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und sehr oft auch noch viel länger. Ich schicke niemanden weg, auch wenn noch jemand kommt, wenn ich weit nach 21.00 Uhr endlich die Praxistür hinter mir abschließen möchte und nach Hause gehen will, weil jemand irgendwo einen Schmerz verspürt oder ein Hühnerauge plagt. Nicht selten werde ich auch am Wochenende angerufen und um Hilfe bei einem „Hexenschuss“ gebeten, ich überlasse niemanden seinem Schicksal, keine Frage. - Ich rechne mal wieder aus, wie lange ich noch an dem Schuldenberg, der mir der Udo freundlicher Weise überlassen hat, noch zu knabbern habe. Es lichtet sich, im Frühjahr 2010, wenn nichts dazwischen kommt, werde ich endlich alles abgetragen haben und damit wird dann etwas für Tessa und für mich übrigbleiben. Ich verdiene ja jetzt nicht schlecht, das nicht, aber ich muss auch den ganzen Tag dafür arbeiten, weil eben mit der Selbständigkeit hohe „Abgaben“ verbunden sind, die ich bereits in Teil 2 erläutert habe. Wenn ich jetzt, ebenfalls schon einmal gesagt, einen Partner hätte, der gleichfalls verdient, dann hätte man keine größeren Probleme gehabt. Aber weil es nicht so ist,.. das mit dem gut verdienenden Partner, muss ich weiter alles im Leben nehmen wie gehabt, wie es war und ist, ... und sagen: Es wird schon.

      Im Februar 2008 schickt mir Franks Bruder das versprochenen Foto von Franks Grabstelle, was soll ich anderes sagen, als dass ein großer Schmerz damit verbunden ist, ich weiß, ich werde loslassen müssen, wie es mir gelingen soll, das weiß ich allerdings nicht. Ich fahre nach Teversbrünn und lasse das Bild, welches mir Frank einmal von sich geschenkt hat, ... damals 1979, vergrößern und kaufe einen schönen passenden Rahmen dazu. - Kurz darauf ereilt mich ein neuer Arthroseschub, der durch eine starke Erkältung ausgelöst wurde, die ich lange und krächzender Weise mit mir herumgeschleppt habe, obwohl ich so etwas wie Erkältung bei mir selber so gut wie überhaupt nicht kenne. Zum ersten male spüre ich deutliche Schmerzen in meiner linken Hüfte. Ich behandele mich selber mit Baunscheidt – Verfahren ( Mit einer Art Nadelrolle werden die Hautporen an der betreffenden Stelle geöffnet und dann anschließend mit einer speziellen Tinktur eingerieben ). Meine Beschwerden bessern sich, dafür erscheinen andere Dinge auf der Bildfläche, mir ist schwindelig, mein Blutdruck ist zu hoch und ich muss dagegen etwas einnehmen. Das noch größere Übel aber ist meine Haut, es erscheinen nach und nach kleine rote Stellen, die anfangen ganz schrecklich zu jucken, ich kratze und sie breiten sich flächig aus, sind trocken, rot und reißen ein. Zuerst an den Oberschenkeln, dann an den Hüften und Rücken, dann an den Füßen und den Armen, schließlich überdecken sie den ganzen Körper, nur die Hände und das Gesicht bleiben verschont, es sieht abscheulich aus. Ich brauche nicht lange zu rätseln: Neurodermitis, ausgelöst durch die nervliche Belastung und wahrscheinlich hervorgeholt durch die Baunscheidtbehandlungen. Es ist durchaus möglich, dass, wenn man eine Besserung einer bestimmten Krankheit erreicht hat, eine andere an das Tageslicht befördert wird. Diese hat dann meist irgendwo im Körper an irgendeiner Stelle „geruht“. Manchmal hat man auch das Phänomen, dass sich die ganze Angelegenheit wieder umkehrt, dann ist die Ausgangserkrankung wieder da. Ich bin am Boden zerstört, meine Haut, mit der ich noch nie ein Problem gleich welcher Art hatte, sieht scheußlich aus. Ich muss etwas tun, zudem kann ich nicht schlafen, weil die regen Spaziergänger in meinem Kopf zu Dauerläufern geworden sind. Jetzt kommt noch dieser Juckreiz dazu, die Bettwärme tut ihr übriges, was soll das alles nur werden?. - Der Ferdinand klingelt eines abends an meiner Tür und verlangt Wassergeld, obwohl ich eine eigene Uhr im Keller habe und demzufolge auch eine eigene, ganz andere Verbrauchernummer mit entsprechenden Abschlägen, die ich jeden Monat entrichte, eben bis zur fälligen Endabrechnung. Ich hatte das schon einmal. „Ich sage es Dir noch einmal Ferdinand, … das ist nicht meine Mahnung, ... ich habe alles bezahlt!“. „Ich habe aber diese Mahnung bekommen, es geht alles über mich und wenn Du nicht zahlst, dann muss ich für Deine Rechnung aufkommen“, meint er. „Das ist doch Blödsinn, das ist nicht meine Rechnung, wie wäre es denn, wenn Du mal richtig hinschaust, erstens habe ich eine ganz andere Abschlagssumme als Du, zweitens eine andere Verbrauchernummer und drittens habe ich alles ordnungsgemäß überwiesen wie immer, ... das ist Deine Mahnung, ... nicht meine!“, verteidige ich mich ärgerlich. Er bestreitet noch immer alles und ich mache einfach die Tür vor seiner Nase zu. Am nächsten Tag rufe ich beim Zweckverband an und bitte darum, die Sache richtig zu stellen. Natürlich war es Ferdinands Rechnung bzw. Mahnung. Kurze Zeit später spielt sich das Gleiche mit der Abfallwirtschaft und der Gasrechnung ab. Ferdinand bringt mir Ende Februar einen Schmierzettel, ... im wahrsten Sinne des Wortes, und fordert eine riesige Summe zwecks Gasrechnung. „Nein, Ferdinand, ... das akzeptiere ich so nicht, das hatten wir wohl schon, ich möchte bitte sehr genau aufgeschlüsselt haben, was ich insgesamt bezahlt habe und was ich verbraucht habe, also eine vernünftige Abrechnung mit der aktuellen monatlichen Abschlagssumme!“, wehre ich mich. „Du hast verbraucht was hier steht“, meint er und zeigt mit dem Finger auf verschmierte Zahlen, von denen keiner weiß was es sein soll. „Dazu kommt aber noch eine alte Abrechnung“, fügt er hinzu. „Nein, nein, mein lieber Freund, die Betriebskostenabrechnung hat jeweils bis zum Ende des darauffolgenden Jahres zu erfolgen, ... und zwar eine vernünftige, ordentliche, Abrechnung wohlgemerkt, ... das bezahle ich nicht, ... und bevor Du nicht eine ordentliche Rechnung vom vergangenen Jahr erstellt hast, tut sich ebenfalls nichts, ... ich möchte keine geschätzte Abrechnung, ... ich verlange wie gesagt eine brauchbare Rechnung, und wenn Du nicht in der Lage bist, eine solche zu erstellen, dann musst Du eben jemanden hinzuziehen, der den Gesamtbetrag abliest und anschließend meinen verbrauchten Teil ausrechnet. Dann lasse doch an jeden Heizkörper, wie es aller Ortes üblich ist, diese Dinger anbringen und jemanden kommen, der abliest“. Er stutzt einen Augenblick. „Aber wenn Du das so haben willst, dann musst Du das auch selber bezahlen!“, meint er. „Oh, nein mein lieber Freund,.. das glaube ich weniger, Du bist doch der Hausbesitzer, Du sagst doch immer: das gehört alles mir, ... also bitte!, ... ich bezahle jedenfalls erst, wenn ich eine vernünftige Rechnung in der Hand habe , ... und außerdem möchte ich Dich daran erinnern, dass Du meiner Mutter noch immer nicht gerade sehr wenig Geld schuldest, ... wenn wir schon mal beim Thema Finanzen sind!“, sage ich im korrekten, aber bestimmten Ton zu ihm. Er nimmt ohne Worte seinen Schmierzettel, murmelt etwas in sich hinein und verschwindet.

