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„Stell dich einfach hinter den Panda in die Auffahrt“, schlägt Carl vor.

      „Aber ich kann den doch nicht einparken!“

      „Keine Sorge, der gehört Christoph.“

      „Oki.“ Brigitta stellt sich so knapp wie nur möglich hinter den Fiat, um den Gehweg vor dem Haus frei zu halten. Carl steigt aus und eilt durch den Nieselregen zur Haustür. Unterdessen öffnet sie die Heckklappe des Twingo. An der Tür begrüßt BlitzKey seinen Kumpel per Handschlag. „Hey, Alter! Du bist heute richtig früh.“

      „Meine Mitfahrgelegenheit war überpünktlich.“

      „Ah, cool! Wir verlegen gerade Kabel fürs Netzwerk.“

      Als Brigitta mit geschultertem Rucksack und einer Leinentasche an der Haustür erscheint, starrt BlitzKey die junge Frau mit offenem Mund an. „Hallo, wie geht’s!“, begrüßt sie ihn. Er streckt ihr die Hand entgegen, die sie vorsichtig drückt. „Du bist ein Mädchen?“

      „Überrascht dich das?“

      „Hoffentlich langweilst du dich nicht. Wir zocken heute jede Menge Games.“

      „Wunderbar!“

      „Das ist Brigitta. Das ist Gottfried, aber wir nennen ihn BlitzKey, da er ein absolut genialer Assembler Programmierer ist. Er crackt Spiele und patcht Savegames schneller, als die Dinger programmiert werden“, mischt sich Carl ins Gespräch.

      „Das klingt interessant!“

      „Carl übertreibt mal wieder.“ BlitzKey sieht Brigitta verlegen an und krault seinen Ziegenbart. „Ich wollte nicht unhöflich sein, aber normalerweise haben wir keine Mädels auf unseren LAN-Partys.“

      „Habt ihr etwas gegen Frauen, die mit einem PC umgehen können?“ Ihr Blick wandert eilig zwischen den jungen Männern hin und her.

      „Nein, überhaupt nix!“

      „Wir haben bisher keine Frau kennengelernt, die sich für Computer interessiert und Lust auf Videogames hat“, fügt Carl hinzu.

      „Selbst seine Ex konnte er nur selten zum Zocken überreden“, witzelt BlitzKey.

      „Das lag möglicherweise daran, dass ihr immer garstig zu ihr gewesen seid.“

      „Möglicherweise“, lacht BlitzKey. „Ich hätte nie gedacht, dass so eine süße Maus Videogames spielt.“

      Carl sieht seinen Freund entsetzt an. Brigitta reagiert mit einem Kichern. „Dürfen wir hereinkommen?“

      „Na logisch“, antwortet BlitzKey mit einer einladenden Geste und hält den beiden die Tür auf. „Schnappt euch den Wohnzimmertisch und ladet euer Zeug am besten auf der Couch ab.“

      „Danke!“

      „Wie viele Rechner habt ihr dabei?“

      „Brigittas PC, meinen Spiele-PC und den Gameserver.“

      „Großartig!“

      BlitzKey und Carl holen die Computer aus dem Twingo. Brigitta verlegt bereits die ersten Kabel auf dem Fußboden. Da eine Couch und zwei Sessel um den massiven Holztisch herumstehen, positioniert sie die Tastaturen der beiden nebeneinander auf der Polstergarnitur. Die Jungs stellen die schweren Gehäuse daneben ab. „Soll ich euch beim Tragen der Monitore helfen?“, fragt Brigitta.

      „Nicht nötig“, versichert Carl. „Du kannst hier bleiben. Wir schaffen das schon.“

      „Dann stöpsle ich die Rechner an.“

      „Christoph!“, ruft BlitzKey ins Treppenhaus. „Christoph, wo bist du?“

      „Bin doch da. Brauchst gar ned so rumplärren“, antwortet ihm ein dunkelhaariger Lockenkopf mit Wiener Dialekt, der das Wohnzimmer aus der Küche betritt.

      „Ah! Das ist Brigitta, eine Bekannte von Carl, die heute mit uns zockt.“

      Christoph verneigt sich vor ihr, um sie mit seinem übertriebenen Wiener Schmäh zu begrüßen: „Küss die Hand, schöne Frau.“

      „Und das ist unser Ausländer.“

      „Hallo, Christoph“, erwidert sie den Gruß.

