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      Joel lächelte.

      „Keine Sorge, ich bin nicht sauer und meine Familie auch nicht. Wir hätten nie von euch verlangt, mit der Hochzeit extra auf uns zu warten. Außerdem war sowieso keiner von uns in Feierlaune.“

      Ronja ging ein paar Schritte auf Joel zu und umarmte ihn kurz.

      „Auf jeden Fall wird es eine Nachfeier geben, wenn es deinem Vater besser geht“, versprach Alexander, während Ronja an die Seite ihres Mannes zurückkehrte. „Das steht schon fest.“

      Bevor jemand darauf antworten konnte, kam ein besorgter Christian auf die Gruppe zu. Als er jedoch Jessica erblickte, atmete er erleichtert auf und drückte sie fest an sich.

      „Wo warst du denn?“, fragte Christian immer noch außer Atem, nachdem er seine Freundin losgelassen hatte. „Ich habe dich überall gesucht.“

      Gleich darauf wandte er sich an seinen Cousin.

      „Diese Fabrik ist ja wie ein Labyrinth. Ich glaube, ich bin eine ganze Weile immer wieder im Kreis gelaufen. Wenn mir nicht einer deiner Angestellten den Weg gezeigt hätte, würde ich wahrscheinlich immer noch im Produktionsbereich herumirren. Wieso sind eigentlich nirgendwo Schilder oder wenigstens ein Plan, damit man weiß, wo man ist?“

      „Ehrlich gesagt, hatten wir bisher damit noch nie ein Problem“, sagte Joel schulterzuckend. „Aber du kannst es ja nachher mit ansprechen.“

      Obwohl Joel es versuchte, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Auch die anderen mussten sich schwer zusammennehmen, um nicht laut loszulachen.

      „Sehr witzig“, sagte Christian, als er die Gesichter der anderen betrachtete. Musste dann aber selbst lachen, als sich die anderen nicht mehr beherrschen konnten.

      Als sich alle wieder beruhigt hatten, sah Jessica ihren Freund an.

      „Wieso bist du eigentlich vorhin weggegangen? Als ich aus der Toilette kam, warst du nicht mehr da.“

      Entschuldigend sah Christian seine Freundin an.

      „Vater hat mich angerufen, doch ich hatte dort keinen guten Empfang. Daher bin ich in eines der Zimmer gegangen, um zu telefonieren. Mir war nicht bewusst, dass ich so lange telefoniert habe. Als du nach einer ganzen Weile nicht herausgekommen bist, habe ich nachgeschaut. Doch die Toilette war leer.“

      „Was wollte denn dein Vater“, fragte Joel neugierig.

      „Auf der Farm geht gerade irgendetwas vor“, sagte Christian und sah die anderen nachdenklich an. „Es sind Leute aufgetaucht, die gegen die Haltung unserer Kaninchen protestieren. Einige von ihnen haben sogar versucht, in eine der Hallen einzubrechen. Sie wollten angeblich die Tiere davor bewahren, noch mehr Qualen zu erleiden. Als unsere Leute diese Eindringlinge vom Hof schmeißen wollten, wurden sie richtig aggressiv und haben uns als Tierquäler beschimpft. Am Ende war mein Vater sogar gezwungen, die Polizei anzurufen.“

      „Was ist hier nur plötzlich los?“, fragte Joel verwundert, worauf die anderen ihn verwirrt anschauten.

      „Weißt du etwas darüber?“, wollte Christian wissen, doch Joel schüttelte mit dem Kopf.

      „Nein, das mit den Kaninchen höre ich heute zum ersten Mal, doch auch hier bei uns gehen seltsame Dinge vor. Aus diesem Grund solltet ihr ja alle kommen. Genaueres kann euch Juan sagen, da er alle Fakten kennt. Wir können aber schon einmal reingehen und im Büro auf ihn warten. Er müsste gleich kommen.“

      Immer noch verwirrt sahen die Männer ihren Cousin an, nickten aber zustimmend.

      „Gut“, antwortete Alexander für alle. „Lasst uns reingehen.“

      Als Alexander als Erster hineingehen und Ronja mit sich ziehen wollte, entzog diese ihm ihren Arm. Verwundert sah er seine Frau an.

      „Ronja, was ist?“

      „Alex, das ist eine Sache unter euch“, sagte Ronja ernst und sah Jessica an. „Wir können uns ja stattdessen etwas auf dem Gelände umsehen. Es würde mich schon interessieren, wie der Betrieb hier funktioniert.“

      Zuerst wollte Alexander seiner Frau widersprechen, doch dann nickte er.

