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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
– Ich verstehe Sie, meine Königin, ich bin eben so gewesen. Dies geht vorüber. Man ist viel glücklicher, wenn man kein anderes Geräusch hört, als das des Vergnügens.
In diesem Augenblicke ward Voltaire angemeldet; er trat ein, ohne verwirrt oder linkisch zu erscheinen.
Voltaire war damals ein drolliger junger Mann; es erinnern sich seiner nicht viel Leute mehr, denn wir sind aus jener Zeit nur wenige noch vorhanden. Er war eben so lang und mager als jetzt; sein Gesicht, nahe daran Falten zu bekommen, war dasselbe; sein Mund ward stets von einem Lächeln umschwebt, das schneidend und glänzend war wie eine Klinge; sein Auge blitzte. Er hatte eine bleiche, gallichte Gesichtsfarbe, und seine Miene war angenehm, wenn man ihn nicht reizte. Es bedurfte aber einer langen Gewöhnung an seinen Geist, wenn man sicher sein wollte, daß man von ihm nicht verspottet würde.
Man hielt ihn den Großen gegenüber für einen Schmeichler und Speichellecker, während seine ganze Person nur ein Epigramm war. An jenem Tage habe ich ihn kennen und schätzen gelernt; er bemerkte es, und wußte es mir Dank, er hat sich oft darüber ausgesprochen.
– Mein lieber Dichter, sagte die Marquise, Sie werden mit der Frau Marquise Du-Deffand, der ich Sie vorzustellen mir erlaube, das Mittagsmal einnehmen. Sie kommt aus der Provinz, um uns zu zeigen, daß man dort mehr Geist besitzt, als in Paris.
Voltaire prüfte mich, und warf einen jener Blicke auf mich, welche die ganze Person einzusaugen scheinen. Nach dem Gesagten wußte er, wer ich war, was ich galt, und er bedurfte keiner Auskunft weiter.
– Herr von Voltaire, haben Sie uns nicht einige Verse vorzulesen?
– Verse! Madame, ich sollte Verse machen und sie hierherbringen! Man hat für mich so viel gemacht, daß ich ausruhen kann.
– Das ist Groll, mein Herr!
– Groll? Nein, Madame, es ist Gerechtigkeit. Ich erinnere mich!
– Verlohnt es sich der Mühe, daß man für ein wenig Bastille gegen einen guten Fürsten so aufgebracht ist, dem Gott vergessen hat Galle zu geben?
– Ich bin gegen Niemanden aufgebracht, Madame, und gegen den Herrn Regenten noch weniger, als gegen irgend eine andere Person, denn er ist sehr gütig gegen mich gesinnt; aber ich werde seine Güte nicht vergessen, es ist meine Absicht, sie täglich zu verdienen, und darum lese ich meine Verse nicht, wenn ich das Unglück hätte, Verse zu machen. Ich denke, daß dies keine Majestätsbeleidigung ist
Die Marquise begann zu lachen. Man lachte damals sehr viel.
– Ich weiß nicht, warum Sie sich über Ihre Verse beklagen, Messire Arouet; sie haben stets einen guten Erfolg gehabt, und der Regent hat mit beiden Händen ihren Oedipus beklatscht, trotz der Anfeindungen, Auslegungen und Verleumdungen.
– Weil der Regent mehr Geist besitzt, als seine und meine Feinde, weil er die Menschen nach ihrem Werthe, und die Sachen wie sie sind, beurtheilt.
– Und vorzüglich weil er gut, sehr gut ist! fügte sie mit Intention hinzu.
– Was soll das heißen, Madame? Glauben Sie vielleicht, daß diese Güte sich auf mich verirrt hat, daß ich sie nicht verdiente, und daß ich schuldig war?
– Ich habe gesehen, mein bester Herr! Ich habe gesehen!
– Parbleu, Madame, auch ich habe gesehen! Ich habe vor allen Dingen die vier Mauern der Bastille, die häßliche Nase des Kerkermeisters und den flammenden Blick des Herrn Gouverneurs gesehen. Diese Dinge noch einmal zu sehen, habe ich keine Lust.
– Bekennen Sie aufrichtig: sollten Sie deshalb nicht diese Visionen gehabt haben, um sie in ihrer Kritik als ungereimte Erscheinungen zu bezeichnen?
– In Wahrheit, Madame, das Gedicht »Ich habe gesehen« ist nicht von mir, ich werde es bis zum Ueberdrusse wiederholen, ich werde es vor Gott und den Menschen verneinen; und da Sie mich einmal dazu drängen, so muß ich Ihnen sagen, daß ich es, wenn ich mich mit der Satyre befasse, auf eine andere Weise angreife.
