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seine Stimme wieder.

      »Bitte, kommen Sie herein«, bat er galant und musterte sie fasziniert, während er ihr die Tür aufhielt.

      »Vielen Dank«, antwortete Katja, die sich plötzlich sehr schüchtern fühlte.

      »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Ich habe allerdings nur Wasser und Wein.«

      »Ein Glas Wasser wäre nett. Ich wandere schon seit Stunden in dieser Gegend herum.«

      »Hatten Sie keine Adresse?« Paul hantierte in der Küche, und Gläser klirrten.

      »Nein, ich konnte leider nur den Stadtteil ausfindig machen, in dem Herr Heygen wohnt. Allerdings hatte ich mir die Suche nicht ganz so schwierig vorgestellt.«

      »Paps liebt es, sich zu verstecken. Er haßt die Öffentlichkeit und hütet sein Privatleben wie seinen Augapfel.«

      »Deshalb ist auch die Adresse nicht herauszubekommen. Ich habe alles ausprobiert, auch übers Internet, aber vergebens«, erzählte Katja, die langsam ihre Scheu verlor. Neugierig musterte sie den sympathischen Mann, der ihr ein Glas Wasser mit Eiswürfeln reichte. Er hatte kurze braune Haare, und seine dunklen Augen blitzten fröhlich. Unbewußt verglich sie ihn mit Claudio und mußte sich eingestehen, daß ihm dieses gewisse Etwas fehlte, das sie an Paul sofort angesprochen hatte.

      »Sie Ärmste. Aber so habe ich wenigstens das Vergnügen, Sie persönlich kennenzulernen. Warum suchen Sie Paps?« kam er nun auf den Grund von Katjas Besuch zu sprechen.

      »Das ist eine lange Geschichte«, gestand sie seufzend.

      »Wir haben Zeit. Clemens kommt nicht vor morgen früh zurück.«

      »Solange wollte ich aber gar nicht bleiben«, gestand Katja lachend.

      Das Eis war endgültig gebrochen. Fasziniert von ihrem Lachen sah Paul sie an. Es wäre aber schön, dachte er bei sich, doch er hielt sich zurück.

      *

      Als Katja einige Stunden später das Hegensche Haus verließ, war beiden klar, daß nichts mehr so sein würde wie vorher. Paul küßte sie zum Abschied auf beide Wangen, und sie errötete.

      »Ich kann dich leider nicht fahren. Mein Wagen ist in der Reparatur, und Clemens ist mit seinem unterwegs«, erklärte er bedauernd.

      »Kein Problem. Jetzt kenne ich den Weg ja«, lächelte sie beruhigend.

      »Ich melde mich bei dir, sobald ich mit ihm gesprochen habe. Aber werde nicht unruhig, es kann eine Weile dauern«, raunte er ihr verschwörerisch zu.

      »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gespannt ich bin«, gestand Katja aufgeregt.

      »Ich finde, die Vorzeichen könnten nicht besser sein«, entgegnete Paul vielsagend und blickte ihr tief in die Augen. Obwohl beide kein Wort über die Gefühle gesprochen hatten, die sie bewegten, hatte Katja sofort verstanden. Ein Strahlen erhellte ihr Gesicht und Paul sah ihr lange hinterher, als sie die Straße zum Bahnhof hinunterwanderte.

      *

      Bertram Maslowski war viel zu sehr damit beschäftigt, den drohenden Konkurs seiner Firma abzuwenden, um auch nur einen Gedanken an Katja zu verschwenden. Durch sein eloquentes Auftreten bei der Bank konnte er jedoch einen erneuten Zahlungsaufschub erreichen, was ihm die Dringlichkeit seiner Verbindung zu Katja Petzold wieder in Erinnerung rief. Diese wähnte sich schon in Sicherheit vor seinen Nachstellungen, als eines Nachmittags das Telefon klingelte. Sie stürzte freudig zum Apparat, da sie immer noch auf ein Zeichen von Paul wartete, der sich bisher nicht gemeldet hatte. Doch sie wurde bitter enttäuscht.

      »Ach, Sie sind es!« entgegnete sie auf Bertram Maslowskis Gruß mit unverhohlener Abscheu.

      Du kleines Biest, dachte dieser bei sich, doch er ließ sich seine Verstimmung nicht anmerken. »Ich wollte Sie an unsere Verabredung erinnern. Wir wollten das Gestüt meines Vaters besichtigen. Haben Sie heute nachmittag schon was vor?«

      Katja war zu überrumpelt, um eine schlagfertige Antwort oder gar eine glaubwürdige Ausrede parat zu haben. »Ja, nein, äh...«, stammelte sie unsicher, und er freute sich über ihre offensichtliche Verwirrung.

