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von denen Karo nicht einmal die Hälfte glaubte.

      Die meiste Zeit aber schaute Karo, dass er an der Seite von Walda arbeiten konnte. Zum einen verstand er sich mit dem traurigen Fremdling bestens, zum andern musste er in Gesprächen mit ihm nicht derart aufpassen, sich zu verplappern, denn Walda hatte schnell einmal gemerkt, dass es Karo und Matu ernst war mit ihrem Plan. Ausserdem war Walda fast ein Jahr auf Wanderschaft gewesen. Niemand wusste besser, welche Ausrüstung für solch ein Unternehmen nötig war.

      Mit Matu hatte er in diesen Tagen wenig zu tun, denn dieser liess keine Gelegenheit verstreichen, neben Vira zu arbeiten. Die ganze Zeit steckten die beiden die Köpfe zusammen, flüsterten und kicherten. Die anderen Jungen im Dorf machten schon dumme Sprüche, aber das schien die beiden nicht zu stören. Zwischendurch versuchte Karo immer wieder, die Konzentration seines Freundes auf die bevorstehende Aufgabe zu lenken, und meistens hielt das dann auch eine oder zwei Handbreit lang an, doch sobald Vira in der Nähe auftauchte, waren die guten Vorsätze wieder vergessen.

      So war es weitgehend Karo allein, der die Reise vorbereitete. Abends, wenn die andern todmüde am grossen Feuer auf dem Dorfplatz beisammen sassen, schlich er jeweils davon und stahl im Lagerhaus die Ausrüstung zusammen, die er für nötig hielt. Das meiste davon konnte das Dorf problemlos entbehren: überzählige Felle gegen die Nachtkälte, Töpfe, die nicht mehr gebraucht wurden, seit die Zahl der Dorfbewohner ständig schrumpfte, eine Axt, eine alte Säge, Zunder, Kienspäne, Feuersteine und ein Feuerbrett, Kerzen und so weiter. All das versteckte er in einer kleinen Höhle nahe der Nachtkoppel und tarnte es sorgfältig mit Zweigen. Am meisten Skrupel hatte er, als er sich an den Lebensmitteln vergriff. Doch er beruhigte sein Gewissen mit dem Gedanken, dass sie auch essen mussten, wenn sie hier blieben. Trotzdem hielt er sich zurück. Sie würden halt unterwegs ein paar Mal Halt machen müssen, um zu jagen.

      Als nach zehn Tagen alle Äcker bestellt waren, besprach sich Karo mit seinen Eltern und ging danach in den Wald. Sein Weg führte ihn auf die lang gezogene Hügelkette, die sich vom Dorf in Richtung Osten erhob. Im Halbschatten des Waldes war es angenehm kühl. Vögel zwitscherten, und Karo blieb lange stehen, um ein Eichelhäherpaar beim Nestbau zu beobachten. Durch die weit stehenden Bäume sah er hoch am Himmel einen Bussard träge seine Runden drehen. Dann hatte er den Grat erreicht und folgte ihm, bis er immer schroffer und felsiger wurde.

      Hier fand er, was er gesucht hatte. An einer Stelle, die von einem Sturm vor Jahren leergefegt worden war, standen viele junge Eschen dicht an dicht. Er entschied sich für eine gedrungene, aber gerade gewachsene mit einem Stamm so dick wie sein Handgelenk, grub sie aus und trug sie heim.

      Am Nachmittag gingen sie alle in den Ahnenwald. Vor dem Grabhügel von Saro blieben sie stehen. Die anderen Grabhügel des letzten Winters waren noch leer. Karos Vater hob ein Loch aus, und gemeinsam setzten sie die Esche. Dann stellten sie sich im Kreis um den Baum auf. Es fielen keine Worte, aber in diesem Moment waren sie sich so nahe wie nie. Seine Mutter, Vira und Hako weinten, und auch seinem Vater stand das Wasser in den Augen. Nur der kleine Kiri verstand nicht recht, was hier passierte und wurde zappelig. Karo spürte, wie sich in seinem Bauch Hitze breit machte. Wie ein Stück Glut stieg sie in ihm empor und blieb ihm im Hals stecken. Dann überwand sie auch dieses Hindernis, und ihm entfuhr ein lautes Schluchzen. Die Tränen schossen ihm in die Augen, und dann machte er etwas, was er schon lange nicht mehr gemacht hatte. Er warf sich seiner Mutter um den Hals und begann hemmungslos zu weinen.

      Lange Zeit standen sie so da, in wortlose Trauer gehüllt. Dann wischte sich sein Vater mit dem Handrücken über die Augen, trat vor und umfasste den Stamm. „Gute Reise“, flüsterte er, dann wandte er sich ab und ging weg. Die ganze Familie tat es ihm gleich, und jeder fand seine eigenen Abschiedsworte. Als seine Mutter vortrat, hielt sie die Fuchsfellmütze, die sie Saro erst vor wenigen Monden genäht hatte, zwischen den Fingern. Sie hatte sich so sehr für seine Genesung eingesetzt, und diese Mütze war für sie das sichtbare Symbol all ihrer Bemühungen um sein Leben. Sie hob an, etwas zu sagen, brach in Schluchzen aus und legte die Mütze wortlos auf das Grab. Dann warf sie sich weinend in die Arme ihres Mannes.

      Karo entbot seinem Bruder den Gruss als letzter der Familie: „Gib mir Kraft.“ Dann drehte auch er sich um und ging.

      In respektvollem Abstand hatte sich das halbe Dorf im Wald versammelt. Alle, die sich der Familie von Karo nah fühlten, waren gekommen. Jetzt trat einer nach dem anderen vor, legte die Hand an den Stamm, flüsterte ein paar Worte und ging zurück ins Dorf.

      Karo war schon fast am Nordtor angelangt, als er hinter sich eilige Schritte vernahm. Es war Walda. Ein Stück gingen sie schweigend nebeneinander her. Dann sagte Walda: „Das sein gutes Dorf. Aber nicht mein Dorf. Ich mitkommen und suchen neues Land.“

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