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Gesprächen nach hat Baron von Selb schon längere Zeit sehr umfangreiche Verbindungen zu einschlägig bekannten, organisierten Kunstdieben und -fälschern auf dem Balkan unterhalten. Aus dem Telefon- und Mailverkehr lässt sich deren Masche leicht herauslesen. Sie haben wohl vorwiegend bei Privatleuten Kunstwerke gestohlen und durch Fälschungen ersetzt. Das ersparte ihnen meistens die sonst fällige Diebstahlsanzeige, weil die rechtmäßigen Besitzer oft gar nicht merkten, dass sie bestohlen wurden.“

      „Und wenn doch, kamen wohl die beim Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Gebrüder Ratic zum Zweck der Einschüchterung zum Einsatz. Wir vermuten darüber hinaus nämlich, dass es in mindestens drei Fällen nicht bei der Einschüchterung geblieben ist, denn im ersten Überblick passen die ermittelten Daten in drei Fällen zu bislang ungeklärten Morden an prominenten Kunstsammlern in der Schweiz, in Italien und Frankreich“, ergänzte Kommissar Schröder.

      „Und wie passe ich in dieses Spiel?“, fragte Mora, noch immer von dem Gehörten ganz geschockt. „Nun, wie ich schon sagte, liebe Mora, es ging auf der Autobahn nicht um Ihre Ermordung; Leitner und Gruber hatten vom Baron lediglich den Auftrag, Sie einzuschüchtern, um Sie dann besser zu dem von Ihrem Kollegen Leitner verlangten ersten Gutachten zu bewegen. Und wenn man Sie so an der Angel gehabt hätte, wären noch viele weitere erzwungene Gutachten zu gestohlenen Kunstwerken gefordert worden.

      Der Baron war anscheinend anfangs über Gruber nur Abnehmer gestohlener Kunstwerke. Aber wie wir aus dem Check seines finanziellen Hintergrunds wissen, für den wir sofort nach der Telefonauswertung eine richterliche Genehmigung bekamen, ging ihm in den letzten Monaten sein flüssiges Kapital aus und an sein Erbe in Form von Immobilien kommt er wegen einer notariellen Verfügung seines Vaters erst in einigen Jahren heran.

      In dieser Situation und weil er die Kunsthandelsszene in Europa, wie kaum ein anderer kennt, machte er über Gruber seinen serbischen ‚Geschäftspartnern‘ das Angebot, gestohlene Werke für sie an den Mann zu bringen. Und dafür brauchte er natürlich jeweils das Gutachten eines anerkannten Kunstexperten.

      Jedoch hat dieser Leitner die Sache dann versaut, als er mit einem als gestohlen bekanntem Bild zu Ihnen kam. Hätte er stattdessen ein Gemälde genommen, das nicht auf der internationalen Fahndungsliste steht, wären Sie vielleicht eher auf ihn hereingefallen. Aber endgültig sind Gruber und er dann auf der Garmischer Autobahn zu weit gegangen, indem sie die störrische Frau Dr. Klausner beinahe umgebracht hätten.“

      „Aber ich habe doch für den Drecksbaron mehrere Gutachten angefertigt, die er ja bis auf zwei ja auch bezahlt hat“, warf Mora ein. „Unserer Ansicht nach wollte er da nur Ihren Sachverstand testen und er hat ihnen dabei mit Sicherheit nur von ihm legal erworbene Kunstwerke zur Prüfung vorgelegt“, erwiderte Hans Breitner.

      „Ach ja, und nicht zu vergessen, der zweite Anschlag mit dem Hubschrauber: Wahrscheinlich haben Leitner und Gruber am Montagmorgen das Krankenhaus in Großhadern überwacht und dabei mitbekommen, dass du mein lieber Alex mit deinem privaten Sicherheitsdienst jetzt bei der Sache mitmischst.

      Du bist in der Szene ja kein Unbekannter, zumindest ist davon auszugehen, dass Gruber wusste, wer du bist, als du an der Pforte nach Moras Zimmer gefragt hast. Gruber hat dann von einem Münztelefon im Krankenhauseingang das Handy des Barons angerufen und der hat – das haben wir lückenlos und unanfechtbar beweiskräftig auf Band, wohl aus Angst, er könnte auffliegen, den Mordbefehl an die in Österreich lebenden Ratic-Brüder erteilt.

      Wir gehen auch davon aus, dass die Handys von Leitner und Gruber am Krankenhaus ausgeschaltet waren – deshalb, Alex, hat dein Labor diesen Aufenthaltsort der beiden am Montagmorgen auch nicht bei der Netzanalyse ermitteln können.

