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„Sitzt in Vernehmungsraum eins“, antwortete Ben. „Ok, ich geh rein, kommst du mit?“ Sie sah ihn fragend an. „Klar, komm ich mit!“ Ben hielt ihr die Tür zum Vernehmungsraum auf und trat nach ihr ein. Sie setzten sich der Zeugin gegenüber. Magda schlug ihre Kladde auf, während Ben den Recorder einschaltete.

      „Guten Tag, mein Name ist Magda Wild und hier ist mein Kollege Ben Lieb.“ Die Frau murmelte leise ein „Guten Morgen!“ Magda sah wieder in ihre Aufzeichnungen. „Sie sind Frau Veronika Wirzel, aus Bad König?“ Die Frau nickte und sagte: „Ich bin die Frau des Caféhausbesitzer Wirzel, also vom Caféhaus Wirzel und wir wohnen direkt über dem Laden und Café!“ Magda, die einem Cafébesuch mit Torte nie abgeneigt war, lächelte sie freundlich an. „Dann erzählen sie mal ganz von vorne, wie ihr Vormittag abgelaufen ist!“ Die Frau räusperte sich nervös. „Also ich bin ziemlich früh losgelaufen, so um sechs Uhr, damit ich rechtzeitig wieder zurück gewesen wäre.“ Ben unterbrach sie freundlich: „Sie sind also von wo losgelaufen?“ „Na vom Bäckerladen, von unserer Wohnung aus“, erklärte die Frau und sah von Ben zu Magda. „Sie sind also vom Bäckerladen wohin gestartet?“, wollte Magda ruhig wissen. „Ich bin geradeaus die Straße runtergelaufen, in Richtung See, so wie immer“, begann die Frau zögernd. „Dann lief ich meine erste Runde um den kleineren See und bin dann in den Weg zum großen See eingebogen.“ Sie sah von einem zum anderen. „Das mach ich immer so.“ Magda nickte ihr freundlich und ermunternd zu. „Aber als ich so vor mich hingelaufen bin, wobei ich immerzu auf den Boden geschaut habe, um nicht in Entenkacke zu treten, fiel mir plötzlich ein Schuh, oder besser gesagt, ein Bein mit einem Fuß und Schuh daran, ins Auge.“ Sie schüttelte erregt den Kopf. „Da musste ich automatisch auf den Mann schauen und als ich ihn ansah, bemerkte ich erst nach einer Weile, dass er tot war und die Kehle, dass die Kehle“ sie schluchzte bei der Erinnerung daran auf und schüttelte sich heftig, - „dass die aufgeschnitten war!“ Nun weinte sie richtig los. Ben schob ihr ein Päckchen Papiertaschentücher zu und Magda klopfte ihr unbeholfen auf den Rücken. „Als ich, als ich“, stotterte sie langsam weiter. „Als ich dann bemerkte, dass er tot war, hat mein Hirn ausgesetzt irgendwie und auf einmal schrie jemand ganz laut. Erst nach einer Weile habe ich gemerkt, dass ich das selber war, die so geschrien hat!“

      „Das kann ich gut verstehen“, meinte Magda mitfühlend. Veronika sah dankbar auf. „Dann kam irgendwann jemand, nahm sein Handy und rief die Polizei an. Ich war wie gelähmt und nicht in der Lage dazu!“ Die Frau schluchzte erneut. „Da kam jemand? Wissen sie wer das war?“ Die Frau schluchzte weiter. „Ich weiß nicht, wer das war. Er trug dunkle Kleidung, Joggingzeug, glaube ich und als er die Polizei angerufen hatte, sagte er, dass er zur Arbeit müsse und ist gegangen.“ „Schade“, machte Magda tröstend und tätschelte ihr freundlich die Hand. „Jetzt ist es ja vorbei und sie sind bei uns – alles ist gut!“ Sie nahm ihr Handy in die Hand und rief Eddie an. „Eddie, bitte versuch mal die Nummer des Anrufers herauszufinden, der bei der Polizei den Mord heute früh gemeldet hat!“ Sie lauschte. „Hast du schon? Und?“ Sie horchte angestrengt. „Mist!“, sie sah Ben und die Frau an. „Es war eine anonyme Nummer, also wahrscheinlich ein Prepaid-Handy.“ Der Frau sprangen die Tränen aus den Augen. „Das muss aber doch nichts heißen, oder?“ Magda sah sie bittend an. "Wären sie so freundlich und würden mit unserem Eddie ein Phantombild des Anrufers erstellen?" Die Frau sah sie erschrocken an. "Meinen sie denn, das könnte der Mörder gewesen sein? Und ich hab mit ihm gesprochen?" Sie schüttelte sich wieder. "Klar mach ich das!" Sie begann wieder zu weinen. „Der Mann ist tot und ich werde das Gefühl nicht los, dass ich ihn kenne!“ Aufmerkend sah Magda sie an: „Aber sie wissen nicht, wer es sein könnte?“ Die Frau schüttelte mutlos den Kopf. „Vielleicht fällt es ihnen ja wieder ein“, meinte Ben freundlich und reichte ihr noch ein Papiertaschentuch. „Hier haben sie eine Karte von uns. Sie können gerne jederzeit anrufen.“ Magda wandte sich noch einmal an sie. „Ist ihnen vielleicht sonst noch etwas eingefallen? Oder jemand begegnet auf ihrem Weg?“ Die Frau sah mit verzweifeltem Gesichtsausdruck auf. „Nein, leider nicht, nur der Mann mit dem Handy! Das isses ja, morgens schau ich nur auf den Boden, damit ich nicht in Enten- oder Gänsekacke trete. Wissen sie, ich hab so eine Stirnlampe, die auf den Boden leuchtet.“ „Verständlich“, sagte Magda trocken und schloss ihre Aufzeichnungen. „Ich denke, ich kann es ihnen sagen – bei dem Mann handelt es sich um Bertie Vogt – also eigentlich Adalbert. Wir haben seinen Ausweis gefunden.“ “Was?!“, fuhr die Frau aus ihrer zusammengesunkenen Haltung auf. „Der Bertie kommt jeden Tag in unsere Bäckerei und ist ein ganz Lieber!“ Sie schluchzte auf. „Beruhigen sie sich“, meinte Magda wenig hilfreich. „War er denn ein sehr unangenehmer Mensch?“ Die Frau blinzelte die Tränen aus den Augen. „Wo denken sie hin! Der Bertie war ein ganz Lieber und hätte niemals jemand anderem etwas zuleide tun können.“ Die Kommissare nickten verständnisvoll. „Dann werden wir jetzt sofort alles Menschenmögliche tun, um den gemeinen Mörder zu fassen und unwiederbringlich hinter Gitter zu bringen!“ Ruhig sah ihr Magda in die Augen und bekräftigte noch einmal: „Wir werden alles dafür tun und wenn ich alles sage, meine ich alles.“ Sie legte kurz ihre Hand auf die von Veronika, dann schnüffelte diese resolut, putzte sich die Nase und stand auf. „Ich verlasse mich auf sie! Das hat Bertie einfach nicht verdient!“ Sie sah Magda und Ben ernst in die Augen. Dann reichte sie ihnen nacheinander die Hand und verließ leise den Raum.

