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er leichthin. „Aber vernachlässige nicht deine alten Freunde. Es ist nicht gut, wenn du dich zu sehr an Birgit hängst.“

      „Was willst du denn damit sagen?“ brauste sie auf. „Sie ist immerhin meine beste und älteste Freundin!“

      „Das weiß ich und ich akzeptiere das auch. Doch im Moment geht sie ihre eigenen Wege. Ich weiß nicht, ob es auf Dauer gut für dich ist, wenn du ihretwegen alle anderen aufgibst.“

      „Das will ich doch gar nicht!“

      „Natürlich nicht. Aber dann solltest du ihnen auch nicht ausweichen oder ausflippen, wenn das Gespräch auf Birgit kommt. Es ist doch klar, dass die anderen interessiert, weshalb man sie kaum noch sieht. Immerhin betrachten sie sich als ihre Freunde und haben bisher viel mit ihr zusammen unternommen.“

      Steffi seufzte.

      „Es ist nicht so einfach. Birgit hat Babs gesagt, wer ihr Freund ist, und die möchte – also in unserer Clique soll er nicht noch mal auftauchen. Das ist eine ziemlich dumme Situation.“

      „Frauen verkomplizieren aber auch einiges. Babs soll froh sein, dass sie ihn los ist. Zu ihr hat der Kerl doch gar nicht gepasst.“

      „Verstehst du das wirklich nicht? Sie hatte sich in ihn verliebt und dachte, er erwidert ihre Gefühle.“

      „Nun, vor allem muss Birgit sehen, wie sie weiter damit umgeht. Für sie ist es schwierig, beide Freundeskreise aufrechtzuerhalten. Du hast dagegen die Möglichkeit, mit allen auszukommen. Ich hoffe, du setzt das nicht aufs Spiel.“

      Das Gespräch mit Volker hatte Steffi mehr aufgewühlt als sie sich eingestehen wollte.

      Als sie Birgit mitteilte, dass sie nur bei der Vernissage dabei sein würden, schien diese nicht sehr überrascht zu sein, betonte allerdings, dass sie sich sehr gefreut hätte, wären sie auch bei der anschließenden Fete dabei gewesen.

      „Du bist um deinen Volker zu beneiden“, fügte sie hinzu. „Er ist überall gern gesehen. Henno dagegen scheint die Leute zu polarisieren. Das Schlimme ist, dass ich das sogar verstehen kann. Ich wollte nie einen Mann, der bei anderen Frauen so gut ankommt. Aber ich fühle mich bei ihm einfach …“ Sie suchte nach den richtigen Worten, „ Ja, ich kann sagen, ich fühle mich bei ihm wohl.“

      „Er zeigt dir ja, wie wichtig du ihm bist. Ich glaube, ihr passt gut zusammen.“

      „Glaubst du das wirklich? Du musst wissen, er verlangt mir auch ziemlich viel ab. Ich frage mich schon manchmal, ob er es wert ist und ich das Richtige tue. Er ist ganz bestimmt kein einfacher Mensch.“

      Steffi wurde hellhörig. Zum ersten Mal merkte sie, wie sehr Birgit unter der Situation litt. Tröstend nahm sie sie in den Arm.

      „Er will mit dir zusammensein und nicht mit sonst jemandem“, sagte sie, „darum werden dich vielleicht einige beneiden. Aber wenn du glücklich mit ihm bist, kann es doch nicht falsch sein.“

      In diesem Moment war sie dankbar, dass Volker sie nicht in solche Konflikte stürzte und von allen gemocht wurde. Und auf gar keinen Fall sollte Birgit je erfahren, dass sie ebenfalls zu denen gehörte, die sie um Henno beneideten.

      Diese schob sie zurück und lächelte ein bisschen wehmütig.

      „Ach, Steffi, du bist und bleibst eine hoffnungslose Romantikerin. Ich hoffe, du wirst nie enttäuscht!“

      Kapitel 14

      Bis zum 30. waren es nur knapp zwei Wochen. Steffi sah Birgit in dieser Zeit nur selten, und dann meist auch nur kurz. Viele Nächte verbrachte sie nicht in ihrem Zimmer. Dafür war Volker ein häufiger Gast bei Steffi. Er schleppte sie mit Vorliebe in die Studiosusklause, wo meist ein Großteil der Clique anwesend war. Auch Babs war regelmäßig da und wirkte burschikos wie immer. Allerdings hatte Steffi das Gefühl, sie suche sich immer einen Platz möglichst weit weg von ihr. Zu einem weiteren Gespräch kam es nicht mehr zwischen ihnen.

