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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Als Frau von Parabère sah, daß eine schmerzliche Bewegung in ihm aufstieg, wollte sie seine Hand ergreifen. Sie wußte, wie tief diese Wunde war, seit der Herzog von Orleans jene Verse kannte; er sagte Allen davon, die sich ihm näherten.
Der Fürst entzog sich ihr sanft.
– Beruhigen Sie sich, Madame, ich werde mich nicht mehr damit beschäftigen. Diesen Morgen habe ich Justiz geübt.
– Wie, gnädiger Herr! La Orange…
– Ich hoffe, Sie werden ihn rädern lassen? sagte rasch die Marquise.
– Nein, Madame, ich habe ihn kommen lassen und habe ihn gefragt, ob er alle Abscheulichkeiten dächte, die er geschrieben. Er hat mir mit Ja geantwortet.
– Um so besser! denn wäre es anders, so hätte ich Ihnen gerathen, ihn hängen zu lassen.
– Ich habe ihn einpacken und nach der Insel Saint-Marguerite schicken lassen, wo er nicht lange bleiben soll, da er nur mich beleidigt hat. In Bezug auf Sie, Herr von Voltaire, ist meine Gesinnung besser, als Sie glauben. Sie können zu meinem Schatzmeister gehen, der Ihnen eine Summe einhändigen wird, die dem Oedipus hilft, einen andern Erfolg erwarten.
– Ach, gnädigster Herr, wie dankbar bin ich Ihnen! Sorgen Sie stets so für meine Nahrung, aber beschäftigen Sie sich ferner nicht mehr mit meiner Wohnung.
Der Regent wollte antworten, als die Thür geöffnet ward, und ein Laquais den Grafen von Horn anmeldete. Das Gesicht des Fürsten zog sich augenblicklich zusammen, und Frau von Parabère ward feuerroth. Voltaire lächelte wie immer; aber er vermied es irgend eine Person anzusehen, sein Lächeln sagte genug.
Zwölftes Kapitel
Der junge Mann, der nun eintrat, war auffallend schön und auffallend geputzt; in seiner ganzen Person lag eine ungewöhnliche Distinction, die sich durchaus nicht verkennen ließ. Der Ausdruck seiner großen verschleierten Augen war eine rührende Melancholie, eine verhängnißvolle Traurigkeit, die einen unwiderstehlichen Zauber ausübte. Mit einem kaum merklichen Stolze, der sich unter einer tiefen Achtung verbarg, grüßte er zunächst den Regenten, dann Frau von Parabère affectirt ceremoniell; dann mich, und zuletzt Voltaire. So unerfahren und neu ich auch war, so errieth ich dennoch ein Geheimnis, und einen Zwang; ein Jeder, so schien mir, und vorzüglich der Herzog von Orleans, war unangenehm berührt.
– Ich glaubte, Sie seien abwesend, Herr Graf, sagte er endlich im Tone eines Gebieters, der fragt und tadelt.
– Ich bin in der That nach Deutschland verreist gewesen, gnädiger Herr; aber ich bin zurückgekehrt.
– Ihre Familie hat Sie erwartet, mein Herr; Ihre Mutter hat schriftlich »Madame« gebeten, Sie reisen zu lassen, und wir hatten uns verbindlich gemacht, Sie dem Prinzen, Ihrem Bruder, zurückzusenden.
– Verzeihung, mein gnädigster Herr, in diesen Worten waltet ein kleiner Irrthum ob; die Dinge sind nicht ganz auf diese Weise von Statten gegangen, und deshalb bin ich zurückgekehrt.
– Was heißt das, mein Herr? unterbrach ihn der Regent mit stolzer Hoheit. So hätte ich eine Lüge gesagt?
– Der Himmel behüte mich, so etwas zu denken, gnädigster Herr! Ich will nur sagen, daß man Sie getäuscht hat. Nicht meine Mutter hat um meine Zurückberufung geschrieben, sondern es sind von hier aus falsche Berichte an meine Familie gegangen, die sie über mein Betragen beunruhigt haben. Ich habe mich darüber erklärt, habe die Schriftstücke gesehen und die Verleumdung vernichtet. Sicher, daß man mich in meinen Plänen und Vergnügungen ferner nicht stören wird, bin ich zurückgekehrt.
– Ich wünsche es, mein Herr; aber ich fordere Sie auf, daß Sie sich Madame nicht vorstellen; die Mißachtung ihrer Gefälligkeiten und ihrer Vermittelung wird ihr sicherlich nicht gefallen, und Sie würden übel empfangen werden.
– Ich komme soeben von Ihrer Königlichen Hoheit; meine erhabene Cousine hat mich mit gewohnter Güte empfangen. Sie hat mir Anfangs ein wenig gezürnt, später aber verziehen, indem sie mich von unserm lieben Deutschland und von unsern Verwandten zu reden aufforderte.
