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also der Jüngling die Kaiserstochter

       und die Hochzeit dauerte vierzehn Tage; es

       herrschte große Freude in Byzanz, und in der ganzen

       Stadt tat man nichts als essen, trinken und Kurzweil

       treiben.

       Der Kaiser blieb lange fern, als er aber sein Geschäft

       beendet hatte, kehrte er in die Hauptstadt zurück.

       Als er auf zwei Tagereisen herangekommen

       war, kamen ihm Boten aus der Stadt entgegen, die

       fragte er, wie es drinnen stehe. Da sagten sie ihm, daß

       es nichts gebe als Freude und Kurzweil. »Warum

       das?« fragte der Kaiser. »Warum, Herr? Wißt Ihr

       denn das nicht?« »Ich weiß von nichts, so rede doch!«

       Da berichtete der Bote, was sich in der Abwesenheit

       des Kaisers zugetragen habe. Dieser erschrak und

       fragte, wieviel Zeit schon seit der Hochzeit verstrichen

       sei. »Herr,« sagte der Bote, »es ist möglich, daß

       Eure Tochter schon schwanger ist, denn er hat sie

       schon vor mehr als drei Wochen geheiratet.« »Da es

       sich nun einmal so verhält,« versetzte der Kaiser, »so

       müssen wir es hinnehmen, zumal da wir nichts mehr

       daran ändern können.« Und als er in die Stadt kam,

       legte er seine Hände auf das Haupt seiner Kinder und

       segnete sie, dann ließ er seinen Schwiegersohn zum

       Ritter schlagen und vermachte ihm nach seinem Hinscheiden

       sein ganzes Reich.

       Amicus und Amelius

       In einem deutschen Schlosse wurde zur Zeit des Frankenkönigs

       Pippin, einem edlen und frommen Ritter,

       ein Sohn geboren. Weil das Kind ihr einziges war, so

       versprachen die Eltern Gott und dem heiligen Petrus

       und Paulus, sie wollten es in Rom vom Papste taufen

       lassen, wenn sie am Leben blieben. Zur selben Zeit

       hatte der Graf von Antwerpen ein Gesicht während

       der Schwangerschaft seiner Frau, in welchem er sah,

       wie der Heilige Vater in Rom viele Kindlein taufte

       und im Glauben stärkte. Diesen Traum deutete man

       ihm dahin, daß er einen Sohn bekommen werde, den

       er vom Papste taufen lassen müsse. Das Kind wurde

       geboren und mit Sorgfalt auferzogen, als es aber zwei

       Jahre alt war, da trug es sein Vater nach Rom. In der

       Stadt Lucca traf er den deutschen Ritter, welcher zum

       gleichen Zwecke nach Rom zog, und sie taten sich zusammen;

       die Kindlein aber schlossen innige Freundschaft

       und aßen und schliefen miteinander. Die Knaben

       wurden in der Kirche des Heilandes vom Papste

       getauft und der Grafensohn erhielt den Namen Amelius,

       während der Ritterssohn Amicus genannt wurde.

       Nach der heiligen Handlung ließ der Papst zwei mit

       Gold und Edelsteinen verzierte Holzbecher bringen,

       welche einander völlig gleich waren, die gab er den

       Kindern und sprach: »Nehmt diese Gabe zur Erinnerung

       daran, daß ich euch in der Kirche des Heilandes

       getauft habe!« Dann kehrten die Eltern wieder voll

       Freude heim, jeder in sein Land.

       Dem deutschen Ritterssohn gab Gott große Weisheit,

       und als er das Mannesalter erreicht hatte, da raffte

       ein Fieber seinen Vater hinweg. Nach dem Tode

       des Vaters taten ihm seine Neider aus Haß mancherlei

       Unrecht, doch er trug geduldig, was man ihm antat.

       Schließlich trieben sie es so weit, daß sie ihn samt

       seinen Getreuen vom väterlichen Erbe verjagten, und

       er sprach zu seinen Begleitern: »Aus Haß haben mich

       meine Neider von meinem Erbe vertrieben, aber ich

       baue auf die Hilfe Gottes. Gehen wir an den Hof des

       Grafen Amelius, der mein Freund und Gefährte

       wurde. Dieser wird uns mit seiner Habe reich machen.

       Tut er das nicht, so ziehen wir zu Hildegard, der Königin

       und Gattin des Frankenkönigs Karl, welche gewöhnlich

       die Enterbten unterstützt.« Sie begaben sich

       also an den Hof des Grafen, doch sie fanden ihn nicht,

       denn er war nach Deutschland gegangen, um seinen

       Freund über den Tod des Vaters zu trösten. Als der

       Graf denselben nicht antraf, ging er voll Unmut fort

       und beschloß, nicht eher heimzukehren, bis er seinen

       Gefährten Amicus gefunden habe. Ebenso suchte dieser

       seinerseits den Grafen ohne Unterlaß. Dabei kam

       er mit seinen Begleitern in das Haus eines Edelman-

       nes, wo er beherbergt und bewirtet wurde. Der Edelmann

       aber sagte zu den Getreuen des Ritters: »Bleibt

       bei mir, ihr Herren, ich will eurem Herrn um seiner

       großen Weisheit willen meine Tochter geben und

       euch alle will ich reich an Gold und Gut machen.«

       Dieser Rat gefiel ihnen und sie feierten mit großen

       Festen die Hochzeit des Amicus.

       Als sie ein Jahr und ein halbes dort verweilt hatten,

       sprach Amicus zu seinen Getreuen: »Wir haben übel

       gehandelt, daß wir es solange unterlassen haben,

       Amelius zu suchen.« Und er ließ zwei seiner Gefolgsleute

       und seinen Becher zurück und machte sich auf

       gen Paris. Der Graf aber hatte Amicus ohne Unterlaß

       zwei Jahre lang gesucht und zog gleichfalls nach

       Paris. Auf dem Wege dorthin traf er einen Pilger, den

       fragte er nach Amicus, dem Landflüchtigen. Obwohl

       ihm der Pilger keine Auskunft geben konnte, schenkte

       er ihm doch seinen Mantel und bat ihn, für den Erfolg

       seines Suchens zu beten. Am nämlichen Abend traf

       Amicus den Pilger und fragte ihn nach dem Grafensohn

       von Antwerpen. »Spottet Ihr meiner,« sprach da

       der Pilger voll Unmut, »Ihr selbst seid doch Amelius

       und habt mich erst heute nach Eurem Gefährten Amicus

       gefragt!« So ähnlich sahen die Freunde einander.

       Am anderen Morgen war Amelius wieder von Paris

       aufgebrochen und saß mit seinen Rittern in einer blühenden

       Wiese am Seinefluß beim Mahl. Als sie aber

       Amicus mit seinen bewaffneten Begleitern heranreiten

       sahen, da sprangen

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