      Dass Birgit sich die ganze Zeit nicht sehen ließ, wurde anfänglich noch kommentiert, doch mit der Zeit war es keine Bemerkung mehr wert. Steffi war froh darüber, dass sie nicht mehr auf das Thema angesprochen wurde, doch so richtig wohl fühlte sie sich nicht dabei. Mit Erstaunen verfolgte sie dagegen, wie Volker zunehmend unentbehrlich zu sein schien in dieser Gruppe, wie er inmitten ihrer Freunde regelrecht auflebte und ein äußerst interessanter Mitunterhalter war. Die Gespräche selbst fand sie eher flach, es wurde halt herumgealbert und das Leben von seiner leichten Seite beleuchtet.

      Je näher der letzte Apriltag kam, desto kribbeliger wurde sie. Sie schalt sich selbst eine alberne Kuh. Was war denn schon dabei, sich einige Bilder anzuschauen? Doch es half nichts. Die Tatsache, dass sie Henno wieder sehen würde, machte sie nervös.

      Am Abend davor kam sie mit Volker aus der Studiosusklause, als Birgit gerade mit einer Menge Büchern bepackt aus dem alten BMW stieg. Henno hatte sie nach Hause gebracht, fuhr aber gleich weiter. Im Vorbeifahren hob er kurz die Hand zum Gruß. Gemeinsam gingen sie ins Haus.

      „Ich habe mich noch mit Lesestoff aus der Uni-Bibliothek eingedeckt“, meinte Birgit. „Morgen früh muss ich dringend was für mein Sportseminar tun.“

      Bevor sie in ihrem eigenen Zimmer verschwand, vergewisserte sie sich noch einmal:

      „Das klappt doch morgen bei euch?“

      „Natürlich“, beeilte Steffi sich sagen. „Wir freuen uns auch schon.“

      „Gut. Dann hätte ich noch eine Bitte. Kann ich mit euch fahren? Olaf braucht das Auto morgen dringend, weil er noch einiges vorbereiten muss, und Henno will ihm dabei helfen. Deshalb wäre es ungeschickt, wenn er mich auch noch abholen müsste.“

      „Das ist doch selbstverständlich. Dann kannst du uns den Weg weisen.“

      „Alles klar. Ich wünsche euch eine Gute Nacht!“

      Volker folgte Steffi in ihr Zimmer.

      „Ich bin gespannt, was uns da so geboten wird“, meinte er und streckte sich auf ihrem Bett aus. „Allerdings glaube ich, mit diesem Mischprogramm tun wir genau das Richtige. Zuerst die Muse, dann der Spaß.“

      Steffi wollte darauf nichts erwidern. Sie zog sich langsam aus und kuschelte sich in seinen Arm. Doch so sehr sie sich auch dagegen wehrte – ihre Gedanken waren schon wieder bei jemand anderem.

      Am nächsten Morgen schliefen sie richtig aus und frühstückten dann gemeinsam. Anschließend fuhr Volker zu seinem Zimmer, da er ebenfalls noch einiges aufarbeiten wollte.

      „So um drei Uhr bin ich wieder bei dir, mein Schatz. Ich bringe ein paar Stückchen Kuchen mit vom Bäcker. Dann können wir noch gemütlich Kaffee trinken. Birgit kann sicher auch eine Stärkung gebrauchen, bevor es losgeht.“

      Steffi umarmte ihn und gab ihm einen zärtlichen Kuss.

      „Ich werde ihr Bescheid geben. Toll, dass du an so etwas denkst.“

      Als er weg war, klopfte sie bei Birgit an. Sie saß tatsächlich am Schreibtisch und war voll konzentriert.

      „Ich wollte dich nicht stören. Aber gegen drei gibt`s Kaffee und Kuchen. Magst du dann rüber kommen?“

      „Oh, danke für die Einladung. Bis dahin raucht mir bestimmt der Kopf. Ich komme gerne.“

      Steffi zog sich zurück und beschloss, ebenfalls ihre Unterlagen und Notizen der letzten Woche zu sichten. Doch irgendwie konnte sie sich nicht konzentrieren. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab und landeten zwangsläufig bei der Begegnung, die am Spätnachmittag unweigerlich stattfinden würde. Ihr Herz klopfte und sie fragte sich, ob sie sich überhaupt normal benehmen könnte. Was würde für ein Gespräch stattfinden? Ob es nur um die Kunst ginge? Hoffentlich würde sie ganz cool bleiben. Das Beste wäre sicherlich, nicht von Volkers Seite zu weichen und zu demonstrieren, wie glücklich sie mit ihm war. Und das war sie doch auch!

      Schließlich ging sie zum Kleiderschrank und überlegte, was sie am sinnvollsten anziehen

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