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endlich salopp, nachdem sie sich betont langsam angezogen hatte.

      »Ich war gerade in der Nähe und dachte, ich schaue mal vorbei und bedanke mich für den netten Abend neulich.« Er lächelte gewinnend, doch Katja blickte ihn nur verständnislos an.

      »Erstens ist das schon über drei Wochen her, zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, daß er besonders nett war«, antwortete Katja verletzend.

      Doch so schnell ließ sich Bertram nicht einschüchtern. In den dreißig Jahren seines Lebens hatte er viele Erfahrungen mit Frauen gesammelt, und Katja war noch zu jung, um sich ihm auf Dauer entziehen zu können. Deshalb lächelte er nun nachsichtig.

      »Warum haben Sie so ein rotes Gesicht? Ah, ich vergaß, daß Sie beim Frühsport waren«, lenkte er das Gespräch in eine, wie er meinte, unverfängliche Richtung.

      Verwirrt starrte Katja ihn an. Sie wollte schon eine patzige Antwort geben, als ihr einfiel, daß diese Ausrede nur von ihrer Mutter stammen konnte, die damit ihre rote Wange gerechtfertigt hatte. Da sie sich selbst nicht die Blöße geben wollte, mit neunzehn Jahren noch von ihrer Mutter geschlagen zu werden, nickte sie nur stumm.

      »Welche Sportarten betreiben Sie?« fragte Bertram weiter.

      »Alles Mögliche. Laufen, Biken, Beach-Volleyball. Aber am liebsten gehe ich immer noch reiten«, antwortete Katja, scheinbar ganz zahm geworden.

      Bertram freute sich schon über seinen leichten Sieg. Er konnte nicht ahnen, daß Katja nur fieberhaft überlegte, wie sie ihn möglichst schnell loswerden konnte.

      »Das ist ja wunderbar!« rief er enthusiastisch aus. »Sie müssen unbedingt mit mir auf das Gestüt meines Vaters kommen. Das wird Ihnen gefallen.« Diese Neuigkeit interessierte Katja allerdings tatsächlich, da sie richtiggehend pferdefanatisch war.

      »Ihr Vater hat ein Gestüt?« fragte sie vorsichtig.

      »Ein kleines nur, eine Art Hobbyzucht. Was halten Sie davon, wenn wir heute nachmittag zusammen ausreiten?«

      Katja war hin und her gerissen, doch der Gedanke, mit Bertram allein auf weiter Flur zu sein, schreckte sie so sehr ab, daß sie der Versuchung widerstehen konnte. »Das geht nicht. Ich bin mit meiner Oma verabredet«, antwortete sie deshalb erleichtert.

      »Mit Ihrer Oma? Das können Sie doch sicherlich verschieben«, entgegnete Bertram indigniert. Der Gedanke, daß er hinter einer alten Frau nachstehen sollte, gefiel ihm nicht.

      »Leider nein. Mein Großvater ist gestern beerdigt worden, und es geht ihr nicht gut.«

      »Mein Beileid«, heuchelte Bertram Mitgefühl, doch innerlich ärgerte er sich über die verpatzte Chance. Doch er hatte sich vollkommen im Griff. »War er krank?«

      »Nein, es geschah ganz plötzlich.« Katja machte ein trauriges Gesicht. Sie sah dabei so entzückend hilflos aus, daß Bertram es bei allem Egoismus nicht länger schaffte, ihr zuzusetzen. Er beschloß, für heute den Rückzug anzutreten.

      »Dann möchte ich Ihnen nicht länger lästig sein. Darf ich Sie in ein paar Tagen anrufen, damit wir uns zum Reiten verabreden?«

      »Ja, gern«, willigte Katja ein, froh, ihn endlich loszuwerden. Sie ließ sich ohne Widerstreben einen Kuß auf die Hand hauchen und rief dann Elsie, das Hausmädchen, das Bertram Maslowski zur Tür brachte. Erst als die schwere Holztür ins Schloß fiel, seufzte sie erleichtert auf. Ich muß mit Oma reden, was ich tun soll, ging es ihr durch den Kopf, während sie zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinaufeilte, um ihrer Mutter zu entgehen. Doch Katharina war wie ein Luchs. Auch sie hatte die Tür gehört und war sofort herbeigeeilt, um die Neuigkeiten zu erfahren.

      »Und?« rief sie Katja hinterher.

      »Was und?« fragte diese kalt zurück.

      »Was wollte er?«

      »Du kannst zufrieden sein, Mam, wir werden zusammen ausreiten.« Katjas Stimme hallte schrill im Treppenhaus wider, doch Katharina bemerkte es nicht. Sie war zufrieden mit dem Ergebnis dieses Besuchs.

