ТОП просматриваемых книг сайта:
Lizenz zum Schnüffeln. Martin Cordemann
Читать онлайн.Название Lizenz zum Schnüffeln
Год выпуска 0
isbn 9783750214439
Автор произведения Martin Cordemann
Жанр Языкознание
Серия Harry Rhode
Издательство Bookwire
Das reizende Fräulein Rausch kam herein. „Haben Sie Probleme mit ihm?“ fragte sie.
„Er liebt mich, aber ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht mit Leuten einlasse, mit denen ich beruflich zu tun habe.“
Sie lächelte ein Lächeln, das einen einen solchen Grundsatz schnell vergessen lassen konnte. „Wenn ich nur die geringsten Chancen bei Ihnen hätte, würde ich es ja versuchen“, sagte ich. „Aber so ist nun mal das Leben. Falls Sie interessiert sind, rufen Sie mich doch mal an, wenn ich hier rausgeschmissen werde.“ Ich hob eine Braue und sie ging lächelnd raus.
„Ich würde Sie vermissen“, sagte sie und schloss die Tür. Vielleicht war der Tag doch nicht so schlecht. Er begann mir zu gefallen. Doch das sollte sich nach dem Mittagsessen ändern!
Als ich nach dem Mittagessen, das ich leider ohne das ausgesprochen reizende Fräulein Rausch einnahm, zurück in mein Büro-das-immernoch-mehr-Ausstrahlung-hatte-als-Prosser kam, fand ich dort eine Notiz vor, die mich anwies, um Punkt 14.00 Uhr im Chefbüro-das-in-diesem-Fall-diesen-Namen-genausowenig-verdiente-wie-das-meinige zu erscheinen, also vor genau 4 Minuten. Für meine Verhältnisse war ich noch gut in der Zeit. Es stellte sich jedoch heraus, dass jemand anderer anderer Ansicht war. Wütend blickte mich Frank Prosser an, als ich endlich durch seine Tür spazierte. Und das ohne größeren Grund, immerhin war ich der erste der erschien – immer vorausgesetzt, dass die anderen aus meiner Abteilung nicht schon wieder weg waren. Die waren nämlich zu dieser Audienz bei seiner Exzellenz auch eingeladen.
„Mahlzeit“, sagte ich und trat näher. Wieder hatte Prosser seine J. Edgar Hoover-Stellung direkt hinter dem Schreibtisch eingenommen und fixierte mich mit seinen kalten geschäftlichen Augen. Er hatte wieder Fassung gewonnen, war ruhig geworden und wartete ab.
„Bin ich der erste?“ fragte ich scheinheilig, immerhin war ich auf eine derartige Geste der Höflichkeit von ihm nicht gefasst gewesen.
„Wieder zum Scherzen aufgelegt?“
„Kann nicht klagen.“ Was gelogen war. Ich konnte, ich tat es nur nicht. Also machte ich es mir gemütlich und wartete. Weder die Atmosphäre noch mein Gegenüber waren für ein heiteres Gespräch geeignet.
Bald erschienen Lohmann, Schlüter, Sauer, die Fischer, Petermann, Karl Fenting, Gerd Stollner, Alfred Tomberg und Rudolf Cornelius, die anderen Kollegen von der Mordkommission. In zwei Tagen war dies schon die zweite Versammlung, auf der wir alle versammelt waren, es kam nicht oft vor, dass wir uns trafen. Das lag nicht etwa daran, dass wir uns alle nicht leiden konnten, es hing vielmehr damit zusammen, dass es selten derlei Anlässe gab und meistens der eine oder andere irgendwo unterwegs war.
„Meine Dame, meine Herren“, begann Prosser als alle anwesend waren, „Sie scheinen in Bezug auf Ihre Arbeitszeiten unter meinem Vorgänger eine Einstellung gewonnen zu haben, die ich unter keinen Umständen billigen kann.“
Cornelius warf mir einen Blick zu und verdrehte die Augen. Sie alle wussten, was das bedeutete. Prosser war ein Bürohengst, ein Schreibtischstratege, ein Politiker, der selten, wenn überhaupt, einen Tatort besuchte, sich die Nachmittage in Leichenschauhäusern vertrieb oder nächtelang jemanden observierte. Die Beamten der Mordkommission dagegen wussten es. Wie oft hatten wir an unseren freien Tagen Leichen angesehen und Spuren verfolgt? An Tagen, an denen sich Prosser seiner Familie widmete.
„Wie ich es jedem einzelnen von Ihnen bereits mitgeteilt habe, stehen wir, die Polizei, im Blick der Öffentlichkeit. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, der Öffentlichkeit zu beweisen, dass sie die Steuern nicht nutzlos bezahlt, sondern dass sie Vertrauen in uns setzen kann.“
Fenting wandte sich ab, um sein Grinsen zu verbergen, Cornelius begann zu husten und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Prosser fuhr fort: „Ich habe also den Entschluss gefasst, etwas zu tun, was man gemeinhin als ‘gründlich aufräumen’ bezeichnet.“ Ich unterdrückte ein Seufzen. „Ich hoffe, ich kann auf Ihre Zusammenarbeit zählen?!“ Er musterte uns der Reihe nach. „Zusammenarbeit ist in diesem Beruf das wichtigste.“
„Ich dachte, das wichtigste wäre Leistung“, warf ich ein, ungeachtet der Tatsache, dass Prosser zum ersten Mal etwas Vernünftiges gesagt hatte.
