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Vorstand entwickelt und geprüft werden. Wir unterstützen also die Bereiche der WHO, die mit unseren Strategien übereinstimmen.“ Dies bedeute aber auch, ergänzte Elias, dass „einige Bereiche besser finanziert werden als andere, weil wir nicht eine Strategie für alles haben.“ Dies sei eine Schwachstelle, mit der sich die WHO auseinandersetzen müsse.

      Mr Embree, der Sekretär der Rockefeller Foundation, schaltet sich ein: „Auch wir unterstützen mit unserem »Pandemic Prevention Institute« Ihre Organisation, Mrs Chan. Wir unterhalten globale Netzwerke von Laboren, gemeinnützigen und internationalen Organisationen, Regierungen und Privatunternehmen. Somit haben wir die Kompetenz, um die notwendigen globalen Überwachungskapazitäten zu stärken.“

      Heute geht es um besonders wichtige Kapazitäten und um eine Schwachstelle, weshalb Mr Schwab und Thierry Malleret vom World Ecomic Forum an der Besprechung teilnehmen. Und die Schwachstelle hat auch einen Namen: CRASH – der Niedergang des globalen Währungs- und Wirtschaftssystems und die darauf folgende Notwendigkeit: The Great Reset – Der große Umbruch. Die Neue Weltordnung.

      Aber um all dies durchzusetzen, muss ein eindrucksvoller Anlass abgewartet werden. Ohne Anlass keine Chance auf eine große gesellschaftliche Umwälzung. Es muss ein Anlass sein, der mit einer grundlegenden Allgemeinangst einhergeht – wie zum Beispiel bei der derzeit grassierenden »Schweinegrippe«. Dann könnten mit »pandemischer Überzeugungsarbeit«, wie Klaus Schwab meint, die Weichen für eine globale Umwälzung der bestehenden Verhältnisse gestellt werden. Und Bill Gates stimmt ihm zu. Dann stünde für die Menschheit der Weg in die Zukunft offen.

      Bill Gates geht’s ums Gemeinwohl.

      Gießen, Pathologie, Raum 508

      Ich denke im Moment weder an den großen Crash noch an die große Erlösung durch die großartigen Erlöser Gates, Schwab, Rockefeller, Bezos, Musk, Zuckerberg und die anderen multimilliardenschweren US-Weltenlenker. Ich bin ganz bei mir, hier in diesem kalten Raum, auf diesem kalten Seziertisch. Ich höre die erste Stimme: „Unterschreiben Sie bitte hier, Frau Doktor? Aber gut aufdrücken – es sind drei Durchschläge.“

      Das Geräusch eines Kugelschreibers auf Papier. Ich stelle mir vor, wie der Besitzer der ersten Stimme der Ärztin ein Schreib-Brett hinhält.

      Oh Heiliger Bimbam, komme über mich und lass mich bitte nicht tot sein!, versuche ich zu schreien und bringe keinen Ton heraus. Immer noch sehe ich ein Bild vor mir: Wie mich der beratende Impfarzt desinteressiert anschaut, wie er mich mit seinem harmlosen Allerwelts-Lächeln darauf aufmerksam machen will, dass alles gut geht.

      Ich versuche erneut, etwas hinauszubrüllen, doch kein Laut kommt über meine bewegungslosen Lippen.

      Aber ich atme doch ... stimmt‘s? Ich meine, ich kann nicht spüren, dass ich‘s tue, aber meine Lunge scheint in Ordnung zu sein, sie pocht nicht oder schreit nach Luft, wie sie‘s manchmal tut, wenn ich zu lange unter Wasser war, also muss mit mir alles in Ordnung sein, nicht wahr?

      Wärest du tot, murmelt die Stimme in meinem Unterbewusstsein, hättest du den Leichensack aus Vinyl nicht gerochen. Eine Leiche kann nicht riechen, oder kann sie?

      Pit: „Was machen Sie nächsten Samstagabend, Verehrteste?“

      Wenn ich tot wäre, kann ich dann wirklich hören, was Pit sagt? Und kann ich die Sprache der Lebenden, zu denen ich nicht mehr gehöre, dann noch verstehen? Ich höre doch (und verstehe) die Antwort der Ärztin, die jetzt sagt, dass sie nächstes Wochenende ihren Hund badet, der auch Pit heißt. Was für ein Zufall! … Worauf wieder alle lachen. Wenn ich tot bin, warum bin ich dann nicht entweder gefühllos oder in das blendend weiße Licht eingehüllt, von dem in Nahtod-Berichten so oft die Rede ist? Wo ist das Licht am Ende des Tunnels?

      Wo bleibt das Auge Gottes? Und was habe ich zuletzt wirklich gesehen, wenn ich etwas gesehen habe?

      Dann ist ein scharfes Reißen zu hören, und plötzlich bin ich in jenes weißes Licht eingehüllt, an das ich gerade gedacht habe. Es ist blendend hell wie die Sonne, wenn sie an einem Wintertag durch die Wolkendecke bricht. Ich versuche meine Augen schützend zusammenzukneifen, aber nichts passiert. Meine Lider gleichen Jalousien, deren Mechanik defekt ist.