      Magda und Ben sahen sich bedeutsam an, dann seufzte Magda und sagte bitter: „Keiner unserer Todeskandidaten bisher, hatte den Tod verdient und ich hasse es, immer wieder solche kranken Idioten fangen zu müssen!“ „Und doch tust du es immer wieder!“ Ben sah sie bewundernd an. „Ja, ich weiß“, seufzte Magda leise. „Einer muss es ja tun und weil wir zufällig gut darin sind, diese ekelhaften Subjekte zu fangen, tun wir es einfach und denken nicht lange drüber nach.“ Sie seufzte leise und Ben strich ihr liebevoll über die Schulter. „Ich geh erst mal ein wenig mit Fränzchen raus“, sagte sie leise. Ben nickte verständnisvoll.

      S E C H S

      Als Magda ihr Büro betrat, das sie sich mit den anderen teilte, stand Fränzchen sofort auf. Ein Blick auf ihre angespannte Gestalt hatte genügt. Er spürte sofort, wenn es ihr nicht gut ging und wusste aus Erfahrung, dass ein Spaziergang mit ihm, Wunder bei ihr wirkte. Er stellte sich vor sie hin und sah sie treuherzig an, woraufhin sie ihn liebevoll streichelte und ihm das Geschirr anlegte. Zum Glück war Herbert noch da und konnte mit von der Partie sein. „Kommst du mit Herbert“? erkundigte sie sich bei ihm und als er nickte, schob sie dankbar ihre Hand in seine und verließ mit ihren beiden Männern das Polizeirevier. „Wollen wir heute mal in die Obrunnschlucht?“ Fragend sah Magda auf und Herbert beeilte sich, zu antworten. „Aber ja, mein Schatz. Du hast mir schon so viel erzählt, von dieser romantischen Schlucht, mit den Miniaturgebäuden, die teilweise genau so, in groß vorhanden sind, oder Märchenschlössern nachempfunden sein sollen.“ Magda lächelte glücklich. „Ja, zum Beispiel ist das Kloster Höchst genau zu erkennen, ebenso wie das Hotel zur Post, oder die alte Bergkirche von Mümling Grumbach!“ Herbert nahm ihre Hand und zog sie durch seinen Arm. „Dann komm mein Schatz, lass uns die kurze Pause nutzen und eine kleine Auszeit nehmen. Fränzchen freut sich ganz sicher, stimmts, alter Knabe?“, worauf der Hund mit eifrigem Schwanzwedeln antwortete. Mein gescheiter Hund, dachte Magda zufrieden und drückte den Schlüsselkontakt, um das Auto aufzuschließen. Sie wuchtete das Fränzchen in seinen Käfig im Kofferraum und setzte sich auf die Beifahrerseite. Wie immer, genoss sie es, nicht selbst fahren zu müssen und überließ Herbert gern das Steuer. „So, jetzt fahr erst einmal nach rechts, an die Ampel, wo du dich links einordnest. Links Herbert, links!“ Herbert der eine Links-rechts-Schwäche hatte, fädelte sich schleunigst links ein und nach kurzer Zeit waren sie durch die Erbacher Straße gefahren und am Kreisel angelangt, der nach Rimhorn, oder Mümling-Grumbach führte. „Jetzt die zweite Ausfahrt! Und dann ein kleines Stück in den Wald, bis links das Parkplatzschild kommt – ups, da ist es schon!“ Herbert tat wie geheißen und ungeduldig stiegen sie aus. „Erst mal über die Straße, Moment Fränzchen! Hier bleibst du besser angebunden.“ Fränzchen, der den Weg gut kannte, lief schwanzwedelnd an der langen Leine voraus. Am nächsten Busch hob er das Bein und kaum waren sie drei Schritte weiter, am nächsten. „Das war aber nötig“, was mein Kleiner“, brummte Magda leise und Herbert

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