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Tode?

      – Ja, zu meiner Begleitung.

      – Dann weiß ich nicht…

      – Suchen Sie nur.

      – Vielleicht einen Lieblingshund? sagte Herr von Nocé.

      – Nein, nein!

      – Einen Liebhaber?

      – Solche Gegenstände giebt man nicht, dies zu besorgen lassen Sie uns nicht Zeit, Sie besorgen es selbst.

      – Wir folgen Ihrem Beispiele, Madame; denn, Gott sei Dank, Sie wechseln schneller als wir; aber in Ihrem Sinne ist die letzte Liebe stets die stärkste.

      – Nur die Thoren können uns solche Gründe geben…

      – Wahrhaftig? Erklären Sie sich.

      – Wozu wäre es gut, mich zu erklären? Wissen Sie es nicht eben so gut als ich? Das erste Mal liebt man aus Neugierde, das zweite Mal aus Verdruß, das dritte Mal aus Erkenntlichkeit, und die übrigen Male aus Gewohnheit.

      – Welches ist denn meine Nummer? fragte der Regent.

      – Wählen Sie, mein gnädigste! Herr, ich bin nicht die Frau, die Ihnen widerspricht.

      – Kommen wir auf Frau von Phalaris zurück. Was hinterlassen Sie ihr?

      – Sie errathen es nicht?

      – Nein.

      – Meinen guten Ruf!

      Wir alle brachen in Lachen aus.

      – O lachen Sie, lachen Sie! Das ist nicht so leicht zu behaupten. Was sagt man von mir? zunächst sagt man, daß ich meine Anbeter tödte! Frau Herzogin, alle die, welche Sie tödten, fühlen sich bewundernswürdig wohl. Wenn Sie dieselbe Gewohnheit hätten, so würden diesen Abend nur Frauen zu Tische sitzen.

      Frau von Phalaris verstand dies nicht, sie lachte, weil die Andern lachten.

      – So sagen Sie mir doch endlich mein Legat; Sie lassen mich sehr lange warten.

      – Nehmen Sie an, ich sei todt. Ich lasse Ihnen die Huldigungen, die Komplimente, die Schmeicheleien; ich lasse Ihnen meine Freunde, ohne jedoch dafür zu garantiren. Aber ich lasse Ihnen auch meine Feinde: man muß die Beschwerden ebenfalls mit übernehmen. Ich lasse Ihnen die Liebe und das Herz des Herrn Herzogs von Orleans: das heißt ein Kapital auf Leibrente anlegen. Ich hinterlasse Ihnen die Sorge, einen Fürsten zu amüsiren, Höflinge zu empfangen, Verleumdungen zu steuern, Lügen zu machen, allen Zubehör der Thorheit, deren ich müde bin, und wünsche Ihnen eben so viel Glück, als mir.

      – Da Sie einmal im Begriffe sind zu testiren, sagte der Herzog von Richelieu, müßten Sie ihr auch Ihren Geist hinterlassen.

      – O mein Gott, was sollte sie damit machen? Sie würde sich seiner nicht zu bedienen wissen.

      Der Regent war traurig geworden, was ihm öfter begegnete, als man wohl glauben möchte; er küßte die Hand der Marquise von Parabère und sagte:

      – Ein hübscher Scherz; aber er ist mir grausam, und ich bitte Sie, ihn einzustellen.

      – Grausam! ich wäre grausam gegen Sie? O, mein gnädigster Herr, ich versichere, daß ich nie daran gedacht habe. Man hat mein Testament gefordert, und ich habe es gemacht. Ich habe über das verfügt, was »mir gehört.« Können wir uns nicht unsere Erben wählen?

      Herr von Lauzün, der zum ersten Male in dem königlichen Palaste soupirte, hatte aufmerksam zugehört, und wandte seine Blicke von dieser so lebhaften, so freimüthigen und kühnen Frau nicht ab. Sie hatte es bemerkt, und indem sie sich zu ihm wandte, fragte sie ihn, was er von dieser Erbtheilung und von denen dächte, die sie die Nachfolger Alexanders nannte.

      – Ich denke, Madame, daß ich eine bei Allem vergessene Nachbarin habe, die wohl ein Andenken verdient, antwortete er, indem er auf mich zeigte.

      – O, dieser Nachbarin habe ich nichts zu geben, sie wird sich ihren Theil allein nehmen. Wenn ich ihr Etwas bestimmte, so wäre es mein Witwenschleier, aber unter der Bedingung, daß sie ihn, wie ich, in einen Kasten schließt. Ihnen, der Sie meine Schreibtafel besitzen, stelle ich die Bedingung, daß Sie sich ihrer bedienen, und darin Ihre schöne Jugend erzählen, erzählen, daß die Damen Sie anbeten, und daß Sie durch die Gunst der Liebe im Begriffe stehen, der Vetter des Königs zu werden. Nicht wahr, die Zeiten haben sich geändert?