      Ein Gesicht beugt sich über mich, verdeckt einen Teil des grellen Lichts, das nicht von irgendeinem gleißend hellen Himmelskörper, sondern von in Reihen angeordneten Leuchtstoffröhren an der Decke über mir kommt. Das Gesicht gehört einem gut aussehenden jungen Mann von ungefähr fünfundzwanzig Jahren. Er sieht aus wie einer dieser Muskelmänner, die in Baywatch oder Melrose Place die Strände bevölkert haben. Jedoch geringfügig intelligenter. Eine Menge schwarzes Haar quillt unter seiner achtlos getragenen Chirurgenhaube hervor. Er trägt auch den dazu passenden Kittel. Seine Augen sind kobaltblau, genau die Farbe, auf die angeblich alle Frauen fliegen. Kleine Sommersprossen übersäen seine Wangen.

      Ich stelle mir vor, dass sich gleich eine ganze Schar junger Medizinstudenten über mich beugt, um mich neugierig zu mustern, damit sie abends in ihrer Stammkneipe über mich ablästern können, von wegen alter Knochen mit Piercing an der Brustwarze und Tattoo auf der Leiste („Schuster bleib bei deinen Leisten, ha ha ha) und so weiter …

      „He, Mann“, sagt der Baywatch-Athlet. Ihm gehört die dritte Stimme. „Dieser Kerl sieht wirklich wie Stephan Remmler aus! Vielleicht nicht mehr gerade der Jüngste …“ Er beugt sich tiefer über mich. Eines der flachen Bänder, mit denen sein grüner Kittel am Hals zugebunden wird, kitzelt mich an der Stirn. „… aber yeah, ich sehe die Ähnlichkeit. He, Stephan, sing uns was!“

      Hilf mir!, ist es, was ich zu singen versuche, aber ich kann nur mit meinem starren Totenblick in seine dunkelbraunen Augen sehen; ich kann mich nur fragen, ob ich tot bin, ob die Sache wirklich so abläuft, ob es jedem so ergeht, nachdem die Pumpe versagt hat. Wenn ich noch lebe, wie kommt es dann, dass er nicht gesehen hat, wie meine Pupillen sich verengt haben, als das Licht sie getroffen hat? Aber ich weiß die Antwort darauf … glaube sie jedenfalls zu kennen. Sie haben sich nicht zusammengezogen. Deshalb ist das grelle Licht der Leuchtstoffröhren so schmerzhaft.

      Das Kittelband kitzelt meine Stirn wie eine Feder.

      Hilf mir!, kreische ich den Baywatch-Mucki-Man an, der vermutlich ein Assistenzarzt oder vielleicht bloß ein Medizinstudent ist. Hilf mir, bitte!

      Meine Lippen zittern nicht einmal.

      Das Gesicht des jungen Mannes weicht zurück, das Band kitzelt nicht mehr, und all dieses weiße Licht flutet durch meine Augen, die nicht wegsehen können, flutet direkt in mein wehrloses Gehirn. Das ist ein höllisches Gefühl, eine Art Vergewaltigung. Muss ich noch lange hineinstarren, werde ich blind, denke ich, und diese Blindheit wird eine Erleichterung sein.

      KLACK! Das Geräusch des einrastenden Anschnallgurtes.

      Jetzt beugt sich ein weiteres Gesicht in mein Blickfeld. Darunter ein weißer Kittel statt eines grünen, darüber ein üppiger, zerzauster orangeroter Haarschopf. Ausverkaufs-IQ, das ist mein erster Eindruck. Das kann nur Pit sein. Er trägt ein breites dämliches Grinsen zur Schau, die Art Grinsen, die ich als Oberstufen-Grinsen bezeichne, das Grinsen eines Jungen, der auf einem vergeudeten Bizeps die Tätowierung GEBOREN, UM BÜSTENHALTER ZU ZERREISSEN tragen sollte. Er erinnert mich zudem aber auch an jenen unsäglichen Ewig-Abiturienten-CDU-Zappel-Philipp-Großmaul-Amthor.

      Wo haben mich diese Blödmänner aufgegabelt und wie haben Sie mich transportiert? In einem dieser hässlich-grauen Minnas der Pathologen?

      „Stephan!“, ruft Pit aus. „Jesus, du siehst guuuut aus! Das ist echt ‘ne Ehre! Sing für uns, großer Junge! Sing, Stephan, sing um dein Leben!“

      Irgendwo hinter mir erklingt die Stimme der Ärztin, kühl, nicht einmal mehr vorgebend, diese Possen amüsant zu finden: „Schluss jetzt, Pit.“ Dann in eine andere Richtung: „Was ist mit ihm passiert, Tim?“

      Tims Stimme ist die erste Stimme – Pits Partner. Ihm scheint es etwas peinlich zu sein,

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