Скачать книгу

hatte als es versprochen war. Leider bekamen wir nur „drei Sterne“ anstatt die gebuchten „vier Sterne“. Das Hotel, in dem wir untergebracht waren, ist recht groß und ziemlich am Stadtrand gewesen, aber ansonsten nicht unbedingt schlecht. Tessa und ich haben uns amüsiert über das übereifrige Personal, weil immer einer von uns am Tisch verweilen musste, wenn man am Büfett etwas nachholen wollte, weil ansonsten gleich Kaffee und Besteck abgeräumt wurden. Wir besuchten den dortigen Weihnachtsmarkt und unternahmen in diesem Zusammenhang, außer der Stadtrundfahrt, eine tolle Tour mit der Pferdekutsche durch das weihnachtliche Prag. Tessa filmte zum ersten Male mit ihrer kleinen Videokamera, die sie zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte.

      Weihnachten an sich fand in Ruhe zu Hause statt, in dem Jahr hatte ich mir zwischen Weihnachten und Neujahr frei genommen. Carlo und seine Freundin waren an Heilig Abend da und es gab am ersten Feiertag, an dem Carlo mit seiner Freundin noch bei uns waren, Ente Rotkohl und Klöße. Am zweiten Tag gab es wohl, soweit ich mich erinnern kann, Schweinelende mit Sahnesoße.

      Silvester waren wir drei, meine Mutter, Tessa und ich allein, aber wir haben es uns recht gemütlich gemacht, ... Nelly und Fips natürlich auch. Es war ein ruhiger, aber zufriedener Wechsel

      vom Jahr 2008 in das Jahr 2009. Für dieses betreffende Jahr existieren außer den Erinnerungen auch wieder Aufzeichnungen und auch mein Terminbuch für die Patienten, welches übervoll ist. Ich starte am Montag, den 5. Januar mit Hausbesuchen auf dem Wallgraben und in Teversbrünn. In der Praxis tauchen die ersten Gutscheine zur Einlösung auf, die Weihnachten verschenkt wurden. Über das Wetter habe ich diesmal keine Aufzeichnungen gemacht, aber laut meinen Erinnerungen ist es nicht sehr kalt, sondern eher verregnet, denn meine Patientin, von der ich immer meine Weihnachtsente bekomme, hat wie ich es wohl schon erwähnte auch noch anderes Viehzeug, unter anderem Schweine. Sie schlachtet am 17. Januar und klagt über sehr schlechtes Wetter. Ich habe bei ihr Zutaten bestellt, die man zum Herstellen von Leberwurst benötigt, ich habe mich ans Werk gemacht und seit langem wieder einmal welche selber produziert. Am 21. Januar habe ich am Nachmittag meine Termine absagen müssen, es geht mir gar nicht gut. Wieder habe ich eine Erkältung, aber so stark, dass ich den Kontakt zu den Patienten abbrechen muss, ... ich würde sie anstecken. Ich habe Termine auf der Pflegestation und ich möchte die alten Leute nicht gefährden. Nach ein paar Tagen habe ich mich wieder aufgerafft, arbeite die Termine in der Praxis auf, aber lasse die Kosmetikbehandlungen weg, weil man sich ja dazu dicht über das Gesicht der Patientin beugen muss. Im Übrigen wagen auch indessen Männer den Weg in meine kleine Räumlichkeiten, um sich kosmetisch behandeln zu lassen, nicht nur ich finde das gut.

      Genau am 9. Februar 2009, also an Ferdinands Geburtstag fängt dieser an, seinen Garten regelrecht zu verunstalten. Leider werde ich als angrenzender Nachbar davon in Mitleidenschaft gezogen. Er lässt ausnahmslos alles was nicht niet und nagelfest ist abschneiden, bzw. absägen,... und das auch noch stümperhaft. Angefangen von der roten herrlichen Kletterrose an seiner Garage über die schöne Weide und die Birke, bis hin zu den Haselnussbüschen an der unmittelbaren Gartengrenze. Er macht auch nicht Halt vor dem schönen Kletterer „Je Länger je Lieber“ der sich unmittelbar an der einen Salonseite befindet. Es sieht alles wie abgefressen und dazu deprimierend aus. Es ist sicher keine Frage, natürlich muss man Bäume und Sträucher auch einmal zurückschneiden,.. aber doch nicht so. Nicht nur ich bin fassungslos über so eine totale Verunglimpfung. Nicht zuletzt war die Hecke nicht nur ein willkommener Sichtschutz, sondern auch ein Windschutz bei dem fast ständigen Wind hier oben an der Küste. Ich hatte zwar auf meiner Seite aus Ablegern eine Forsythiahecke angelegt, aber das wird noch eine Zeit dauern bis sie diesen Zweck erfüllt.

      Nach dem Missgriff, den ich durch die Frau Zugh damals gemacht hatte, entschloss ich mich dazu, wenigstens jemanden zum Saubermachen für die Praxis zu suchen, aber ich hatte auch damit kein Glück, weil ich mich nicht darauf verlassen konnte. Jetzt nehme ich den dritten und letzten Anlauf, mich nach wenigstens ein klein wenig Hilfe umzusehen. Ich habe mich ein wenig mit einer Patientin angefreundet, die nun schon indessen eine ganze Weile zu mir kommt und mir unter die Arme greift. Einmal in der Woche macht Rita ein wenig Furore wie man sagt, halt gerade das, was eben anliegt. Wir haben es so geregelt, dass Rita die Stunden aufschreibt, die sie gearbeitet hat und zum Monatsende arbeite ich es ab, in Form von Dienstleistungen, die ich in meiner Praxis zu bieten habe. Es klappt sehr gut, so brauche ich nur noch jeden Tag die Praxis wischen und die Toilette reinigen, den Arbeitsplatz selber muss ich wohl nicht erwähnen, das versteht sich von selber, aber es ist mir eine große Hilfe, wenn ich mich nicht auch noch um die anderen Dinge, wie Fenster putzen kümmern muss.