Der Regent biß sich in die Lippen.
Der junge Mann spielte den Vorsichtigen.
Die Marquise brachte das Gespräch auf einen andern Gegenstand und zog Voltaire mit hinein, der sich bei Seite hielt, und mit seinem bekannten Teufel von Lächeln beobachtete. Er ließ sich bitten, denn Arouet war in seiner Jugend, wie ich bereits gesagt, kein Hofmann. Er hatte es gern, daß die Großen zu ihm kamen, und er ging ihnen nur entgegen, um über ihre Allmacht zu spotten. Es lag in ihm etwas von einem Regierungsunzufriedenen und von einem rebellischen Bürger. Damals war er noch nicht der Bastard-Edelmann, den wir seit jener Zeit gesehen haben. Frau von Parabère verlor die Geduld darüber und hielt sich an mich.
– Sehen Sie doch, gnädigster Herr, welche schonen Augen und Haare diese kleine Frau aus der Provinz besitzt. Sie könnte uns wahrlich um so mehr eifersüchtig machen, da sie nicht stolz darauf ist und es scheint, als ob Gott sie ebenso bescheiden und schön erschaffen hat, als Frau von Brancas häßlich ist.
Der Regent war zu artig, um mich nach einer solchen Aufforderung nicht anzusehen; er wandte den Kopf nach mir. Sein Auge sagte mir mehr, als Frau von Parabère vielleicht dachte. Ich senkte die Blicke zu Boden.
– Madame, begann der Fürst, werden Sie nicht in das Palais-Royal kommen? Es wird mich freuen, Sie recht oft dort zu sehen.
Ich verstand die Kunst nicht, zu sprechen, ohne etwas zu sagen, zu versprechen, ohne zu versichern. Ich ward roth und antwortete nicht. Die Marquise übernahm die Antwort.
– Morgen, mein gnädigster Herr, morgen werde ich sie bei Frau von Berry und bei Ihrer Königlichen Hoheit einführen; aber wir haben einen Ehemann aus Burgund, der das Wachen nicht liebt und es gern hat, wenn seine Frau ihm in allen Dingen nachahmt. Dieser Ehemann sieht in Ihnen nichts Anderes, als den Antichrist, den Teufel mit Horn und Gabel, und da wir noch jung sind, fürchten wir diese ehrwürdigen Personen, wir wagen nicht…
Der Regent horchte mit halb gesenktem Kopfe und als ob er einen Entschluß faßte.
– Herr Du-Deffand ist ohne Zweifel ein guter Soldat, Madame? Er hat gedient, ich weiß es – wird er eine vertrauliche Sendung übernehmen?
Ich ward roth bis unter die Augen. Da ich nicht dumm war, begriff ich den ganzen Umfang dieser Frage. Es widerstand mir, darauf zu antworten. Die Entfernung meines Mannes beunruhigte mein Gewissen. Ich fühlte, daß er mir eine Stütze, wenn auch eine schwache war, und daß ich, indem.ich an seiner Entfernung mitwirkte, mir das einzige Mittel raubte, den mich umgebenden Verführungen zu widerstehen. Der Vorschlag des Fürsten erschreckte mich.
Die mit aller weiblicher Schlauheit ausgerüstete Frau von Parabère bemerkte es; sie trat dazwischen, ohne mir Zeit zur Antwort zu lassen.
– Nein, nein, gnädigster Herr, was denken Sie? Es ist noch zu früh, um zwei Neuvermählte zu trennen, um diese junge Frau ihres Schützers zu berauben.
– Ja wohl, warf Voltaire ein, man lasse ihnen wenigstens Zeit, sich kennen zu lernen, damit sie sich verabscheuen können, indem sie erfahren warum.
Der Graf von Horn schwieg und sah die Marquise an, als der Regent ihn außer Acht ließ. Der Einzige, der sich von uns Allen nicht beengt fühlte, war sicherlich der Dichter; er lachte über Andere und betrachtete »den kleinen Raben« wie ein Schauspiel, um die Aufmerksamkeit von unserm kleinen Cirkel abzulenken und nach einem andern Orte zu übertragen, er erforschte den Hof und die Stadt, und fand Tugenden, die nicht existirten, Laster, die niemals bekannt gewesen, in der Absicht, ihren königlichen Liebhaber anderswo zu zerstreuen, der diesen Abend sehr geneigt zum Denken erschien.
– Sie kennen die Zänkereien der Frau von Pleneuf und der Frau von Prie, nicht wahr, gnädigster Herr?
– Ich habe davon gehört. Von Prie will seinen Gesandtschaftsposten nicht mehr, er, ist eben so unentschieden, als seine Frau selbst, die eine sehr hübsche Person ist.
– Wer zweifelt daran? Ich finde sie reizend und geistreich.
– Sie