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feixte sie, „da bist du bisher aber ganz glimpflich davongekommen. Siamesische Zwillinge sind wir ja nicht gerade!“

      Hennos Augen ruhten auf Steffi.

      „Lass uns tanzen“, sagte er plötzlich. „Das heißt natürlich, nur, wenn du nichts dagegen hast, Volker, dass ich dir deine Freundin entführe.“

      „Was soll er denn dagegen haben!“ rief Steffi übermütig und sprang auf. „Ich habe richtig Lust zu tanzen!“

      Lachend legte er ihr die Hand auf den Rücken und führte sie zur Tanzfläche.

      „Soll ich dich auch zum Tanzen auffordern?“ fragte Birgit neckend, denn ihr war nicht entgangen, wie sauertöpfisch Volker ihnen nachblickte. Er schüttelte ärgerlich den Kopf.

      „Erzähl mir lieber noch ein bisschen über die Ziele, die du ins Auge gefasst hast.“

      Inzwischen bewegten Henno und Steffi sich zu heißen Rhythmen. Plötzlich nahm er sie in den Arm.

      „Mir scheint, dein Volker will dich unbedingt von mir fernhalten“, flüsterte er in ihr Ohr

      Verdutzt schaute sie zu ihm hoch.

      „Wieso sollte er das?“

      „Vielleicht kannst du es mir erklären“, versetzte er schelmisch lächelnd.

      Verlegen nagte Steffi an ihrer Unterlippe. Sie wusste nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte. Etwa heraustönen, dass er wahrscheinlich eifersüchtig war? Nein, denn dann hätte sie sich auch eingestehen müssen, dass er mit seinem Empfinden gar nicht so falsch lag. Und das wiederum ging Henno natürlich gar nichts an!

      „Ich glaube, du siehst das falsch“, erwiderte sie schließlich. „Er ist nur nicht so ein Tanzbär und fühlt sich deshalb auf solchen Bällen nicht ganz wohl.“

      „Soso“, grinste er frech und Steffi hatte das Gefühl, er könne bis tief in ihr Inneres sehen.

      Sie spürte, wie abermals eine peinliche Röte ihr Gesicht überzog. Deshalb ging sie wieder auf Abstand zu ihm und konzentrierte sich auf die flotte Musik.

      Nachdem dieser Tanz zu Ende war, kündigte die Band eine Pause an und sie war froh, an den Platz zurück zu können.

      Birgit und Volker waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft über die Schönheiten Südenglands und den Möglichkeiten, die sich da boten. Birgit schaute fröhlich auf, als Henno für Steffi den Stuhl zurechtrückte, sich dann selbst eng neben sie setzte und nach ihrer Hand griff.

      „Volker ist eine echte Bereicherung“, lachte sie, „Er war als Kind schon in Cornwall, Wales und London und kann sich noch an einiges erinnern, was wir unbedingt in unsere Planung mit einbeziehen sollten.“

      Die Diskussion, die dann folgte, war überaus belebend. Volker erzählte einiges von früheren Reisen mit seinen Eltern und Henno ging wieder sehr feinfühlig auf sämtliche Argumente für und wider einzelne Ziele ein. Steffi lehnte sich entspannt zurück und beobachtete die beiden, die im Moment den Eindruck machten, als seien sie immer schon die besten Freunde gewesen. Einmal fing sie Birgits Blick auf, die ihr verschmitzt zuzwinkerte.

      Sie verstanden sich auch ohne Worte: Dieser Abend war ein voller Erfolg!

      Kapitel 16

      Zu Beginn der Semesterferien hatte Birgit noch zwei Wochen Zeit, bis sie Richtung England aufbrechen musste. Steffi blieb deshalb auch länger. Gemeinsam nutzten sie die Zeit, um die Route für den Englandtrip auszuarbeiten.

      Henno hatte seinen Job bei der Baufirma bereits angetreten. Die Arbeit schien ihn ziemlich anzustrengen, denn anfänglich ließ er sich abends kaum blicken. Volker dagegen war ein häufiger Gast und versuchte bei der Planung massiv Einfluss zu nehmen, doch Birgit wies ihn diplomatisch immer wieder zurück, so dass Steffi zum Schluss das Gefühl hatte, wirklich eigenständig mit ihrer Freundin den Reiseverlauf gestaltet zu haben, was sie auch mit einem gewissen Stolz erfüllte.

      Doch in einem Punkt setzte sich Volker durch: Er wollte mit seinem R4 nach England fahren.

