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Der Secretair der Marquise Du-Deffand. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Secretair der Marquise Du-Deffand
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Das Beispiel des Regenten drang in alle Klassen. Für eine junge Person wie ich, war dies eine gefährliche Schule. Die goldenen Grundsätze, die ich von meiner Tante und von meinen Nonnen empfangen, gingen natürlich darüber verloren. Da die Religion sie nicht unterstützen konnte, flogen sie schnell davon. Ich muß dies bekennen, denn außerdem könnte ich das Uebrige meines Lebens nicht erklären.
Ich bin nie richtig erkannt gewesen. Stets hat man meinen Schwachheiten Gründe untergeschoben, die sie nicht hatten. Es giebt keinen meiner Zeitgenossen, der mich nicht für leidenschaftlich oder kokett gehalten: ich war keins von beiden, ich langweilte mich. Ich habe geliebt, um mich zu zerstreuen, ich habe die Liebe Anderer angenommen, weil ich nichts zu thun hatte, ich habe meine Liebhaber gewechselt, weil ich mich mit ihnen langweilte, und weil ich hoffte, daß mich ein anderer weniger langweilen würde. Diese alte Feindin zu tödten, ist mir nicht gelungen, sie ist in meinem Alter noch Siegerin, nachdem sie die zertrümmert hat, die ich ihr entgegenstellte und die sie zu erdrücken versuchten. Sie wird mich zu Grabe bringen, ich weiche ihr jetzt. Sie verfolgt mich, sie begleitet mich, wohin ich gehe; sie sitzt bei Tische an meiner Seite, sie gießt selbst in mein Trinkglas den Ekel oder die Müdigkeit, um mich anzufüllen oder mich unter ihrer eisernen Ruthe zurückzuhalten. Sie ist stets zwischen mir und denen, die sich mir nahen; sie schläft auf meinem Bette während der kurzen Augenblicke meines Schlummers. Bis hierher sind ihr meine Erinnerungen entkommen, gebe der Himmel, daß sie ihr nie zum Opfer fallen.
Zehntes Kapitel
Am Morgen des Festes war ich kaum erwacht, als man mir Frau von Parabère ankündigte. Sie öffnete ohne Umstände meine Thür und überraschte mich in dem kleinen Zimmer, das ich bewohnte, und, weil ich mich dessen bereits schämte, schnell mit einem anständigen Hause vertauschen wollte. Der Tag, den ich bei Frau von Feriol zugebracht, hatte meinen Entschluß festgestellt, und ich dachte nicht mehr daran, Paris zu verlassen; ich fühlte, daß ich anderswo künftig nicht leben könne, und daß mein Platz in Paris sei.
Unsere Verwandte, eine gute und fromme Frau, die keinen Besuch empfing, floh in den tiefsten Theil ihres Gartens, als sie vernahm, daß die Maitresse des Regenten unter ihrem Dache sei. Mein Mann ließ sie hart an und nannte sie eine übertrieben sittsame Person; sie aber antwortete ihm, daß alles Weihwasser des Kirchspiels den Platz nicht rein waschen könne, den diese Unreine betreten habe.
Während dieser Zeit empfing ich die Marquise, die, ungeachtet der frühen Morgenstunde und einer ganzen im Palais-Royal bei einer jener Orgien verbrachten Nacht, welche die Herzogin von Berry hundert Jahre in fünfundzwanzig verleben ließen, völlig schön und frisch war.
Frau von Parabère war aus Stahl und Eisen gemacht.
Obgleich sie klein, zart und dem Anscheine nach delicat war, so besaß sie in Wirklichkeit die Gesundheit eines Musketärs. In ihren schönen schwarzen Augen lag noch mehr, als in ihren Versprechungen, die ohnehin schon sehr herausfordernd waren. Wegen ihres bräunlichen Teint und ihrer wie Ebenholz schwarzen Haare hatte der königliche Geliebte ihr den Beinamen »der kleine Rabe« gegeben. Sie lachte über diesen Spottnamen, den sie oft unter ihre Morgenbillets setzte.
– Ah, meine Schöne, sagte sie beim Eintreten, ohne auf meine Entschuldigungen zu hören, ich weiß Alles, was Sie mir über Ihr Zimmer und über Ihre Toilette sagen wollen; dies hat unter uns nichts zu bedeuten. Sie gefallen mir unendlich, ich bin seit gestern rein närrisch über Sie, und habe die ganze Nacht dem Regenten und der Herzogin von Berry von Ihnen erzählt. Es ist beschlossen, daß ich Sie zu ihnen führe.
– Aber Madame…
– Wollen Sie nicht?