      »Dann ist es also ausgemacht! Ich hole Sie um drei Uhr ab.« Bevor Katja noch etwas entgegnen konnte, hatte er bereits aufgelegt. Laut schimpfend knallte sie den Hörer auf die Gabel, als ihre Mutter in die Diele trat.

      »Aber Schätzchen, was ist denn? Hat dir dein Claudio eine Abfuhr erteilt?«

      »Das geht dich gar nichts an«, entgegnete Katja patzig.

      »Das ist ja ungeheuerlich! Ich glaube, die viele Freizeit bekommt dir nicht. Ich werde mich mal nach einem Auslandsaufenthalt für dich umsehen!« Katharina war empört über das ungehörige Benehmen ihrer Tochter.

      »Rom wäre schön!« entgegnete diese sarkastisch, um sich keine Blöße zu geben. Ihre Bekanntschaft mit Paul und ihr gemeinsames Vorhaben waren ihr Geheimnis, das sie hütete wie einen kostbaren Schatz. Doch Katharina hatte genug gehört. Wutschnaubend drehte sie sich um und warf die Tür hinter sich zu.

      Pünktlich um drei Uhr klingelte es, und Elsie öffnete die Tür. Katharina war gleich herbeigeeilt, um den Besucher zu begrüßen und war entzückt, daß es sich dabei um Bertram Maslowski handelte.

      »Herr Maslowski, was verschafft uns die Ehre?« fragte sie und setzte ihr süßestes Lächeln auf.

      »Hat Ihnen Ihre Tochter nicht erzählt, daß sie heute mit mir verabredet ist?« entgegnete Bertram in gespielter Verwunderung.

      »Ach, natürlich, wie konnte ich das vergessen?« rief Katharina aus, um sich keine Blöße zu geben.

      »Sie scheinen keinen guten Kontakt zu Katja zu haben«, stellte Bertram boshaft fest. Es bereitete ihm ein teuflisches Vergnügen, Frau Petzold aus der Fassung zu bringen, so sehr verachtete er diese gekünstelte Person.

      »Wie kommen Sie denn darauf?« fragte sie auch sogleich. Doch noch bevor er antworten konnte, hörten sie beide, wie Katja die Treppe heruntersprang, was Bertram mit leisem Bedauern und Katharina erleichtert zur Kenntnis nahm.

      »Gehen wir!« sagte sie statt einer Begrüßung und streifte ihre Mutter mit einem vernichtenden Blick, während sie sich bei Bertram unterhakte und sich zu seinem nagelneuen Cabriolet führen ließ.

      »Wo ist denn Ihre Kratzbürstigkeit geblieben?« erkundigte sich dieser anzüglich lächelnd, als er ihr die Wagentür aufhielt.

      »Machen Sie sich keine Hoffnungen. Es geht mir einzig und allein darum, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen.«

      »Gefällt es Ihnen nicht?« Erstaunt betrachtete Bertram die efeuumrankte Fassade des ehemaligen Jagdschlößchens. Es war zwar keine pompöse Villa, strahlte jedoch eine gewisse Art von Eleganz und Würde aus, die nur solchen Häusern zueigen war.

      »Sie verstehen mich nicht«, erklärte Katja ungeduldig. »Es geht um meine Mutter, nicht um das Haus. Fahren Sie endlich los, bevor ich es mir anders überlege.«

      Bertram hatte schon einen zurechtweisenden Kommentar auf den Lippen, besann sich dann jedoch, als er an Katjas Vermögen dachte.

      »Wie Mademoiselle wünschen«, ergab er sich statt dessen sanftmütig, während Katja ihn mißtrauisch musterte. Er wendete das Cabrio und drückte das Gaspedal durch, so daß der Motor aufheulte.

      *

      Katharina starrte den beiden nach. Maslowskis unverhohlene Abscheu verletzte sie, doch letztendlich ging es hier nur ums Geschäft.

      Mit einem bitteren Lächeln drehte sie sich um und ging zurück ins Haus, wo Elsie gerade telefonierte.

      »Nein, es tut mir leid, Katja hat das Haus gerade verlassen«, teilte sie dem Anrufer mit.

      »Wer ist dran?« flüsterte Katharine, neugierig geworden.

      Elsie hielt den Hörer zu, um ihr Auskunft zu geben.

      »Der Freund von Katja, Claudio Martelli. Er ruft aus Rom

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