      „Dann könntet ihr Henno doch mitnehmen“, schlug Birgit vor. „Wenn ihr das Luftkissenboot von Calais nehmt, bezahlt ihr die Überfahrt nur für das Auto und nicht für die Anzahl der Personen. Das wäre für alle preisgünstiger. Wir mieten das Auto dann von Portsmouth aus, wo wir uns treffen.“

      Dann war es soweit und Birgit musste ihre Reise nach Cornwall antreten. Steffi brachte sie noch zum Bahnhof, bevor sie selbst zu ihren Eltern nach Hause fuhr. Auf dem Bahnsteig verabschiedeten sie sich herzlich, Birgit gespannt, was nun auf sie zukommen würde, Steffi voller Vorfreude auf das Wiedersehen und den gemeinsamen Urlaub.

      Volker war schon einige Tage früher nach Hause gefahren. An Steffis erstem Abend bei den Eltern luden diese ihn zu einem Grillabend ein. Er brachte ihrer Mutter einen wunderschönen Blumenstrauß und ihrem Vater eine edle Flasche Wein mit. Wieder einmal merkte Steffi, wie er ihre Eltern für sich einnahm. Sie hatte das Gefühl, er hätte schon immer zur Familie gehört und sie musste sich eingestehen, dass sie diese Situation genoss. Trotzdem war sie dankbar, als er sich spät am Abend von ihnen verabschiedete und nicht den Anspruch erhob, bei ihr übernachten zu wollen.

      „Ich habe meinem kleinen Bruder versprochen, ihn morgen zu seinem Fußballtraining zu begleiten“, erklärte er lachend. „Das beginnt schon ziemlich früh, und ich will ihn nicht enttäuschen.“

      Steffi begleitete ihn noch bis zum Gartentor, wo er sie liebevoll in den Arm nahm.

      „Übermorgen machen wir irgend was ganz Tolles“, flüsterte er in ihr Haar. „Ich hole dich um elf Uhr ab!“

      Sie winkte ihm noch zum Abschied zu und ging dann zu ihren Eltern zurück. Ihre Mutter saß versonnen lächelnd auf der Veranda.

      „So ein netter Junge“, meinte sie. „Ich habe das Gefühl, er gehört schon seit Ewigkeiten zu unserer Familie.“

      „Tatsächlich?“ murmelte Steffi und fühlte sich plötzlich unwohl.

      Vorsichtig warf sie ihrem Vater einen Blick zu, den dieser mit einem verständnisvollen Lächeln erwiderte.

      „Nun übertreibe mal nicht, meine Liebe“, wandte er sich an seine Frau. „Die beiden sollen erst mal ihre Ausbildung beenden, bevor sie sich mit weitergehenden Gedanken beschäftigen.“

      „Findest du nicht, dass die zwei ganz ausgezeichnet zusammen passen?“ wollte sie wissen.

      „Aber sicher doch. Trotzdem solltest du ihn nicht zu früh als Familienangehörigen betrachten. Du weißt doch: Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“

      „Ich bin müde“, unterbrach Steffi das Geplänkel. „Komm, Mutti, wir räumen noch zusammen das Geschirr weg, dann gehe ich ins Bett.“

      Zwei Tage vor der geplanten Abreise rief Henno an. Zufällig war Steffi selbst am Apparat. Als sie seine Stimme hörte, stieg gleich wieder diese Erregung in ihr auf, die sie sonst stets in seiner Nähe empfand.

      „Ich komme morgen um 15.15 Uhr mit dem Zug an“, verkündete er. „Wäre es vielleicht möglich, dass du mich am Bahnhof abholst?“

      „Natürlich.“ Ihre Stimme klang seltsam heiser.

      „Noch eine Bitte hätte ich. Kannst du mir eine günstige Unterkunft für diese eine Nacht besorgen?“

      „Du kannst doch bei uns übernachten!“ platzte sie heraus, um dann etwas ruhiger fortzufahren, „Wir haben ein riesiges Haus und genug leerstehende Gästezimmer.“

      Er zögerte keine Sekunde.

      „Wenn das möglich ist, sage ich natürlich nicht nein. Also, dann bis morgen. Ich freue mich darauf, dich wiederzusehen.“

      Nachdem er aufgelegt hatte, stand sie noch einige Zeit aufgeregt mit dem Hörer in der Hand neben dem Telefon. Dann atmete sie tief durch und rannte in die großzügige Hausbibliothek,

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