– Nicht ich, wohl aber…
– Herr Du-Deffand! unterbrach sie mich. Kann Herr Du-Deffand etwas wollen? Ich habe ihn nur eine Viertelstunde lang gesprochen, aber es genügt mir, um zu wissen, was man von ihm erwarten kann. Denken Sie weiter nicht darüber nach, Ihre königlichen Hoheiten erwarten Sie, und ich werde Sie an einem der nächsten Tage vorstellen. Aber es handelt sich in diesem Augenblicke nicht darum allein – ich komme, um Sie zu entführen.
– Mich, Madame?
– Sie, ja! Und zwar ohne Ihren Mann. Sie werden mit mir zu Mittag essen.
– Das ist unmöglich!
– Unmöglich! Ah, dieses Wort aus der Provinz kennt man hier nicht! Wie kann eine so geistreiche Person als Sie sind es nur gebrauchen? Unmöglich! Kleiden Sie sich schnell an und gehen Sie mit mir. Dieses Haus riecht nach Klosterluft, die mir Vapeurs verursacht. Wann werden Sie es gänzlich verlassen?
Auf diese Fluth von Worten fand ich keine Antwort. Aber wie konnte ich Herrn Du-Deffand in der Wohnung zurücklassen und allein zu dem Abenteuer gehen? Ich vertheidigte mich, soviel ich konnte, aber Frau von Parabère lachte und zuckte die Achseln bei meinen Gründen. Sie öffnete meine Koffer und Schiebladen, holte meine Kleider und Schmucksachen hervor, legte die, die ich gebrauchen sollte, auf die eine, und die, welche ich nicht gebrauchen sollte, auf die andere Seite. Und alles dies führte sie lachend und singend aus, sie drehete sich im Zimmer herum, verspottete mich, küßte mich auf beide Wangen, machte sich über meine Cousine lustig, über ihr Haus, ihre Möbel, ihre Livree, mit einem Worte über Alles, was mich umgab, selbst ohne meinen Mann davon auszunehmen.
Als sie damit fertig war, rief sie meine Kammerfrau.
– Was wollen Sie von ihr? fragte ich.
– Warten Sie nur, Sie werden es sehen, antwortete sie.
Die Kammerfrau trat ein.
– Wie heißen Sie? fragte Frau von Parabère.
– Paulat, Madame! antwortete die Kammerfrau mit einer tiefen Verbeugung.
– Gut. Mademoiselle Paulat. Dort liegen Kleidungsstücke und andere Dinge, die Ihnen die Frau Markise schenkt. Danken Sie ihr dafür, und halten Sie sie gut. Nun gehen Sie. meine Freundin; man wird Sie rufen, um ihre Herrin anzukleiden.
Mein Erstaunen läßt sich denken. So verfügte sie über meine Garderobe, über meine in Dijon gekauften Hochzeitsgeschenke, auf die ich so stolz war! Und dabei fragte sie nicht, ob ich auch die Mittel habe, mir andere anzuschaffen.
Ich stand auf dem Punkte, ärgerlich zu werden.
Frau von Parabère bemerkte es. Sie ließ mich nicht zu Worte kommen.
– Meine liebe Kleine, sagte sie. Sie müssen sich bilden und kleiden wie alle Welt. Sie müssen die Provinz vergessen und sich umgestalten. Eine Frau von Ihrem Alter und von Ihrer Schönheit kann solchen Flitter nicht tragen als der ist, von dem ich Sie so eben befreit habe. Bedauern Sie die Dinge nicht, kaufen Sie sich andere. Und wenn Sie das Geld beunruhigt, so ertheile ich Ihnen die Versicherung, daß es Ihnen nicht fehlen wird.
Sie umarmte mich, und liebkoste mich auf eine Weise, daß meine schlechte Laune sofort verschwand.
Nun mußte ich ihr versprechen, daß ich mit ihr zu Tische gehen und den Tag in ihrer Gesellschaft verbringen wollte.
– Wir werden Voltaire sehen, sagte sie.
– Voltaire?
– Ja. Ich freue mich, ihn zu mir kommen zu lassen und ihn zu zwingen, mir die Aufwartung zu machen – ihn, der so viel gegen den Regenten geschrieben und gesprochen hat. Ich liebe solche Contraste und suche sie auf. Ich liebe überhaupt Alles, was seltsam ist. So finde ich das Leben sehr angenehm. O, die strengen Moralisten mögen immerhin reden, ich werde nie glauben, daß wir auf der Erde sind, um unglücklich zu sein!
Leicht und lebendig wie ein Vogel ging sie über diese Sentenz hinweg.
Ich war halb entzückt, halb verwirrt, denn ich wußte nun, wie ich es anzufangen hatte, um mir ein hofmäßiges Ansehen zu geben, und nicht einer Person zu gleichen, welche die Provinz vergessen machen will.
Ich setzte in mich selbst Mißtrauen, überredete mich, daß ich lächerlich sei, und bekam Furcht vor Reflexionen und Epigrammen.
Für ein Nichts wäre ich nach Burgund zurückgekehrt; glücklicherweise