      „Ihr könnt euch ruhig alles anschauen“, sagte Joel, während seine Cousins nacheinander in seinem Büro verschwanden. „Fasst aber im Produktionsbereich nichts an.“

      Zustimmend nickten die beiden Frauen und gingen davon. Als beide nicht mehr zu sehen waren, folgte Joel den anderen.

      Schweigend warteten die Männer auf Juan, der nach einer halben Stunde immer noch nicht eingetroffen war. Mit jeder Minute, die verging, wurden Joels Cousins immer angespannter. Bis Alexander keine Lust mehr hatte zu warten und das Wort ergriff.

      „Wie lange sollen wir eigentlich noch warten, Joel? Ich möchte endlich wissen, was los ist.“

      Zustimmend nickten Raphael und Christian ihm zu, und Joel wurde klar, dass er die anderen irgendwie ablenken musste. Schnell schrieb er seinem Bruder eine Nachricht, dann wandte er sich seinen Cousins zu. Hoffentlich kommt Juan bald.

      „Ich weiß auch nicht, wo Juan bleibt. Normalerweise ist er pünktlich. Ich habe ihm gerade eine Nachricht geschrieben. Ein bisschen müssen wir uns aber noch gedulden.“

      Dann wandte er sich Alexander zu.

      „Wie war eigentlich eure Hochzeitsreise?“, wechselte Joel das Thema. „Lange seid ihr ja nicht weggewesen.“

      Leicht gereizt sah Alexander seinen Cousin an, als er auf dessen Frage antwortete.

      „Nicht jeder kann vier Wochen auf Hochzeitsreise gehen. Na ja, eigentlich wollten wir ja wenigstens für zwei Wochen verreisen, doch es ging zeitlich einfach nicht. Ronja möchte im August ihre eigene Firma für Inneneinrichtung eröffnen. Bereits jetzt hat sie einige Aufträge von ehemaligen Kolleginnen aus ihrer Modelzeit und die wollten nicht länger warten. Ich finde es zwar nicht gut, besonders jetzt in ihrem Zustand, doch davon möchte meine Frau nichts hören. Sie hat hart für ihren Traum gearbeitet und möchte ihre Pläne nicht mehr verschieben.“

      In ihrem Zustand? Verwirrt sah Joel seinen Cousin an und auch die anderen schienen mit Alexanders Aussage nicht viel anfangen zu können. Dann kam ihm ein Verdacht.

      „Ist Ronja krank?“, fragte Joel besorgt. „Für mich sah sie wie früher aus.“ Vielleicht nicht mehr ganz so dünn, ging es ihm durch den Kopf.

      Alexanders Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, während sein ganzes Gesicht vor Freude strahlte.

      „Nein, sie ist nicht krank.“

      Es folgte eine kurze Pause, dann sah er die anderen nacheinander an.

      „Ich werde Vater“, sagte Alexander voller Stolz. „Eigentlich habe ich so früh noch gar nicht damit gerechnet. Wir versuchen es erst seit Kurzem. Aber vor drei Tagen hat uns die Ärztin die Schwangerschaft bestätigt. Hoffentlich wird es ein Mädchen“, sagte er sehnsüchtig. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen als eine kleine Tochter mit roten Haaren und grünen Augen. Eine kleine Miniaturausgabe meiner Frau.“

      Joel konnte erst nicht glauben, was er da hörte, doch er freute sich sehr für seinen Cousin. Er wusste, wie sehr sich Alexander eine eigene Familie gewünscht hatte. Und nun würde er diese bekommen. Kurz sah Joel zu Raphael, der seinen Bruder immer noch fassungslos anschaute. Als auch Alexander den Gesichtsausdruck seines Bruders bemerkte, sah er ihn entschuldigend an.

      „Tut mir leid, Ralph. Ich wollte es dir ja sagen. Aber Ronja und ich wollten warten, bis die ersten kritischen Monate vorbei sind. Ich hoffe, sie ist mir nicht böse, dass ich es euch erzählt habe.“

      Ein kurzes Piepen von Joels Handy beendete das Gespräch und brachte alle gedanklich zum eigentlichen Grund ihres Treffens zurück. Schnell griff Joel nach seinem Telefon und las sich die kurze Nachricht seines Bruders durch. Dann wandte er sich wieder denn anderen zu.

      „Die Nachricht ist von Juan. Er macht sich jetzt auf den Weg und

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