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mit ihr getheilt; sie hatte ihren Platz der Frau von Phalaris eingeräumt, und erschien jetzt in dem königlichen Palaste nur als Gast.

      Die Herzogin von Phalaris, deren Mann der Papst zum Herzoge gemacht hatte – diese Erhebung hatte weiter keine Folgen, man schlug seinen Rang eben nicht hoch an – war eine große, dicke Blondine mit weißer Haut, schmachtenden Augen und einem… zweideutigen Betragen. (Mein kleiner Secretair braucht dieses Wort nicht zu verstehen.)

      (Anmerkung des kleinen Secretairs: Er versteht es ganz gut!)

      Frau von Phalaris besaß durchaus keine Grazie, aber sie wußte diesen Fehler durch einen andern, für den Regenten äußerst werthvollen zu ersetzen: dies geht uns nichts an.

      Die Marquise, die sie nicht leiden konnte, hatte den Entschluß gefaßt, sie zu verspotten; sie begann, sie mit Complimenten über ihre Toilette zu überhäufen, die, beiläufig gesagt, einen sehr schlechten Geschmack verrieth. Sie bestand nur aus Bijouterien, Goldstoff, Perlen, Diamanten und Halsbändern. Das Kleid ließ fast ihre ganze Brust sehen. Auch als ihre Rivalin sagte sie der Frau Sabran, wie heimlich, aber so, daß es alle verstehen konnten:

      – Diese gute Herzogin weiß wohl nicht, daß die Männer nur das betrachten, was man ihnen verbirgt.

      – Madame, antwortete Frau von Phalaris beleidigt, indem sie auf das einfache Costüm der Marquise anspielte, Sie tragen ein reizendes Hauskleid, es sitzt Ihnen zum Entzücken; aber Sie sehen aus, als ob Sie eben aus dem Bette gestiegen wären.

      – Ich mache es nicht wie Sie, Madame; man möchte schwören, daß Sie sich seit gestern Abend nicht schlafen gelegt hätten.

      – Dies begegnet wohl mitunter den schönen Frauen unserer Zeit? fragte unschuldig der Herzog von Lauzün. In meiner Jugend gestand man solche Dinge nicht ein, und keiner von uns rühmte sich eines solchen Sieges, unbeschadet des Reversino und des Landsknechts.

      – Andere Zeiten, andere Sitten, Herr Herzog. Sie würden heute sicherlich ein ähnliches Glück zur Schau stellen, wenn es Ihnen begegnete.

      – Verzeihung, Madame, ich bin nicht der Regent, ich bin, Gott sei Dank, noch weniger als der Graf von Horn, und nicht mehr als der Marquis…

      Zum Glück für Frau von Parabère unterbrach die Ankündigung des Souper diese Litanei, denn der boshafte Greis war aller Scham baar, und man konnte ihm gegenüber nie das letzte Wort behalten.

      Man ging in den Speisesaal. Welch ein Wunder von Eleganz und Reichthum! Man ließ mich zwischen Herrn von Lauzün und dem Regenten Platz nehmen. Zur Rechten des Letztern saß Frau von Parabère, neben dieser der Herzog von Richelieu.

      – Gnädigster Herr, rief unbesonnen Herr von Nocé, werden wir den Kardinal nicht sehen?

      – Er erwartet die Erlaubniß der Frau von Parabère, die ihn verbannt hat, wie ich voraussetze. Doch nein, da ist er ja! Setze Dich zu Tische, Abbé, und erzähle uns Neuigkeiten. Wenn Du keine weißt – wer soll uns welche mittheilen?

      – Ich weiß nur zu viel, mein gnädigster Herr. Die gewisstste ist, daß ich alt werde und das Gedächtniß verliere.

      – Was Haft Du vergessen?

      – Mein Souper von gestern.

      – So warft Du wohl sehr krank?

      – Man setzt Abends, wenn ich arbeite, eine Suppe und ein Geflügel neben mich; geschähe dies nicht, so würde ich oft nüchtern schlafen gehen. Gestern um zehn Uhr bekam ich Hunger, ich fragte nach meinem Souper – meine Leute versicherten, daß ich es gegessen habe, und dennoch…

      – Sie müssen es gegessen haben! unterbrach man ihn von allen Seiten.

