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      „Oh.“

      „Genau. Ohhhhhhh.“ Das Oh ziehe ich ganz besonders lang.

      „Man kann sich nicht aussuchen in wen man sich verliebt und mit Bettina, das ist doch schon Monate her.“

      „Trotzdem. Ich weiß nicht, ob ich so sein kann, wie es für sie gut ist. Sie ist ein ganz außergewöhnliches Mädchen, intelligent, schön und…“

      „Und du bist ordentlich in sie verliebt mein Sohn“, unterbricht sie mich.

      „Ja und sie ist…“ Ich schließe meine Augen, ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so ein Gespräch mit meiner Mutter geführt habe.

      „Was denn?“, fragt sie mich gespannt.

      „Jungfrau.“

      Sie lacht ein bisschen, wird dann aber gleich wieder ernst. „Wie alt ist sie denn?“

      „Keine Sorge, fast Neunzehn.“

      „Das ist in der Tat außergewöhnlich.“

      Ich nicke.

      „Wann hast du denn deine Meinung geändert?“

      „Was meinst du denn?“, frage ich sie.

      „Wann ist dir bewusst geworden, dass du sie besser nicht stehen lassen hättest sollen?“

      „Ziemlich schnell.“

      Sie streicht erneut durch meine Haare. „Wenn du wirklich in sie verliebt bist, dann würde ich vorschlagen, nimm mein Auto, fahr los und versuche zu retten was noch zu retten ist.“

      „Ich bin aber ein Scheißfeigling.“

      „Sagt sie?“

      „Ja und sie hat recht.“

      Mama schmunzelt. „Beweise ihr das Gegenteil.“

      Ich zucke mit den Schultern, sie steht auf, bleibt aber noch einmal stehen. „Du meinst es ernst? Ich meine wenn sie noch Jungfrau ist, dann solltest du es wirklich ernst meinen.“

      „Ja verdammte Scheiße.“

      Sie zieht ihre Augenbrauen hoch.

      „Entschuldigung. Ja, ich meine es ernst.“

      Sie lächelt wieder. „Du machst das schon.“

      Ich konnte auch die vergangene Nacht wieder kaum schlafen, vor allem weil ich über Mamas Worte nachgedacht habe. Ich werde Lexi beweisen, dass ich kein Feigling bin. Keine Ahnung was alle an der Liebe so schön finden, ich finde es bislang nur schmerzhaft. Nichts läuft in den letzten Tagen so wie ich es gewohnt bin. Das muss jetzt aufhören. Darum sitze ich kurz nach sieben Uhr morgens bereits im Wagen auf der Autobahn Richtung Graz, und das an einem Samstagmorgen. Da komme ich normalerweise gerade einmal nach Hause. Was ich tun werde um mich bei Lexi zu entschuldigen weiß ich allerdings noch immer nicht so genau. Ich kann wohl schlecht einfach hingehen und an ihre Haustüre klopfen. Ihr Vater wird mir den Hals umdrehen. Wenn es um Lexi geht, ist er nicht zum Spaßen aufgelegt. Das habe ich die wenigen Tage die ich mit Bettina dort war gemerkt. Sie ist sein Mädchen. Jetzt verstehe ich das noch ein bisschen besser als damals, obwohl ich sie schon vor einem halben Jahr ziemlich mochte. Nein, ich mochte sie nicht, ehrlich gesagt war ich schon in sie verliebt, als ich sie zum ersten Mal sah. Ist so. Was soll ich machen. Kurz bevor ich Graz erreiche, bleibe ich noch einmal stehen und trinke einen Kaffee. Ich ziehe mein Handy aus der Tasche und versuche sie anzurufen. Natürlich hebt sie nicht ab. Ich seufze. Auch wenn es wahrscheinlich nichts bringt, tippe ich schnell eine Nachricht.

       Ja ich bin ein Scheißfeigling und ein Arschloch, aber bitte gib mir eine Chance mit dir zu sprechen. BITTE. Es tut mir leid. Tobias.

      Diese Nachricht zu schreiben, fühlt sich ein bisschen an, als würde man mir meine Eier abschneiden, aber ich fürchte, das habe ich verdient. Aber auch darauf reagiert sie nicht.

