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entzog sich seiner Berührung und legte ihre Hände in den Schoß, sie löste ihren Blick und sah zu Boden.

      "Es war eine Art Übertragung – er sprach mit mir – ganz normal und Vater schien in Gefahr zu sein."

      "In Gefahr?!" Bagatosh rutschte nervös auf seinem Stuhl.

      Ela nickte, ihr Mund war jetzt ganz klein.

      Der Assassine konnte den Blick von ihren Lippen nicht loseisen – er ermahnte sich innerlich den Blick abzuwenden, bevor sein gesteigertes Interesse auffiel.

      "Ich glaube sie wurden angegriffen."

      Das klang plausibel – die Syders waren in Bewegung – vor nicht allzu langer Zeit, verrotteten sie noch untätig in der Talwar – Wüste, nahe der südlichen Schädelplatte, doch wie auf einen unsichtbaren Befehl hin setzte sich dieser Alptraum in Bewegung. Jenseits des Meeres begannen sie einen unerwarteten Kreuzzug gegen die Menschheit. Städte brannten, unzählige Menschen flohen daraufhin nach Friedstatt.

      "Und wie soll ich helfen?" Die Pfeifen verklangen, ein tosender Applaus brandete durch die Wirtsstube.

      "Ich brauche ein paar Männer – und ich meine Männer, entschlossene Haudegen. Ich will dort hin, in die Wüste und meinen Vater suchen."

      Bagatosh staunte nicht schlecht, nervös tippelte er mit seinen Fingern auf dem Tisch vor sich.

      Es fiel ihm schwer sich überhaupt noch zu konzentrieren.

      Ein Lächeln huschte über sein Gesicht – die Frau imponierte ihn. Nun, wenn Blutwälz sie schätzte, musste sie zwangsläufig ein besonderer Charakter sein.

      "Und die Bezahlung?" Es rutschte ihm so raus – es war ziemlich oberflächlich gewiss, aber er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.

      "Nun.." , der Schmollmund war verschwunden – ihre Laune ließ merklich nach, "Gut, das habe ich jetzt nicht erwartet."

      Manchmal war es einfach besser – den Rausch zu genießen und einfach die Klappe zu halten.

      "Nun, ich habe einige Ersparnisse und alles, was wir auf unserer Reise finden, gehört wohl uns."

      Bagatosh nickte nur. So einige Namen fielen ihm spontan ein.

      Ela bat ihn noch weitere Männer zu rekrutieren – in ein paar Wochen sollte es losgehen. Warum hatte er den Auftrag angenommen? Es war unweigerlich ein Himmelfahrtskommando, das stand schon mal fest.

      Fliehen – seine Situation war unübersichtlich. Täglich stellte ihm jemand nach – und trachtete ganz unverblümt nach seinem Leben. Der Zwerg war insoweit eingeweiht, doch was sollte er tun? Eine Belohnung war zur Hälfte ausgezahlt, aber niemand traute sich an den Truchsess heran, man munkelte er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und das glaubte Bagatosh allmählich auch.

      Er wurde vom Jäger zum Gejagten – Hundedreck! Das wäre auf Dauer keine Zukunftsperspektive und kein wirklicher Anreiz zu bleiben.

      Bagatosh sah hinauf – es war sternenklar.

      Dumpf hörte er die letzten Gesänge aus der Taverne klingen. Er schritt langsam bergab. Die Mauern leuchteten bleich, so mondbeschienen wie sie waren – es war schon eine tolle Stadt – wollte er wirklich schon wieder raus, raus aus den schützenden Mauern? Schützende Mauern – Baga grinste sich eins.

      Eine Frage bewegte ihn – konnte es tatsächlich möglich sein, dass jemand diese Qualen über gut dreißig Jahre erlitt und dabei seine Seele unversehrt blieb?

      Er war sich nicht sicher – daher räumte er sich, ganz untypisch seiner Natur, eine Bedenkzeit ein. Wollte er tatsächlich mit dieser Frau und – vielleicht einer handverlesenen Schar da hinaus? Sein Blick wanderte zur mächtigen Stadtmauer, das Banner der Stadt, grüner Grund und die Drei goldenen V´s waren gut sichtbar umschlossen von einem Kreis, der die Stadtmauer repräsentierte. Vera, Volare – warum benutzte die Stadt elbische Worte? Worte des alten Volkes?

      Bagatosh hegte berechtigte Zweifel. Der Assassine war unseins mit sich. Er lebte gerade einmal ein Jahr in Friedstatt . Er war froh seine persönliche Flucht so ungeschoren überlebt zu haben – gut, neue Probleme taten sich in jüngster Vergangenheit auf und sicherlich würde die schwarze Gilde nach einer Neuordnung und Reformation, sich seiner wenig glorreichen Taten erinnern, aber das würde noch sehr lange dauern – hoffte er jedenfalls inständig.

