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      Urs Rauscher

      Das Multikat

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Das Multikat- Roman

       Der Auftrag

       Der Surfkurs

       Der Schwamm

       Die Flucht

       Die Verschwörung

       Der Millionär

       Der Brief

       Rechtliches & Impressum

       Epilog

       Impressum neobooks

      Das Multikat- Roman

       Das Multikat

       Roman

       von

       Urs Rauscher

      Die Originalausgabe erschien 2014 bei SML

      © 2014 Urs Rauscher

      Publishing Rights © 2014 Urs Rauscher

      Cover & Illustration © Urs Rauscher

      Text Copyright © 2014 Urs Rauscher

      Lektorat: Sabrina Kober

      ISBN: 978-1502463203

      Alle Rechte vorbehalten

      „Mach dir darüber keine Sorgen, Bill,

      diese Dinge lösen sich meistens von allein.“

      Rendezvous mit Joe Black

      Der Auftrag

      Alles begann an einem dunklen Herbstmorgen, in einem Herbst, der vorzeitig ergraut war. Der Oktober war noch nicht angebrochen, aber die eisernen Nebelschwaden hingen unbeweglich über den dunkelbraunen, mit Raureif überzogenen Feldern der süddeutschen Provinz. Gewöhnlich wäre ich zu dieser Jahreszeit zu einer solchen Uhrzeit überhaupt noch nicht aus dem Haus gewesen, aber ich hatte am Vorabend einen unerwarteten Anruf erhalten, und diesem folgte ich nun. Mein Beruf ließ es zu, dass ich solange schlief, bis ich ausgeschlafen war, was in meinem Alter nicht mehr allzu spät der Fall war. Dennoch ließ ich mir in der Regel Zeit, bis ich vor die Tür trat; meistens war es nicht vor Mittag. Ich war Schriftsteller, und die letzte Lesereise, bei der ich manchmal das Hotel vor zehn Uhr hatte verlassen müssen, um nicht für eine weitere Nacht zu bezahlen, war schon eine Weile her. Genau genommen hatte meine Frau das Telefonat entgegengenommen, und weil sie so zutraulich und liebevoll geklungen hatte, war ich davon ausgegangen, dass es sich um Verwandtschaft handelte, aber als sie mir dann den Hörer in die Hand drückte und mir mit funkelnden Augen ein schwärmerisches „Dein reicher Kunde“ ins Ohr flüsterte, bevor sie ins Nachbarzimmer entschwebte, war ich doch einigermaßen überrascht. „Steigbügel hier“, sagte eine sonore Männerstimme, der die Jahrzehnte des Gebrauchs anzuhören waren. Ich war perplex. Steigbügel? Ich wollte nachhaken, aber die Stimme ließ mich nicht zu Wort kommen: „Ich wollte wissen, ob sie über mein Angebot nachgedacht haben.“

      Ich war nun noch verwirrter. „Angebot?“

      „Mein Angebot. Das Unikat. Sie wissen schon.“

      „Nein?“

      „Ihre Frau hat es Ihnen überbracht.“

      Ich wollte meine Frau nicht bloßstellen: „Ach so...Ja. Ich erinnere mich.“

      „Und was denken sie darüber?“ Der ältere Mann hatte unüberhörbar Schnupfen.

      „Tja...“

      Ich wollte mich selbst ebenso wenig bloßstellen, in dem Fall, dass meine Vergesslichkeit oder der gestrige Bourbon Schuld an allem war. Ich versuchte also ein Ausweichmanöver: „Hm. Ja, das Angebot. Mir fehlen noch die Details.“

      „Welche Details?“ Die Ungeduld war deutlich durchzuhören. „Ein Unikat ist ein Unikat. Dass ein Roman nicht weniger als zweihundert Seiten hat, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.“

      Ich atmete durch. „Nein, natürlich nicht. Ein Roman...“ Ich hörte das Hochziehen von Nasenschleim. „Ein Unikat. Ein Roman. Sie haben Recht, da braucht es keine Details.“

      „Das will ich doch hoffen.“

      „Es sei denn, der Roman hat einen Inhalt.“

      „Der Inhalt wird im Groben so sein, wie ich es durch Ihre Frau habe überbringen lassen.“

      „Natürlich. Ich erinnere mich. Ja, der Inhalt. Die Geschichte...“ Ich fühlte mich überrumpelt und im Stich gelassen.

      „Und bei einer Million Euro gibt es auch keine Details. Netto, versteht sich.“

      „Ja, eine Million ist eine Million.“ Ich versuchte ihm jetzt mehr zu entlocken: „Egal ob man sie in bar bezahlt oder auf ein Konto oder in Form eines Hauses. Ob in Raten oder als ganzen Betrag. Eine Million ist eine Million.“

      „Ganz recht“; sagte die Stimme streng. „Auf Ihr Konto. Die Daten habe ich bereits. Fünfhunderttausend als Anzahlung und weitere fünfhundert bei Fertigstellung. Aber das sind nur Details.“

      „Ja. Nur Details.“

      „Dann kommen Sie also morgen?“ Es klang eher wie ein Befehl als wie eine Frage.

      „Ja...Ja, ich komme morgen. Eine Million, wer kann denn da nein sagen?“, bemühte ich einen Scherz und lachte gekünstelt in die Hörmuschel.

      „Sie jedenfalls nicht“, sagte er bestimmt. „Ihre Frau hat ja fast schon zugesagt.“

      „Äh. Ja, das hat sie. So gut wie. Und das vollkommen zu Recht.“ Ich verspürte Wut und absolute Wertschätzung für meine Frau zugleich. Eine Million. Steigbügel. Unikat. Roman. All das blies mir zugleich durch den Schädel, bis ich mir ein vages Bild machen konnte.

      „Die Adresse haben Sie“, sagte die verkratzte, veraltete Stimme. „Die Uhrzeit auch. Auf Wiederhören.“ Er hatte aufgelegt.

      Ich hoffte, dass meine Frau, Beate, nicht gehört hatte, dass mein Telefonat beendet war, aber dann vernahm ich etwas, das wie fahrende Panzer klang und vom Wohnzimmer in den Flur drang, und so wusste ich, dass sie fernsah. Also ging ich in die Küche, um mir einen Bourbon einzuschenken auf den Schock, den mir das Gespräch versetzt hatte. Ich wusste noch nicht, ob ich das, was ich erfahren hatte, als Lottogewinn oder als Todesnachricht bewerten sollte: Irgendein Millionär wollte, dass ich einen Roman schrieb, der Zusatz Unikat bedeutete, dass dieser Roman nur ihm gehören würde, dass er nicht veröffentlicht würde und niemand sonst jemals eine Zeile zu Gesicht bekäme – außer vielleicht seine

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