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dicken Glasscheiben.

      Er lehnte sich vorüber, rutschte nach hinten, so dass sein Bauch durch den Ring ins Wasser hing, tauchte den Kopf unter und prustete beim Auftauchen das Wasser aus. Er schien großen Spaß an seinem nassen Spielplatz zu haben.

      Ich rückte eine der Liegen näher an den Beckenrand und setzte mich darauf. Wieder fühlte ich mich schwach und kraftlos. Ich musste dringend etwas essen. Plötzlich stach es mich auf beiden Seiten in die Hüfte. Ich nestelte an den Nadeln, wodurch sie noch stärker stachen. Schließlich nahm ich sie ganz heraus, ich stand ja nicht mehr, sondern saß. Es wäre besser gewesen, Klebeband zu verwenden, dachte ich.

      „Wenn Sie auf das Vorspiel verzichten wollen“, meinte Steigbügel, wieder in seiner vorherigen Position. „Können wir auch gleich mit dem Eigentlichen beginnen.“

      „Das wäre mir recht, ja“, sagte ich kleinlaut.

      „Jana!“, rief er unvermittelt.

      Ich erwartete runde Hüften und den heiligen Hügel der Venus, über den sakrales Tuch gelegt, über den Badestoff gespannt war. Ich hoffte schon, das Relief ihrer Schamlippen unter dem dünnen Stoff umgehend erkennen zu können. Statt den breiten Segeln einer gewöhnlichen Bikinihose die Takelage eines String-Tangas, gespannt über den prall-feste Hintern und fest vertäut. Mich beschlich eine Ahnung, was er mit dem Eigentlichen meinte: Eine Ménage-à-trois mit einem dicken alten Herrn und seiner theoretischen Tochter.

      Doch weit gefehlt. Statt einer Nixe kam ein Köter um die Ecke gerast und sprang vor mir an den Beckenrand, um mit seinem Kopf, seinen Beinen und seiner Zunge, Wasser aufspritzen zu lassen, so dass meine Beine und mein Schritt ganz nass wurden. Nass, das hieß voll mit Wasser. Wasser, das hieß in diesem Raum gefühlte 90-100 Grad Celsius. Ich biss mir auf die Lippen. Die Hoden des bauchlastigen Badenden mochten schon unbrauchbar und taub geworden sein, bevor er sie wie Teebeutel jeden Tag in dieses Kochwasser hielt, aber in meinem Schritt sorgte jeder Spritzer noch für realen Schmerz.

      Ich hätte den Köter gern umgehend mit dem Paar Sicherheitsnadeln erstochen, bis man den Schwimmring farblich nicht mehr hätte vom Wasser unterscheiden können.

      „Sie haben es sich also überlegt“, fragte Steigbügel, den Hund im Arm haltend, der, wie von seinem Fell vor Verbrennungen geschützt, zu ihm gekrault war.

      Die Hitze setzte mir zu, ich verspürte einen Schwindel, musste mich kurzzeitig an der Liege festhalten.

      Als ich mich wieder gefasst hatte und mein Magenknurren den Köter im Wasser nicht zu einer wütenden Reaktion gereizt hatte, antwortete ich: „Ja. Ich werde Ihren Auftrag annehmen.“

      „Sehr vernünftig“, sagte er zufrieden und entließ die Hündin.

      Das Tier schwamm in meine Richtung, krabbelte aus dem Wasser und schüttelte sein Fell neben mir aus. Meine Hände suchten nach den Sicherheitsnadeln, aber ich war zu erschöpft, um noch Rache zu üben.

      Jana tippelte in eine Ecke, wo sie sich zum Schlafen hinlegte. Steigbügel kommentierte den Vorgang: „Dieser Hund ist zum Niederknien, finden Sie nicht?“

      „Doch. Sehr putzig, die Kleine“, presste ich widerwillig hervor.

      „Also, da Sie sich entschieden haben“, kam er wieder auf meinen Kommensgrund zurück. „Dann können wir ja die Einzelheiten verhandeln.“

      „Dazu bin ich hier.“

      „Das stelle ich mit großer Freude fest. Sie lassen sich ja noch nicht mal von so einem einladenden Bad ablenken. Habe ich das richtig beobachtet?“ Seine längere Haarsträhne klebte ihm feucht über der Glatze.