      Es nähert sich der März und damit ein neuer Frühling, wie in jedem Jahr wartet man auf die ersten Frühlingsblüher und ersehnte Sonnenstrahlen, und auf das Kommando: Der Garten ruft. Ich nehme die Winterdeko aus dem Praxisfenster und orientiere mich auf das Frühjahr, ich sehe mich nach Stiefmütterchen um. Meine Erkältung, die mich noch recht lange gequält hat ist weg, mein Blutdruck hat sich gebessert, aber meine Haut ist so arg kaputt, ich möchte mich nirgends ausziehen, ich fürchte mich fast vor der T– Shirt und kurze Hosenzeit. Ich bin dabei, alles mögliche auszuprobieren aber geholfen hat bisher nichts, ... und die Hautärzte kann man so ziemlich alle vergessen, da wird man nur zugekleistert, so als ob die Haut eine Tapete wäre. Klar kann oder muss man auch gegen den Juckreiz etwas tun, aber Neurodermitis kommt aus dem Körperinneren, also muss man auch da ansetzen. Ich bin dabei zu entgiften, der Körper will etwas loswerden, er tut es zuerst über die Leber, dann über die Nieren und wenn er das alles nicht schafft, dann nimmt er die Haut. Also wenn ich nur meine Haut zukleistere, wenn ich diesen Ausdruck noch einmal verwenden darf, dann kann der Körper nichts loswerden, weil ich damit alles was er loswerden will oder muss, nur wieder in den Körper hinein drücke. Nach der Entgiftung, die durchaus monatelang dauern kann, muss ich nach einem geeigneten Mittel suchen, das Immunsystem und damit die Zellen neu aufbauen.

      Mein Geburtstag nähert sich, der halbrunde, wie man es bezeichnet, ... 55 Jahre, ... Hilfe!. Am liebsten würde ich wieder für ein paar Tage verschwinden, meine ich, als man mich nach meinen eventuellen Wünschen fragt. Also bekomme ich von meiner Mutter und den „Großen“, Henny und Carlo einen Zuschuss zum „Verschwinden“. Ich entscheide mich für Bad Tadelsand, in der Nähe meiner Heimatstadt Seelstein, dort gibt es eine neue Therme. Ich versuche in diesen vier Tagen ein wenig zur Ruhe zu kommen. Tessa ist groß genug, meine Mutter hält sich während dieser Zeit in unserer Wohnung auf, so braucht Nelly nicht in die Tierpension. Meine Mutter oder Tessa brauchen sie nur nach Bedarf in den Garten hinauszulassen, der ist ja nun wirklich groß genug. Ich gönne mir in diesen Tagen außer den geplanten Behandlungen völlige Ruhe. Ich gehe vor den Therapien ( Moorbäder und Packungen mit Nachtkerzenöl ) spazieren und lege mich dann hin, ich versuche, mich wenigstens ein bisschen einzukriegen, aber es gelingt mir nur teilweise. Ich könnte ohne weiteres auf der Rückfahrt einen Besuch auf dem Friedhof in Herzoghausen einplanen, aber ich kann es

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