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Du bist ganz schön von dir überzeugt!

      WarBeast: Ja! :P

      indigoFLX: Was treibst du am Wochenende?

      WarBeast: Lernen, Coden, Studentenbude aufräumen, falls ich dazu komme, Einkaufen, so Sachen halt.

      indigoFLX: Ich meinte, ob du Zeit für ein Treffen hast.

      WarBeast: Was würdest du machen wollen?

      indigoFLX: Ein Freund plant am Samstag eine LAN-Party. Wenn du Zeit und Lust hast, können wir zusammen hingehen.

      WarBeast: Das klingt nach Spaß! Was zockt ihr?

      indigoFLX: Ich weiß noch nicht. Ich hab’ vor einigen Tagen Descent 2 bekommen, aber vermutlich enden wir wieder bei Duke Nukem 3D.

      WarBeast: Wann findet die LAN-Party statt?

      indigoFLX: Wir treffen uns Samstagmittag und schauen, wie lange wir es aushalten.

      WarBeast: Ich bin auf jeden Fall dabei!

      indigoFLX: Großartig! Ich freue mich schon, dich wiederzusehen.

      WarBeast: Ich auch! Sorry, muss mal kurz AFK.

      Fasziniert von der Unterhaltung schiebt Carl die Tastatur zur Seite. Er lehnt sich nach vorne und starrt auf den Monitor, um die letzten Zeilen nochmals zu lesen. Da sie noch nicht zurück ist, steht er auf und geht zum Kühlschrank. Er gönnt sich die nächste Flasche Afri Cola. Wieder am PC wippt er auf dem Stuhl vor und zurück. Gespannt wartet er, ob sie in den Chat zurückkehrt.

      WarBeast: Bin wieder da. :)

      indigoFLX: welcome back

      WarBeast: Suchst du noch nach Games für das Wochenende?

      indigoFLX: Eigentlich nicht, meine Kumpels haben immer eine ‚Was der Bauer nicht kennt ...‘ Einstellung, wenn es um Spiele geht. Außerdem dauert es bei mir immer ewig, bis ich komplette Games gezogen habe.

      WarBeast: Hatte ich vergessen. Soll ich dir mal einige Chatkanäle und Server zeigen, die ich verwende?

      indigoFLX: Bin schon neugierig. :)

      WarBeast: Du musst mir dann aber auch deine Lieblingsplätze im Netz zeigen!

      indigoFLX: Ich habe das Gefühl, das wird eine lange Nacht.

      WarBeast: Na und?

      Auf dem Monitor poppen mehrere Einladungen für weitere Chaträume auf. Die wenigsten davon sind öffentlich zugänglich. Ungläubig klickt Carl auf die Fenster, um zu akzeptieren.

      * * *

      Ein großer Teil der Schüler der Oberstufe, selbst die Nichtraucher, stehen im Raucherbereich unter der Uhr. Die jüngeren Mitschüler toben auf dem Hof, stecken ihre Nasen in Bücher und Hefte oder verzehren ihr Pausenbrot. Carl betritt das Schulgelände über einen Seiteneingang. Seine Haare sind zerzaust, die Augen mit Blut unterlaufen und die Kleidung des Vortags ist zerknittert. Auf dem Weg zur Uhr blickt er sich mehrfach um. Nachdem er einen Bogen um die Damen der Pausenaufsicht gemacht hat, begrüßt er Vincent und Martin, die genüsslich rauchen. „Servus, Leute!“

      „Du siehst ganz schön fertig aus!“, stellt Martin fest.

      „War eine lange Nacht.“

      „War die Party gut?“

      „So etwas in der Art.“ Carl lacht mechanisch.

      „Was gibt’s Neues?“, erkundigt sich Vincent.

      Auf Carls Gesicht erscheint ein Grinsen. Er blickt sich um, bevor er in den Rucksack greift und eine CD herausholt. Nachdem er sie Martin wortlos in die Hand gedrückt hat, wartet er auf dessen Reaktion. Dieser betrachtet das handgeschriebene Label. Für einen nachdenklichen Moment steckt er sich die Zigarette in den Mundwinkel, um das Jewelcase behutsam mit beiden Händen festzuhalten. Die ungläubigen Blicke wandern erst zu Carl dann zu Vincent. Martin nimmt die Kippe aus dem Mund und drückt sie auf dem Betonboden aus. „Das ist nicht wirklich auf der CD, oder? Du verscheißerst mich?“, fragt er mit weit aufgerissenen Augen.