      Vom 9. bis zum 20. Februar hat Tessa Winterferien, sie fährt hin und wieder mit zum Wallgraben und begleitet mich bei den Hausbesuchen. So fährt sie an einem Tag mit einer 94 jährigen Patientin per Bus zum Supermarkt nach Teversbrünn um total „geschafft“ zurück zu kehren. „Oh Mutti, die liebe Frau Mondtaler ist ganz schön anstrengend, ... aber sie rennt richtig mit ihrem Einkaufswagen, ... und dann schreit sie von einem Ende zum anderen in der Markthalle was sie haben möchte , bestimmt weil sie so schlecht sieht“. „Ja, ich weiß, sie ist ein wenig anstrengend, aber eine sehr liebenswerte alte Dame, ich habe auch von ihr jedes mal einen Auftrag, etwas für sie aus dem Supermarkt zu besorgen und beim nächsten Hausbesuch mit zu bringen“. „Du kaufst wohl immer noch für Deine Patienten auch ein oder bringst ihnen etwas mit?“. „Ja, ja, ... wenn es sich machen lässt, ... gerade jetzt im Winter, wenn die Straßen oft glatt sind, manchmal bin ich halt nicht nur die Fußpflege, ... oder die Frau Fußdoktor, wie der eine ältere Herr mich mal bezeichnet hat, ... so ist das eben“. Und ich erzähle ihr von der Frau Mondtaler, die im letzten Jahr einen Schenkelhalsbruch überstanden hatte. Sie war dann einige Zeit an den Rollstuhl gebunden und auf der Pflegestation. Sie war fast blind aber sie raste regelrecht mit ihrem „Fahrzeug“ durch die Gänge der Station, ... mit Kopfhören auf und hörte Musik. Als sie mich einmal fast umgefahren hatte schrie sie lauthals: „Oh, ... Verzeihung!, ... aber wenn Sie das nächste mal kommen, dann bin ich schon wieder in meiner Wohnung!“. So war es dann auch. Dort fragte sie mich dann während der Behandlung: „Sagen Sie mal bitte, … meine Haare, sind die auch gleichmäßig gefärbt?!“. „Ja, ... sicher, es sieht gut aus, gehen Sie auch zum Friseur hier im Haus?“. „Nein, ... ich doch nicht!“, meinte sie in ihrer mir gewohnten Lautstärke. „Ich mache das alles noch alleine!“. „Ja, aber, … aber wenn Sie so schlecht sehen können?, wie machen Sie das denn?“. „Ach, ... Happerlapapp, ich ziehe mich komplett aus, gehe ins Bad und mache mir die Farbe darauf, ich bleibe so in der Dusche sitzen bis die Zeit um ist, ich mache das Radio an und höre auf die Zeitansage, ... und dann spüle ich eben alles ab und ziehe mich wieder an!“, sagte sie, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, nur wenn man so eine positive Lebenseinstellung hat, dann wird man auch so alt. Auf der Heimfahrt unterhalte ich mich noch ein wenig mit Tessa über ihre beruflichen Ambitionen. „Ich glaube Mutti, das mit der Kosmetik ist nichts für mich, und das mit den Füssen schon gar nicht, ... ich möchte das nicht machen“. „Na, ja, und wie ist es mit Massagen?“. „Jaaa, ... das kann ich mir schon eher vorstellen, ... aber so wie Du selbstständig sein, ich glaube das möchte ich nicht“. „Das brauchst Du ja auch nicht, überlege Dir was Du gerne willst, … aber irgendwo im Gesundheitswesen einen Beruf anfangen, das würde Dich schon ganz allgemein interessieren?“. Ja, das schon, aber ich weiß noch nicht genau was ich machen soll“. „Ein wenig Zeit ist es ja noch bis dahin, konzentriere Dich auf Deine Abschlussprüfungen und dann werden wir schon weitersehen, … wenn Du dich dafür entscheidest so wie ich, vielleicht eine Ausbildung zum Masseur und Medizinischen Bademeister zu wählen, dann hättest Du damit eine recht solide Grundlage, das heißt, Du hättest ein medizinisches Grundwissen, mit dem Du Dich jederzeit weiterbilden kannst, ... und ich könnte Dir mit fachlichem Wissen zur Seite stehen und Dir helfen wenn es Fragen gibt . „Ja, ... da hast Du recht Mutti, ... ich werde es mir überlegen“.

      Während der Winterferien von Tessa hatte ich keine freien Tage, ich schaffte es aber, am 20.Februar zum Friseur zu gehen und meinen Kopf in Ordnung bringen zu lassen.

      Zu Ostern werde ich mir dann mit Tessa eine kleine Auszeit gönnen.

      Der März ist wie gehabt mit Terminen randvoll. Kurz nach 7.00 Uhr morgens starte ich wie gehabt zum Hausbesuch oder gehe in die Praxis,.. am Abend massiere ich oft mit letzter Kraft oft nach 20.00 Uhr den letzten Patienten.

Скачать книгу