      – Madame, es giebt drei veränderte Dinge: die Zeiten, die Leute, und mich selbst. Von diesen dreien bin ich der am wenigsten Veränderte.

      – Und die Frauen?

      – Sie haben sich für mich verändert; aber als die Nachfolger Alexanders scheinen sie mir noch dieselben zu sein; ein Jeder von uns ist ein wenig Alexander, wenigstens in seinen eigenen Augen.

      – Giebt es denn unter uns Personen, die Sie an diejenigen von ehedem erinnern? Gleicht jemand der großen Mademoiselle? der Frau von Monaco?

      Mit der Miene der Scheinheiligkeit und Herzenszerknirschung sagte er:

      – Reden Sie nicht von Mademoiselle, sie ist die ewige Trauer meines Herzens.

      – Und die andere, und Frau von Monaco? Frau von Monaco, die uns mit jenem lächerlichen Herzoge von Valentinois begnadigt hat, über den wir so viel gelacht haben, ohne ihren im höchsten Grade lächerlichen Herrn Vater zu zählen, was die Prinzessin besser wußte, als irgend Jemand. Wer war diese berühmte Prinzessin von Monaco? Finden Sie hier Jemanden, der Sie daran erinnert?

      Nie werde ich den Blick und das Lächeln vergessen, mit denen Herr von Lauzün den Kreis durchlief, den wir bildeten: es war eine vollständige Satyre.

      – In einer gewissen Beziehung gleichen Sie ihr alle, meine Damen; aber keine von Ihnen besitzt,weder ihre Züge, noch ihre Art sich zu benehmen. Das Benehmen zur Zeit meiner Jugend läßt sich mit dem Ihrigen nicht vergleichen. Man amüsirte sich anders: der Zweck war derselbe, die Formen waren verschieden; wir waren scheinbar majestätischer, ernster; man entschädigte sich dafür im Geheimen, aber für die Oeffentlichkeit blieb das Decorum. Verzeihen Sie mir Ihnen zu sagen: wir waren größere Herren, wir stiegen nicht leicht von dem Ruhme der Nike herab, wo wir bewundert sein wollten. Ich glaube, dies war gut, und um so besser, da das Vergnügen nichts dabei verlor.

      Was würde Herr von Lauzün wohl sagen, wenn er die jungen Herren und die großen Damen von heute, wenn er den erschrecklichen Verfall des Adels sähe, ohne der Zukunft zu gedenken, die noch einen größeren Verfall bringt?

      Sechzehntes Kapitel

      Ich habe nur wenig gesprochen, denn ich war eingeschüchtert; ich war begierig, die Andern zu hören und von jenem Geiste zu genießen, den der meinige so hoch bewunderte und nach dem ich seit langer Zeit gestrebt hatte. Der Regent beobachtete ein sehr galantes, aber dennoch sehr schickliches Betragen, und mir gegenüber war er achtungsvoller als gegen irgend eine andere Dame, die er genau kannte. Weder in seinem Benehmen noch in seinen Worten lag etwas, das mich zu der Voraussetzung dessen berechtigte, was noch geschehen sollte. Vielleicht gab es in unserer Nähe gefährliche Blicke. Ich vergaß meinen Mann, meine Cousine und die Unannehmlichkeiten, die meiner warteten. Aber als der Augenblick der Heimkehr nahete, erinnerte ich mich alles dessen, und die Furcht begann sich meiner zu bemächtigen. Ich würde nicht davon gesprochen haben, wenn Frau von Parabère, die sah, daß ich ernst wurde, den Herzog von Orleans nicht darauf aufmerksam gemacht hätte.

      – Sie zittert, sagte sie lächelnd, sie fürchtet die Zusammenkunft einer wüthenden Familie. Wenn Sie, mein gnädigster Herr, sie nicht beruhigen, und wenn Sie meine Freundin nicht unter Ihren Schutz nehmen, so werden wir sie nicht wiedersehen.

      – Ist denn Herr Du-Deffand so schrecklich?

      – Mein Gott, gnädiger Herr, er ist durchaus nicht schrecklich; in einigen Monaten, in einigen Wochen, in einigen Tagen vielleicht, wird sie sich nicht um ihn kümmern; Sie begreifen es nicht, warum sie so furchtsam ist, Sie, den Ihr Dubois vor dem Verstandesalter für mündig, erklärt hat! Mit einem Worte, damit sie ihn nicht mehr fürchtet, darf sie sich nicht mehr vor sich selbst fürchten, sie muß sich von den Gewissensbissen der Pensionärin

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