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zaghaft.

      "Ich will das Kind, unser Kind… Dein Kind!", sagte sie. Ihre Augen hatten kurz aufgeblitzt, als sie "Dein Kind!" gesagt hatte. Er hätte nicht an ihr zweifeln dürfen! Es hätte klar sein müssen, dass es sein Kind war! Doch sie schien es ihm nachzusehen, denn sie ging nicht weiter darauf ein. "Ja, bitte, lass uns zusammen ein P1-Kind grossziehen!", flüsterte sie.

      Erleichterung durchströmte ihn und er spürte, wie die Anspannung aus seinem Körper wich. Dann erstarrte er wieder. Ein P1-Kind? Er hatte nie darüber nachgedacht gehabt, dass der Sex in P1 Folgen haben könnte. Er war sich nicht sicher, ob das gut war… P1 war anders; was mochte das für Auswirkungen auf das Kind haben? Er schob den Gedanken beiseite. Er würde später darüber nachdenken, ob das irgendwelche Konsequenzen haben konnte. Er machte sich eine geistige Notiz, dass er mit ein paar Wissenschaftlern darüber sprechen sollte. Vielleicht gab es ja Präzedenzfälle, auch wenn ihm das sehr unwahrscheinlich zu sein schien.

      Laura unterbrach seine Gedanken, indem sie sich zu ihm beugte und ihn lange und zärtlich küsste. Das gefiel ihm. Anschliessend liess sie sich zurückfallen in die Sofaecke, drückte das Kissen wieder auf ihren Bauch, warf die Haare über die Schulter und nahm noch einen Schluck Rum. Er war so hingerissen von dieser Frau, er fand sie einfach perfekt: seine Laura, die ihr gemeinsames Kind in sich trug. Seine Frau, seine Familie… Erneut erstarrte er; ihm war gerade etwas eingefallen.

      "Ich muss nochmal kurz weg!", murmelte er und sprang auf. "Geh nicht weg! Bin gleich wieder da… Trink den Rum und überleg dir einen Namen für das Kind." Erstaunt schaute sie zu ihm auf. Die Unsicherheit kroch zurück in ihre Augen. "Nicht weggehen! Bin in zehn Minuten zurück.", wiederholte er und rannte aus der Wohnung. Die Eingangstüre knallte zu und Laura blieb mit ratloser Miene zurück.

      Sie nahm noch einen Schluck Rum und streichelte versonnen ihren Bauch unter dem Kissen. Dann streichelte sie das Kissen und stellte sich vor, dass es ihr dicker, schwangerer Bauch war. Sie musste leise lachen. Sie war glücklich und erleichtert. Ferry wollte das Kind. Mit ihr. Davon hatte sie immer geträumt. Sie streckte sich auf dem Sofa aus und überlegte, was er wohl noch erledigen musste. Wahrscheinlich war er etwas zu essen kaufen gegangen. Er war so praktisch veranlagt.

      Ein wohliges Gefühl von Glück durchströmte ihren ganzen Körper. Wärme breitete sich aus, was wahrscheinlich auch dem Rum zu verdanken war. Sie stellte das Glas beiseite und nestelte das Kissen unter ihren Kopf. Nach all den Strapazen und der ganzen Aufregung des heutigen Tages war sie plötzlich hundemüde. Sie musste sich keinen Namen für das Kind ausdenken. Der stand schon seit Jahren fest. Egal, ob Mädchen oder Junge. Sie hatte Namen für beide. Fast augenblicklich schlief sie ein.

      Kapitel 3 - Der Antrag

      Es hatte zwanzig Minuten gedauert, bis Ferry zurück war. Aufgeregt stürmte er ins Wohnzimmer, voller banger Gedanken, dass Laura vielleicht nicht mehr da war. Als er sie friedlich schlafend vorfand, hielt er erleichtert inne und betrachtete sie lange. Dieses Bild war einfach unglaublich schön, auch wenn ihr ein feiner Speichelfaden aus dem Mundwinkel lief; dieses Bild wollte er jeden Tag für den Rest seines Lebens sehen. Er griff an seine Hosentasche, wo er die Überraschung spüren konnte, die er eben besorgt hatte und lächelte. Leise ging er in die Küche und kramte ein paar Teelichter hervor, die in einer Schublade lagen. Draussen setzte die Dämmerung ein und er verteilte die kleinen Kerzen im Wohnzimmer, um sie anschliessend mit seinem Zippo anzuzünden, was nicht ganz einfach war, denn ein Zippo taugt nicht zum Kerzenanzünden. Vorher hatte er das Feuerzeug allerdings erst mit Benzin füllen müssen, denn die lange Reise hatte die letzten Sprit-Reserven aufgebraucht.

      Eine seiner gedanklichen Notizen blitzte in seinem Kopf auf. Er ging zurück in die Küche und kramte weiter in den Schränken. Schliesslich fand er, was er gesucht hatte: eine grosse Kerze. Sie war rot und mit Sternchen und Glitzerzeug beklebt, wahrscheinlich ein Weihnachtsgeschenk, das er irgendwann bekommen hatte. Er konnte sich nicht mehr erinnern, von wem er sie bekommen hatte; selbst gekauft hatte er sie sicherlich nicht. Er stellte sie auf einen Unterteller und trug sie ins Wohnzimmer. Er stellte sie neben der Bar auf ein kleines Beistelltischchen und zündete sie an. Als sie in Atlantis auf der Flucht gewesen waren, hatte er sich selbst geschworen, eine grosse Kerze anzuzünden, als Dank an die mögliche transzendente Macht, die sie beschützt, geführt und ernährt hatte.