      Ihm ging es gut und das war ein seltener Umstand. Er genoss die Stadt und seine Stellung – warum sollte er sie für so ein Himmelfahrtskommando aufs Spiel setzen? Wegen der schönen Augen?

      Diese Frau war wirklich eine Schönheit und kultiviert noch dazu, besaß sie einen gewissen naiven Charme, der ihn unweigerlich faszinierte.

      Bagatosh stützte sich gerade an einer niedrigen Mauer ab. Beiläufig bemerkte er das Funkeln einer Rüstung. War das nicht…?

      "Nun, wir kennen uns – oder?"

      Bagatosh sah auf, tatsächlich, es war Trischaa der Obman, der Großmeister dieser verpissten Inquisition höchstselbst.

      Ehe er sich fing und etwas erwidern konnte, bekam Bagatosh auch schon einen groben Schlag auf den Kopf. Er beobachtete noch im halbbewussten Fallen, wie sein Turban über den Asphalt rollte und in einer Böschung gegenüber verschwand.

      Ein goldener Fisch

      Kreto saß auf einem Felsen. Sein Blick hing am Horizont zwischen Himmel und Meer fest. Einige verwaiste Blitze funkelten durch den granitgrauen Wolkenbalken, der sich an diesem verregneten Morgen, schwer auf das schwarzgetönte Meer gelegt hatte. Die Brandung war still und leise. Nur zaghaft leckten die salzigen Wasserzungen über den feinen Kies zu seinen Füßen. Es war kalt. Triate watschelte ungelenk zum Rand des stillen Wassers. Kreto ließ seinen missgestalteten Helfer nicht aus den Augen. Angeschwemmt aus dem Nichts – Fragen? Fragen hatte der alte Fischer nicht. Nur dankbar war er für den unerwarteten Zuwachs aus dem Meer – so stellte er auch keine unnützen Fragen über Herkunft oder Motivation. Der Kleine war eh ausgesprochen schweigsam, ähnlich wie das Meer, das er so liebte.

      In der Zwischenzeit war er kein Neuling mehr, trotz allem gab es immer wieder Anlass zur Sorge. Besonders wenn das Meer aufgebracht wütete und schnaubte – da ging so ein kleiner Kerl schon mal gerne über die Reling seines kleinen Bootes. Es war Zeit aufzubrechen, das Unwetter schien in angemessener Zurückhaltung an ihnen vorbeizuziehen.

      Das Boot schwamm in einem spiegelglatten Nebelmeer.

      Triate saß am Bug und wartete gespannt. Kreto warf in gewohnter Manier seinen Beutel, angefüllt mit Fischresten, über Bord. Sofort versank der Köder an Ort und Stelle. Triate blickte durch sein Sichtgerät, das aus nichts anderem als einer alten Holzkiste mit eingesetzter Scheibe bestand.

      Die Glasfläche tauchte er vorsichtig ins Wasser, nahe der Oberfläche harrte sein Blick aus. Das Wasser war klar und so konnte er den Beutel auf seiner Reise hinunter zu den Fischen gut beobachten. Kreto saß in der Mitte des Bootes mit dem Netz in der Hand und wartete gespannt auf ein Zeichen seines Helfers. Triate hob seinen kurzen Arm, der in einer fingerlosen Masse endete. Der Arm fiel und mit ihm das Netz. Triate griff hastig hinter sich und nahm einen weiteren Futterbeutel zur Hand. Das Netz senkte sich träge herab, es öffnete sich und sah jetzt aus wie ein schwebender, umgekehrter Luftballon, der schwerelos hinab glitt. Es ähnelte einer gigantischen Qualle, die majestätisch in die Tiefe sank.

      Auf ein Zeichen von Kreto warf Triate den zweiten Beutel. Fische schwärmten, wie erhofft, heran und näherten sich der lautlos gleitenden Falle. Der gut gefüllte Beutel, schneller als das Netz – senkte sich genau in die Mitte und näherte sich langsam dem Netzboden. Der Schwarm umrundete das Maschengeflecht einen Moment, doch der entströmende Geruch veranlasste einen Fisch nach dem anderen, dem Futterbeutel, der eine lange gelbe Fahne nach sich zog, hypnotisiert zu folgen. So landeten sie allesamt, ein Fisch nach dem anderen, genau in der Mitte des Netzes.

      Triate gab erneut ein Zeichen, er starrte immer noch durch seinen Sichtkasten in die Tiefe. Kreto zog die Seile

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