      „So ist es.“

      „Also die Rahmenbedingungen kennen Sie ja bereits. Sie schreiben mir einen Roman, streng vertraulich, und dafür gibt es eine Million Euro. Der Roman ist mindestens 200 Seiten lang und wird in eine bestimmte Anzahl von Teilen aufgeteilt sein. Die Titel dieser Teile werde durch mich bestimmt. Und Sie müssen sich dann jeweils etwas dazu ausdenken. Am Ende muss alles aber ein Ganzes ergeben.“

      „Hm.“ Ich ließ mir das alles durch den Kopf gehen. „Mindestens 200 Seiten, sagen Sie?“

      „Richtig. Ich will einen Roman und keine Novelle.“ Er wendete sich etwas umständlich auf seinem roten Plastikring.

      „Okay...und mehrere Teile?“

      „Ja, das gibt dem Buch die nötige Würze.“

      „Und das Buch soll niemand anderes sehen?“

      „Vollkommen richtig. Ich will auch, dass Sie es in aller Abgeschiedenheit schreiben, sich von nichts ablenken lassen.“ Sein Bauch bildete nun beim Auf-dem-Rücken-liegen einen Berg.

      „Das lässt sich machen.“

      „Das will ich doch hoffen.“

      Jetzt äußerte ich endlich meine drängendste Frage: „Und wie sind Sie auf mich gekommen?“

      Er raunte bedeutungsvoll: „Ich will ehrlich zu Ihnen sein. Weder habe ich mich aus Zufall an Sie gewandt, noch sind Sie einer am Anfang, in der Mitte oder am Ende einer Reihe von Kandidaten.“ Seine Stimme nahm einen osteuropäischen Akzent, ein rollendes R und ein Lispeln an: „Ich war schon immer ein großer Bewunderer von Ihnen. Das ist sicherlich ganz große Literatur, mein Liebster.“ Dann wurde er wieder ernst: „Was Sie geschrieben haben, Ihr Hauptwerk, die fiktionalen Biographien, prädestiniert Sie dafür, das Buch zu schreiben.“

      „Aha. Und darf man fragen, warum?“

      Weil ich mir eine ähnliche Verknüpfung von Biographie und Fiktion erhoffe. Natürlich in Bezug auf mich, nicht auf Sie. Ich warne Sie: Kommen Sie mir ja nicht auf die Idee, sich irgendwo in dem Werk zu verewigen, so wie sich Renaissancemaler bei Auftragswerken manchmal im Kleinen verewigt haben. Das steht Ihnen vertraglich nicht zu, denn ich halte es für ungebührlich.“

      „Verstanden. Das sollte kein Problem sein.“

      „Gut.“ Er paddelte im Rückwärtsgang von einer Seite des Beckens zur anderen. Dann stoppte er und sagte: „Dann hoffe ich, dass alles geklärt ist. Haben Sie noch Fragen?“

      Ich dachte nach. „Eigentlich nicht.“

      „Sehr gut. Mein Anwalt und Notar hat alles mitgehört und wird jetzt die Verträge bringen“, erklärte mein schwergewichtiges Gegenüber.

      „Anwalt?“, sagte ich verdutzt und suchte die Decke nach Kameras und Mikrofonen ab.

      In diesem Moment bewegte sich der regungslose Bodyguard, nickte Steigbügel zu und ging aus der Badehalle.

      „Anwalt“, sagte ich begreifend und der Millionär nickte.

      Steigbügel schwamm zu mir herüber, stemmte seinen schweren Wanst aus der Suppe und trocknete sich mit einem herumliegenden Handtuch ab. Die graue Strähne hing im jetzt ins Gesicht.

      Sein ungewöhnlicher Anwalt kam zurück. Er hatte jetzt eine Brille auf, sagte mit sächsischem Akzent etwas Unverständliches, hielt uns die Verträge und Kugelschreiber zum Unterzeichnen hin und verschwand, nachdem ich einen flüchtigen Blick darauf geworfen und sie unterzeichnet hatte, wortlos mit einem Exemplar.

      Steigbügel guckte befriedigt. „Ich werde jetzt etwas essen. Beim Essen bin ich gerne allein. Ich hoffe, Sie verstehen das. Mennering wird Ihnen auch etwas kochen lassen. Dann wird er Sie in Ihr Gästezimmer bringen. Wir werden uns leider nicht mehr sehen, denn Sie müssen morgen früh raus.“

      „Früh raus?“

      „Keine Sorge, ich schmeiße Sie nicht hinaus. Es ist nur so, dass Ihr Flug so früh geht. Und die Anfahrt muss man ja auch noch einberechnen. Außerdem muss man ja zwei Stunden vor Abflug am Check-In sein.“

      „Flug, Flughafen, Abflug?“, zählte ich begriffsstutzig auf.

      „Ganz recht. Wir hatten doch abgemacht, dass Sie in aller Abgeschiedenheit an meinem Buch arbeiten. Und was wäre abgeschiedener

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