      Er verharrte einen Moment lang in Gedanken an seinen Gott, mit dem er manchmal sprach und dankte ihm. Er trug Gott auch auf, den Dank bitte weiterzuleiten an die übergeordnete, transzendente Macht, falls es nicht sein Werk gewesen sei. Man konnte ja nie wissen. Anschliessend bat er Gott noch um Beistand bei dem Unterfangen, welches ihm bevorstand.

      Zufrieden strich er den Punkt mit der Kerze von seiner mentalen To-Do-Liste.

      Es war immer noch wunderbar warm draussen, und er trat auf den winzigen Balkon hinaus. Er hatte sich ein frisches Päckchen Parisienne aus einem Küchenschrank geholt und zündete sich eine an. Das tat gut nach all den Ereignissen des heutigen Tages. Und die Überraschungen waren noch nicht vorbei, dachte er, und lächelte in sich hinein. Er wusste, er tat das Richtige. Er war aufgeregt und voller Vorfreude.

      Als er zu Ende geraucht hatte, schloss er vorsichtig die Balkontür und versuchte dabei, möglichst wenig Lärm zu machen, um Laura nicht zu wecken. Plötzlich war es viel ruhiger in der Wohnung, der Strassenlärm des Feierabendverkehrs war ausgesperrt und er konnte ein feines Knurren vom Sofa vernehmen. Niemand auf der Welt konnte so sexy schnarchen wie Laura, davon war Ferry überzeugt. Auf leisen Sohlen ging er zu ihr hinüber und kniete sich vor dem Sofa hin. Sein kaputtes Knie schmerzte, doch er ignorierte es. Sein Gesicht war ganz nahe an ihrem und er betrachtete sie lange und voller Zuneigung. Zärtlich begann er, ihr fülliges Haar zu streicheln. Schläfrig öffnete sie die Augen und erschrak, als sie ihn so nahe vor sich sah. Sie schrak hoch und setzte sich auf; schlaftrunken rieb sie sich die Augen und wischte verschämt den eingetrockneten Speichel weg.

      "Schon zurück?", fragte sie. "Das ging aber schnell… Hast du bekommen, was du wolltest?" Sie blinzelte zuerst ihn an, dann bemerkte sie, dass es draussen dunkel wurde und danach entdeckte sie mit einem fragenden Blick die brennenden Kerzen. Sie legte den Kopf schief und drehte sich Ferry zu.

      "Hast du gerade einen romantischen Schub oder ist der Strom ausgefallen?", fragte sie zärtlich, aber auch neugierig. Es schien ihr bewusst zu sein, dass sie länger als zehn Minuten geschlafen hatte und fand es süss von ihm, dass er sie hatte schlafen lassen, die kurze Siesta hatte gut getan; Laura fühlte sich angenehm ausgeruht.

      "Hmmm.", kam es von ihm zurück. Sie blickte ihn fragend an und runzelte die Stirn, weil er vor ihr kniete. Das konnte nicht bequem sein? Sie tätschelte die Sitzfläche des Sofas, um ihm zu zeigen, dass er sich neben sie setzten sollte, doch er schüttelte nur den Kopf.

      "Laura…", begann er. "Ich bin froh, dass du da bist, dass wir das alles zusammen überstanden haben. Ich bin froh, dass wir wieder zusammen sind. Ich finde es toll, dass du schwanger bist und wir ein Kind bekommen!" Er pausierte kurz und Laura setzte einen fragenden Blick auf, ihr schien nicht klar, worauf er hinauswollte. "Aber etwas stört… Etwas fehlt da noch." Nun wurde Laura unruhig und ihr Blick inquisitiv.

      "Du wirst Mami und ich werde Papi… Wir bekommen ein Kind; wir werden eine kleine Familie sein… Ich finde, dass wir das richtig machen sollten! Mit allem Drum und Dran!" Wieder pausierte er kurz und holte tief Luft.

      "Das erste Mal hast du mich ausgelacht; vielleicht war der Zeitpunkt auch nicht so gut damals, zugegeben. Doch jetzt sind die Umstände anders… Ich glaube, besser kann der Zeitpunkt gar nicht sein!" Laura hielt die Luft an.

      "Laura, willst du meine Frau werden?", flüsterte er und hielt einen schlichten Goldring hoch, ein einfaches Band aus Gelbgold, ein typischer Verlobungsring. Lauras Blick ging von seinen Augen zu dem Ring und wieder zu seinen Augen zurück. Ihr Blick wurde glasig; sie schien um ihre Fassung zu kämpfen und schluckte schwer. Nach einem endlos scheinenden Moment nickte sie und eine Träne lief über ihr Gesicht.

      "¡Sí!", hauchte sie und ihre Stimme bebte: Ja!

      Ferry fiel ein tonnenschwerer Stein vom Herzen. Zärtlich nahm er ihre Hand und

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