„Völlig richtig. Und damit kommen wir zum Punkt: Wir werden einen Schlag gegen die Unterwelt führen, den sie nicht so schnell vergessen wird. Wie ich aus den Akten ersehen habe, gibt es im Hafengebiet ein Lagerhaus, in dem wahrscheinlich Drogen umgeschlagen werden. Wir werden dieses Lagerhaus unter Bewachung stellen und im richtigen Moment zuschlagen.“ Seine Faust fuhr in die flache Hand.
„Gibt es dabei nicht ein paar Haken?“ wandte ich ein.
„Sie werden uns sicher über Ihre Einwände aufklären, Inspektor Rhode“, er spie meinen Namen förmlich aus.
„Naja, Rauschgift ist und bleibt nun mal eine Sache des Rauschgiftdezernats, von dem Sie ja bekanntermaßen zu uns rübergewechselt sind. Da konnte man mit großen Aktionen Eindruck schinden, aber wir sind hier bei der Mordkommission und da sehe ich nicht, wie Sie hier eine Ihrer Aktionen durchführen wollen, ich meine, alle Mörder auf einen Schlag festnehmen oder so. Ähm, normalerweise arbeiten wir so, dass wir warten, bis ein Mord geschieht und dann finden wir heraus, wer es war. Anders ist es schwerlich möglich. Es sei denn natürlich, Sie gedenken, alle mutmaßlichen Mörder einzusperren... aber das wären dann eine ganze Menge.“
Die anderen unterstützten mich.
„Dann werden Sie sicher einen besseren Vorschlag haben, Inspektor Rhode.“
„Ja: Lernen Sie erstmal, wie wir arbeiten!“
Sein Blick hätte selbst den absoluten Nullpunkt noch in Erfrierungen versetzt; aus einer anfänglichen Apathie gegen mich wurde langsam aber sicher zielgerichteter Hass.
„Mein Vorschlag wäre, einfach weiterhin zu versuchen, die begangenen Morde aufzuklären. Und möglichst keine neuen zu begehen. Damit sind wir bisher ganz gut vorangekommen.“
„Sie wollen mir also nicht helfen, meine Herren.“ Wer wollte ihm schon helfen, auf anderer Leute Kosten Polizeipräsident zu werden? Wir wussten doch genau was er vorhatte. Wer hätte damit rechnen können, dass er schon am ersten Tag seiner neuen Stellung gleich seine Karten auf den Tisch legen würde? Er war anscheinend dümmer als er selber glaubte – das sowieso, aber er war sogar dümmer als er glaubte dass andere von ihm denken würden er wäre es.
„Das wäre es für’s erste“, sagte er und entließ uns. Seine Idee vom großen Coup hatte sich für’s erste zerschlagen. Dachten wir.
Ein paar Tage später, es war noch immer Sommer und es war noch immer nichts passiert, außer ein paar Autounfällen mit Fahrerflucht, marschierte Prosser durch die Büros-von-denen-das-eine-oder-andere-diesen-Namen-sogar-mehr-verdiente-als-Prosser-überhaupt-einen und legte jedem einen Stapel Akten auf den Tisch. Ich starrte gerade in Gedanken versunken aus dem Fenster, als er in mein Büro-das-selbst-in-seiner-ausgesprochen-unangenehmen-Farbwahl-ansprechender-und-wärmer-wirkte-als-Prosser stürmte und mich anwies, meine Beine vom Schreibtisch zu nehmen. Dann legte er lächelnd auf eben denselben die Akten und sagte: „Da Sie ja anscheinend nichts zu tun haben: ich habe etwas für Sie zu tun. Hier habe ich einen Stapel mit Mordfällen, die nicht geklärt wurden. Klären Sie sie.“ Dann trabte er wieder hinaus. Er machte es einem wirklich nicht leicht, ihn ausstehen zu können. Kurz nach ihm kam Sauer, der gerade einen Fall von Selbstmord bearbeitete, zu mir rüber und reichte mir die Zeitung. Auch er hatte einen Stapel Akten bekommen. Die Zeitung gab Auskunft warum.
„NEUER LEITER DER MORD-KOMMISSION LEGT VERBRECHERN DAS HANDWERK!“,
lautete eine fettgedruckte, übertriebene und ausgesprochen dumme Überschrift. Der Begleittext war nicht weniger dumm:
„Der neue Leiter der Mordkommission, Frank Prosser, erklärt, dass er dem Verbrechen ein Ende setzen will. ‘Der Steuerzahler kann auf die Polizei zählen’, sagt Prosser, der