      „Warum sollte ich? Du löcherst mich seit Ewigkeiten, dass du endlich professionell arbeiten willst. Jetzt bekommst du dein Programm dafür.“

      „Da sind tatsächlich die Versionen für Mac und UNIX dabei?“

      „Yes, Mr. Pixel!“, salutiert Carl scherzhaft. „Das komplette Paket.“

      „Die Windowsversion funzt auch?“

      „Ja! Hab’s bereits installiert, aber ich blick noch nicht durch, wie ich mit FrameMaker ein Layout erstellen kann. Die alte Software gefällt mir irgendwie besser für unsere Schülerzeitung.“

      „Jetzt musst du dir nur nen Mac oder ne Silicon Graphics Workstation kaufen, damit du vollkommen happy wirst“, witzelt Vincent. Er greift nochmals zur Zigarettenschachtel. Da ihn sein überglückliches Gegenüber bettelnd ansieht, bietet er den beiden ebenfalls Zigaretten an. Martin nimmt die Offerte dankbar an.

      „Ich könnte einen Kaffee brauchen!“, brummelt Carl.

      „Bist du am Samstag zu BlitzKeys Party eingeladen?“, fragt Martin.

      „Natürlich! Habt ihr ihn heute schon gesehen?“

      „Bisher noch nicht“, erwidert Vincent.

      „Mist. Ich wollte ihn fragen, wie viele Leute kommen, da ich jemanden mitbringen will.“

      „Wen denn?“

      „Kennst du nicht. Ist jemand, den ich durch den PC-Laden kenne.“

      „Du redest jetzt hoffentlich nicht von deinen altbackenen Kollegen?“

      „Nein. Ist ein Kunde, mit dem ich gelegentlich über Games und Computer Hardware quatsche.“

      „Dann passt es. Deine spießigen Kollegen brauch ich wirklich nicht.“

      „Keine Sorge!“, antwortet Carl mit einem Lacher.

      „Was wollt ihr am Wochenende spielen?“, fragt Martin.

      „Wahrscheinlich Duke Nukem, aber ich hätte noch Descent 2 im Angebot. Falls wir acht Leute sind, könnten wir den QuakeTest ausprobieren.“

      „Verdammt, dann muss ich unbedingt kommen! Hab das Ding beim letzten Mal verpasst.“

      „Komm vorbei“, ermutigt ihn Carl, „im Zweifelsfall habe ich einen zweiten PC dabei, wenn deine alte Kiste dafür nicht ausreicht.“

      „Danke, danke. Ich mach mir eher Gedanken wegen meiner Freundin. Wahrscheinlich will sie wieder irgendetwas mit mir unternehmen.“

      Vincent schaut ihn überrascht an. Nachdem er lange an der Zigarette gezogen hat, zuckt er mit den Schultern. „Du bist der Mann, also musst du die Hosen anhaben. Kannst deine Neue gerne zur Party mitbringen, dann hätten wir wenigstens jemanden, die in der Küche mithilft. Sonst muss sie eben auf dich verzichten. Wenn sie es gar nicht aushält, verräumst du sie im Zweifel vorher, damit Ruhe ist.“

      „Sie ist eher eine Sensible. Ich bezweifle, dass sie Interesse an einer LAN-Party hat.“

      „Hat sie dich noch nicht rangelassen?“, bohrt Vincent nach.

      „Das ist es nicht.“

      „Also hat sie noch keine Haare zwischen den Beinen?“, entgegnet Vincent mit einem Kopfschütteln.

      „So viel Romantik bin ich nicht gewohnt. Wir sehen uns später!“, verabschiedet sich Carl, bevor Martin auf die Stichelei reagieren kann.

      0b0001000: [LAN-Party]

      Brigitta steuert ihren hellroten Twingo in das gepflegte, gutbürgerliche Wohngebiet am Rande Münchens. Carl sitzt neben ihr und betrachtet die vereinzelten Regentropfen auf der Seitenscheibe. „Du musst hier links abbiegen und bis zum Ende der Sackgasse fahren. BlitzKey wohnt

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