      »Das ist ja wunderbar. Entschuldige übrigens die Ohrfeige, Kleines. Aber manchmal bringst du mich einfach zur Weißglut«, setzte sie versöhnlich hinzu, doch Katja schnaubte nur verächtlich und warf die Tür ihres Zimmers hinter sich ins Schloß.

      *

      Es war bereits früher Nachmittag, als sich Daniel endlich auf den Rückweg machen konnte. Zuvor hatte er die Gelegenheit für einen Besuch in der Praxis genutzt, um nach dem Rechten zu sehen. Obwohl er täglich mit seinem Vertreter Severin Baumgartner telefonierte, wollte er sich doch selbst Gewißheit über den reibungslosen Ablauf des Praxisalltags verschaffen. Das hatte nichts damit zu tun, daß er Dr. Baumgartner nicht vertraute, sondern vielmehr mit seinen eigenen Schwierigkeiten, seine Praxis in fremde Hände zu geben. Als er sich vergewissert hatte, daß alles zum Besten stand, fuhr er zufrieden nach Hause, doch wenn er ehrlich war, nagte es doch ein wenig an ihm, daß seine Patienten so gut mit Severin auskamen, obgleich dieser ihm versichert hatte, daß sie sich täglich nach ihm erkundigten.

      Dann war Daniel nach Hause gefahren, um Lenni endlich mitzunehmen, die es vorgezogen hatte, die ersten Wochen der Ferien allein dazubleiben und die Ruhe zu genießen. Doch jetzt hatte sie genug von der ungewohnten Stille im Haus, das von oben bis unten gründlich geputzt in neuem Glanz erstrahlte. Erleichtert setzte sie sich auf den Beifahrersitz, während Daniel ihre beiden Koffer einlud, bevor sie sich gemeinsam auf den Weg zur Roseninsel machten, wo sie bereits sehnsüchtig erwartet wurden.

      »Daniel, wie schön, daß du wieder da bist!« rief Fee schon von weitem, als er den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte und Lenni beim Aussteigen behilflich gewesen war. Bevor sie geheiratet hatten, war es ihr Schicksal gewesen, immer wieder für Wochen getrennt zu sein. Doch seit ihrer Ehe versuchten sie das so gut wie möglich zu vermeiden. Auch hatte sie viel über seine leidenschaftlichen Worte nachgedacht und flog ihm überglücklich in die Arme.

      »Hallo, meine Geliebte«, raunte er ihr ins Ohr und vergrub sein Gesicht in ihren blonden Haaren.

      »Hurra, Lenni ist auch dabei!« riefen Dési und Jan fröhlich und liefen an ihren Eltern vorbei auf die gute Seele des Hauses Norden zu. »Jetzt sind wir endlich wieder komplett. Urlaub macht gar keinen richtigen Spaß, wenn du allein zu Hause sitzen mußt«, erklärte Dési ernst und kuschelte sich an Lenni.

      »Ich hatte nicht viel Zeit zum Sitzen«, erwiderte diese glaubhaft, doch sie lächelte dabei.

      »Aber warum denn, wir waren doch gar nicht da«, bemerkte Dési in kindlichem Unverständnis, was die Umstehenden mit fröhlichem Gelächter quittierten. Auch Felix und Danny waren dabei, doch sie machten einen eher betretenen Eindruck.

      »Na, meine Söhne, was habt ihr auf dem Herzen?« erkundigte sich Daniel gutgelaunt, als er es bemerkte.

      »Wir möchten uns bei dir für unser albernes Benehmen entschuldigen«, erklärte Felix heiser, und Danny stimmte nickend zu.

      »Ja, manchmal benehmen wir uns wirklich wie die Kindergartenkinder«, fügte er hinzu.

      »Du benimmst dich wie ein Kindergartenkind, wolltest du sagen«, ereiferte sich Felix sofort.

      »Du doch genauso!« Danny gab seinem jüngeren Bruder einen Knuff in die Seite.

      Fee seufzte.

      »Ich glaube, ich muß euch beide wieder in die Küche schicken. Die Strafe hat noch nicht die gewünschte Wirkung gehabt.«

      »O nein, bitte nicht wieder Kartoffeln und Karotten schälen!« riefen Danny und Felix wie aus einem Mund.

      »Dann reißt euch jetzt besser mal zusammen!« gab Daniel ihnen lächelnd einen guten Rat.

      Da Lenni schon mit den Zwillingen auf dem Weg zu ihrer Unterkunft war, gefolgt von dem jungen Zivildienstleistenden Holger, der bereitwillig ihr Gepäck trug, gingen auch Daniel und Fee zu ihrem Haus.

      »Wie war es denn?« erkundigte sich Fee mitfühlend.

      »Eine Beerdigung ist nie eine schöne Sache.

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