– Nun, wie würden Sie es angreifen? fragte Frau von Parabère, indem sie sich auf dem Sopha wälzte wie eine durch Sahne angelockte Katze.
– Erlauben Sie, Madame, dies für mich zu behalten; denn wenn irgend Etwas in Versen oder in Prosa erschiene, in dem sich dieselben Gedanken fänden, so würde man es mir zuschreiben, und ich habe an meinen Sünden genug, ohne die Anderer zu büßen.
Man kündigte das Mittagsessen an, das sehr gut war. Die Marquise war eine Feinschmeckerin, wie alle Leute von Geist. Sie eröffnete mir diesen Tempel, der mir bis dahin verschlossen gewesen, und ich war ihr dafür sehr verpflichtet.
Voltaire vergaß sein Gefängniß.und ward liebenswürdig. Er machte uns Complimente über den guten Ton, spottete über alle Welt, stichelte auf alle Lächerlichkeiten, und lästerte vorzüglich auf die Gräfin von Tencin, die er nicht leiden konnte. Sie behauptete nämlich, daß er sie sehr geliebt, und daß sie diese Liebe zurückgewiesen habe. Dies verzieh er ihr nicht. Ich zweifle daran. Voltaire hat die Frauen nie geliebt: er hat eine gelehrte und eitele Empfindung für Madame Düchatelet gehegt, welche sich dessen nur rühmte, indem sie seinen Geist hervorhob. Ich möchte indessen nicht beschwören, daß ihn auch irdischere Bande gefesselt haben. Zu ihrer Zeit werde ich die Liebschaften erzählen, von denen ich Zeuge gewesen bin, und man wird sehen, wieviel sich in den Sternen und in den Wolken zugetragen hat.
Als wir die Tafel verließen, fanden wir in dem Salon einen Herrn von mittlerem Wuchse, mit leutseligem Gesichte, vollkommen gutem Genehmen, einer großen Noblesse in seiner Haltung und mit einer geistreichen und zugleich guten Physiognomie.
Frau von Parabère, die mich bei der Hand führte, folgte ihrer Gewohnheit, indem sie mich bei seinem Anblicke losließ und zu ihm eilte.
– Ach, mein Herr, Sie sind schon da? sagte sie, indem sie sich leicht vor ihm verneigte. Sie sind liebenswürdiger, als Sie versprochen haben.
– Und das wünschten Sie vielleicht nicht! fügte der Fürst hinzu.
– Welche Thorheit! ich bin allein mit der jungen Freundin, von der ich Ihnen bereits gesagt habe, und mit Herrn von Voltaire.
– Der Niemand ist, mein gnädigster Herr, fügte dieser hinzu, indem er sich tief verneigte.
– Frau Marquise Du-Deffand, gnädigster Herr, fuhr das übermüthige Geschöpf fort, indem es mich zu dem Fürsten zog, eine liebenswürdige Frau, für die ich Ihre Güte erbitte. Ihr Mann ist im Dienste, es ist unmöglich, daß er nicht irgend eine Bitte an Sie zu richten hatte, die Sie ihm gnädigst bewilligen werden.
– Madame hat mir nur ihre Befehle zu ertheilen, und ich beeile mich zu gehorchen! antwortete der Fürst mit einem jener Blicke, welche die Frauen errathen und eine ganze Unterhaltung ausmachen.
Ich konnte nichts weiter finden als eine einfältige Verbeugung, einen jener Pfauen- oder Truthahn- Knixe, die Zeichen der Verlegenheit oder des Dünkels.
Der Fürst täuschte sich nicht darüber, er ließ mir Zeit mich zu fassen, und wandte sich lächelnd zu Voltaire, indem er sagte:
– Ach, Sie, Herr Prophet, Herr Raisonneur! Ich habe diesen Morgen an Sie gedacht.
– An mich, gnädigster Herr? Ich habe große Furcht. Liegt nicht etwas Bastille auf dem Grunde dieses Gedankens?
– Sie haben les Phillppiques nicht gemacht, Herr von Voltaire, Sie sind dessen unfähig, fuhr der Regent in bewegtem Tone fort.
– Hat man gewagt, mich dessen anzuklagen, gnädigster Herr? rief der beleidigte Dichter.
– Nein, nein, mein Herr! Der Verfasser verbirgt sich nicht, er ist La Grange