      Nur der Baron war unvorsichtig – ihn haben wir auf Band und ein SEK ist momentan mit einem Haftbefehl kurz vor Bernried um den sauberen Adligen festzunehmen. Außerdem glauben wir, dass er nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf euch in Bernhaupten, kalte Füße bekommen und deshalb seine direkten Mitwisser Leitner und Huber bei Inzell höchstpersönlich beseitigt hat.“

      In diesem Moment kam Susanne an die Tür: „Dringender Anruf für Herrn Polizeidirektor Breitner“, sagte sie immer noch beim Anblick des sich an den Händen haltenden Liebespaars wie ein Honigkuchenpferd grinsend.

      „Und ihr beide haltet schon wieder Händchen, wie ich sehe.“ Dann rauschte sie mit den Worten: „Einer muss hier ja schließlich was arbeiten“, auch schon wieder hinaus in ihr Büro.

      Alex und Mora brachen, ob der Komik der Szene in ein befreiendes Lachen aus und die übrigen Anwesenden lachten herzhaft mit.

      Nach wenigen Minuten erschien Hans Breitner wieder auf der Bildfläche. „Gute Nachrichten, wir haben ihn und er schreit auch bereits nach seinem Anwalt, der saubere Herr Baron. Aber aus dieser Sache kommt er angesichts der Beweislage auch mit den besten Anwälten der Welt nicht mehr heraus.“

      „Und was passiert jetzt weiter?“, fragte Mora, „muss ich meine Leibwächter jetzt wieder abgeben – ich hatte mich nämlich gerade an sie und das aufregende Leben mit Ihnen gewöhnt.“

      „Nein, das halte ich für keine gute Idee“, warf Hans Breitner ein. „Vorerst sollten alle Maßnahmen des Personenschutzes – und das, liebe Mora schließt Ihren Vater mit ein, auf jeden Fall aufrechterhalten werden. Schließlich sind die mutmaßlich serbischen Verbrecherpartner des Barons noch auf freiem Fuß und von ihnen droht nach wie vor Gefahr, weil sie nicht gerne Niederlagen einstecken. Wir kennen zwar bereits ihre Namen und haben sie ganz oben auf die Interpol-Fahndungsliste gesetzt, aber bis diese Kerle hinter Schloss und Riegel sitzen, kann das in Serbien etwas dauern. Wir haben die Sache deshalb auch an die Bundespolizei und das Außenministerium weitergeleitet, damit man von dort Druck auf die serbische Administration ausübt.

      So, ich denke, wir haben damit alles Fallrelevante besprochen“, sagte der Leitende Polizeidirektor abschließend, stand auf und schüttelte erst Mora und dann Alex zum Abschied noch einmal die Hand.

      „Vielen Dank Hans, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin und ich denke, dass mein Bräutigam und künftiger Ehemann gut auf mich und meinen Papa aufpassen wird“, sagte Mora und gab Hans Breitner einen freundschaftlichen Abschiedskuss auf dessen Wange.

      „Das will ich ihm auch sehr geraten haben“, sagte der dabei errötete Breitner – und mit einem Grinsen in Richtung Alex: „Du weißt ja – sonst Knast in Niederbayern ...“

      Fröhlich lachend löste sich die Runde danach um 13:00 Uhr auf.

      Kapitel 16 Zurück in Bernhaupten – 03.09.2014

      „Herrgott, mein Papa, an ihn habe ich gar nicht mehr gedacht und von unserer Verlobung weiß er auch noch nichts.“ Mora suchte ihr Handy in ihrer Handtasche. „Aber erst mal muss ich aus diesem Fummel und diesen Mörderschuhen heraus, ich geh mal kurz rüber zu Susanne.“

      „Mach dir keine Sorgen, bei deinem Vater ist alles in Ordnung. Nick ist bei ihm und steht mit Bill in permanenter Verbindung, aber anrufen solltest du deinen alten Herrn jetzt schon so langsam mal – sicher macht er sich bereits Sorgen um dich“.

      „Ach ich bin ja so erleichtert und glücklich“, rief Mora und warf sich Alex mit einem Satz in die Arme und küsste ihn innig.

      „So, ... das war mal wieder notwendig – oder?“, ergänzte Alex lachend mit dem von ihr gewohnten Satz. „Diese High Heels bringen mich noch um, aus dem Weg“, fuhr Mora dazwischen und verschwand mit raschen Schritten im Vorzimmer von Alex Büro, wo Susanne schon auf sie wartete.

      Dort angekommen fiel sie Susanne erst einmal um den Hals. „Ich danke dir, ich danke dir so sehr von ganzem Herzen“, sagte Mora. „Du hast ja überhaupt keine Ahnung, wie sehr du mein bisher so tristes und farbloses Leben verändert hast. Und vielen Dank für das traumhafte Negligé, das du mir besorgt hast.“

      „Gern geschehen“, gab Susanne überaus fröhlich zurück. „Nur das du mir jetzt nicht wieder in Tränen ausbrichst, sonst haben wir hernach hier oben noch ‘ne Überschwemmung.“

      „Hast du meine Kleidung von gestern noch im Büro? – Ich muss

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