      – Die Geschichte durchläuft ganz Paris, sagte mir Lauzün in's Ohr; sein Haushofmeister hatte ihn vernachlässigt, und man hat für ihn diese Fabel erfunden. Der große Minister glaubt sie!

      – Hast Du Deine Officianten nicht getödtet? fuhr der Fürst fort.

      – Da hätte man viel zu tödten, von dieser Sorte ist stets vorhanden! Mein gnädigster Herr verlangt Neuigkeiten? Gut, ich habe einige wissenswerthe: zunächst die lauten Klagen der Polizei gegen die Frau Marquise von Parabère.

      – Gegen mich?

      – Ja, Madame! Sie allein geben uns mehr zu thun, als alle Unterthanen des Königs zusammengenommen.

      – Wie?

      – Die Rapporte sind voll von Ihnen. Ueberall hört man von Opfern Ihrer Augen, die sich tödten oder vor Verzweiflung sterben. Wir wissen nicht, was wir davon denken sollen.

      – Es giebt Leute, die nicht davon sterben, sagte die Gräfin von Lüssan.

      – Haben Sie die Güte, Madame, diese Leute aufzunehmen; Sie üben eine Großmuth, die ich Ihnen Dank weiß! antwortete Frau, von Parabère.

      – Ah, wenn man einer solchen Kleinigkeit wegen stürbe, rief der Marquis Lasare, so würde keiner von uns Hier sein.

      – Wie, eines Korbes wegen?

      – Ich erkläre, daß ich nie einen Korb erhalten habe! lief läppisch Herr von Richelieu.

      – Und ich erkläre, daß ich nie einen gegeben habe! Ueber diese Unschuld der Frau von Phalaris brachen alle Gäste in ein lautes Lachen aus.

      – Mein Gott! Diese Frau wäre mitunter geistreich, wenn sie nicht so dumm wäre, flüsterte die Marquise ganz leise ihrem Nachbar zu.

      Fünfzehntes Kapitel

      – Marquise, Sie hegen diesen Abend eine köstliche Verachtung unser Aller, sagte Frau von Sabran.

      – Ich verachte niemals meine Freunde, Madame, und Sie wissen eben so gut als ich, wie Sie es zu verstehen haben.

      – Wir haben es bewiesen! fügte der Herzog von Richelieu hinzu.

      – Ich habe es Ihnen gut gemacht?

      – O gewiß!

      – Ich hoffe, es künftig noch besser zu machen.

      – Dies wird sehr liebenswürdig sein.

      – Heute, zum Beispiel, bin ich sehr gut disponirt.

      – Was geben Sie uns?

      – Man würde schwören, ich sei eine testirende Tante, und Sie theilten meine Hinterlassenschaft.

      – Ich bin neugierig, dieses Testament zu sehen, sagte der Fürst.

      – Wird es Ihnen Vergnügen machen, gnädigster Herr? Nichts ist leichter.

      – Ihr Testament! Was haben Sie alles zu vermachen!

      – Ich habe zugleich vielen Leuten zu genügen.

      – Was werden Sie mir hinterlassen? rief der Herzog von Richelieu.

      – Meinen Spiegel, Herr Herzog!

      – Und mir, Madame?

      – Ihnen, Herr von Lauzün, meine Schreibtafel.

      – Werden Sie auch mir Etwas zukommen lassen, beste Marquise?

      – Beste Frau von Sabran, Ihnen vermache ich mein Affenweibchen Anemisia, das Muster der Wittwen; Frau von Pleneuf wird die Güte haben, meine Parfüme anzunehmen.

      Sie hatte es nöthig, sie vergiftete förmlich.

      – Und der Regent?

      – Meine stärkenden Tropfen.

      – Und der Kardinal?

      – Meinen Katechismus,

      – Und Frau von Phalaris?

      – Ah, dies ist das wichtigste meiner Legate; sie wird in allen Dingen meine Stelle vertreten müssen, was nicht leicht ist.

      – Sie machen mir Angst, Madame!

      – Beunruhigen Sie sich nicht, Frau Herzogin, ich möchte Ihnen noch mehr geben, damit das Fest vollständig sei.

      – Ihre Diamanten, Ihre Perlen?

      – Vielleicht.

      – Ihr

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