      „Habe die Ehre!“

      „Falls du Strom brauchst, kann er dir die Kabel besorgen. Netzwerk bekommst du von Martin, der die Leitung vom ersten Stock runterzieht.“

      „Oki!“

      * * *

      Zwischen einer Trommel Koaxialkabel, verschiedenen Kleinteilen und mehreren geöffneten PCs sitzen Martin und Carl auf dem Fußboden vor der Couch. Gemeinsam schließen sie die Kabel für das Netzwerk an die Rechner an. Brigitta macht es sich im Schneidersitz auf den Polstern bequem. Sie beobachtet die beiden jungen Männer, die kurze Kabelstücke von der Trommel abschneiden und mit Steckern versehen. Ihre Tastatur liegt auf dem Schoß, während sie auf die Verbindung wartet. Aufmerksam folgt sie Carls geübten Handgriffen. Christoph sitzt ihr auf einem der Sessel gegenüber und testet mit einem Computerspiel, ob sein PC einsatzbereit ist.

      Die Tür zur angrenzenden Küche steht offen. BlitzKey verlegt dort Strom- und Netzwerkkabel. Er unterhält sich am Küchentisch nebenbei mit Thorsten, einem drahtigen Typen in abgerissenen Klamotten, der seine lange Mähne zu einem Knoten hochgesteckt hat. Obwohl er dank des Vollbarts und der Brille aus dickem schwarzen Plastik deutlich älter als die anderen jungen Männer aussieht, wirkt er auf Brigitta kaum erwachsener. Er schließt seinen Rechner ebenfalls an das Netzwerk an und konfiguriert ihn für die geplanten Spiele. Nach dem kurzen Wortwechsel mit Thorsten kehrt BlitzKey mit einigen Dosen Red Bull und einer Flasche Afri Cola in das Wohnzimmer zurück. „Das ist das harte Zeug aus Österreich mit richtig viel Taurin und nicht die dünne Brühe, die du bei uns im Supermarkt bekommst“, warnt er Brigitta. Er deutet auf Christoph. „Die muss der Ausländer rüberschmuggeln, sonst darf er nicht mitspielen.“

      Christoph lacht und drückt seinen Ellenbogen freundschaftlich in BlitzKeys Seite.

      „Super!“, erwidert Brigitta. „Dann ist Carl chancenlos gegen mich.“

      „Hahaha! Du hast noch nie mit ihm gezockt, oder?“, amüsiert sich BlitzKey.

      „Wie kommst du darauf?“

      Er beugt sich ein wenig nach vorne, um Brigitta direkt anzusehen. „Carl ist einer der besten Spieler in der Gegend, wahrscheinlich sogar einer der besten in Deutschland.“ Er deutet mit dem Zeigefinger auf ihn. „Der Kerl sitzt den ganzen Tag vorm Computer und zockt nur Videogames!“

      „Ist bei mir nicht anders!“, antwortet Brigitta mit einem Zwinkern.

      „Oh Shit! Da haben sich zwei Verrückte gefunden.“

      Sie grinst ihn daraufhin frech an.

      „Ach ja, bevor ich es vergesse“, erinnert BlitzKey seine Freunde. „Der Kühlschrank ist randvoll mit Bier.“

      „Immer her damit!“, erwidert Martin vom Fußboden.

      „Wie sieht’s mit dir aus, Carl?“

      „Später vielleicht, ich brauch jetzt eine Cola.“ BlitzKey reicht ihm die eiskalte Colaflasche vom Tisch. „Hast du eine Netzwerkverbindung?“, fragt Carl. Brigitta tippt einige Befehle in ihren PC. „Ich kann eure Rechner sehen!“

      „Super, dann bereite ich den Gameserver vor.“

      Martin schaltet einen der beiden Computer aus, während Carl seinen PC vorsichtig unter den Couchtisch schiebt. Brigitta greift zum Rucksack, aus dem sie einige CDs und einen Karton hervorholt.

      „Hey! Wer hat mir den Dateiserver gemopst!“, beschwert sich Thorsten lautstark aus der Küche. „Das ist mal ein lahmer Haufen! Jetzt bin ich seit einer halben Stunde hier und hab noch immer kein Bier, keine Pizza, keine Games und keine neuen Demos gesehen.“

      „Bier ist schon unterwegs“, beschwichtigt BlitzKey, der

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