts im Nebenraum

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