      „Ja…du bist eben ein schlaues Mädchen…“, murmle ich für mich selbst. Dann steige ich wieder in den Wagen und fahre wenig später ihre Wohnstraße entlang. Ich bleibe so vor dem Haus stehen, dass ich auf das Haus sehen kann, aber nicht weiter auffallen werde, da hier immer Autos parken, weil hier eine Bushaltestelle ist. Es ist kurz nach zehn Uhr. Ich warte und warte und überlege was ich tun könnte, aber da ich ein Scheißfeigling bin, traue ich mich nicht einfach so anzuläuten. Nach zweiundfünfzig Minuten fährt plötzlich ihre Mutter an mir vorbei und biegt in die Einfahrt des Hauses ein. Ich versinke fast hinter dem Steuer. Hinter ihr schließt sich wieder das automatische Tor. Ich atme durch. Feigling. Ich krame im Handschuhfach nach einem Stück Traubenzucker, normalerweise hat meine Mutter immer einen da drinnen, heute finde ich nur einen Kaugummi. Gerade als ich wieder aufsehe, schiebt Lexi ihr Fahrrad hinaus auf den Gehweg. Mein Herz beginnt zu klopfen und rutscht mir fast in die Hose. Sie ist so schön…Sie steigt auf und tritt los. Kurz überlege ich, atme durch und springe dann aus dem Auto.

      „Lexi!“, rufe ich ihr hinterher.

      Sie dreht sich kurz um, bremst abrupt ab, was ordentlich quietscht und sieht mich an. Ich bin schon fast bei ihr. Besonders glücklich mich zu sehen scheint sie nicht zu sein, aber etwas anderes habe ich auch nicht erwartet.

      „Hau ab!“, sagt sie nicht besonders leise, aber ziemlich bestimmt. Ich bleibe stehen.

      „Bitte, gib mir fünf Minuten.“

      Sie schüttelt den Kopf. „Ich gebe dir nicht einmal fünf Sekunden.“

      Dann steigt sie wieder auf und tritt los. Ich dachte sie wäre nicht sportlich, aber heute sieht das anders aus. Ich gebe es auf ihr hinterher zu laufen. Mit dem Tempo das sie vorlegt komme ich ihr nie nach. Darum laufe ich zurück zum Auto und fahre ihr nach. An der Kreuzung habe ich sie eingeholt, denn sie musste an der roten Ampel halten. Ich lasse die Scheibe hinunter.

      „Bitte Lexi. Es tut mir leid. Ich möchte es dir erklären.“

      Mehr kann ich nicht sagen, denn es wird grün und sie strampelt weiter. Da sie eine ziemliche Harakiri Fahrt an den Tag legt um mich offensichtlich abzuhängen, lasse ich die Verfolgungsjagd, ich möchte nicht, dass ihr deshalb noch etwas passiert. Ich beschließe wieder zurück an meinen Übersichtsplatz vor dem Haus der Hofbauers zu fahren. Dort warte ich ziemlich lange. Sogar sehr lange. Es ist schon später Nachmittag und außerdem recht warm, bis sie wieder auftaucht. Ich bin verschwitzt und stinke vermutlich, aber das kann ich jetzt nicht ändern. Schnell springe ich wieder aus dem Auto und laufe ihr entgegen. Sie steigt vom Fahrrad ab, schiebt es aber zielstrebig weiter.

      „Sag mal spinnst du? Du sollst abhauen! Hör auf mich zu stalken!“, pfaucht sie sehr energisch.

      „Ich gehe erst, wenn du mir zugehört hast“, entgegne ich fest entschlossen ihr jetzt alles zu erklären.

      „Ich wüsste nicht, was wir noch zu bereden hätten.“

      „Jede Menge, bleib bitte stehen“, flehe ich, als wir schon fast am Gartentor angekommen sind.

      Sie bleibt wirklich stehen und sieht mich an, dieser Blick…Es sticht wieder in meinem Herzen.

      „Hau ab Tobias. Ganz schnell und für immer.“ Ihre Stimme ist leise und ein bisschen zittrig.

      Dann dreht sie sich weg und geht durch das Gartentor das sie mit Schwung hinter sich zuwirft. Mist…Ich habe sie wirklich ordentlich beleidigt.

      „Ich gehe nicht“, rufe ich ihr nach.

      „Du kannst ja gerne an die Türe klingeln wenn du den Mut dazu aufbringst“, sagt sie etwas höhnisch, ohne sich noch einmal umzudrehen.

      Ich stehe wie versteinert da. Könnte ich machen, wenn ich nicht zu feige dazu wäre. Sie verschwindet im Haus. Seufzend drehe ich mich um und gehe zurück zum Auto. Ich stopfe mir noch einen Kaugummi in den Mund, ich habe das Gefühl sonst an Unterzuckerung zu sterben. Nervös klopfe ich auf meinen Oberschenkel. Nachdenken Tobias. Du musst nachdenken. Ich hatte viele Mädchen. Manche länger, manche

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